Die Geschichte des BVB - Teil 14: Von 1979 bis 1988 (III)
In dieser Rubrik findet ihr ab jetzt einen Rückblick auf über 100 Jahre Borussia Dortmund und ein wenig mehr. Denn wir werfen auch einen kurzen Blick auf die übrige Dortmunder Fußballlandschaft.
Nachdem der BVB im Kellerduell in Bielefeld mit 0-3 verliert und auf dem letzten Platz abrutscht, gibt Präsident Dr. Rauball ein neues Ziel vor: „Den drittletzten Tabellenplatz und damit die Ausscheidungsspiele erreichen." Um die angeschlagene Mannschaft aufzurichten, entflieht der BVB dem deutschen Winter ins spanische Estepona. Ein Erfolg bringt diese Maßnahme schon beim nächsten Spiel, denn gegen den Spitzenreiter FC Bayern erreicht der BVB ein 1-1. Bei diesem Spiel gibt Günter Kutowski sein Bundesliga-Debüt. Aber erst am 16.03.85 feiert der BVB seinen ersten Sieg in diesem Jahr. Und nach einer Siegesserie und einem Erfolg im Kellerduell gegen den KSC erreicht der BVB erstmalig in diesem Jahr einen Nichtabstiegsplatz. Aber Mitte April der nächste Schock, denn Erich Ribbeck verkündet auf einer Pressekonferenz, dass er für die neue Saison einen Drei-Jahres-Vertrag bei Bayer Leverkusen unterschrieben hat. Eine Niederlage erlitt der BVB vor dem Dortmunder Arbeitsgericht. Die Kündigung von Ex-Manager Tippenhauer ist unwirksam und der BVB muss Gehaltnachzahlungen in Höhe von 57.700 DM leisten. Der BVB gibt am 26.4. auf einer Pressekonferenz bekannt, dass Pal Csernai zur neuen Saison Trainer wird. Der aktuelle Coach von Benfica Lissabon unterschreibt einen Einjahres-Vertrag. Die nächste Schreckensmeldung erhält der BVB am 06. Mai.
Der DFB teilt Borussia Dortmund mit, dass die Lizenz für die kommende Saison aufs Höchste gefährdet ist. Der BVB muss innerhalb der nächsten 14 Tage ein Sanierungskonzept vorlegen. Die Rückrunde verläuft beim BVB auf und ab. Im Derby in Gelsenkirchen verliert der BVB nach hartem Kampf mit 1-3 und muss weiter zittern. Aber dank der „Fehleinkäufe" Wolfgang Schüler und Andre Egli, der in dieser Saison sogar als Stürmer eingesetzt wird, gewinnt der BVB das Heimspiel gegen Werder Bremen mit 2-0 und erreicht den 14. Platz mit 30-38 Punkten und 51-65 Toren. Am 11. Juni verkündet Rolf Rüssmann das Ende seiner aktiven Karriere: „Das Angebot des BVB war für mich nicht akzeptabel. Ich wäre nur geblieben, wenn ich für übernächstes Jahr ein Manager-Angebot bekommen hätte." Als Nachfolger wird eine Woche später der Bielefelder Manndecker Dirk Hupe als erster Neuzugang verpflichtet. Nur 5 Tage später wird der Vertrag von Andre Egli aufgelöst. Der Schweizer wechselt wieder zurück zu Grasshoppers Zürich. Der BVB spart dadurch 250.000 DM Gehalt und 350.000 DM Restablöse.
