Die Geschichte des BVB - Teil 13: Von 1979 bis 1988 (II)
In dieser Rubrik findet ihr ab jetzt einen Rückblick auf über 100 Jahre Borussia Dortmund und ein wenig mehr. Denn wir werfen auch einen kurzen Blick auf die übrige Dortmunder Fußballlandschaft.
Mitte März ging es für den BVB auf eine Amerikareise. Doch alle drei Partien gehen verloren und dies verärgert Dr. Rauball: „Bessere Resultate hätten auch bessere Abschlüsse bei zukünftigen internationalen Freundschaftsspielen bedeutet." Beim deutsch-deutschen Freundschaftsspiel im Westfalenstadion demonstrieren die BVB-Fans erneut für Trainer Branko Zebec und fordern ihn auf: „Branko, du darfst nicht gehen." Bei diesem Spiel erschien auch keine Stadionzeitung. Denn die gedruckte Ausgabe der „BVB aktuell" wurde wieder eingezogen, weil im Vorwort der Dortmunder Bürgermeister Korten von einer innerdeutschen Sportbegegnung sprach. Die Funktionäre vom 1. FC Magdeburg protestierten dagegen, denn offiziell lauten solche Begegnung „deutsch-deutsches Treffen. Fußball wurde aber auch gespielt. Nach der Führung für die Magdeburger durch Streich sorgten Klotz, Abramzcik und Votava für 3-1-Erfolg. Im April verkündet Zebec seine Rückkehr nach Jugoslawien an. Außerdem wurde er wegen seines Autounfalls aus dem Vorjahr zu 18 Monaten Fahrverbot, vier Monate Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 25.000 DM verurteilt.
Im Mai verlängert Eike Immel trotz eines Angebotes vom FC Bayern seinen Vertrag beim BVB bis 1985. Auch die Bezüge werden von 130.000 DM auf 280.000 DM pro Jahr erhöht. Dazu kommt er beim Länderspiel in Oslo zu seinem 4. Nationalmannschaftseinsatz und darf in der zweiten Hälfte für Bernd Franke spielen. Deutschland gewinnt die Partie gegen Norwegen mit 4-2. Beim Duell gegen den zukünftigen Trainer zieht der BVB den Kürzeren und verliert in Kaiserslautern mit 1-2. Aber nach dem Zittersieg gegen VfL Bochum (3-2) zieht der BVB nach 16 Jahren Abstinenz wieder in den Europapokal ein. Den möglichen dritten Platz vergab der BVB bei der 0-3-Niederlage in Nürnberg. Am Ende belegt der BVB den sechsten Platz mit 41-27 Punkten und 59-40 Toren. Erneut belegt Manni Burgsmüller mit 22 Toren nicht den ersten Platz, sondern wurde Zweiter. Die Rückfahrt aus Nürnberg wird dann zu einer feucht fröhlichen Angelegenheit, denn im Mannschaftsbus des BVB geht es hoch her. „Wir fuhren mit dem Trainer zurück im Bus, das war eine Fahrt, die wir wohl alle nie vergessen werden", sagte Rüßmann über die Triumphfahrt von Nürnberg nach Dortmund. Trotzdem musste man den geliebten Trainer verabschieden, so das auch Wehmut aufkam.
Nach langem Tauziehen konnte der BVB am 21.06.82 vermelden, dass Marcel Raducanu zum BVB kommt und am 4.08.82 für Borussia Dortmund spielen darf. Der Rumäne hatte auch einen Vertrag bei Hannover 96 unterschrieben, aber der DFB entschied, dass Raducanu zum BVB wechselt, aber Hannover eine Ablösesumme erhält. Diese Ablöse soll bei circa 550.000 DM liegen. Bei der WM in Spanien, bei welcher die deutsche Mannschaft Vize-Weltmeister wurde, ist Eike Immel der einzige Dortmunder Spieler. Allerdings kam er zu keinem Einsatz.
