Pokal is, wennse dich fürs Derby warmläufst
Et is ein Kreuz mit diesem DFB-Pokal! Auf der einen Seite strahlt er in Zeiten europäischer Abstinenz einen gewissen Charme aus, auf der anderen Seite sind es immer diese lästigen unterklassigen Gegner, die die Großen ärgern wollen. Und in dieser Hinsicht gehören wir wohl doch noch zu den Großen. In Karlsruhe war ein Sieg einfach Pflicht und nur bedingt zur Wiedergutmachung geeignet. Denn die geht nur am Samstag! Trotzdem zeigte Borussia beim 3-0 im Karlsruher Wildpark eine zumindest engagierte Leistung mit vereinzelten feinen Spielzügen.
Seit dem ersten Spieltag und dem knappen Erfolg gegen völlig indisponierte Kölner wartet der BVB in der Liga auf die Rückkehr des Erfolgs aus der letzten Saison. Erstaunlich und erfreulich, dass es im Umfeld trotz des miesen Saisonstarts sehr ruhig bleibt und die Fans Jürgen Klopp und den Oberen zutrauen, den Verein wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Doch bevor unsere Jungs im Derby die ultimative Wiedergutmachung betreiben werden, wartete noch die sehr unangenehme Aufgabe „Karlsruhe auswärts“ im Pokal auf die Schwarzgelben.
Versuchte es Jürgen Klopp am Samstag in Hannover mit einer neu formierten Innenverteidigung (Hummels für Santana) und dem ersten Einsatz von Bender im Trikot des BVB, so musste er diesen Versuch aufgrund einer Verletzung unserer neuen Sechs abbrechen. Auch Dede konnte im Wildpark nicht auflaufen, so dass die Abwehr wieder einmal in veränderter Form auftrat. Santana rückte ins Team zurück und Schmelzer ersetzte Dede. Hummels, zwar angeschlagen, machte uns erneut den Sechser. Im Sturm durfte Barrios nach engagierter Leistung in Hannover neben Zidan ran. Beim KSC kehrte Miller zurück ins Tor, ansonsten spielten sie in zum Ligageschehen unveränderter Formation.
Vor dem Stadion Wahlkampf an allen Ecken. Piraten, SPD und CDU präsentierten sich am Adenauerring einträchtig nebeneinander. Und die SPD hatte gar eigens Flyer für das Spiel produziert und warb mit dem Slogan „Karlsruhe gegen Schwarz-Gelb“ um die Wählergunst. Mit Inhalten hätte man die angespannten Fans vor dem Spiel auch nur verunsichert. 24.864 Fans fanden den Weg ins Stadion, davon eine sehr stattliche Zahl in schwarz und gelb. Schätzungen gehen von 3.000 bis 5.000 Fans aus Dortmund aus. Die Gästekurve war auf jeden Fall gut gefüllt, und von krisenbedingter Verweigerungshaltung war nix zu spüren. So voll der Gästeblock war, so lautstark präsentierte er sich dann auch von Beginn an. Da auch der Karlsruher Anhang, der eine sehr schöne Choreo bezüglich der Sehnsucht nach Pokalruhm präsentierte, ziemlich motiviert war, entwickelte sich eine prächtige Pokalatmosphäre.
Halbzeit 1
Unsere Jungs ließen es sich dann auch nicht nehmen, von Beginn an das Zepter des Handelns in die Hand zu nehmen, und bereits in Minute drei zeigte sich, wie wertvoll Nuri Sahin derzeit für unser Spiel ist. Gefühlvoller langer Pass auf Mohamed Zidan, der es sich nicht nehmen ließ, noch eine Extrarunde um Keeper Miller zu drehen und dann einzuschieben. Das ging ja gut los!
