Die Saison 2009/2010 im Rückblick
Was für eine spannende Saison. Die Spielzeit 2009/2010 bot wieder alles, was das Herz des Fußballfans begehrt. 2009/2010? Klar, schwatzgelb.de liefert jetzt schon den ultimativen Saisonrückblick auf die kommende Spielzeit. Es wird turbulent. Mladen Petric hegt Wechselgedanken, Markus Babbel bekommt einen Eintrag ins Klassenbuch, Felix Magath wehrt sich gegen merkwürdige Rituale und Miroslav Kadlec schreibt einen Bestseller. Und über allem strahlt der BVB.
1.Spieltag: Der BVB gewinnt 7:0 gegen Köln. Michael Meier sagt nach dem Spiel, dass sich die Verpflichtungen von Luis Figo, Joao Pinto, Rui Costa und Vito Paneira noch nicht bezahlt gemacht hätten, die Früchte dieser Transfers aber sicher bald abgeerntet werden könnten. BVB-Stürmer Lucas Barrios erzielte fünf Treffer, was den auf Einladung des BVB-Fanclubs „Die Schweizer Garde Schwelm“ auf der Südtribüne stehenden Alex Frei ganz nervös macht. Als sich dann Tamas Hajnal den Ball auf den Elfmeterpunkt legt, hält es den Schweizer nicht mehr auf der Tribüne. Er rennt runter zum Zaun und schreit: „Nein, nicht der Hajnal, der kann das nicht.“ Der Ungar ist so verdutzt darüber, dass er seinen ehemaligen Teamkameraden am Zaun rüttelnd sieht, dass er den Ball auf die Westtribüne bolzt, wo ihn Gerhard Mayer-Vorfelder, der sich gerade neuen Rotwein nach schenkt, direkt vor die Rübe kriegt.
Der BVB ist damit Tabellenführer. Mladen Petric sagt im Interview, dass er sich eine Rückkehr nach Dortmund gut vorstellen könne.
Aus der Sporthochschule Köln: Markus Babbel lacht stolz in die Klasse. Er hat eine 1- im Vokabeltest.
2.Spieltag: Schalke-Trainer Felix Magath wird nach einem 0:0 zum Auftakt in Nürnberg mit einem leichten Pfeifkonzert begrüßt. Den Drill Instructor unter den Bundesligatrainern scheint das ein wenig zu irritieren. Er schickt Lewis Holtby ins Tor und Manuel Neuer soll den Arzneikoffer beaufsichtigen. Sein Fehler fällt ihm erst in Minute 70 auf, als die Blauen das 0:1 kassieren. Die gellenden Pfiffe der unzufriedenen Zuschauer hört man bis Gelsenkirchen-Bismarck auf der Verladerampe von German Parcel. Auf der Pressekonferenz gibt Magath zu, einen Fehler begangen zu haben: „Ich hätte heute morgen vielleicht doch nicht das Knusper Müsli, sondern die Kellogs Smacks wählen sollen.“
4. Spieltag: Bayern-Pressechef Markus Hörwick hat einen dicken Hals. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat es satt, dauernd Luis van CCCHHHHaal zu sagen. Ihn plagt seit mehreren Tagen eine fiese Rachenentzündung. Er fragt den Trainer, ob der etwas gegen die deutsche Aussprache van Gaal habe. Mit weichem g. Der holländische Trainer antwortet: „Nein, aber dann spreche ich Deinen Nachnamen ganz holländisch mit einem f statt dem w aus.“ Hörwick bleibt dann doch lieber bei der Originalaussprache.
Tabellenführer ist mit vier Siegen Eintracht Frankfurt. Mladen Petric schwärmt von Michael Skibbe und dem Frankfurter Umfeld. „Ich möchte weg aus Hamburg. Zu Frankfurt“, sagt der Schweizer.
Aus der Sporthochschule Köln: Eintrag ins Klassenbuch für Markus Babbel. Er hat einen besonders kleinen Mitschüler unter Gelächter der gesamten Klasse kopfüber in einen Mülleimer gesteckt und in den Klassenschrank gesperrt. Erst nach einer halben Stunde wurde der Schüler vom Lehrer befreit. „Keine Angst, Icke, das macht der nie wieder“, tröstete der Pauker.