Am 14.07.82 leitete Kalli Feldkamp sein erstes Training beim BVB in der „Rote Erde". Es fehlt Mirko Votava. Zwar ist sein Wechsel nach Leverkusen geplatzt, aber er hat auch keinen neuen Vertrag beim BVB unterschrieben. Außerdem wurde in Zürich Dortmunds Gegner im UEFA-Cup gezogen. Es waren die Glasgow Rangers. Nur zwei Tage später gibt Präsident Rauball öffentlich bekannt, dass er aus privaten und beruflichen Gründen sein Amt aufgeben muss. Damit schockte er Fans, Spieler und Trainer. Dieser sagte dazu: „Für mich ein schwerer Schock" und sagte das, was viele dachten. Ein Nachfolger soll bei der Jahreshauptversammlung am 02.09. gewählt werden. Der BVB fährt zum Bodensee ins Trainingslager. Dort unterschreibt auch Mirko Votava zähneknirschend einen leistungsbezogenen Ein-Jahres-Vertrag. Vor Saisonbeginn gibt es ein Derby als Freundschaftsspiel. Nach Schwächen in der Vorbereitung überzeugte der BVB diesmal vor 13.000 Zuschauern und gewann dank Toren von Abramczik und Votava mit 2-1. Wieder überzeugt mit Michael Lusch ein Eigengewächs. Beim Freundschaftsspiel gegen Partizan Belgrad (2-0-Sieg) trägt zum ersten Mal nach seiner einjährigen Fifa-Sperre Marcel Raducanu das Dortmunder Trikot. Am 16.08.82 wechselt für die Rekordablösesumme von 1,3 Mio. DM Mirko Votava zum spanischen Erstligisten Atletico Madrid. Schatzmeister Vogt vom BVB kommentierte diesen Wechsel: „Ein Verkauf Votavas war die beste Lösung, zumal auch die Finanzen stimmen."
Einen Traumeinstand erlebt Marcel Raducanu beim Auswärtsspiel in Berlin. Er erzielt das 1-0 und kann beim 3-1-Sieg gegen Hertha BSC überzeugen. Bei einem Turnier in Madrid gewinnt der BVB gegen Atlético Mineiro und auch gegen Atlético Madrid und kann das Turnier als Sieger beenden. Im September findet dann die Jahreshauptversammlung statt und Nachfolger von Dr. Rauball wurde der bisherige Schatzmeister Jürgen Vogt. Im Hinspiel des UEFA-Cups im Westfalenstadion lässt Manni Burgsmüller gute Chancen aus und man trennt sich mit 0-0. Damit sind die Chancen aufs Weiterkommen gesunken. Beim Derby in Dortmund schießt der BVB zwei Treffer und die Abwehr lässt kein Tor zu. Endergebnis dadurch dann ein 2-0. Eine Woche später verliert der BVB in Nürnberg nicht nur das Spiel, sondern auch schon früh Rolf Rüssmann durch einen Unterarmbruch. Am 29.08. findet dann das Rückspiel im UEFA-Cup statt und Dortmund verabschiedet sich trotz guter Leistung mit 1-2 aus dem Wettbewerb.
Am 06.11.1982 gab es im Westfalenstadion ein denkwürdiges Spiel. Zur Halbzeit steht es zwischen dem BVB und Arminia Bielefeld nur 1-1, doch in der zweiten Hälfte brechen bei Bielefeld alle Dämme und der BVB erzielt mit dem 11-1 seinen höchsten Sieg in der Bundesliga. Gleichzeitig übernimmt der BVB dadurch die Tabellenführung. Aber Knatsch gab es trotzdem, nachdem Manni Burgsmüller das Training öffentlich kritisiert hatte („Unser Training ist chaotisch."). Hintergrund ist, dass Trainer Feldkamp wegen externer Termine mehrmals das Training nicht leiten konnte und so für Missstimmung bei den Spielern gesorgt hatte. Ein Tag später traf sich das Präsidium, die Spieler und der Trainer zu einer Sitzung, um die Unstimmigkeiten beizulegen. Nach einer Stunde verkündete Präsident Vogt: „Die Ruhe ist wiederhergestellt." Nach dem 3-2-Sieg bei Mönchengladbach überwintert der BVB mit 23-11 Punkten und 40-24 Toren auf einem hervorragenden Platz 3. Und auch im DFB-Pokal überwintert der BVB. Nach dem 0-2 Halbzeitrückstand drehen die Dortmunder das Spiel gegen Darmstadt 98 und gewinnen im Achtelfinale 4-2. Vor der Winterpause fliegt der BVB zu einem vorweihnachtlichen Trainingslager nach Gran Canaria. Erneut wird das Training dort durch Co-Trainer Helmut Witte geleitet, da sich Trainer Feldkamp in Deutschland einer Kieferoperation unterziehen muss.