Zum ersten Training in der neuen Saison erscheinen 6.000 Fans in der Roten Erde, um den neuen Trainer Pal Csernai zu beobachten. Dazu werden auch drei Neuzugänge vorgestellt. Neben Dirk Hupe und Tadeusz Krafft (von Eintracht Hamm) findet man dort den Ex-Nationalspieler Horst Hrubesch. Der 34-jährige ist für 150.000 DM (Für diese Summe kommt ein Sponsor auf) von Standard Lüttich in die Bundesliga zurückgekehrt und soll beim BVB der Knipser sein, den man in Dortmund braucht. Die zweite Trainingswoche verbringt der BVB im emsländischen Herzlake und dort stehen die Ballarbeit und das Einstudieren der Raumdeckung. Die anfängliche Skepsis gegenüber Csernai verschwindet bald in eine Begeisterung und Raducanu schwärmt: „Ich habe noch nie einen Trainer gehabt, der sich so intensiv um jeden einzelnen bemüht." Neuer Kapitän wird der gerade erst verpflichtete Horst Hrubesch. Am 03.08.1985 findet erneut ein Derby statt. Im Freundschaftsspiel zwischen dem FC Sch*lke und dem BVB siegen die Borussen mit dem 3-1 und zeigen ihr strahlendes Gesicht.
Das andere Gesicht sieht man aber dafür häufiger, so dass der BVB nach der 1-6-Niederlage gegen Bochum Tabellenletzter ist. Nach häufigem auf und ab erreicht der BVB überraschend einen 1-0-Sieg beim FC Bayern. Dank des neuen Liberos Pagelsdorf, den Paraden von Immel und dem Tor von Bittcher kann der BVB endlich gewinnen. Es folgen weitere Siege, doch ausgerechnet im Derby verliert der BVB klar mit 1-6 in Gelsenkirchen und auch das 0-3 in Hamburg lässt viele an Borussia Dortmunds Bundesligatauglichkeit zweifeln. Am Ende liegt der BVB auf Platz 13 mit 16-22 Punkten und 29-42 Toren. Zumindest im DFB-Pokal erreicht der BVB nach leichtem Gegner das Halbfinale. Vor der Winterpause nimmt der BVB an zwei Hallenturnieren teil. Sieglos endet für den BVB das Turnier in Bremen und auch beim eigenen Turnier in der Westfalenhalle erreicht die Borussia nur den vierten Platz. Aber dank 9.000 Zuschauer und den dadurch verdienten 32.000 DM wird Geld in die leere Vereinskasse gespült.
Bei der Jahreshauptversammlung des BVB werden Dr. Reinhard Rauball (als Präsident), Dr. Gerd Niebaum (als Vize-Präsident) und Jürgen Vogt (als Schatzmeister) en bloc für zwei Jahre wiedergewählt. Drei Tage später startet der BVB zum Trainingslager ins spanische Estepona. Dort beklagt sich Csernai über das Niveau des Kaders. Er sehe dort nur 13, 14 Spieler mit Bundesliga-Niveau. Deswegen verzögert er die Vertragsverlängerung heraus und fordert neue Spieler, welche der BVB wegen leerer Kassen nicht holen kann. Somit bittet Csernai am 19.03.86 Präsident Rauball um die Auflösung seines Vertrages zum Saisonende und Rauball stimmt zu. Angeblich buhlt der Reviernachbar aus Gelsenkirchen um die Dienste des Ungar.
