Spielbericht Profis

So langsam wird's langweilig

10.05.2009, 12:40 Uhr von:  Malte D.
So langsam wird's langweilig
Und schon wieder gewonnen ;-)

Zum Fandasein gehören wunderbare Siege und bittere Niederlagen, Tränen der Freude und der Trauer. Aber was der BVB im Moment abliefert, kann einfach nicht in Ordnung sein. Jedes Wochenende holt man die drei Punkte, betrinkt sich wegen dieser Siege bis in den Zustand der Besinunngslosigkeit, um dann Sonntagmorgen mit diesem wunderbaren Gefühl in der Magengegend aufzuwachen: "Mir gehts zwar schlecht, aber jede Minute des Samstags hat sich gelohnt." Wo soll das nach diesem 4:0 gegen den KSC bloß noch hinführen?

14.35 Uhr: Komme am Stadion an. Habe gestern Abend erfahren, dass Dino Drpic beim KSC nicht spielen kann. Suche den Anstoßkreis der Roten Erde unter Flutlicht nach einem kopulierenden Paar ab. Finde nur Maik Franz, der Kopfbälle übt. An den Betonstufen der Tribünen.

14.45 Uhr: Der Schock! Dino Drpic spielt doch. Suche im ganzen Stadion nach Nives Celsius, finde nur die diensthabende Reinigungsfachkraft. Wenig Ähnlichkeit.

14.50 Uhr: Ja, wer ist das denn? Edgar Steinborn, Ex-Bundesliga-Schiedsrichter, den ich in bester Erinnerung habe, ist heute der Schri-Beobachter. Steinborn hat 2001/2002 das Meisterschaftsendspiel gegen Bremen gepfiffen. Das kann ja nur ein gutes Omen für das heutige Spiel sein.

Die Süd zu YNWA

14.52 Uhr: Dickel gibt den 2:0-Halbzeitstand der Amas in Köln bekannt. Jubel brandet auf. Zwei Tore schoss wieder einmal der erst 18-jährige Daniel Ginczek. Hat der BVB, kaum dass Ricken seine Karriere beendet hat, gleich das nächste blutjunge Offensivtalent am Start? Das nennt man dann wohl Reinkarnation.

14.55 Uhr: Erblicke erstmals heute Giovanni Federico. Überlege, was wohl "Fuck Karlsruhe-Fans" auf Italienisch heißt. Wird Federico der Jan Koller dieser Saison? Bei dieser Haarpracht eher nicht.

15.00 Uhr: Das BVB-Team läuft ein. Vorneweg Sebastian Kehl mit Trading-Cards. Spielt noch schnell 'ne Runde gegen Kringe. Gewinnt mit 11:0. Kehl weiter in Topform.

15.04 Uhr: Karibische Stimmung im Stadion. Erst Sprechchöre "Kuba", dann "Santana". Wo bleiben die Cocktails?

15.07 Uhr: Was macht eigentlich Thomas Doll?

Dohmen im Fokus der PS'99

15.11 Uhr: Schon toll, so ein nahezu gefülltes Stadion gegen den Tabellenletzten. In Nordkorea würden bei so einer Kulisse jetzt noch ein paar Marschflugkörper präsentiert werden.

15.14 Uhr: Im Moment wäre der Tempel wahrscheinlich auch ausverkauft, wenn sich Jürgen Klopp im Mittelkreis den rechten Schuh zubindet. Ohne Hände.

15.22 Uhr: Die Gemeinde singt You'll Never Walk Alone. Pfarrer Dickel setzt an zur Liturgie und stellt die elf Apostel sowie den Messias vor. Die Anwesenden befinden sich in Trance.

15.26 Uhr: Sabine Töpperwien nickt mit dem Kopf zu "Heja BVB". Wo ist Rolf?

15.29 Uhr: Einlauf der Mannschaften. Maik Franz kurz vor dem Platzverweis.

15.30 Uhr: Schiri Övrebo pfeift das Spiel an, wird sofort von vier schwarzen Gangsta-Rappern beschützt.

Owomoyela gegen Kennedy

2. Minute: Der BVB führt gegen den Tabellenletzten immer noch nicht. Ich will der Mannschaft helfen und eine Papierkugel in den KSC-Strafraum werfen. Treffe nur den Reporter einer großen Boulevardzeitung in der Reihe vor mir.