Nach der kurzen Weihnachtspause geht es zu einem einwöchigen Trainingslager in den Atalaya Park nach Estepona (Andalusien, Spanien). Erneut gibt es Ärger, diesmal 2 Tage vor dem Rückrundenstart. Trainer Feldkamp meldet sich mit einer Venenentzündung krank. Ärger macht auch Marcel Raducanu. Der fordert nämlich, dass seine Familie endlich einreisen darf. Darauf platzt Präsident Vogt der Kragen und er erteilt Raducanu die Freigabe bei einer Ablösesumme von 2,8 Millionen DM. Im Anschluss ging dann auch der Rückrundenauftakt daneben und Dortmund verliert in Stuttgart mit 1-2. Ende Januar erreicht der BVB eine schlechte Nachricht. Marcel Raducanu fällt vorerst wegen eines Leistenbruchs aus. Seine Rolle soll Erdal Keser übernehmen. Am 03.02.1983 geht der Streit innerhalb des BVB weiter. Diesmal wirft Präsident Vogt Trainer Feldkamp vor, dass er die Spieler nicht hart genug anpackt. Außerdem fühlen sich einige Spieler von Trainer Feldkamp „untergebuttert". Aber sportlich läuft es trotz vieler Verletzter gut. Im Derby gewinnt der BVB in Gelsenkirchen dank zweiter Tore des Ex-Sch*lkers Rüdiger Abramczik mit 2-1 und im Pokal-Viertelfinale erreicht Dortmund beim Ortsnachbarn aus Bochum ein 3-1 nach Verlängerung. Lange Zeit waren die Bochumer die bessere Mannschaft, aber dank der eingewechselten Raducanu und des erst 19-jährigen Franz-Josef Schmedding kann der BVB das Spiel in der Verlängerung für sich entscheiden. Aber das Verletzungspech bleibt dem BVB treu, denn am 17.03. zieht sich Michael Zorc einen Bänderriss zu und fällt bis Saisonende aus.
Ende März dementiert Trainer Feldkamp, dass er zu Arminia Bielefeld wechseln werde. Im Halbfinale des DFB-Pokals trifft der BVB auf den Zweitligisten Fortuna Köln, zeigt jedoch eine blamable Vorstellung und scheidet verdient mit einer deklassierenden 5-0 Niederlage aus. Nur 20 Stunden nach dieser Niederlage muss Karl-Heinz Feldkamp seinen Hut nehmen. Das Präsidium hat mit 2-1 Stimmen für seine Entlassung gestimmt. Das Training soll zunächst Assistent Helmut Witte übernehmen, als Favorit für die Nachfolge ist Dietrich Weise vorgesehen. Doch nach zehn Tagen kristallisiert sich ein anderer Favorit heraus. Es soll Uli Maslo werden.
Aber der BVB kommt auch in der Folge nicht zur Ruhe. Diesmal wird Kapitän Burgmüller vom Training suspendiert, da er sich angeblich nicht auf Fußball konzentrieren könne. Dazu Trainer Helmut Witte: „Solange ich Trainer in Dortmund bin, spielt Burgsmüller nicht mehr." Burgsmüller kündigt juristische Schritte an und am 22. April wird Uli Maslo als neuer Trainer ab der kommenden Spielzeit vorgestellt. Bis dahin bleibt Helmut Witte Übungsleiter beim BVB. Chaotische Zustände und folgerichtig lässt der nächste Eklat auch nicht lange auf sich warten. In einem Bericht der Zeitschrift „Quick" wird Präsident Vogt folgendermaßen zitiert: „Fußballspieler sind wie Huren. Die muss man vorher auch bezahlen und weiß nicht, was man dafür kriegt." In Folge dessen tritt Präsident Vogt am 3. Mai 1983 zurück und übernimmt die Verantwortung für die Entwicklung der letzten Wochen. Allerdings sei er sich keines Fehlers bewusst, außer dass er Trainer Feldkamp nicht früher beurlaubt habe. Durch das Dortmunder Amtsgericht wird Friedhelm Cramer als Not-Präsident des BVB bestellt, wieder ist ein Mann aus dem Brauereigewerbe im höchsten Amt bei der Borussia. Einen Tag später darf auch Manni Burgsmüller wieder am Training teilnehmen, soll sich aber einen neuen Verein suchen. Gleiches gilt für Rüdiger Abramczik.
