Auf zum nächsten Plastikspielzeug
Mit dem Vfl Wolfsburg ist es wie mit der Barbiepuppe, eigentlich ist alles schön und toll, aber irgendwie doch nicht echt. Nach Hoffenheim geht es nun wieder zu einem Plastikclub. Irgendwo auf ein Feld ins nirgendwo wurde eine Fertigbauarena für maximal 27000 Heimgäste und rund 3000 Gästefans gebaut, in der Nähe gibt es dann hier genauso wie in Sinsheim ein Museum (in Wolfsburg heißt das Autostadt).
Rundherum ist ansonsten nichts erwähnenswertes, dass einem zu längeren Verweilen einlädt und die Innenstadt von Wolfsburg hat den gleichen Charm wie ein Gewerbegebiet am Wochenende. Der Unterschied zu dem Kunstprodukt in Hoffenheim ist, dass der Vfl letzte Saison am Ende da stand, wo sich Hoffenheim nach 17 Spieltagen wähnte. Ansonsten unterscheidet die beiden Klubs vorallem noch die Intention, während Hoffenheim das Spielzeug eines zu reichen Mannes ist, ist Wolfsburg Teil der Marketingstrategie des VW-Konzerns und seines Patriachen Ferdinand Piech. Das hat dann Wolfsburg auch wieder mit Leverkusen gemein (dort ist es halt der Bayerkonzern), die gewonne Meisterschaft unterscheidet sie beide nur wieder. Gemeinsam haben alle drei Klubs, dass ihre Anhänger die Lebendigkeit von Faultieren inne haben. Man wird sicher noch in 100 Jahren von der gigantischen Meisterfeier in Wolfsburg erzählen.
Die Werbefiguren
Nach dem Aus gegen die B-Mannschaft von Manchester ist es unruhig in Wolfsburg geworden. Es lässt einen das Gefühl nicht los, dass es Armin Veh nicht gelingt aus dem Schatten von Felix Magath zu treten. So spielt Wolfsburg in dieser Hinrunde sehr inkonstant. Man konnte man in Sinsheim gewinnen, um dann eine Woche später zu Hause gegen Nürnberg zu verlieren. Ansich überraschend, da Wolfsburg keinen Leistungsträger abgeben musste, aber nochmal für 22 mio. € nachrüsten konnte. Doch die Neuzugänge schlugen bis jetzt nicht ein und anderen Spielern werden immer wieder Wechselgedanken nachgesagt.
Im Tor ist Benaglio die unumschränkte Nummer 1. Der schweizer Nationaltorhüter ist mittlerweile ein anerkannter Rückhalt der Wolfsburger Mannschaft und zeigte bereits einige Male, dass er einer der besseren seines Faches ist. Die Viererkette besteht aus Riether, Ricardo Costa, Barzagli und Schäfer. Barzagli und Schäfer haben am Dienstag gegen Manchester größte Chancen liegen lassen und man sollte hoffen, dass sie sich am Sonntag ähnlich ungeschickt anstellen. Davor lässt Veh mit einer Raute spielen. Gentner auf links, Josué defensiv und Hasebe rechts unterstützen den starken Spielmacher Misimovic im Mittelfeld. Wenn dieser den Abschluss nicht selber sucht, hat er mit Dzeko (vom Chancentot gegen Freiburg zum Torschützen gegen Manchester) und Grafite zwei sehr fähige Abnehmer für seine Zuspiele.
Die Leidenschaftlichen
Die Borussen starteten sehr durchwachsen in die Saison, doch nun hat man sich berappelt und aus den ewigen Unentschieden sogar Siege gemacht. Nachdem geilen Sieg gegen das Kunstprodukt aus Hoffenheim konnten auch die Clubberer mit 03+1 Toren wieder zurück ins Frankenland geschickt werden. Bemerkenswert dabei ist, dass dies alles ohne den offiziellen Spielführer Sebastian Kehl gelang. Noch erstaunlicher ist es, wenn man sich die Alterszusammensetzung des Kaders anguckt. Im Tor steht der gesetzete Roman Weidenfeller (29 Jahre). In der Abwehr tritt Owomoyela (30 J.) als Oldie auf, dazu gesellen sich Subotic (20 J.), Hummels (20 J.) und Schmelzer (21 J.). Im Mittelfeld ist der heimliche Spielführer Sahin (21 J.) gesetzt. Mittlerweile findet auch Kuba (23 J.) langsam seine Form der Vorsaison wieder, daneben hat sich Sven Bender (20 J.) als Kehlersatz zwischenzeitlich durchgesetzt und bildet mit Sahin eine Doppelsechs. Nach seinem Tor gegen Nürnberg kann sich Kevin Großkreutz (21 J.) Hoffnung auf einen weiteren Einsatz von Anfang an machen. Im Sturm hat Lucas Barrios sich aklimatisiert und netzt nun regelmäßig ein - zu letzt zeigt er die Tendenz einfachste Chancen liegen zu lassen und lieber schwere Tore zu schießen. Solange es weiterhin zu drei Punkten reicht, sei ihm dies verziehen, für die Nerven der BVB Fans wären mehr Tore sicherlich schonender. Für Markus Feulner ist die Hinrunde leider gelaufen. Wegen eines Teilrisses im Syndesmoseband im rechten Sprunggelenk wird er sich für die nächsten 6 Wochen zu den anderen Langzeitverletzten ins Lazarett gesellen.
Rahmenbedingungen
VfL Wolfsburg: Benaglio - Riether, Ricardo Costa, Barzagli, Schäfer - Josué - Hasebe, Gentner - Misimovic - Grafite, Dzeko.
Auf der Bank: Lenz - Simunek, Kahlenberg, Ziani, Johnson, Madlung, Pekarik, Dejagah, Esswein, Baier.
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Sahin - Kuba, Zidan, Großkreutz - Barrios.
Auf der Bank: Ziegler - Koch, Santana, Hornschuh, Tinga, Valdez, M. Götze.
Es fehlen: Feulner (Sprunggelenk), Dede (Knie-OP), Kehl (Aufbautraining nach Leisten-OP), Hajnal (Bänderabriss am Sprunggelenk), Rangelov (Mittelfußbruch), Le Tallec (Schulter-OP), Öztekin (Haarriss im Schienbein).
Das Wetter ist mittlerweile doch recht kühl geworden. Es wird um die 2 bis -2 Grad erwartet, dafür soll es trocken bleiben.