Uns macht es wieder Spaß ? und den anderen?
Schon in einer guten Woche fängt sie wieder an, die Bundesliga. Dabei verspricht die Rückrunde sportlich einiges. Man darf gespannt sein, ob der Bundesliga-Neuling Hoffenheim wirklich ganz oben mitspielen kann und ob sich die strauchelnden Bremer oder kriselnden Schalker wieder fangen. Auch im Ruhrpott bei Borussia Dortmund wird es interessant sein, zu sehen, wohin der Weg führt.
Als Jürgen Klopp vor wenigen Monaten der Presse als neuer schwarzgelber Coach vorgestellt wurde, versprach er die ein oder andere „Vollgasveranstaltung" seiner Mannschaft. Und das Ziel des Ex-Mainzers und ZDF-Experten, erfolgreichen, ansehnlicheren, aber vor allem leidenschaftlichen Fußball zu spielen, ging schnell auf. Mit seinem schlüssigen und geradlinigen Konzept ließ er sich auch von kleinen Rückschlagen nicht umwerfen. Ein glücklicher Start gegen die Schwergewichte Leverkusen, Bayern und die blauen Nachbarn hatte einen ebenfalls nicht unwesentlichen Anteil am bisher guten Saisonverlauf. Im Gegensatz zu den Vorjahren ruhten sich Kringe und Co. zudem nicht auf einzelnen Erfolgen aus, sondern gaben weiter Vollgas.
Die Gegentorflut gehört der Vergangenheit an
Für den bisherigen Teilerfolg ausschlaggebend sind einige weitere Faktoren. Ein Mannschaftsteil aber spielt dabei eine besondere Rolle: die in der vergangenen Saison so arg gescholtene Innenverteidigung wurde personell stark verändert. Neben der neuen, kompakteren Taktik ein Grund, warum der BVB plötzlich die zweitbeste Abwehr der gesamten Liga stellt. Die neue Stärke kann nicht nur an einem einzelnen Spieler festgemacht werden, doch symbolisch für den Aufschwung stehen mehrere Gesichter. Da wäre zum Beispiel ein 20-Jähriger Neven Subotic, der als unbekannter, aber mit annähernd 5 Millionen Euro teurer Innenverteidiger einschlug wie der Blitz. Abgesehen von kleinen seltenen Wacklern in der Defensive hielt er die Abwehr zusammen und konnte sogleich auch in der gegnerischen Hälfte für Angst und Schrecken sorgen. Bereits fünf Saisontore gelangen dem kopfballstarken Mann, dessen Qualität zudem punktgenaue lange Pässe sind. Sein Pendant in der Abwehr ist meist Mats Hummels, der ausgeliehene Rohdiamant von den Bayern. Der spielstarke Verteidiger bot eine höchstsolide Runde und wirkt in seinen jungen Jahren schon unglaublich reif. Dass er sich dreimal an den Adduktoren verletzte, ist ärgerlich, hatte aber auch einen Vorteil. So boten sich ungewohnte Perspektiven. In Felipe Santana wissen die BVB-Fans als Ersatz einen weiteren starken Rückhalt, der nach einer Eingewöhnungsphase seine Form gefunden hat und ein gleichwertiger, sogar torgefährlicherer Ersatz für Hummels war. Ein möglicher, nicht zu verhindernder Weggang von Mats Hummels wäre demnach schade, aber angesichts dieser Alternative zu verkraften. Auch der Kroate Robert Kovac knüpfte mit seinen wenigen, aber guten Leistungen wieder an alte Zeiten an, wird seine Karriere beim BVB zum Saisonende allerdings beenden.
Wiedererstarkte und gute Transfers
Stark formverbessert und wie in alten Zeiten - damit ist Robert Kovac nicht alleine. Ob nun Roman Weidenfeller, Sebastian Kehl oder selbst ein Nelson Valdez. Sie alle bewiesen in der Hinrunde, dass sie zu mehr fähig sind als in der Vergangenheit gezeigt. Auch hieran hat Motivator Klopp einen ordentlichen Anteil. Die Neulinge wie Publikumsliebling Lee, Ex-Nationalspieler Patrick Owomoyela oder der Ägypter Mohamed Zidan runden das gute Bild ab. Einen echten Totalausfall gab es nicht. Auch ein Alex Frei war das nicht. Ihm musste man die Zeit geben, nach langer Verletzung wieder in Tritt zu kommen. Und ein paar nicht ganz unwichtige Tore konnte er dennoch schon erzielen. In der Rückrunde besitzt der BVB in ihm wieder einen internationalen Topstürmer, der sicher dazu in der Lage ist, sich an Klopps schnellen Fussball zu gewöhnen. Ein anderer Offensivspieler passt da perfekt zur Spielweise des Trainers: Jakub „Kuba" Blaszczykowski gehört in seinem zweiten Jahr zu einer der schnellsten Bundesligaspieler und reißt in den gegnerischen Reihen eine Lücke nach der anderen. Seine Mitspieler profitieren ganz ungemein von dieser Waffe, auch wenn der Pole im Abschluss noch etwas an Effektivität vermissen ließ.