Trotz einer 3-1-Halbzeitführung gegen Gladbach verliert der BVB mit 4-6 und verpasst dadurch den sechsten Platz in der Endabrechnung. Und auch in der Sommerpause kommt der BVB weiterhin nicht zur Ruhe. Plötzlich soll Manni Burgsmüller doch gehalten werden, dieser ist jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits beim 1. FC Nürnberg in Gespräch. In der Zwischenzeit regt Präsident Cramer eine neue Organisationsstruktur beim BVB an. Da die Borussia inzwischen der einzige Bundesligist ist, der noch über keinen hauptamtlichen Manager verfügt, soll eben dies geändert und ein entsprechender Mann eingestellt werden. Beim Trainingsauftakt im Juli sind reichlich neue Spieler da: Siegfried Reich (von Mönchengladbach), Torwart Andreas Asche (von TSV Havelse), Bernd Storck (vom VfL Bochum), Ulrich Bittcher (von Sch*lke), Oswald Semlits (von TuS Schloss Neuhaus), Manfred Walz (von Burglengenfeld) und die eigenen Amateure Franz-Josef Schmedding und Michael Lusch. Neuer Kapitän wird Lothar Huber. Unterschiedliche Vorstellungen über das Saisonziel hat die BVB-Führung. Während Präsident Cramer von Platz eins bis vier spricht, redet Trainer Maslo von einem Uefa-Cup-Platz. Aufgrund der Sturmmisere wird später zusätzlich Fred Schaub vom Zweitligaabsteiger SpVgg. Fürth verpflichtet. Nachdem man in den ersten drei Spielen in der Liga nicht siegen kann (eine Niederlage, zwei Unentschieden), kassiert man in der ersten Runde des DFB-Pokals ebenfalls eine deutliche 1-4-Schlappe beim HSV. In der Folge kommt daher ein Spielertausch zwischen dem BVB und dem 1. FC Nürnberg zustande. Während Rüdiger Abramczik und Manni Burgsmüller zum Club wechseln, kommt Werner Dreßel zum BVB. Zwar erreicht der BVB am fünften Spieltag ausgerechnet gegen den Tabellenführer Bayer Uerdingen zum ersten Sieg, aber nach der Niederlage gegen Bayer Leverkusen eine Woche später rutscht der BVB auf den vorletzten Platz ab. Daran hindert auch nicht der 1000. Bundesliga-Treffer von Borussia Dortmund etwas, erzielt von Neuzugang Dreßel. Der BVB rutscht immer tiefer in die Bredoullie und am am 23. September kann nur Torwart Eike Immel eine zweistellige Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf verhindern. Völlig desolat präsentiert sich der BVB bei der 0-7-Niederlage in Düsseldorf.
Deswegen geht es hoch her bei der Jahreshauptversammlung drei Tage später im Goldsaal der Westfalenhalle. Neuer Präsident wird der Wunschkandidat vom Notpräsident Cramer, der 41-jährige Wirtschaftsmanager Frank Roring. Neben dem Geschäftsführer einer Eiskremfirma wird Friedhelm Cramer selbst Vizepräsident und Heinz Günther übernimmt den Posten des 3. Vorsitzenden. Neuer Schatzmeister wird Hans Glahm. Außerdem wird mit Horst-Dieter Tippenhauer von Bayer Uerdingen endlich der gewünschte Manager eingestellt. Ein teurer Spaß für die Borussia, denn Tippenhauer wird für 100.000 DM vom Werksklub losgeeist.