4. Minute: Erste Schusschance Freis. Bald-China-Tourist Weidenfeller ohne Mühe.

6. Minute: Kuba wie der Duracell-Hase auf Speed. Doch Hajnal verzieht seine tolle Vorarbeit. Platz 5 zittert.

9. Minute: Bei wem hat sich Marco Engelhardt eigentlich damals in die Nationalmannschaft hochgeschlafen?

11. Minute: Alex Frei super über rechts auf Valdez, der aus drei Metern das leere Tor verfehlt. Unglaublich! Gerade wollte sich Frank Mill endgültig aufs Altenteil begeben, da zeigt die Zeitlupe eine Störaktion gegen den Südamerikaner. Frank Mill muss weiter leiden.

16. Minute: Was befindet sich eigentlich in der "Ordnerzentrale unter der Nordtribüne"? Der heilige Gral? Und wie geht's eigentlich Herrn Pieper?

21. Minute: Die Hälfte der BVB-Mannschaft steht zum Freistoß bereit. Kehl zieht die Handys ab und lässt dann ausgerechnet den Kleinsten, nämlich Hajnal, den Ball schießen. Subotic ballt die Faust in der Tasche, ehe Hausmeister Miller dem Ganzen ein Ende bereitet.

Kuba wird gefeiert

25. Minute: Der BVB mit einer feinen Kombi im Mittelfeld, die fast schon an Barca erinnert. Aber der Pole Kuba mag es eher ManU-rustikal und legt nicht noch einmal quer, sondern ballert aus relativ spitzem Winkel in die kurze Ecke. Ein geiles Mopped! Franz und Eichner verabreden sich noch auf dem Platz zur Videoanalyse, alle anderen lassen die Köpfe hängen. Der BVB ist im Moment auf Platz 5. Die ersten Fans buchen das Hotel in Olmütz.

31. Minute: Die ersten "Europapokal"-Gesänge von der Südtribüne. Giovanni Federico ist sauer, dass er wohl nicht mitfliegen darf, scheitert mit seinem Versuch aber an Weidenfeller.

35. Minute: Frei als veritabler Roncalli-Zirkusartist, nimmt einen langen Sahin-Flankenball unnachahmlich an, scheitert aber an Clown Miller.

39. Minute: Flanke von links von Hajnal. Kehl stoppt den Ball weiter als Tinga schießen kann. Miller taucht ab und hat den Ball.

40. Minute: Kehl zeigt menschliche Züge und fabriziert eine Kerze im eigenen Strafraum. Weidenfeller, Santana und Kennedy machen sich zum flotten Dreier bereit, doch der US-Präsident mag es schnell und schmerzlos. Sein Hackenkunststück geht jedoch an den Pfosten. Der Ball rollt zurück zu Weidenfeller, welcher zwei Minuten auf dem Ball liegen bleibt. Glücklich.

Hajnanal gegen Aduobe

42. Minute: Nach einer Flanke zielt erneut der Australier Kennedy per Kopf knapp am Gehäuse vorbei. Jürgen Klopp mag das gar nicht gerne sehen, springt auf und fordert mehr Rechte für die Aborigines.

44. Minute: Kurz vor der Halbzeit noch einmal eine starke Doppelparade von Miller. Bei der Dritten hätte es nen Kasten gegeben.

Die Zwischenergebnisse in der Halbzeit lassen nur einen Schluss zu: Der BVB wird Meister! Bereits heute Abend soll der Friedensplatz noch abgesperrt werden.

47. Minute: Die KSC-Fans präsentieren erneut "Dohmen raus!"-Plakate. Peter Pander hofft.

49. Minute: In einen Franz-Pass grätscht Valdez rein und läuft aufs Tor. Übersieht den besser postierten Frei und schließt schwach ab. Der Schweizer storniert umgehend seinen geplanten Paraguay-Urlaub.

52. Minute: Santana macht den Lucio und walzt sich wie ein Serengeti-Gnu durchs Mittelfeld. Kriegt tatsächlich auch am KSC-Strafraum noch einmal den Ball, doch kann die Badener Abwehr (wäre ein schöner Name für eine Defensivstrategie beim Schach) gerade noch klären.

