We love WET: Donaueschingen & Wiedenbrück
Irgendwie werden die Vorbereitungsspiele unserer Borussia von Jahr zu Jahr unattraktiver. Nach der HSK-Auswahl, Rheine und Offenburg konnte auch der LV Donaueschingen das Niveau nicht über die Verbandsliga hinaus heben. Spielen andere Bundesligisten zurzeit gegen namhafte Teams aus dem Ausland oder gegen recht attraktive Zweit- bis Viertligisten, nimmt der BVB vorerst Teams unterhalb der Oberliga ins Visier.
Für Abhilfe sorgen da nur die Vergleiche gegen Mainz, das natürlich wie im Vorfeld befürchtet parallel zum Heimspiel unserer Amateure gegen Braunschweig (19 Uhr) statt findet und der ich weiß nicht wievielte Vergleich gegen den SC Paderborn, der mittlerweile RW Ahlen als häufigsten Testspielgegner unseres BVB abgelöst haben dürfte. Dieser nutzt das Spiel gegen unsere Borussia in erster Linie zur Präsentation seines neuen Stadionnamen. Immerhin spielt der SCP nun wieder in der zweiten Bundesliga und das schon die zweite Saison im neuen Stadion, so dass hier ja auch unbedingt ein neuer Name her muss.
Anstoß ist nächstem Sonntag im Übrigen um 20 Uhr. Und nein, Ihr habt alle richtig gelesen, es findet tatsächlich auf einem Sonntagabend um diese Uhrzeit statt. Für viele BVB-Fans wird ein Spielbesuch aufgrund der Lage des Stadions und der unverschämten Uhrzeit nicht möglich sein. Es soll ja auch Leute geben, die trotz ihrer Liebe zum Fußball noch arbeiten müssen und andere wiederum nur die Möglichkeit haben mit dem ÖPNV anzureisen. Von daher sei den Verantwortlichen ein schön leeres Stadion gewünscht. Vielleicht legt man den nächsten Vergleich, in dem das Stadion dann vielleicht seinen dritten Namen erhalten wird mal etwas fanfreundlicher. Das Hallenturnier in den Dortmunder Westfalenhallen Anfang des Jahres lässt grüßen. Wer auf jeden Fall für nächsten Sonntag noch eine Mitfahrgelegenheit für mich haben sollte, kann sich gerne vertrauensvoll an die unten angegebene Mailadresse wenden. :-)
Mit dem WET nach Donaueschingen
So kam es eigentlich ganz gelegen, dass der Test gegen den aktuellen Trainingslagergastgeber LV Donaueschingen auf einem Samstag statt fand. Kurzfristig fanden sich zehn BVB-Fans aus Rhein-Ruhr zusammen, welche die Fahrt mit dem Wochenend-Ticket der Deutschen Bahn antreten wollten. Leider verpennte ausgerechnet der Initiator der Tour die Abfahrt, so dass es in den frühen Morgenstunden nur zu neunt gen Schwarzwald ging. Immerhin waren auf der Hintour gut 600 Bahnkilometer mit einer Fahrtzeit von fast zehn Stunden zu bewältigen. Man hat ja schließlich sonst nichts zu tun. Ein fader Beigeschmack blieb direkt zum Start mal wieder am Ticketautomaten. 37,00 € kostet der Spaß mittlerweile für fünf Leute quer durch Deutschland. Insgesamt also über 15,00 € pro Person für Hin- und Rückfahrt. Wenn mir früher jemand mit so einer Summe gekommen wäre, hätte ich wahrscheinlich für diesen nur ein müdes Lächeln übrig gehabt. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da hätte eine Tour für Samstag und Sonntag gerade mal 7,00 DM pro Person gekostet – und diese Zeiten sind gar nicht mal so lange her. Aber seitdem die Bahn trotz milliardenschwerer Subventionen nicht mehr dem Bürger dient, wird das früher so beliebte WET im Dezember wohl satte 40,00 € kosten, damit sich einige Wenige auch weiterhin die Taschen schön voll machen können. Hätte dann immerhin den Vorteil, dass man bei fünf Personen nicht so arg schwer rechnen muss.