Im Halbfinale des DFB-Pokals beim VfB Stuttgart verliert der BVB klar mit 1-4 und muss die Hoffnung auf das Finale begraben. Zur gleichen Zeit gibt der BVB bekannt, dass der jetzige Co-Trainer Reinhard Saftig in der kommenden Saison neuer Cheftrainer wird. Und nach weiteren Niederlagen findet sich der BVB auf dem 16. Platz wieder. Beim Zittersieg des BVB gegen den VfL Bochum gewinnen die Borussen durch ein Traumtor von Marcel Raducanu das Spiel mit 1-0. Während des Spiels wird Jürgen Wegmann pausenlos ausgepfiffen. Der Grund ist der bekannt gegebene Wechsel zum Revierkonkurrenten FC Sch*lke. Nach der 0-4-Niederlage beim VfL Stuttgart rutscht der BVB wieder auf den 16. Platz ab und nur ein Tag später wird Trainer Pal Csernai telefonisch beim Frühstück von Präsident Rauball beurlaubt. Für ihn ist diese Entscheidung sicherlich eine Erlösung. Nach dem 1-1 zuhause im Derby gegen Sch*lke steht auch fest, dass der BVB den 16. Platz aus eigener Kraft nicht mehr verlassen kann. Zwar gewinnen die Borussen das letzte Spiel bei Hannover 96 mit 4-1, aber der Erfolg nützt nichts mehr, da der BVB die um zwei Treffer schlechtere Tordifferenz gegenüber Eintracht Frankfurt hat. Somit muss der BVB in die Relegation. Während Trainer Saftig am 03.Mai mögliche Gegner in der Relegation begutachtet, verpflichtet der BVB für die neue Saison vom 1. FC Köln Norbert Dickel. Der Stürmer war eigentlich schon mit Bochum handelseinig, als der BVB in Person von Dr. Rauball an ihn herantrat. Am Ende wechselt er nach Dortmund. Fünf Tage später steht der Gegner fest. Es ist Fortuna Köln und der BVB muss zuerst auswärts antreten. Das erste Spiel verliert der BVB am 13.05. klar mit 0-2 und ist vor allem kämpferisch unterlegen. Für den Fall des Abstieges kündigt Eike Immel seinen Abschied aus Dortmund an. Im zweiten Relegationsspiel gibt es dann Dramatik pur. Erst in der Nachspielzeit trifft ausgerechnet Jürgen Wegmann zum 3-1 und erzwingt damit ein Entscheidungsspiel. Die anwesenden 54.000 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion feiern diesen Sieg wie eine Meisterschaft.
Eigentlich soll das dritte Relegationsspiel am 23.05.86 stattfinden, doch ein Tag davor sagt der DFB diese Partie ab. Fortuna Köln bekommt wegen zahlreicher verletzter bzw. erkrankter Spieler keine elf Spieler zusammen. Präsident Rauball spricht nach dieser Entscheidung von dem „größten Eklat seit dem Bundesligaskandal". Pünktlich zum eigentlichen Anpfiff um 19 Uhr erscheint der BVB aus „formaljuristischen Gründen" im Düsseldorfer Rheinstadion. Zwar kommen die Spieler in Zivil, aber falls die Kölner kommen sollten, meint Ulli Bittcher, könne man sich eben noch umziehen. Auch in den nächsten Tagen können sich der BVB und Fortuna Köln nicht auf einen Termin einigen, so dass der DFB trotz Kölner Proteste das Spiel auf den 30.05. ansetzt. Dort gewinnt der BVB klar gegen überforderte Kölner. Nach einer glücklichen 1-0-Pausenführung drehen die Borussen auf und lassen der Fortuna keine Chance. Rückwirkend erklärt Michael Zorc zu diesen drei Spielen: „Die Relegationsspiele hatten dieses Team geprägt. Damals haben wir bis zum Umfallen gekämpft und in letzter Sekunde das Schicksal abgewendet. Wir wollen uns halt nicht mit Niederlagen abfinden und kämpfen bis zur letzten Minute."
Trotz des Klassenerhaltes wechselt Eike Immel zum VfB Stuttgart. Vom erfolgten Wechsel erfährt der Keeper in Mexiko, wo er sich als dritter Torhüter auf die WM vorbereitet. Am Ende wird er dort - erneut ohne Einsatz - Vize-Weltmeister. Neue Nummer eins soll der zweite Mann Rolf Meier werden. Der BVB versucht außerdem Frank Mill zu verpflichten. Der Wechsel von Torhüter Wolfgang de Beer vom MSV Duisburg ist allerdings schon perfekt. Währendessen erklärt Dr. Rauball erneut wegen beruflicher Überbelastung seinen Rücktritt zum 29.06.86 an. Als Nachfolger kandidiert der Vize Dr. Niebaum. Neuer Manager soll Hannes Löhr werden. Am 25.06.86 ist dann auch der Wechsel von Frank Mill zum BVB perfekt.