7.Spieltag: Armin Veh steht beim VfL Wolfsburg schon schwer unter Beschuss. Nach 5 Remis und nur einem Sieg muss er sich schon Schmähungen der inzwischen nur noch 8.000 im Stadion gefallen lassen. Unter den Gästen: Mirko Slomka. Der Ex-Blaue gibt zu Protokoll, dass er gerade von Verhandlungen bei einem Verein in Norwegen kam. Es habe aber einfach nicht gepasst, sagt der Trainer. Brann Bergen hatte sich dann doch dazu entschieden, dem Greenkeeper den Trainerjob anzubieten.
10. Spieltag: Der SC Freiburg ist sensationell Tabellenführer der Bundesliga. Trainer Robin Dutt und sein Team überraschen mit kombinationssicherem Tempofußball. Jupp Schnusenberg schielt schon seit Wochen neidisch gen Süden. Er lässt beim SC anfragen, ob Dutt sich vorstellen könne, Schalke-Trainer zu werden. Das Konzept des Felix Magath würde nicht greifen angesichts eines 7. Tabellenplatzes nach zehn Spieltagen. Dutt sagt aber ab. Und Magath, der Wind von der Anfrage bekam, sagt nur: „Irgendwie habe ich hier die Aufnahmefähigkeit einiger Leute überschätzt. Ich habe immer von vier Jahren Aufbauarbeit gesprochen, aber es scheint immer nur „vier Wochen“ angekommen zu sein.“
Unterdessen soll Mladen Petric mit einem Wechsel an den Breisgau liebäugeln. Er möchte den HSV, Tabellensechster, verlassen.
Aus der Sporthochschule Köln: Markus Babbel macht in der ersten großen Pause ein mürrisches Gesicht. Der Grund: Seine Mama hat ihm wieder das Pausenbrot mit Teewurst beschmiert, dabei hatte sich Markus Gesichtsmortadella gewünscht.
13.Spieltag: Bayer Leverkusen schlägt sich mit Trainer Jupp Heynckes recht ansehnlich durch die Liga. Sprich: Sie sind noch nicht vollkommen abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. „Der benutzt Vokabeln, von denen habe ich noch nie was gehört“, klagt Patrick Helmes. Michal Kadlec greift zum letzten Mittel. Er bittet seinen Vater Miroslav Kadlec, die Worte von Heynckes in ein modernes Fußballdeutsch zu übersetzen. Daraus entstand ein Standardwerk, das für alle jungen Fußballprofis, die von Trainer-Opas trainiert werden, ab sofort ein absolutes Muss ist: Deutsch für Fußball in den 80ern/90er Jahren – Deutsch für modernen Fußball. Ex-Profi Kadlec lebt als Autor nun noch besser von den dicken Tantiemen.
15.Spieltag: In der Bierkisten-Arena haben die Fans inzwischen ein Ritual lieb gewonnen. Eine riesige Magath-Puppe wird auf der Nordtribüne aufgebaut und jeder darf wie er will davor rotzen oder es mit anderen flüssigen Körperausscheidungen versehen. Dabei treffen die Fans nicht immer nur die Magath-Puppe. Nach acht Spieltagen kamen schon die ersten Beschwerden auf. Vor allem bei unkontrollierten Windverhältnissen sei das Spekakel für umstehende Zuschauer nicht immer reines Vergnügen. Magath äußert sich zu der Fanaktion verständnisvoll: „Das ist mir lieber, als wenn sie mich weiterhin auspfeifen.“ Mirko Slomka soll nun wieder öfters bei seinem alten Verein gesichtet worden sein.
Mladen Petric äußert ganz offen, dass er in der Winterpause zu Hannover 96 wechseln möchte. Die Niedersachsen haben sich am 15. Spieltag etwas überraschend auf Platz 1 der Tabelle vorgespielt.
Aus der Sporthochschule Köln: Da hat sich Markus Babbel aber dumm angestellt. Er wurde in der Pause erwischt, wie er die Hausaufgaben von einem Mitschüler abschrieb. Seine Ausrede: Er habe keine Zeit gehabt. „Du hast doch bestimmt wieder nur Fußball gespielt“, schimpft der Lehrer. Ja, das sei sein Beruf, antwortet Babbel irritiert. Der Lehrer haut auf den Tisch: „Sei nicht so unverschämt, ihr Bengels habt doch nur Fußball im Kopf.“ Erst nach einer langen Unterredung mit Babbels Eltern darf der Stuttgarter weiter an der Schule bleiben.