Über die Rheinschiene nach Baden
So ging es mit dem NRW-Express erst nach Düsseldorf und mit dem Rhein-Express weiter nach Koblenz. Auf diesen Stecken wurde man das erste und letzte Mal für diesen Tag kontrolliert und erlebte gleich die ersten Highlights. Während Schaffner Nummer eins sich direkt Sorgen um die Sauberkeit im Zug machte, O-Ton „Der Zug kommt direkt aus der Wäsche. Passt mit dem Bier schön auf und schlabbert nicht so rum. Ich werde immer mal wieder vorbeikommen um das zu kontrollieren.“, so wusste Schaffner Nummer zwei uns mal gar nicht einzuordnen. Gegenüber einigen intoleranten Pädagogikstudenten, O-Ton „Ihr seid so herzlos.“ bezeichnete uns der Schaffner als „komischer Kegelclub“. Meine Vermutung ist eher, dass dieser mit Fußball absolut gar nichts am Hut hatte. Schaffner Nummer eins verzichtete im Übrigen auf weitere Kontrollgänge.
Ab Koblenz gab es dann für diejenigen, die in der abgelaufenen Saison nicht mit dem Zug in Freiburg und Hoppenheim waren ein kleines Novum, da nun auch die wohl schönste Bahnstrecke Deutschlands zwischen Koblenz und Mainz privatisiert ist. Und nun werden auch auf dieser 0815-Wagen der Marke „Abellio“ eingesetzt. Aufgrund der Größe der Einheiten freue ich mich schon auf die Bundesligatouren nach Mainz oder Hoppenheim. Das wird bestimmt ein recht enges Erlebnis. Von Bingen ging es dann mit den Regionalbahnen nach Ludwigshafen und dann weiter nach Karlsruhe. Karlsruhe sollte dann auch der letzte Umstieg sein - von nun an sollte die Doppelstockwageneinheit bis nach Konstanz durchfahren. Doch für heute sollte Donaueschingen als Ziel für das erste reichen. Über Offenburg ging es dann quer durch den Schwarzwald bis an die Donauquelle. Landschaftlich recht sehenswert, aber auch nicht viel anders als eine Fahrt nach Winterberg oder Willingen. Recht geschafft kam man um viertel nach zwei in Donaueschingen an. Während ein kleiner Teil weiterhin dem Pilsbier frönen wollte, ging es für den Großteil schon mal in Richtung Sportanlage, dem Anton-Mall-Stadion.
Bestes Testspielwetter
Entgegen allen Voraussagen (stark bewölkt bei 15 Grad) war das Wetter doch überraschend gut. Nur vereinzelte Wolken und Temperaturen von über 20 Grad entschädigten für das Einheitsgrau der letzten Tage rund um Dortmund. Nicht ganz so toll waren dagegen die Eintrittspreise für das Spiel. Für einen normalen Stehplatz sollten satte 15,00 € gelöhnt werden. Ermäßigte Karten gab es für zwei Euro weniger, Schüler kamen mit 8,00 € noch recht glimpflich davon. Doch auch nicht jeder Schüler konnte von diesen Preisen profitieren. Galt an der einen Kasse eine Altersbeschränkung von 16 Jahren, war es an der anderen eine von 14. Ein absolutes Unding, zumal eigentlich bei derartigen Ermäßigungen jeder profitieren sollte, der auch tatsächlich noch zur Schule geht. Denn auch ein volljähriger Schüler wird wohl nicht sonderlich mehr Geld haben als jemand mit zehn. Die Schwarzwälder sehen das halt anders und so musste der ein oder andere in den sauren Apfel beißen.