Vier Tage später ist dann der Wechsel an der Spitze des BVB perfekt. Mit 259 zu einer Stimme wird Dr. Gerd Niebaum neuer BVB-Präsident. Außerdem unterschreibt als letzter Spieler Marcel Raducanu einen neuen Vertrag und von Arminia Bielefeld kommt Thomas Helmer zum BVB. Außerdem kann der BVB einen Rückkehrer begrüßen, denn Erdal Keser kommt aus der Türkei nach Dortmund zurück. Drei Tage später beginnt das Training beim BVB und im Trainingslager in Herzlake wird Dirk Hupe zum neuen Mannschaftskapitän. Beim letzten Test vor dem Bundesligastart verletzt sich Stammkeeper Meyer. Als Saisonziel gibt der BVB die Losung „Nicht absteigen" aus und rechnet mit einem Zuschauerschnitt von 23.000.
Überraschend erreicht der BVB beim FC Bayern ein 2-2-Unentschieden. Frank Mill vergibt den möglichen Sieg, da er das leere Tor nicht trifft und der Ball am Pfosten landet. Mittlerweile ist diese Szene in jeder Pannenshow ein Stammgast. Nach einem wechselhaftem Saisonstart findet am 20.09. das Derby statt. Der FC Sch*lke gewinnt mit 2-1, obwohl der BVB durch Pagelsdorf in Führung geht. Richtig schnell ist Frank Mill beim 7-0-Sieg gegen BW Berlin. Bereits nach 28 Sekunden trifft er zum 1-0. Beim Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg führt der BVB durch Frank Mill bereits mit 2-0, doch dann fällt die Flutlichtanlage für eine halbe Stunde aus. Die Franken profitieren davon und erreichen noch ein 2-2. In der 2. Runde ist für den BVB im DFB-Pokal bereits Feierabend. Beim Namensvetter aus Gladbach gehen die Dortmunder mit 1-6 unter. Am Ende der Hinrunde landet der BVB auf dem siebten Platz mit 19-15 Punkten. Am 10. Dezember 1986 leiht der BVB Thomas Krisp aus Möchengladbach aus, um vier Tage später diesen Vertrag wieder zu annullieren. Grund ist der Kreuzbandriss des Spielers. Frohe Kunde gibt es für den BVB Ende Dezember. Für die Rückrunde hat der BVB 1.000 weitere Dauerkarten verkauft. Im Vorjahr waren es nur 110 gewesen. Die Fans belohnen damit die erfolgreiche Hinrunde der Borussen.
Zwei Wechsel finden nach dem Jahreswechsel statt. Tadeusz Krafft wechselt zu Rot-Weiß Essen und Wolfgang Schüler spielt ab sofort bei Blau-Weiß 90 Berlin. Dritter wird der BVB beim Hallenmeisterschafts-Qualifikationsturnier in Essen. Beim eigenen Hallenturnier erreicht der BVB den zweiten Platz und verliert das Finale unglücklich gegen Leverkusen. „Wir haben viel zu offen gespielt", erklärte Trainer Reinhard Saftig, der am ersten Turniertag in Dortmund seinen 35. Geburtstag feiert. Zuvor muss er den Ausfall von Bernd Storck hinnehmen. Der hatte sich im Training eine Knochenabsplitterung am linken Innenknöchel zugezogen. Im Februar kann sich der BVB mit Frank Pagelsdorf einigen und man unterschreibt einen neuen Zweijahresvertrag. Im Anschluss fliegt der BVB zum vierten Mal in Folge in dasselbe Trainingslager nach Estepona. Zum Start in die Saison empfängt man den FC Bayern. Der BVB liegt schon mit 0-2 zurück, aber in der Nachspielzeit schafft Michael Zorc doch noch den 2-2-Endstand. Wieder einmal bedient sich der BVB beim Nachbarn aus Gelsenkirchen. Für 450.000 DM kommt Gerhard Kleppinger für zwei Jahre nach Dortmund.
