Burghausen: Hin und wieder zurück
Erste Runde DFB-Pokal, erstes Pflichtspiel der Saison, Ende der Sommerpause. Genug Gründe für mehr als 2000 Borussen, sich auf den Weg in das beschauliche Burghausen an der österreichischen Grenze zu machen. Wenn man ein Dreieck zwischen München, Salzburg und Passau ziehen würde, befindet sich Burghausen ziemlich nahe an der Mitte und somit nicht wirklich in der Nähe von irgendetwas. Doch wie kommen die 2000 Fans an einem Samstagnachmittag nach Burghausen?
Im folgenden erfahrt ihr von Vieren der 2000 BVB Fans, wie sie die Reise gemeistert haben und was sie erlebt haben. Ziel ist es, mal einen kleinen Überblick zu geben, ohne jeden Anspruch auf Repräsentativität zu verfolgen.
Marc bewältigte die 842 km aus Hamburg mit einer Kombination aus Flugzeug und Bahn, Viola fuhr erstmal rund 340 km nach Dortmund, um von dort mit dem Bus von Assmann die rund 680 km abzuspulen, Redaktionskollege NeusserJens und seine Autobesatzung schmetterten mit einem Opel Vectra die 690 km nach Burghausen und der Redakteur dieses Artikels ließ es sich nicht nehmen, die 820 km aus einer niedersächsischen Vorstadt von Hamburg mit der deutschen Bahn zu bewältigen.
Marc hatte sich schon einen Monat vorher einen 1-€-Flug von Hamburg nach Salzburg bei einer Berliner Fluggesellschaft gesichert. Für ihn ging es schon Freitag Morgens um 6:20 Uhr gen Süden. Eine Stunde und 15 Minuten später hatte er den Großteil der Anreise schon abgespult. Zusätzlich blieb noch Zeit, Salzburg zu erforschen und zu genießen, einschließlich nächtlicher feuchtfröhlicher Unterhaltung mit Fans von Austria Salzburg, die ihm auch eine Koje zum Übernachten boten. Am nächsten Morgen ging es dann zeitig von Salzburg aus los mit der Bummelbahn nach Burghausen. Geprägt war die Fahrt von einem Umstieg und 30-minütigen Aufenthalt in Tüßling, „der vermutlich verlassensten Bahnstation östlich des Mississippi.“ Schließlich traf Marc gegen halb zwei in Burghausen ein. 1 Tag und rund 7 Stunden nachdem er sich in Hamburg auf den Weg gemacht hatte.
Nach dem Spiel ging es dann wieder zurück nach Salzburg. Diesmal allerdings komfortabler und geselliger in einem Bulli. Trotzdem wurde das Spiel der Austria gerade so verpasst, so dass nur noch der Konsum einiger Bierchen im Stadion blieb. Am Sonntag ging es dann mit dem RailJet (österreichisches Pendant zum ICE, nur mit funktionierenden Toiletten und Klimaanlagen) und dem ICE zurück nach Hamburg, wobei einige Bundesligisten sich bei der Bahn was abschauen können: An Stehplätzen mangelt es nicht, nur an Sitzplätzen. Pünktlich zur Tagesschau konnte dann auf dem heimischen Sofa wieder Platz genommen werden.
NeusserJens macht sich mit vier anderen Unentwegten und einem Auto auf den Weg ins bayrische Niemandsland. Mit einer gehörigen Portion Vorfreude und tiefen Augenringen ging es gegen 5 Uhr los. Nach kurzen Strecken über die A57 und A4 hieß es erstmal 565 km immer nur A3. Um 7:30 gab es die erste Rast, die für ein Frühstück genutzt wurde. Einige Mitfahrer holten tatsächlich Müsli, Schüssel, Löffel und Milch aus ihrem Rucksack. So etwas fällt wohl in die Kategorie gut vorbereitet bis spießig.
Später fand das Navi dann noch eine geniale Abkürzung, die sich tatsächlich als Abkürzung herausstellte. Nur hatte der fahrbare Untersatz in den Serpentinen mit voller Besatzung dann doch arg zu kämpfen, schließlich musste der erste Gang zeigen, was er kann. Nach einem versehentlichen Abstecher in die Altstadt wurde das Stadion gegen 13:15 Uhr erreicht. Nach dem Spiel dann mit einem Tankstop in Österreich wieder schnell zurück. Bei der ersten Rast traf man dann gefühlt auf alle anderen Autobesatzungen und ein Burgerbrater und Sandwichbastler machten nochmals kräftig Umsatz. Danach ging es mit Karacho zurück, nur unterbrochen durch einen kleinen Stopp, der genutzt wurde, „Wacker, Wacker“ auf seine Tanztauglichkeit zu testen.
