Noch zwei Monate Vollgas
Natürlich, wir haben drei der letzten vier Spiele verloren, darunter das Derby: Das hatte man sich anders vorgestellt. Da erscheint einem die Zeit, in der das Stadion lautstark und stolz resümierte, dass der BVB wieder da sei, lange her. Diese ganze Freude, um nicht zu sagen: Euphorie. Alles umsonst? Nein, das große Ziel steht immer noch: Endlich wieder Europa!
Es geht zur Zeit gefühlsmäßig ruhig zu in der ehemaligen Bierhauptstadt, trotz der Tatsache dass Dortmund etwas großes, ruhmreiches erleben könnte. Flutlichtspiele kennt ein jeder Borusse, doch viele junge Fans dürften Borussia in einer europäischen Gruppenphase höchstens vor dem Fernseher regelmäßig gesehen haben. Lang, lang ist es her, als Schwarz-Gelb alljährlich den Kontinent erkundete. Mit alljährlich ist also nicht das „Intermezzo Udine“, sondern der Jahrhundertanfang gemeint. Rosicky war noch da, der größte Spieler der Bundesliga-Geschichte spielte noch hier und die Ecken des Westfalenstadions waren frisch gebaut. Und die Europaleague hatte noch nicht ihren Namen und Spielmodus.
Auch wenn diese Ära traurig endete – Stichwort Sochaux – ganz Dortmund wünscht sich diese Zeiten, oder zumindest diese Spiele zurück, auch wenn es manch einer noch nicht so recht raus schreit.
Berechtigt ist diese Zurückhaltung jedenfalls ohne jeden Zweifel, denn keiner erinnert sich gerne an den letzten Spieltag in Gladbach letzte Saison. Diese Aufholjagd in der Liga, das Unmögliche möglich gemacht und sich auf Frankfurt verlassen. Klappte ja auch – aber eben nicht hundertprozentig. Was ist uns da alles durch die Lappen gegangen. Nicht nur viel Geld, sondern eben jene großartige Fußballabende. Schnell ist die Zeit seit Mai 2009 vergangen, wir haben nun jetzt schon die Chance, dieses bittere Erlebnis endgültig abzuhaken und versäumtes nachzuholen.
Denn dieses Jahr ist es nun wieder möglich. Man mag es kaum aussprechen, aber die Saison ist bald vorbei. Und unser BVB? Auf Platz fünf, einen Punkt vor Werder. Wir haben die tabellarisch gesehen starken Gegner hinter uns, das heißt aber nichts. Wer aber Gold wert sein könnte, ist unser Kapitän. Es geht für Sebastian Kehl darum, sich wieder in der Mannschaft zu etablieren. Er könnte der Mannschaft den nötigen Rückhalt geben und sie während des Spiels motivieren. Nichts anderes braucht Klopps Elf. Fußballspielen kann sie, das hat sie eindrucksvoll auch ohne Kehl bewiesen, wie oft aber ist sie nach einer Führung eingeknickt und in Gedanken schon Duschen gewesen?
Selbstverständlich gehen auch schon die ersten Rechenspielchen um, so auch in der Mitgliederzeitschrift. DFB-Pokal, Bremen, sechster Platz. Es ist nicht verwerflich, sich darüber Gedanken zu machen. Diese Gedanken bringen uns aber momentan nicht weiter und man sollte sich auch nicht (wieder) auf andere verlassen. Fakt ist, dass die Chancen für Europa so gut stehen, wie schon lange nicht mehr im März.
Die Gefühlslage nach dem 24. Spieltag ähnelt der, nach Saisonende letzten Jahres. Wochenlange Euphorie pur, eine beeindruckende Siegesserie, „der BVB ist wieder da“ und anschließend irgendwie Enttäuschung, aber relativ wenig Frust über die Mannschaft, auch wenn sie es unnötigerweise selber vermasselt hat. Schwarz-Gelb hat es jetzt in der Hand, nach Saisonschluss nicht wieder Kommentare wie „Hat zwar nicht geklappt, war aber trotzdem eine geile Saison“ aufkommen zu lassen. Noch zehn Spiele, etwas mehr als zwei Monate auf dem Platz und entsprechend auf der Tribüne alles geben und endlich kann jenes Gefühl wieder kommen, was den Europapokal ausmacht und so unbeschreiblich ist. Fangen wir doch gegen Gladbach am Samstag an.
Sven, 2.3.2010