Beim U 21-Länderspiel gegen Luxemburg (4-1-Sieg) spielen neben den zweifachen Torschützen Norbert Dickel auch Günter Kutowski aus Dortmund mit. Nicht eingesetzt wird der dritte Dortmunder, Daniel Simmes. Einen Tag später spielt die deutsche Olympiamannschaft gegen die israelische B-Nationalmannschaft und gewinnt mit 2-1. In der zweiten Hälfte werden dann die Dortmunder Zorc und Mill eingewechselt. Mill ist dann auch derjenige, der in der 51. Minute den Siegtreffer erzielt. Im Derby am 11. April 1987 erzielt Dickel bereits in der 8. Minute den 1-0-Endstand vor 49.000 Zuschauer im Westfalenstadion. Ansonsten verläuft die Rückrunde weniger erfolgreich.
Beim Freundschaftsspiel der deutschen Olympiaauswahl gegen die Nationalmannschaft von Rumänien können Zorc und Dickel nicht verhindern, dass man mit 0-1 verliert. Erfolgreicher ist einen Tag später der BVB, der gegen die Nationalmannschaft von Luxemburg ein 1-1 erreicht. Torschütze für Dortmund ist Maurice Banach. Auch beim U 20-Lehrgang in der Sportschule Schöneck sind Dortmunder dabei. Spyrka, Germann und Banach zeigen ansprechende Leistungen. Beim Testspielsieg gegen den KSC besticht Banach und schenkt dem Karlsruher Keeper Oliver Kahn zwei Treffer ein. Bei der 1-3-Niederlage im U21-Länderspiel zwischen der Niederlande und Deutschland zeigen die Dortmunder Kutowski und Simmes durchschnittliche Leistungen.
Beim 2-1-Sieg in Nürnberg ist der umsichtige Libero der Garant für den Sieg. Nicht nur hinten hält er den Laden dicht, er kann auch im Angriff Glanzlichter setzen. So auch beim 1-1-Ausgleich, wo Kutowski den Ball im Mittelfeld erkämpft, den Ball auf Pagelsdorf passt und dieser die gesamte Abwehr ausspielt. Dank seiner Sprintqualitäten nehmen die Dortmunder UEFA-Träume langsam Konturen an.
Glück hat Norbert Dickel bei einem Unfall. Er selber bleibt unverletzt, allerdings hat sein Auto nun eine Delle im Kofferraum. Nach dem 4-3-Heimsieg gegen den HSV befindet sich der BVB auf den dritten Platz, aber nach folgenden Niederlagen gegen Gladbach und bei Werder Bremen (Das 0-5 war die höchste Saisonniederlage) rutscht der BVB auf den 6. Platz ab. In der Zwischenzeit unterschreibt Torsten Wohlert einen Zwei-Jahres-Vertrag beim BVB und überweist an den VfB Lübeck eine Ablösesumme von 33.000 DM. Beim Heimspielsieg gegen den VfL Bochum kann sich Maurice Banach doppelt freuen. Zum einen schießt er sein erstes Bundesligator und zum anderen klettert der BVB wieder auf dem vierten Platz.
Währenddessen knüpft der BVB erste Kontakte zum Defensivallrounder von Celtic Glasgow, Murdo MacLeod. Der 28-jährige soll 660.000 DM kosten. Kurz darauf steht nach dem 4-0-Sieg in Frankfurt gegen die Eintracht steht fest, dass der BVB ist wieder international dabei ist. Unglaubliche 18.000 BVB-Fans verwandeln das Waldstadion in das Westfalenstadion. Außer den Fans hatte der BVB auch zwei Spieler am Bord, die eigentlich bei der Bundeswehr-Nationalmannschaft in Italien um den WM-Titel spielen sollten, aber Thomas Helmer und Günter Kutowski erhielten für den letzten Spieltag Sonderurlaub vom Bundesarbeitsminister Norbert Blüm, der wohl sein Herz zum BVB entdeckt hatte. Mit 40-28 Punkten und 70-50 Toren belegen die Westfalen einen respektablen vierten Platz. Vor allem, wenn man sieht, dass diese Platzierung die Beste seit der Saison 66/67 ist.