So genoss man erst einmal die warmen Sonnenstrahlen vor dem Stadion und begrüßte die nach und nach eintreffenden BVB-Fans, die mit dem Auto in den Schwarzwald anreisten und diejenigen, die das Wochenende in Donaueschingen verweilen wollten. Nicht zu vergessen natürlich der große Anhang aus Süddeutschland. Bei der „Konkurrenz“ im Süden immer wieder sehr schön zu sehen. Ansonsten war halt das typische Testspielfanvolk im weiten Rund vertreten. Etwa 3.000 Zuschauer fanden bis zum Anpfiff den Weg ins Anton-Mall-Stadion, was diesen Namen aber nicht wirklich verdient hat. Das Clubhaus mit einigen Sitzplätzen auf der Eingangsseite, sowie einige Stufen auf der gegenüberliegenden Seite zum Stehen waren schon die gesamte Herrlichkeit. Für einen Landesligisten aber nicht weiter dramatisch.
BVB in Torlaune
Das Spiel war zumindest in der ersten Halbzeit recht ansehnlich. Vor allem Frei, Kuba und Rangelov machten im Sturm viel Alarm und hätten weitaus mehr Tore schießen müssen als die sieben in der ersten Halbzeit. Auch Sebastian Kehl zeigte nach seiner Zwangspause eine richtig gute Leistung. Wollen wir mal hoffen, dass Sebastian die Vorbereitung unbeschadet übersteht. Besonders überrascht haben mich Dimitar Rangelov, vor allem durch seine Kopfballstärke und Kevin Großkreutz, der auf der rechten Seite für viel Wirbel sorgte und letztlich auch mit einem Treffer belohnt wurde. Ein gut aufgelegter Torwart des LVD konnte weitaus schlimmeres verhindern. Dieser wurde jedoch zum Glück zur Halbzeit ausgewechselt – leider auf Dortmunder Seite auch Kuba, Frei und Co. so dass die Drehpunkte aus der ersten Hälfte fehlten. Das Sturmduo bildeten fortan Kullmann und der viel zu sehr überschätzte Sadrijaj, der das erste Tor in der zweiten Hälfte markierte, eher er mit einer Fußprellung aus dem Spiel musste. So folgte das Highlight des Tages. Da kein wirklicher Ersatzspieler mehr zur Verfügung stand musste Amaskeeper Marcel Höttecke mit dem Trikot von Florian Kringe als Stürmer einspringen. Der Stadionsprecher gab sich dann auch direkt die Ehre um Marcel erst zum Florian Kringe und dann fünf Minuten später zu einem Co-Trainer zu machen der gerade sein erstes Bundesligaspiel absolviert. Da dürfte jetzt die Serie einiger Allesfahrer gerissen sein – sofern man den Worten des Stadionsprechers denn ernsthaft Glauben schenken möchte. Eine Auflösung gab es im Übrigen erst in der nachfolgenden Pressekonferenz, da der Stadionsprecher wohl noch bis weit nach Abpfiff darüber grübelte, wer den nun in der 70. Minute tatsächlich eingewechselt wurde.
Auf der Pressekonferenz gab Jürgen Klopp leider auch bekannt, dass der BVB wohl auch im nächsten Jahr seine Zelte in Donaueschingen aufschlagen wird. Aus sportlicher Sicht sicherlich okay, weil vor allem der Trainingsplatz am Golfplatz meiner Meinung nach mit zu den besten seiner Art gehört. Aus Fansicht jedoch eine nicht so ganz erfreuliche Nachricht. Vor allem wenn man sieht an welchen netten Orten mit welchen Testspielgegnern andere Bundesligisten ihre Trainingslager durchführen. Da kann man einfach nur neidisch nach Bremen, Leverkusen und GE schauen.
Nach dem Spiel ging es dann für die Zugfahrer wieder zurück in die Innenstadt, wo sich erst einmal ein wenig gestärkt wurde und ein nahgelegener Supermarkt aufgesucht wurde, um sich für die noch viel längere Rückfahrt gen Westfalen einzudecken.