Danach sortierten sich die Teams, und Borussia zeigte, was sie am besten kann: Leichtsinn in der Abwehrreihe. Santana war zweimal hintereinander Protagonist, der nahende Bälle meist abgeklärt an sich nimmt und sie sich dann doch wieder abluchsen oder zumindest wegspitzeln lässt. Bis zu Julio Cesar fehlt ihm doch noch einiges. Der KSC nutzte die sich ihm bietenden Chancen nicht, und so war dann doch wieder Borussia am Drücker. Minute 16 bringt die nächste Möglichkeit, doch Zidan hämmert den Ball aus vollem Lauf aus ca. 18 Metern über das Tor. In den folgenden Minuten plätschert das Spiel vor sich hin, und man wird nur ab und an durch die Karlsruher Fans aufgeweckt, die mit ihren Wechselgesängen wirklich beeindruckend laut werden. Doch in Minute 22 ist der Gästeblock dann wieder lauter. Denn der Pokalschreck hat zugeschlagen. Lululucas Barrios macht seiner Welttorjägerkrone alle Ehre und tut es Mohamed Zidan gleich. Nach feiner Vorarbeit von Hummels macht er auch einen kleinen Schlenker um Miller, um danach fein abzuschließen. Borussia lässt Karlsruhe gar nicht erst in die Rolle des Pokalschrecks hineinwachsen und macht Nägel mit Köpfen. So einfach hatten wir uns das nicht vorgestellt.
Während der BVB in der Folge ein, zwei schöne Spielzüge zeigt, kommen die Karlsruher langsam ins Spiel. Schöne Spielszene des BVB: Langer Ball von Owomoyela auf Barrios, der mit einem Kopfball Sahin in Szene setzt, der aber leider im Abseits steht. Gegen Ende der ersten Halbzeit dann die Zeit des Heimkehrers Tamas Hajnal. Zweimal macht er sich beim blauweißen Anhang unbeliebt, indem er sich von Karlsruher Spielern umnieten lässt. Fortan spekulierten die Fans des KSC über die Beschaffenheit von Hajnals primärem Geschlechtsorgan. Der lässt es sich nicht nehmen, auf sportliche Art und Weise zu antworten, sein leicht abgefälschter Freistoß geht aber leider ans Lattenkreuz.
Kurz vor Ablauf der 45 Minuten dann doch nochmal ein Lebenszeichen von Karlsruh: Ein Schuss von Staffeldt geht knapp am Winkel vorbei. Und direkt noch eine Chance für den KSC. Durch drei Abwehrspieler (Santana wieder unglücklich) kommt ein Ball in die Mitte, den der unaussprechliche Finne daneben spitzelt. Währenddessen macht Hajnal sich immer beliebter. Wat lässt der sich auch andauernd von ungehobelten Karlsruhern umholzen (Ein Satz im Gedenken an die Holzfäller-Innung). Idiot. Mit einem Highlight beendet Godfried (an dieser Stelle ausnahmsweise kein Namens-Bashing) Adoube die erste Hälfte. Sein Schuss in Minute 44 ist wie aus dem Lehrbuch für den Kick-Off beim Football. Sie suchen den Ball noch heute…
Halbzeit 2
Welche Kräuterhexe Borussia auch immer in der Kabine betreute, sie hatte das falsche Kraut gewählt: Karlsruhe kommt direkt mit einer Doppelchance aus der Kabine, während Borussia noch pennt. Der Finne verpasst nach Hereingabe zweimal in der Mitte nur knapp. Doch in Minute 51 wirkte das Kraut dann doch: Flanke von der linken Seite durch Hajnal und Lucas Barrios steht ungefähr so lange in der Luft, wie einst Kalle Riedle und versenkt mit dem Kopf nach langer Flanke gegen die Laufrichtung von Miller….Goool!
In der Folge ist die Zeit der friedlichen Zusammenkunft vorbei, und man singt gemeinsam gegeneinander. „Karlsruh Karlsruh wir scheissen euch zu!“ versus „Scheisse BVB“ versus „XY Arschlöcher“. Herrlich! Über die Herkunft der jeweils anderen Mütter sind sich die Fans aber einig.
Auf dem Platz passiert nicht viel, wie das halt so is im friedlichen Idyll eines Wildparks. Karlsruhe erspielt sich ein leichtes Übergewicht, und die Karlsruher singen irgendwat von Achterbahn. Scheint nicht wirklich viele Bergauf-Strecken zu geben auf dem Gefährt. Ich empfehle die auf der Wiesn.
Dortmund verlegt sich aufs Kontern (61.), und Hajnal, der alleine auf Miller zuläuft, hat Pech. Miller bremst den Ball so mit seinem Gemächt ab, dass dieser zwar langsam auf die Linie zukullert, Miller ihn aber vorher noch mit einem Hechtsprung erwischt. Machse nix.