Im Oktober wird obendrein bekannt, dass der Wechsel von Frank Mill nach Dortmund gescheitert ist. Nach der Heimniederlage gegen Eintracht Braunschweig (0-2) landet der BVB nicht nur auf einen Abstiegsplatz, sondern wird auch von den eigenen Fans verhöhnt. Die feiern nämlich die Tore der Braunschweiger mit „Zugabe"-Sprechchören. Nur ein Tag später wird Trainer Maslo entlassen und erneut übernimmt Co-Trainer Witte das Training. Aber auch seine Karriere als Trainer ist nach nur einem Spiel, der 1-4-Niederlage in Mannheim, wieder beendet. Als Nachfolger übernimmt Manager Tippenhauer auch das Training, bis Horst Franz am 16. November als neuer Coach der Borussia vorgestellt wird. Mit dem nunmehr fünften Trainer in diesem Chaos-Jahr 1983 stellt der BVB einen neuen, traurigen Bundesligarekord auf. Und das Personalkarussell dreht sich noch weiter: Aus Köln wird der Stürmer Harald Konopka für 30.000 DM ausgeliehen und Manager Tippenhauer trennt sich von drei Spielern, die er für nicht bundesligatauglich hält. Es handelt sich um die erst zu Saisonbeginn verpflichteten Asche (wechselt zu Rotweiß Oberhausen), Franz-Josef Schmedding (zu BV Lüttringhausen) und Oswald Semlits (wird mit Rot-Weiß Essen in Verbindung gebracht, wechselt dann jedoch zu Viktoria Köln).
Der BVB schließt das Katastrophenjahr 1983 nach dem vierten Saisonsieg gegen den 1. FC Nürnberg auf Platz 15 mit 12-22 Punkten und 21-35 Toren ab. Als neuer Stürmer wird im Winter Jürgen Wegmann verpflichtet, und Heinz-Werner Eggeling wechselt dafür zum VfL Osnabrück. Auch Siggi Reich soll den Verein wieder verlassen. Beim 14. Dortmunder Hallenturnier ist die Stimmung daher so schlecht wie noch nie. Der BVB scheidet zu allem Überfluss bereits nach zwei Niederlagen in der Vorrunde aus. Gewinner des Turniers ist der VfL Bochum. Bei weiteren Hallenturnieren im neuen Jahr weiß sich die Borussia immerhin zu steigern. In Köln wird ein vierter Platz erreicht, beim Essener Turnier steigert sich der BVB abermals und gewinnt das Turnier. Bester Torschütze ist mit 5 Treffern Michael Lusch.
Gleich bei seinem Einstand in der Liga trifft Jürgen Wegmann zum 2-0 Endstand gegen Eintracht Frankfurt, doch schon beim nächsten Auswärtsspiel geht der BVB mit 2-7 in Hamburg unter.
Glück hat BVB-Torhüter Eike Immel. Auf glatter Fahrbahn kommt er auf dem Weg von Dortmund nach Herdecke mit seinem BMW von der Straße ab. Der Wagen überschlägt sich auf einem Feld und hat danach nur noch Schrottwert. Glücklicherweise verletzt sich der Torhüter dabei aber nur leicht. Trotzdem kann er beim nächsten Spiel nicht eingesetzt werden und so kommt Ersatzmann Rolf Meyer zu einem ziemlich ruhigen Einsatz gegen Bayer Leverkusen (3-0-Sieg der Borussen).
Am 7. März wird offiziell bekannt gegeben, dass der ehemalige Dortmunder Spieler Timo Konietzka als Trainer zur neuen Saison zum BVB kommt. Hinter vorgehaltener Hand wurde darüber schon länger spekuliert, dass der derzeitige Trainer von Bayer Uerdingen zum BVB kommt. Es läuft nun wieder etwas besser bei der Borussia, und für die 0-7-Hinspielniederlage revanchiert der BVB sich obendrein gegen Düsseldorf mit einer 6-0-Heimsieg.
Kein Aprilscherz ist die Verpflichtung des 36fachen Schweizer Nationalspieler Andre Egli, die im Frühjahr bekannt wird. Der Libero von Grashoppers Zürich kommt für zwei Jahre zu den Borussen. Der 25jährige ist ein Wunschspieler des neuen Trainers. Außerdem wird die Verpflichtung des Bielefelders Frank Pagelsdorf bekannt gegeben. Er erhält einen Dreijahresvertrag. Die wechselhafte Rückrunde beendet der BVB auf Platz 13 mit 30-38 Punkten und 54-65 Toren. Mit einem 2-0 Sieg in Nürnberg beendete der BVB gleich zwei Serien. Zum einen ist es der erste Bundesligaerfolg beim 1. FC Nürnberg und vor allem der erste Auswärtssieg in dieser Saison. Bei der Benennung des Kaders für die EM in Frankreich ist erwartungsgemäß kein BVB-Spieler dabei, allerdings steht Eike Immel auf Abruf. Ein weiterer namhafter Spieler wird für die neue Saison verpflichtet. Der 26-jährige Wolfgang Schüler kommt vom Karlsruher SC zum BVB, wo hingegen sich der BVB gegen die Verpflichtung des Frankfurters Ronald Borchers entscheidet.
