?La Pantera?: Achtung, brandgefährlich
Panther sind schnell. Und sie sind geschickte Jäger. Sie nähern sich ihrer Beute so leise, dass sie längst zugeschlagen haben, wenn diese den Angriff realisiert. Und was noch hinzukommt: Die Wildkatzen sind stets auf große Beute aus.
Spätestens jetzt dürfte dem letzten klar sein, warum sich Lucas Ramon Barrios Arioli schon in jungen Jahren vor allem in Argentinien und Chile als „La Pantera“ einen Namen gemacht hat. Der 25-Jährige Angreifer wird dank seiner fußballerischen Attribute oft mit dem gefährlichen Raubtier verglichen. Er ist groß, schnell, antrittsstark und torgefährlich. Und oft bemerken ihn seine direkten Gegenspieler erst, wenn es zu spät ist und der Ball einmal mehr im Tor eingeschlagen hat. Mit seiner Spielweise passt er perfekt zu Dortmund und zum laufintensiven System von Klopp. Immer wieder arbeitet der Stürmer auch mit nach hinten und erkämpft so viele Bälle. Anders als zum Beispiel bei Nelson Valdez leidet darunter aber nicht seine Torgefährlichkeit. Eine gute Technik sowie ein ordentliches Kopfballspiel vervollständigen das Komplett-Paket. Schon neunmal konnte der Argentinier, der den Gazetten bei seinem Wechsel nach Deutschland als angeblicher „Welttorjäger“ reichlich Stoff zum Schreiben geliefert hatte (laut der obskuren IFFHS, die den Titel vergibt, gewann ein gewisser Leandson Dieas da Silva in 2008), in der laufenden Spielzeit für den BVB einnetzen. Der Stürmer, der sich noch Hoffnungen auf eine Berufung in die argentinische Nationalmannschaft macht, ist nach kurzer Anlaufphase angekommen im Ruhrpott. Doch so reibungslos verlief es nicht immer in seiner noch jungen Karriere.
Das Fußballspielen erlernte der 1,86 Meter große Barrios bei den Argentinos Juniors, auch bekannt als Heimatverein von Diego Armando Maradona. Hier debütierte er schließlich auch im Profifussball. Über die Stationen bei CA Tigre, CD Temuco und CA Tiro Federal in der 2. argentinischen und chilenischen Liga, wechselte der Stürmer im Jahr 2006 zu Deportes Cobreola, einem Verein in der höchsten chilenischen Spielklasse. In etwa einem Jahr gelangen ihm in 39 Spielen 26 Tore, für den damals gerade einmal 21 Jahre alten Nachwuchsspieler eine bemerkenswerte Quote. Doch der darauffolgende Wechsel zum mexikanischem Spitzenklub CF Atlas stellte sich als Fehler heraus – ein erster Knick in der Karriereplanung. Ihm fehlte die Bindung zum Team sowie das Vertrauen von Trainer und Umfeld und so gelang ihm in dürftigen 14 (Teil-) Einsätzen gerade einmal ein mickriges Törchen. Zu wenig für Barrios. Als Konsequenz daraus wechselte er noch im selben Jahr zu CSD Colo Colo, der schon vorher ein Auge auf den Stürmer geworfen hatte. Scheiterte die Verpflichtung nach seiner starken Saison bei Deportes Cobreol noch, kam ein Wechsel im Jahr 2008 dann schließlich zu Stande. Und die Rückkehr nach Chile sollte Lucas nicht bereuen. Seine wiedergefundene Treffsicherheit verlieh ihm eine Menge Respekt und Anerkennung, in 38 Spielen gelangen 37 Tore. Nicht genug, gewann Colo Colo dank seiner Treffer zusätzlich den chilenischen Meistertitel und qualifizierte sich außerdem für den Copa Libertadores de América, dem südamerikanischen Pendant der Champions League. Seinen Vorgänger, den chilenischen Fußballstar Humberto Suazo, der selbst einmal Welttorjäger geworden war, ließ Barrios so schnell vergessen und avancierte selbst zum Publikumsliebling. Überschwänglich und euphorisiert äußerte sich demnach auch sein damaliger Trainer Marcelo Barticciotto, selbst gebürtiger Argentinier, zu dem Landsmann. „Gott sei Dank spielt er für uns! Sein Selbstvertrauen ist beeindruckend, und er hat sich alles verdient, denn er arbeitet fleißig und ist ein großartiger Junge." Worte, die auch die Fans von Borussia Dortmund mittlerweile unterschreiben können.
In seiner gesamten Zeit bei dem chilenischen Verein traf Barrios 49 mal ins Schwarze und benötigte dafür gerade einmal 53 Einsätze. Starke Werte, die ihn auch für zahlreiche Mannschaften in Europa zu einem interessanten Spieler machten. Hatte sich vor allem die Hertha aus Berlin immer mal wieder im Halbjahrestakt für den Torjäger interessiert, war es schließlich der nach einem Frei-Nachfolger suchende BVB, der den Zuschlag bekam. Trainer Klopp: „Er hat uns mit seinen starken Leistungen überzeugt. Das einzige Kriterium, das für uns gezählt hat.“ Für vergleichbar günstige 6,5 Millionen US-Dollar (4,2 Millionen Euro) eiste ihn Sportmanager Michael Zorc von Colo Colo los und stattete „La Pantera“ mit einem Vertrag bis 2013 aus. Fette Beute für den BVB. Und ein echter Glücksfall. Auch ohne das Prädikat "Welttorjäger".
Daniel R., 20.01.2010