In der 63. Minute kommt Großkreutz für Santana, während Hummels wieder in die Innenverteidigung rückt und dort fortan zu gefallen weiß. Der KSC ist zwar spielbestimmend, aber sehr harmlos vor dem Tor. Beide Teams haben sich still und heimlich darauf verständigt, dieses Spiel ohne viel Aufwand zu Ende zu spielen. In Minute 71 darf dann auch Nelson, der uns in die Champions-League schießen wird, Valdez auf den Platz. Die KSCler singen ihr „Solange die Sterne noch stehn“-Lied. Ein sehr schöner Gesang, und inkl. Fahnen und Schals ein schönes Bild zum Karlsruher Abschied aus dem Pokal.
Im Gästeblock gibt’s nur noch ein Thema: Derby. Das komplette Repertoire an Gesängen wird zum Besten gegeben, und Kevin Großkreutz weiß auf dem Platz wieder mit seinem dynamischen Spiel zu gefallen. Kurz vor Schluss darf sogar Feulner (ja, der spielt für uns) noch ein paar Meter auf der rechten Seite abspulen. Letztes Highlight des Spiels ist eine Szene kurz vor Schluss, in der drei Spieler des BVB mit Waden-Krämpfen auf dem Boden liegen oder sitzen. So is dat halt, wenn man gegen die Großen bestehen will. Da muss man schonmal über sich hinauswachsen. 3-0. Weiter geht’s. Jetzt wird’s Zeit, dass die werten Fußball-Damen uns wieder Heimspiele bis ins Finale zulosen.
Spieler-Noten
Weidenfeller: Hatte nicht viel zu tun, zeigte aber auch keine Schwächen. Note 3
Owomoyela: Agiler als in den letzten Spielen und mit einigen guten Offensivszenen, Defensiv nicht auffällig. Hatte aber auch nicht wirklich einen Gegenspieler. Note 3
Santana: Ärgerlich, dass er oftmals bereits bereinigte Szenen durch Fahrlässigkeit wieder gefährlich macht. Auch sonst nicht sicher. Note 4,5
Subotic: Gutes Kopfballspiel. Ansonsten auch nicht der Gott des Stellungsspiels. Note 4
Schmelzer: Ähnlich wie Owomoyela mit guter Offensive und eher schlechter Defensive. Dafür steht er aber eigentlich auf dem Platz. Pädagogische Note 3,5
Hummels: Räumte viel auf und versuchte sich im Offensiv-Spiel. Schöne Vorarbeit zum 2-0. Note 3
Tinga: Ein Kämpfer vor dem Herrn. Mehr leider auch dieses Mal nicht. Note 3,5
Sahin: Gutes Stellungsspiel defensiv, gute Spielübersicht, feine Pässe und unermüdlicher Ballverteiler. Note 2 (mit Sternchen)
Hajnal: War sehr motiviert gegen seinen ehemaligen Verein und wurde viel gefoult. Einige gute Offensivaktionen und an zwei Toren beteiligt. Note 2,5
Zidan: Ordentliche Leistung. Kaum etwas zu sehen von seinem übermäßigen Eigensinn. Könnte noch wat werden mit ihm. Note 3
Barrios: Pokalschreck. Zwei Tore gemacht, sonst sehr unauffällig und teils überheblich im Spiel Mann gegen Mann. Note 2,5
Statistik
Aufstellungen:
Karlsruhe: M. Miller - Staffeldt, S. Langkamp, M. Langkamp, A. Schäfer - Stindl, Aduobe, Engelhardt - Timm, Iashvili - Tärvajärvi
Trainer: Schupp
Dortmund: Weidenfeller – Owomoyela, Santana, Subotic, Schmelzer – Hummels, Tinga, Sahin, Hajnal – Barrios, Zidan;
Trainer: Klopp
Schiedsrichter: Robert Hartmann
Tore:
0:1 durch Zidan (3. Minute,Vorarbeit N. Sahin)
0:2 durch Barrios (22. Minute, Hummels)
0:3 durch Barrios (51.Minute, Hajnal)
Spieler- und Trainerstimmen werden als Kurztext nachgereicht.