Unsa Senf

Und jetzt?

14.09.2009, 19:45 Uhr von:  Arne Sascha
Und jetzt?
Das Team ratlos vor der Süd

Fünf Spieltage ist die Saison inzwischen alt. Das reicht ganz sicher bei weitem nicht, um ein einigermaßen zutreffendes Fazit zu ziehen. Es reicht leider aber schon, um sich allein aufgrund der bisherigen Ergebnisse und vor allem der spielerischen Auftritte der Borussia ein wenig Sorgen zu machen über den weiteren Verlauf der Saison.

Vergleichen wir mal die nackten Ergebnisse:

  • Das Auftaktspiel gegen Köln: Ein glanzloser Sieg gegen stark ersatzgeschwächte Domstädter, der insgesamt niedriger ausfiel als im Vorjahr
  • Das erste Auswärtsspiel in Hamburg: Ein zeitweiser Offenbarungseid, der mit einer völlig verdienten Klatsche endete. Die Niederlage geriet völlig verdient höher als im Vorjahr
  • Gegen den VfB Stuttgart wurde eine recht ordentliche Leistung nicht mit drei Punkten belohnt, im Vergleich zum Vorjahr zwei Punkte weniger auf dem Konto
  • In Frankfurt durfte man froh sein, das Spiel nicht zu verlieren. Im Vergleich zum Vorjahr erneut und glücklicherweise nur zwei Punkte weniger
Schweinsteiger jubelt, Sahin (l.) und Santana (r.) schauen zu
  • Und dann die Bayern: Nach 25 Minuten mehr als ordentlicher Spielweise plötzlich alles eingestellt, von durchschnittlichen Bayern abgeschossen worden und erneut einen Punkt weniger im Vergleich zur selben Partie im Vorjahr.

Das alles sind natürlich reine Zahlenspielereien, die jede für sich wenig Aussagekraft besitzt. In der Summe jedoch stimmt diese Tendenz sorgevoll. Und auch das übrige nackte Zahlenwerk stimmt nicht eben zuversichtlich: War in der vergangenen Spielzeit noch die Abwehr unser großer Trumpf, etabliert sich inzwischen wieder die Schießbude. 11 Gegentore in nur 5 Spielen. In der Vorsaison sorgten lediglich 37 Gegentore in den 34 Partien dafür, dass die Borussia die wenigsten Niederlagen (5) der ganzen Liga zu verzeichnen hatte. Auch hier ist man mit der nunmehr bereits zweiten Niederlage auf keinem guten Weg.

Doch gehen wir mal weg vom Zahlenwerk, hin zu den Leistungen auf dem Platz: Auch die sind bislang alles andere als vielversprechend. Die Defensive ist weit entfernt von der Sicherheit und Standfestigkeit alter Tage, haarsträubende Böcke sind „hintendrin“ inzwischen weniger Ausnahme als Regel. Vorne hingegen fehlt es an Durchschlagskraft. Keinem der Stürmer gelingt es bislang so richtig, Torgefahr auszustrahlen. Magere fünf Tore sind die Folge, eines davon zudem ein gütiges Kölner Gastgeschenk. Zu allem Überfluss ist auch Roman Weidenfeller weit von seiner Topform entfernt, und dass Tamas Hajnal gegen den FC Bayern nur auf der Bank Platz nehmen durfte, hatte wohl kaum rein taktische Gründe.

Rangelov ist nicht die erhoffte Verstärkung

Schwache Offensive, schwache Defensive. So ließe sich das bisherige Auftreten des BVB in dieser Spielzeit im Prinzip zusammenfassen, doch das würde deutlich zu kurz greifen. Immer wieder blitzt in der Mannschaft schließlich das wahre Potential auf und lässt Erinnerungen an die Vorsaison wach werden. Doch es gelingt den Jungs auf dem Platz nicht, dieses Auftreten für 90 Minuten zu konservieren. Das Spiel am Samstag war ein Paradebeispiel dafür.

Ja, man kann gegen die Bayern verlieren, gar keine Frage. Auch zuhause und sogar mit fünf Toren. Das ist nicht ehrenrührig angesichts der Tatsache, dass die Bayern gefühlte 100 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben haben und ihre Neuzugänge von Real Madrid verpflichten, während sich der BVB bei Rot-Weiß Ahlen und Energie Cottbus umsehen muss. Entscheidend ist jedoch, auf welche Art und Weise diese Niederlage zustande gekommen ist:

25 Minuten lang hatten wir die Bayern im Sack. Symptomatisch die Szenen, in denen Anatoliy Tymoshchuk völlig ratlos im defensiven Mittelfeld stand ohne zu wissen, wohin er den Ball nun eigentlich spielen solle. Wir hatten die Bayern in die Enge getrieben, frech drauf los gespielt und waren völlig verdient in Führung gegangen. Die Unsicherheit beim Rekordmeister war spürbar.

Und dann haben wir einfach aufgehört zu spielen.

Nach dem 1-0 war die Welt noch in Ordnung

Völlig unbegreiflich, wie man sich nach dem Führungstreffer zurückgezogen und eingeigelt hat, ausgerechnet gegen den FC Bayern. Das kann man versuchen nach einem Treffer in der 85. Minute, doch es kann doch niemand glauben, man könne den Bayern eine Stunde lang den Raum zum Spielen geben, ohne dass diese daraus Kapital schlagen. So aber wurden die bis dahin völlig planlosen Bayern aufgebaut, fanden zurück ins Spiel und brauchten ebenfalls lediglich eine Durchschnittsleistung, um der Borussia fünf Tore einzuschenken, von denen zumindest den Tore 2 bis 4 obendrein gütige Geschenke der Schwarzgelben zugrunde lagen. Ausgerechnet den Rekordmeister derart zum Toreschießen einzuladen, ist derart fahrlässig und unverständlich, dass es einem die Haare zu Berge stehen lässt.

Die Art und Weise, wie die Mannschaft diese Niederlage gleichmütig zugelassen und sogar begünstigt hat, ist dabei das größte Ärgernis. Wenn der Gegner im Schongang fünf Tore erzielt, die Jungs aber im gesamten Spiel keine einzige gelbe Karte kassieren, läuft etwas schief. Überhaupt war die schwarzgelbe Darbietung ab Minute 25 erschreckend blutleer – das allerdings betrifft sowohl das Geschehen auf dem Rasen wie auch das auf den Tribünen, denn auch auf den Rängen war die aggressive und motivierte Stimmung der Anfangsphase im weiteren Verlauf nicht mal im Ansatz zu spüren.

Direkt nach Abpfiff die erste Ansage
Wie geht es nun weiter? Klar ist, dass nach fünf Spieltagen noch nichts verloren und die Saison weiterhin völlig offen ist. Auch dass inzwischen drei Gegner aus den Top-5 der Vorsaison weg sind, hat definitiv sein Gutes. Die Mannschaft wird sich in den Folgepartien aber unbedingt steigern müssen, um gute Leistungen auch mal über zwei Halbzeiten hinweg konstant zu halten.

Trotzdem bleibt die Sorge, dass es dem BVB nach dem Zwischenhoch des Vorjahres in dieser Saison nicht gelingen könnte, auf Tuchfühlung mit dem oberen Tabellendrittel zu gehen. Denn das wird freilich auch mit besseren Leistungen schwer genug. In der Form von Hamburg, Frankfurt und der meisten Spielzeit gegen die Bayern sind solche Gedankenspiele allerdings vollends verboten.

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