Zur neuen Saison kündigt Trainer Konietzka eine harte Gangart an: „Ich werde die Löwen loslassen." Und weiter: „Jeder hat seine Chance, aber wer nicht mitzieht, kann sich schnell verabschieden." Außerdem setzt er auf totalen Angriff: "Nur Offensivfußball kommt bei den Zuschauern an. Wir spielen nur mit zwei Abwehrspielern. Alle anderen sind offensiv ausgerichtet." Doch bevor es soweit ist, steht erst einmal die B-Jugend im Mittelpunkt. Am 29. Juli.1984 kann der BVB endlich wieder eine Deutsche Meisterschaft feiern, denn die Jugendmannschaft erreicht mit den späteren Bundesligaspielern Adrian Spyrka, Thorsten Fink und Maurice Banach einen 1-0-Sieg gegen TSV 1860 München.
Bei den Profis läuft es weniger rund. Ende Juli verlässt nach Tenhagen (zum VfL Bochum), Konopka (SSG Bergisch Gladbach), Reich (Arminia Bielefeld) und Hein (Tennis-Borussia Berlin) auch Erdal Keser die Borussia und wechselt für 700.000 DM zum Jupp-Derwall-Klub Galatasaray Istanbul. Spätestens nach dem Freundschaftsspiel gegen den FC Sch*lke in Siegen, welches der BVB mit 1-2 verliert, wird klar, dass es weiterhin in allen Mannschaftsteilen hakt. Trotz guter Leistung geht dann auch der Saisonauftakt gegen den HSV daneben. Der BVB verliert mit 1-2, aber immerhin der erst 18-jährige Daniel Simmes feiert ein gelungenes Debüt in der Bundesliga. Bei der Niederlage in Uerdingen muss der BVB nicht nur beide Punkte abgeben, sondern verliert obendrein Andre Egli durch eine unberechtigte Rote Karte. Allerdings wird der Schweizer vom DFB-Sportgericht freigesprochen - eine Sensation, denn der Freispruch wird erstmals aufgrund eines Videobeweises veranlasst. Das städtische Presseamt hatte beim Spiel Aufnahmen für die 75-Jahr-Feier des BVB gemacht und dabei die besagte Szene aufgenommen.
Doch der Verein kommt nicht zur Ruhe. Diesmal muss Lothar Huber nach kritischen Äußerungen gegenüber Trainer Konietzka zum Rapport und wird vereinintern gesperrt. Beim 2-1-Sieg gegen Bayer Leverkusen erzielt der junge Daniel Simmes nach einem sensationellen Solo quer über den Platz den Führungstreffer, doch trotz des Erfolgs rutscht der BVB auf den letzten Platz ab. Die Niederlage beim VfB Stuttgart (0-2-Niederlage) macht alles noch schlimmer. Verstärkend kommt hinzu, dass Meinolf Koch mit einem Schien- und Wadenbeinbruch ausfällt.
Und auch im DFB-Pokal kann der BVB nicht gewinnen. Beim 1-1 nach Verlängerung erreicht die Mannschaft mit viel Glück ein Wiederholungsspiel gegen den FC Sch*lke.
Mit einer 0-2-Heimniederlage gegen den KSC wird die Krise beim BVB verstärkt und bringt das Fass bei den Fans zum Überlaufen. Der Aufstand wird geprobt. Per Sitzblockade und mit wütenden „Vorstand, Trainer, Tippenhauer raus"-Rufen machen die Anhänger ihrem Frust luft und versuchen Trainer Konietzka auf dem Weg zur Pressekonferenz aufzuhalten, so dass der Trainer diese nur mit Polizeischutz erreicht. Dazu Reinhard Rauball: „Der blanke Hass blitzte den Verantwortlichen des BVB zu dieser Zeit durch den Stadionzaun entgegen". Der erste Teil der „Vorstand, Trainer, Tippenhauer raus"-Forderung wird ganz schnell umgesetzt. Denn bereits am nächsten Tag, nach einer Sitzung des Wirtschaftsrats, tritt der komplette Vorstand zurück. Als Interimspräsident wird Dr. Rauball gehandelt. Und am 23.Oktober ist es soweit. Das Amtsgericht setzt einen aus Reinhard Rauball, dessen Stellvertreter Dr. Gerd Niebaum und Schatzmeister Jürgen Vogt bestehenden Notvorstand ein. Rauball hatte zuvor Niebaum, der eigentlich gar keinen Posten im Verein haben wollte, mit den Worten, „Du bist doch Dortmunder, hast hier alles erlebt, dann kannst du nicht ‚ohne mich' sagen", überzeugt. Die Personalie Niebaum wird aber auch von Kritik begleitet. So die erste Reaktion von „Jockel" Bracht: „Was hat uns denn der Rauball für ein trocken Brötchen mitgebracht? Was will der denn mit dem hier?"