In der neuen Saison geht es für den BVB wieder ins Trainingslager nach Herzlake. Neben den neuverpflichteten Kleppinger, Wohlert und MacLeod kommen noch Rupert Gerl und Adrian Spyrka von den eigenen Amateuren dazu. Nicht mehr zum Kader gehören Andreas Hahn (geht nach Wattenscheid) und Erdal Keser (wechselt zu Saryerspor Istanbul). Lothar Huber bleibt dem BVB erhalten, er wird der neue Co-Trainer. Der Bundesligastart ging daneben. Nach der erwarteten Niederlage gegen den FC Bayern (1-3) kassierte der BVB auch bei Waldhof Mannheim eine 0-1-Niederlage.
Danach waren erst einmal die Auswahlmannschaften dran. In Aschaffenburg trifft die Olympiaauswahl des DFB auf die CSSR und verliert mit 0-1. Dickel und Zorc zeigen eine konstante Leistung, Frank Mill triff in der 65. Minute nur den Pfosten. Beim U 21-Länderspiel zwischen den Deutschen und den Franzosen gewinnt Frankreich mit 0-2. Günter Kutowski zeigt dabei eine schwache Leistung und wird folgerichtig ausgewechselt. Beim U 20-Länderspiel erreicht Deutschland ein 1-1 gegen Dänemark - die Dortmunder Banach und Spyrka gehörten zu den Besten bei den Deutschen. Im DFB-Pokal muss sich der BVB trotz dreimaliger Führung mit einem 3-3 gegen Offenburger FV begnügen und damit erneut gegen den badenwürtenberger Oberligisten antreten. Beim U 21-Länderspiel gegen England (2-0-Sieg) lässt Günter Kutowski dem englischen Star Paul Gascoigne keine Chance.
In der ersten Runde des UEFA-Cups muss der BVB zuerst bei Celtic Glasgow antreten und verliert unglücklich mit 1-2. Traner Saftig meinte dazu: „Es wird schwer, ist aber durchaus machbar, im Rückspiel weiterzukommen." Drei Tage später empfängt der BVB den FC Sch*lke zum Derby, welches der BVB klar mit 4-1 gewinnt. Unschöner sind die Begleitumstände. Nach dem Spiel stürmen Sch*lker Rowdies auf die Südtribüne und prügeln wahllos auf die Dortmunder Zuschauer ein. 39 Schläger werden festgenommen und 20 Zuschauer werden verletzt. Außerdem muss die Polizei im und rund um dem Stadion mehrere Schlägereien schlichten. Auch ein Spieler war betroffen. Frank Mill hatte aber Glück im Unglück, als er von einem Feuerwerkskörper getroffen wurde und sich Verbrennungen zweiten Grades zuzog. Aber der Sieg brachte aber beim BVB eine kleine Aufbruchstimmung, denn sowohl das nächste Auswärtsspiel gegen Hannover 96 (3-2) als auch das UEFA-Cuprückspiel gegen Glasgow (2-0) konnten die Borussen gewinnen. Bei diesem Spiel wurde erstmals der „Fan-Treff" veranstaltet. Diese von der Stadt Dortmund, dem BVB, die Dortmunder Polizei und dem Dortmunder Fanprojekt durchgeführte Veranstaltung wird in der Folge zu einem Aushängeschild des BVB und der Stadt Dortmund und von der UEFA als vorzügliches Instrument der Fanbetreuung anerkannt und unterstützt.
