Hamburg vergessen machen!
Es war vielleicht das Spiel der Saison 2001/02: Am vorletzten Spieltag tritt der BVB als Tabellenzweiter in Hamburg an und gewinnt eine dramatische Partie nach Platzverweisen für Hertzsch und Wörns durch zwei Treffer von Amoroso und je ein Tor von Rosicky und Koller knapp mit 4:3. Zeitgleich verliert Vizekusen beim Abstiegskandidaten in Nürnberg mit 0:1, und der Rest ist Geschichte: Der BVB wird eine Woche später Deutscher Meister.
Dieses Aufeinandertreffen in Hamburg ist eines der ganz speziellen Spiele, bei deren Erwähnung fast jeder BVB-Fan zwischen 14 und 84 wissend nickt und die Erinnerung daran mit einem zufriedenen Lächeln quittiert.
Eher was für's Quiz bei der Fanclub-Weihnachtsfeier ist dagegen die folgende Frage: Wie ging eigentlich das Hinspiel aus?
Einsortiert in die Schublade der vielen langweiligen Arbeitssiege der Ära Matthias Sammer gehört diese Partie nun zu jenen, die man bereits Tage später wieder vergessen hat und bei der sich die Bilder im Kopf selbst dann nur bruchstückhaft einstellen, wenn man mit den Details zum Spiel konfrontiert wird. Jedenfalls war es ein gewisser Lars Ricken, der kurz nach der Pause einen Schuss von Christian Wörns zum Goldenen Tor abgefälscht hat, und auch wenn der Spielbericht von schwatzgelb.de von einem recht ordentlichen Spiel der Borussia spricht, will sich beim Autor dieser Zeilen partout keine Erinnerung einstellen. Dennoch: Das 1:0 gegen den Hamburger SV war der sechste Sieg in Folge, Vereinsrekord für den BVB in der Bundesliga. Und damit also das Spiel, das mit einem Heimsieg gegen den Karlsruher SC dann bitte schön endgültig in der Mottenkiste der Vergangenheit verschwinden darf.
Wir wollen nicht lang drumherum reden: Die Aussichten auf den siebten
Sieg hintereinander sind gut, natürlich. Die Serie selbst spricht für
sich, zu Gast im schönsten Stadion der Welt ist das
Tabellenschlusslicht, und auch die Spielweise der Mannschaft lässt die
Träume von Europa aufblühen. Mal ausnehmend schön wie gegen Köln oder
in Bochum, mal kontrolliert und nervenstark wie gegen Bremen oder in
Frankfurt, und immer mit dem puren Willen bei der Sache. Als
i-Tüpfelchen macht die bereits legendäre Verletzungsseuche zurzeit
einen großen Bogen um Dortmund, so dass Jürgen Klopp gegen den KSC
bereits zum sechsten Mal in Folge dieselbe Elf aufbieten kann. Und da
mittlerweile auch die Konkurrenten um die europäischen Fleischtöpfe
Federn lassen, herrscht an der Strobelallee eitel Sonnenschein.
So schön der Frühling in Westfalen, so nasskalt das Wetter in Baden.
Vereinsrekorde sind in Karlsruhe nur insofern Thema, als man glücklich
ist, die Kölner Traumbilanz von 1034 Minuten ohne eigenes Tor aus der
offenbar historischen Saison 2001/02 nicht überboten zu haben. Satte
752 Minuten waren es, ehe Sebastian Freis vor drei Wochen im Duell der
beiden Schlusslichter der Rückrundentabelle gegen die badischen Nachbarn
von Hopps
Wundertruppe einnetzte. Am Ende stand es 2:2, und es war der Beginn
einer kleinen Serie von immerhin fünf Punkten aus drei Spielen. Dennoch
ziert der KSC weiter das Tabellenende, und bei drei Punkten Rückstand
auf den Relegationsplatz 16 könnte selbst ein Remis am Samstag für die
Badener zu wenig sein.
Einen offenen Schlagabtausch wird man trotzdem nicht erwarten können, denn trotz der Dortmunder Leihgabe Giovanni Federico, Klopps ehemaligem Lieblingsschüler Antonio da Silva (der in Dortmund jedoch gelbgesperrt fehlt und durch Lars Stindl oder Alexander Iashvili ersetzt werden dürfte) und dem bereits erwähnten Sebastian Freis ist die Offensive das große Manko des KSC. Etwas sicherer steht dagegen die Abwehr, die nicht zuletzt durch die Rückkehr des langzeitverletzten Maik Franz etwas stabilisiert wurde. Zu erwarten ist daher wohl eine Karlsruher Mannschaft, die zunächst eher auf die Defensivarbeit bedacht sein wird. Aber das kennt man ja.
Und ganz egal, wie der KSC am Ende agiert: Drei Punkte müssen's schon sein, will man weiter mit dem Rechenschieber hantieren und ausloten, wie es doch noch mit Platz 5 klappen kann und wann man sogar der blauen Nachbarschaft die Daumen drücken muss. Von daher: Gas geben auf der Tribüne, Gas geben auf dem Platz! Irgendwann wird das Tor dann schon fallen, auch wenn's erst wieder kurz vor Schluss ist.
Die Jäger des Vereinsrekords: Weidenfeller - Dede, Santana, Subotic, Owomoyela - Kehl - Sahin, Kuba - Hajnal - Frei, Valdez
Baden's finest im Abstiegskampf: Miller - Görlitz, Langkamp, Franz, Eichner - Engelhardt, Aduobe - Federico, Stindl (Iashvili) - Freis, Kennedy
Die Augen des DFB: Stark - Wezel, Borsch - Schößling