Erste Amtshandlung des neu installierten Vorstands ist die Entlassung des Trainers Konietzka sowie des Managers Horst Dieter Tippenhauer - und somit der Erfüllung der Fanforderungen Nummer 2 und 3. Die frei gewordenen Posten werden zunächst von Co-Trainer Reinhard Saftig und Ex-Geschäftsführer Walter Maahs übernommen. Im Verein herrscht inzwischen auf allen Ebenen Chaos.
Saftig holt die ausgemusterten Huber und Pagelsdorf zurück und gewinnt das Spiel bei Waldhof Mannheim. Ein Tag später wird Erich Ribbeck als neuer Trainer vorgestellt. Er unterschreibt einen Vertrag bis zum Saisonende und wird vom Dr. Rauball wie folgt vorgestellt: „Wir freuen uns besonders, mit Ribbeck den verhinderten Nationaltrainer verpflichtet zu haben." Allerdings geht prompt das erste Spiel unter ihm, das Wiederholungsspiel im DFB gegen Sch*lke, mit 2-3 verloren. Nach der Heimniederlage gegen Kaiserslautern (0-3) stellt Ribbeck fest: „Es gibt noch einen Haufen Arbeit hier in Dortmund, aber ich bin nach wie vor optimistisch, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden."
Am 15. November findet die Jahreshauptversammlung des BVB statt, auf der Interimspräsident Rauball mit überwältigender Mehrheit zum zweiten Mal ins Präsidentenamt gewählt wird. Doch Rauball hat keine guten Nachrichten für die Mitglieder: „Wir stehen vor schwierigen Entscheidungen, die von allen Beteiligten Opfer verlangen, Bei uns hilft nur ein spartanischer Sparkurs." Denn der ehemalige Großeinkäufer der Liga hatte zuletzt 8,3 Millionen DM Schulden angehäuft.
Wenig später ist die Nachrichtenlage ein Stück besser: Zum einen gewinnt der BVB beim Derby gegen den FC Sch*lke klar mit 4-1 und außerdem gibt Präsident Rauball am 1. Dezember bekannt, dass durch verschiedene Hilfsmaßnahmen der Schuldenstand um immerhin zwei Millionen DM gesenkt werden konnte. Zum einen verzichteten die Spieler auf ihre Punkte-Prämien und akzeptieren erhebliche Kürzungen bei ihrer Jahresleistungsprämie. Zum anderen springen die Dortmunder Brauereien und die Stadt Dortmund in die Bresche. Die Kronen-Brauerei erwirbt 1.000 Tribünenkarten, die Dortmunder-Actien-Bauerei übernimmt die Kosten für ein großes Hallenturnier und die Union-Brauerei sponsert die Weihnachtsfeier des Vereins. Die Stadt Dortmund schließlich leistet den größten Anteil für die wirtschaftliche Gesundung des Vereins. Sie stundet dem Verein die Stadionmiete und überlässt dem BVB die gesamten Einnahmen aus der Bandenwerbung.
So belegt der BVB nach der Hinrunde (das Spiel gegen Arminia Bielefeld wird erst im nächsten Jahr ausgetragen) den 16. Platz mit 11-21 Punkten und 20-33 Toren. Zudem verletzt sich Andre Egli im Weihnachtsurlaub beim Skifahren und muss am Unterleib operiert werden. Beim Dortmunder Hallenturnier gewinnt der BVB das Turnier mit einem Finalsieg gegen Werder Bremen mit 3-2. Allerdings sehen nur 4.000 Zuschauer dabei zu.