Awaydays - melancholisch wirrer Hooliganfilm
Awaydays spielt Ende der siebziger Jahre in der Nähe von Liverpool. Die Aufmachung und der Trailer suggerieren ein Werk im Stile von Football Factory: schicke Klamotten, geile Musik und Hooliganismus. Doch Awaydays ist ein ganz anderer Film. Während Football Factory teilweise sehr bunt ist und fast schon eine fröhliche Atmosphäre hat, scheint bei Awaydays eigentlich nie die Sonne. Es wird immer das triste England gezeigt und so ist auch die Stimmung.
Während der Hauptfigur Paul Carty (gespielt von Nicky Bell) doch sehr blass in seinem Konflikt mit sich und seiner Zukunft bleibt, drängt sich der Charakter Elvis (Liam Boyle) immer mehr in den Vordergrund. Dieser führt Carty eher widerwillig in die Gang (bzw. the Pack) ein, ohne dass der Zuschauer direkt weiß, warum Carty überhaupt in diese so drängt. Es bleibt eine diffuse Spekulation aus Naivität, Unsicherheit und Trauerbewältigung über den Tod seiner Mutter. Auch im weiteren Verlauf des Films bleiben die Motive der Hauptperson im unklaren. Insgesamt wirkt der ganze Film wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Episoden, die durch einen blassen Rahmen zusammengehalten werden.
Highlight am Film ist definitiv die Person von Elvis. Dieser melancholisch-depressive Charakter hält die ganze Geschichte zusammen, kann dem Zielpublikum aber auch gehörige auf den Zeiger gehen. Elivs sieht sich selber als Künstler, der aber in seiner Zugehörigkeit zur Unterschicht den Grund für sein Scheitern verortet und mit sich selbst und der Welt im Allgemeinen im unreinen ist. Insgesamt ist es schwer mit diesem Charakter warm zu werden, der sich scheinbar mit Drogen und Träumen durch das Leben schlägt. Generell scheint er eine Person zu sein, die über den Dingen schwebt. Immer agiert er aus einer Position der Souveränität und Stärke heraus, die aber auch gleichzeitig irgendwie ohne Bindung zu dem Rest der Figuren steht.
Die restlichen Charaktere sind schnell durch. Cartys Familie nimmt mehr eine Statistenrolle ein, die vor allem dazu dient, den Hauptcharakter in seinen Problemen darzustellen. Der Rest der Gang geht völlig unter. Obwohl einige auffällige und vielversprechende Charaktere dabei sind, werden sie nicht weiter ausgebaut und bleiben blass im Hintergrund. Selbst die Figur des Baby Millan (Oliver Lee), der massiv in das Geschehen eingreift, bleibt völlig farblos, genauso wie der von Stephen Graham gespielte John Godden. Der wohl bekannteste Schauspieler nimmt als Führer der Gang eine prominente Rolle ein, die aber ebenso unerklärt bleibt.
So entwickelt sich ein recht fader Film, der viele Fragen unbeantwortet lässt und sich vor allem in depressiven Elementen ergeht. Was treibt einen deutlichen Älteren John Godden dazu, einen solchen Kindergarten als Firm anzuführen? Warum gewinnt diese unbekannte Firm dermaßen souverän ihre Kämpfe? Was ist eigentlich die Motivation des Hauptcharakters? Was treibt die restlichen Charaktere an?
Auf der Habenseite verbucht der Film vor allem die dann doch recht stylischen Auftritte, eine gelungene Musikauswahl und das Szenario Ende der Siebziger. Das Bonusmaterial ist auch nicht schlecht und sorgt für kurzweilige Unterhaltung. Für Freunde der Orginaltonspur lohnt sich natürlich der ortstypische „Slang“ der Charaktere.
Fazit: Awaydays ist ein unterdurchschnittlicher Film, der nicht wirklich fesselt und teilweise sogar langatmig melancholisch daher kommt. Weder bietet er die nette Abendunterhaltung eines Hooligans noch den stilvollen Auftritt der Charaktere in Football Factory. Man vermisst einfach den roten Faden und verliert sich in dem Chaos aus Problemen, Motiven und gesponnen Fäden. Es ist einfach zu viel des Guten.
Awayday
Regisseur(e): Pat Holden
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
ASIN: B003CM4ICY
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