Sahin feiert sein Traumtor

55. Minute: So langsam versteht man, warum Arsène Wenger Nuri Sahin einst für das größte Talent in Europa hielt.

60. Minute: Nach einem tollen Kuba-Lupfer kommt Valdez nicht rechtzeitig an den Ball, prallt mit Miller zusammen. Beide unverletzt. In der Zwischenzeit verlässt Federico den Platz, will noch die Familie in Hagen besuchen.

62. Minute: Nuri Sahin sucht die Sahne auf seiner formidablen Leistung. Er findet sie, indem er aus 23 Metern einen herrlichen Freistoßtreffer erzielt und zum Konkurrenten für Alex Frei avanciert. Sahin, im Moment der beste Exportartikel des Sauerlandes seit es, nun ja, das Sauerland gibt...

68. Minute: Das Stadion steht. Erst weil man die Wolke 7 greifen möchte, dann weil der Ungar Hajnal das Feld verlässt. Da klappt sogar die LaOla im ersten Versuch.

71. Minute: Felipe Santana, der torgefährlichste BVB-Abwehrspieler seit Sergej Gorlukowitsch, "köpfelt" (Fritz von Thurn und Taxis) zum 3:0 ein. Erneut nach einer Ecke. Was gab es nicht immer für schwache Ecken in der jüngeren Vergangenheit? Alles vergessen! Alexander Iaschvili reklamiert jedoch Foulspiel. Schiri Stark wundert sich nur, seit wann Maulwürfe sprechen können.

Frei verneigt sich vor Boatengs Künsten

74. Minute: Und Deutschland ist doch ein sozialistischer Staat! Solche lauten Rufe "Kuba"-Rufe bei seiner Auswechslung hat es seit den 68ern nicht mehr gegeben.

78. Minute: Boateng und Sahin mit Straßenfußball auf dem feinen grünen Rasen, passen sich mit Hacke mehrmals den Ball hin und her. Klopp will mitmachen, ist aber technisch zu limitiert. Regt sich dann auf, als der Ball weg ist.

80. Minute: Doch Boateng ist lernwillig und schickt mit tollem Pass Frei in die Schweizer Alpen. Der bleibt cool vor dem Allgäuer Miller und schießt ein zum 4:0.

82. Minute: Zwei Fragen bleiben noch: Wann beginnt heute Abend der Boxkampf zwischen Franz und Boateng? Und kommentiert wirklich Günter-Peter Ploog?

85. Minute: Jetzt merkt man dem BVB-Spiel auch an, dass Florian Kringe dabei ist.

87. Minute: Die ersten Zuschauer verlassen empört die Kathedrale des Ruhms. Sie merken erst jetzt, dass der Gegner nicht der AC Milan ist und Amoroso gar nicht mitspielt.

88. Minute: Nuri Sahin verliert seinen ersten Zweikampf des Spiels.

Ballspielverein Borussia aus Dortmund...

17.18 Uhr: Olmütz meldet: "Ausverkauft"

17.20 Uhr: Klopp holt sein ganzes Funktionsteam zur Feierstunde vor der Süd. Wann wird auch die Geschäftsstelle dazu geholt?

17.28 Uhr: Franz absolviert mehr Interviews als er Zweikämpfe gewann.

17.33 Uhr: Mit einer echten Legende in der Mixed-Zone endet dieser Fußballtag. Tayfun Cayoglu, der KSC-Zeugwart, existiert tatsächlich und ist keine Erfindung des kicker-Bundesligasonderhefts, welches ihn schon in seiner ersten Ausgabe auf dem Mannschaftsfoto des KSC abbildete.

Stimmen zum Spiel

Tamas Hajnal: Wir haben heute alles gezeigt, was zum Fußball gehört. Dabei hatten wir auch das Quäntchen Glück, aber dieses haben wir auch erzwungen. Am bittersten sind ingesamt sicher die beiden Hannover-Spiele in dieser Saison gewesen, was die nervigen Unentschieden angeht. Das Team besitzt einen sehr guten Charakter und es besteht keine Gefahr abzuheben.

Owomoyela und Sahin

Mats Hummels: Die Jungs werden sicher auch in Wolfsburg etwas mitnehmen wollen. Bei mir sieht persönlich sieht es so aus, dass ich in den nächsten Tagen wieder ins Training einsteigen möchte. Die U21-EM sollte dann auch klappen, sofern Horst Hrubesch mich mitnimmt.