Meine Reisegruppe nutzte das Gruppenspezial für 44 € pro Person, wirklich ein sehr faires Angebot, das leider im August ausläuft. So schälte man sich frühzeitig aus den Federn, um den ICE 1081 gegen halb sechs zu entern. Ordentlich feste und flüssige Nahrung im Gepäck selbstverständlich. Da vier Personen keine Gruppe im Sinne der deutschen Bahn machen, enterten in der niedersächsischen Landeshauptstadt weitere Anhänger der Borussia den Zug. Bis zur Universitätsstadt Göttingen schwoll die Gruppe auf rund 15 Personen an, von denen einige sich mit Hilfe der Saturntickets angeschlossen hatten. Zusätzlich befand sich noch "Schneller Reifen Hamburg" im Zug. In Kassel stieg dann noch eine Reisegruppe Damen gehobeneren Alters zu, die sofort die Chance wahrnahmen und plötzlich viel zu schwach waren, diverse Koffer, Trollys und Taschen in die Ablagen zu befördern. Als Dank bekam man für die Hilfe kurze Zeit später die Sektkorken um die Ohren. Schließlich erreichte man München trotz 6 Stunden Fahrt pünktlich. Ab München ging es dann unspektakulär mit der Regionalbahn weiter. Unterwegs stieg noch Marc im schon bekannten Tüßling zu.
Nach dem Spiel hatte man bis 21 Uhr Zeit, aber irgendwie zog es alle schnell weg aus der Provinz. Also Abmarsch zum Bahnhof und erstmal gefreut: Die Bahn sollte durchfahren bis München. Dieser Umstand war wohl der bayrischen Polizei zu verdanken. Doch irgendwie bekam man während der Fahrt das Gefühl, die letzte am Regelbetrieb teilnehmen Ferkeltaxe erwischt zu haben. Die Fahrt zog sich wie ein Kaugummi, und die Tour von München zurück erschien dagegen wie ein Katzensprung. Schließlich traf man gegen 21 Uhr wieder in München ein und wollte mal schaun, ob es nicht doch eine frühere Verbindung nach Hause gab. Dank Ferienzeit waren leider alle Nachtzüge komplett voll, so dass nichts zu machen war. Schließlich blieb nichts anderes übrig, als sich auf die beschwerliche Bummelbahnreise in die fränkische Hauptstadt zu machen. Ab dort ging es dann mit dem ICE weiter und rund 29 Stunden nach der Abfahrt fiel man erschöpft aus dem Zug und freute sich nur noch auf das Bett.
Für Viola ging es am Freitag gegen 17 Uhr los. Um halb acht war Ankunft in Dortmund und danach ging es direkt um das leibliche Wohl bei Pizza und kalten Fangetränken. Um 1 Uhr noch einmal Frischmachen und schon ging es ab zum Treffpunkt. Gegen 2:15 Uhr machte sich der Bus der Away Sups Werdohl auf den Weg in Bayernland. 09 Minuten nach Abfahrt kreiste dann schon wieder die Sektflasche bei den weiblichen Fahrgästen. Nach einem Zwischenstopp in Lüdenscheid zwecks Aufsammeln von weiteren Mitreisenden ging es über die A45 auf die A3.
Nach dem Spiel ging es zügig um 18 Uhr los Richtung Bierstadt. Während der obere Teil des Busses zur Partyzone erklärt wurde, ruhten sich unten die Erschöpfteren etwas aus. Bei der Abendessenrast wurde einem dann noch tierisches Varieté geboten, da es sich eine Maus nicht nehmen ließ, mal beim Essen vorbei zu schauen. Da schmeckt doch der Raststättenfraß doppelt so gut. Ob es der Maus auch gemundet hat, ist leider nicht mehr zu klären gewesen. Über Lüdenscheid ging es dann ereignislos nach Dortmund, wo man gegen 3 Uhr eintraf. Um 3:32 Uhr sollte es dann mit dem Zug nach Hause gehen. Leider erwies sich die Bahn wieder mal als unzuverlässig, doch schließlich war Viola am Sonntag gegen 8 Uhr wieder zu Hause.