International spielen die Dortmunder auch mit. Beim U 21-Länderspiel gewinnt Deutschland mit Günter Kutowski 2-0 gegen Dänemark. Bei der Qlympia-Qualifikation besiegen die Deutschen Griechenland mit 3-0, wobei Mill zwei Treffer erzielt und Zorc die Fäden im Mittelfeld zieht. Außerdem nehmen die Dortmunder Spyrka und Banach Ende September beim U 20-Lehrgang von Berti Vogts in Grünberg teil. Beide sind dann auch beim Freundschaftsspielerfolg (3-1) beim Zweitligisten Darmstadt 98 dabei und werden in das 18-köpfige Aufgebot für die U 20-WM in Chile nominiert. Allerdings fällt Banach wegen einer Zerrung aus und bekommt vom Mannschaftsarzt eine Rote Karte. Frohe Kunde gibt es in Dortmund, denn Frank Mill verlängert seinen Vertrag um drei Jahre. Frank Mill begründet das so: „Ich fühle mich in Dortmund wohl, ich bin ein Kind des Ruhrgebiets" und bleibt dem BVB bis 30.06.1991 erhalten. Im Wiederholungsspiel gegen Offenburger FV gibt der Bundesligist sich keine Blöse und gewinnt mit 5-0.
In der 2. Runde des UEFA-Cups muss der BVB gegen Velez Mostar antreten und gewinnt das Heimspiel klar mit 2-0. Währenddessen spielt Adrian Spyrka bei der WM in Chile eine gute Rolle. Während er beim Auftakterfolg gegen Saudi-Arabien (3-0) noch recht teilnahmslos mitmacht, zeigt er beim 3-0-Sieg über Bulgarien eine fehlerlose Partie als Libero. Bei der abschließenden Begegnung in der Vorrunde gegen die USA, ist er der herausragende Akteur auf dem Platz. Im Viertelfinale muss Deutschland dann über das Elfmeterschießen gehen. Der Dortmunder, der bereits in der Verlängerung vom Schotten Campbell niedergeschlagen wurde, verwandelt den entscheidenden Elfmeter zum 4-3. Im Halbfinale gewinnt Deutschland dann gegen den Gastgeber Chile und zeigtseine beste Turnierleistung. Im Finale verliert Deutschland wieder mit einem überragenden Spyrka mit 4-5 gegen Jugoslawien im Elfmeterschießen. Der Dortmunder kann seinen Elfer verwandeln, aber Witeczek scheitert.
In DFB-Pokal erreicht der BVB nach einem knappen 1-0-Sieg beim FSV Salmrohr die dritte Runde und auch im UEFA-Cup schafft der BVB das, nachdem Frank Mill erst in der Schlussminute den Treffer erzielt, der das Weiterkommen sichert. In der Liga gibt es dann zwei Unentschieden, wobei das 2-2 bei Bayer Leverkusen teuer erkauft wurde. In der 42. Minute foult der Belgier Jean-Pierre de Keyser den Dortmunder Frank Mill, der sich dabei eine schwere Bänderdehnung und eine Meniskusquetschung zuzieht. Mitte November ist dann Kutowski mit der U 21 unterwegs. Bei der 0-2 Heimniederlage gegen die Niederlande spielt er eine unauffällige Partie. In der 3. Runde im UEFA-Cup muss der BVB zuerst zuhause gegen FC Brügge antreten, nach dem 3-0-Sieg rechnet jeder mit dem Weiterkommen. In der Bundesliga gewinnt der BVB in München, verliert aber sein letztes Bundesligaspiel zuhause gegen Waldhof Mannheim. Eigentlich sollte das Rückspiel im UEFA-Cup eine Formsache sein - drei Tore Vorsprung müssen eigentlich reichen. Tun sie aber nicht. Die Belgier gehen früh durch Ceulemans in Führung und Leo van der Elst erzwingt mit seinen Toren die Verlängerung. In dieser trifft dann Leos Bruder zum 4-0, ehe Leo van der Elst mit einem Strafstoss den 5-0-Endstand herstellt. Eine bittere Niederlage.