Nuri Sahin: Das Herzzeichen nach meinem Tor war für meine Frau auf der Tribüne, die heute mal im Stadion war. Wir denken nur von Spiel zu Spiel. Das ist aber nicht nur die Meinung des Trainers, sondern auch meine. Der Trainer gibt mir einfach das Vertrauen und deshalb läuft es auch so gut bei mir im Moment.

Edmund Becker (KSC-Trainer): Mir fällt es immer noch schwer, dieses Spiel zu analysieren. Wir wussten, dass wir auch in der Fremde mal punkten müssen und deshalb ist es sehr enttäuschend, wie wir uns heute präsentiert haben. In so einer Situation muss ich einfach fighten und auch alles für die Punkte tun wollen. Mit etwas Glück hätten wir sogar den Ausgleich erzielen können, doch der BVB hat super gespielt und auch in dieser Höhe verdient gewonnen. Großes Kompliment an "Kloppo" dafür, dass seine Mannschaft im Moment so gut in Schuss ist.

Jürgen Klopp: Das Spiel war viel schwerer, als es das Ergebnis erscheinen lässt. Denn nach unserem Führungstor war die Konzentration nicht mehr ganz so hoch, aber nach der Halbzeit haben wir den Faden wieder sehr gut aufgenommen. Wir haben uns eine sehr disziplinierte und defensive Ausrichtung vorgenommen, weil man dem KSC keinen Raum geben darf. Nach dem 2:0 wurde das Selbstvertrauen dann auch beim Gegner weniger, bei uns kam es wieder zurück. Trotzdem haben wir noch eine ganze Menge zu tun, um beim VfL zu bestehen und dort etwas mitzunehmen.

Einzelbewertung

Alex Frei bejubelt das 4:0

Heute: Wie bewertet man Fußballspieler nach so einem Spiel?

1. Man suche sich eine Schulnote zwischen 1 und 6 (Empfehlung: irgendwas zwischen 1 und 2) aus.

2. Man honoriere die homogene Teamleistung und gebe jedem Akteur die gleiche Note.

3. Schütteln und eiskalt genießen!

Statistik zum Spiel

BVB (4-4-2 mit Raute): Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Santana, Dede - Kehl - Kuba (73. Kringe), Sahin - Hajnal (68. Boateng) - Frei, Valdez (75. Zidan)

KSC (4-2-3-1 mit ohne Chance): Miller - Görlitz, Drpic, Franz, Eichner - Aduobe (60. Stindl), Engelhardt - Federico (61. Timm), Iashvili, Freis - Kennedy

SR: Stark (Ergolding - Fahnenmänner: Wezel, Borsch - Hampelmann: Schößling), Note 1. Passte sich dem BVB-Spiel an. Fantastische Vorteilsauslegung.

Tore: 1:0 Kuba (25.), 2:0 Sahin (62.), 3:0 Santana (71.), 4:0 Frei (80.)

Gelbe Karten: Aduobe (55.), Engelhardt (67.), Görlitz (68.)

Die Laola-Welle ging durchs Stadion
Torschüsse: 21:9

Ecken:
5:5

Flanken:
16:18

Ballkontakte:
52 % : 48 %

Gewonnene Zweikämpfe:
54 % : 46 %

Fouls:
6:14

Abseits:
1 (mit Sicherheit Saisonrekord für den BVB) : 4

Die meisten Torschüsse:
Frei (5) : Kennedy (4)

Die meisten Torschussvorlagen:
Sahin, Frei (je 4) : Iashvili (3)

Die meisten Ballkontakte:
Dede (98) : Görlitz (82)

Die Zweikampfmaschinen: Owomoyela (73%) : Drpic (73 Grad Celsius)

Kurvenfotos

Die unheimliche Siegesserie unserer magischen Borussia geht weiter. Auch im heutigen Heimspiel gegen den aktuellen Tabellenletzten, Karlsruher SC gab es im Westfalenstadion einen niemals gefährdeten 4:0 Heimsieg. Schwatzgelb.de zeigt Euch vorab die Kurvenfotos zum Heimsieg. Die Fotostrecke im gewohnten Format folgt im Laufe der Woche auf unserer Fotoseite.

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