Der Blick über den Tellerrand
Während sich der BVB also wieder auf erfolgreicherem Terrain bewegt, sieht das bei einigen anderen Mannschaften in der Liga ganz anders aus. Die Bremer - wie jedes Jahr mit Championsleague-Ambitionen angetreten - dümpeln genauso im Mittelfeld der Liga vor sich hin wie ähnlich orientierte Schalker. Während im Norden in den letzten Jahren aus vergleichbar schlechten Rahmenbedingungen der höchstmögliche Ertrag erzielt wurde, scheint bei unseren unbeliebten Nachbarn genau das Gegenteil der Fall. Viele Millionen waren ihnen Spieler wie Engelaar, Farfan oder Sanchez wert - der Ertrag ist gleich null. Als angepriesene Weltklassespieler aus allen möglichen Teilen der Welt geholt (vorzugsweise aber bei unseren holländischen Nachbarn), enttäuschten die Neuzugänge auf ganzer Linie. Mit Fred Rutten haben sie zudem einen Trainer, der von der Situation überfordert zu sein scheint.
Für einen ehemaligen Trainer der Blauen wiederum läuft es da viel besser. Schwebt mit seinen Hoffenheimern als Herbstmeister auf Wolke sieben. Die teure, aber homogen zusammengestellte Mannschaft kämpft aber in der Winterpause mit viel Verletzungspech (Ibisevic mit Kreuzbandriss) und wird in der Rückrunde noch in das übliche Leistungsloch fallen. Für unseren BVB könnten die Dörfler dann wohl noch zu einem echten Konkurrenten um Platz fünf werden. Auch auf die Bremer sollte der BVB aufpassen. Und vielleicht schwingen sich neben Hamburg, Berlin, Leverkusen, Hoffenheim, Schalke und Stuttgart in Zukunft noch weitere Mannschaften zu Konkurrenten um einen internationalen Startplatz auf.
Der Fall Podolski
Als Bayern München in diesen Tagen den Verkauf von Lukas Podolski an den 1. FC Köln bekannt gab, war das keine große Überraschung mehr. Zu sehr hatte sich das Transfergerangel hingezogen. Wo Köln als Aufsteiger für den Sommertransfer plötzlich das ganze Geld hernehmen will, bleibt ein Geheimnis. Zum Glück haben sie mit Michael Meier einen echten Experten, was Geldbeschaffungsmaßnahmen betrifft. Mit T-Shirts und einem Freundschaftsspiel (tituliert als „Poldi-Festspiele") soll der 10-Millionen-Transfer refinanziert werden. Da kann man das Geld ruhig auch schon mal ausgeben, bevor es überhaupt da ist. Die kolportieren drei Millionen Euro Jahresgehalt für Lukas Podolski sind übrigens Peanuts. Und weitere Neuzugänge sollen auch noch kommen. Man sollte das Geschehen in der Domstadt ganz genau betrachten.
Nebenbei: Auch die Bayern freuen sich über das Podolski-Geschäft. Ein starker Nachfolger für die nächste Saison sitzt in Person des Hamburgers Ivica Olic bereits auf gepackten Koffern. Auch für die Rückrunde scheint es keine ernsthafte Konkurrenz für die Münchner zu geben. So werden die Bayern wohl wieder einmal Deutscher Meister, womit man als Borusse wegen Teams wie Hoffenheim und Schalke beinahe schon gut leben kann.
Gut leben kann der Hamburger SV auch mit dem Transfer von Nigel de Jong. Sage und schreibe 20 Millionen Euro gingen von Manchester City an die Hanseaten. Ein echter Glücksfall, wäre der Holländer doch in einem halben Jahr ablösefrei gewesen. Dem Kader wird das sicher gut tun, vor allem weil de Jong in den vergangenen Hinrunde ohnehin wenig Einsatzzeit erhalten hatte.
Der Start in die Rückrunde
Für den BVB geht es schon in der nächsten Woche im DFB-Pokal gegen den SV Werder Bremen. Mit der Neuauflage der letzten Saison soll ein erfolgreiches Jahr 2009 (!) für Schwarzgelb eingeleitet werden. Schon wenige Tage später beginnt schließlich auch der Bundesliga-Alltag mit der Heimpartie gegen die Pillendreher aus Leverkusen. Schon in den ersten beiden Spielen wird die Mannschaft also mehr als gefordert werden. Nach den Abgängen von Federico, Kruska und Klimowicz und dem Ausleihgeschäft um Kevin-Prince Boateng ist der Kader leicht optimiert worden. Die abgegebenen Spieler hatten in der Hinrunde bei dreifacher Belastung kaum Einsatzminuten erhalten und werden dem BVB sportlich nicht unbedingt fehlen. Bei Boateng muss man abwarten, ob die fussballerisch sicherlich starke Spielerpersönlichkeit aus den Eskapaden der Vergangenheit gelernt hat. Mit Jürgen Klopp hat er da genau den richtigen Mentor.
Es wird viel von dem Start in das neue Fussballjahr abhängen. Der Glaube an die Mannschaft ist auf jeden Fall gegeben. Doch selbst eine ähnliche Leistung und Punkteausbeute wie in der Hinrunde wird nicht unbedingt für einen Uefa-Cup-Platz genügen. Aus diesem Grund sollte man die Mannschaft reifen lassen und bei der ein oder anderen verlorenen Partie Ruhe bewahren. Dann wird die Mannschaft und das Umfeld auch nach der nächsten Runde zufrieden zurückblicken.
Daniel R., 23.01.2009