17. Spieltag: Riesengeburtstag im Westfalenstadion. Der SC Freiburg ist gern gesehener Gast bei der 100 Jahr-Feier, nicht nur weil er beim 4:1 drei Punkte da lässt. Der FC Schalke 04 will als erster gratulieren, um Ruhrgebietssolidarität zu beweisen. Mit der kompletten Mannschaft stehen sie Spalier in den Katakomben. Jupp Schnusenberg und Peter Peters stolz vorneweg. Unterdessen steht Felix Magath im Schalke-Stadion und schnaubt vor Wut. Der FSV Mainz bedankt sich artig bei dem Trainer und gewinnt gegen nicht anwesende Blaue mit 67:0. Das ist die höchste Auswärtsniederlage, die es je in der Bundesliga gab. Ein neuer Rekord für Schalke. Dabei leisteten sich die Mainzer sogar den Luxus, die letzte halbe Stunde nur noch mit vier Mann zu spielen.
Herbstmeister wird Borussia Mönchengladbach. Petric: „Gladbach war schon immer mein Traumverein. Ich wäre gesprächsbereit, wenn sich die Gladbacher melden.“
18. Spieltag: Die erste Trainerentlassung der Saison. Es trifft ausgerechnet Louis van Gaal. Aus der Versenkung meldet sich Mirko Slomka via Boulevardblatt: „Bayern? Das würde passen.“ Vor dem Büro von Uli Hoeneß zankt er sich mit Lothar Matthäus darum, wer als erster rein darf. Hoeneß lässt beide vom Sicherheitspersonal von der Säbener Straße entfernen.
Aus der Sporthochschule Köln: Markus Babbel nimmt stolz sein Trainerdiplom entgegen. Gero Bisanz guckt ihn aber so dermaßen böse an, dass Babbel schnell das Gelände verlässt.
20. Spieltag: Trainerentlassung Nummer 2, diesmal in Stuttgart. Der frischgebackene Lizenztrainer ist kein Trainer mehr. Nachdem ihm sein A-Schein wohl zu Kopf gestiegen ist und er durch hanebüchene, halsbrecherische Taktiken zwei Niederlagen im zweistelligen Bereich hintereinander einfuhr, hat man ihn gefeuert. Via Presse meldet sich Slomka: „Stuttgart? Das könnte passen.“ Als man ihm sagte, dass der VfB derzeit Tabellenfünfzehnter ist, winkt Slomka ab. Das würde dann doch nicht passen. Aber Lothar Matthäus soll großes Interesse haben. Die Stuttgarter entscheiden sich schließlich für Werner Biskup.
Hertha BSC Berlin ist Tabellenführer. Mladen Petric, dessen Wechsel zu Gladbach daran scheiterte, dass die HSV-Bosse ihn gefragt haben, ob er noch alle Tassen im Schrank hat, schwärmt von der Hauptstadt und dem Fußball, den sein Landsmann Favre dort spielen lässt.
23.Spieltag: Irgendwie alles ganz komisch in Wolfsburg. Das grenzenlose Interesse der Fans, das sich im Verkauf von 21.000 Dauerkarten (Toll!) dokumentierte, scheint abzuebben. Der VfL ist auf Tabellenplatz 6, die 3.000 Wolfsburgfans im Stadion rufen: Veh raus. Und fordern Felix Magath zurück. Der ist zufällig auch im Stadion, denn seine Schalker spielen heute in Wolfsburg. Die 3.000 Schalkefans, enttäuscht und desillusioniert aufgrund eines Tabellenplatz 10, rufen: Magath raus. Und fordern Veh. Nach einem müden 0:0 diskutieren die beiden Trainer lange darüber, ob sie die Jobs einfach tauschen sollen. Magath will wohl gerne, aber Veh hat irgendwie keine Lust auf Gelsenkirchen. „Ich will wenigstens die theoretische Chance haben, irgendwann in den nächsten 20 Jahren mal wieder Meister zu werden“, sagt der Wolfsburger Trainer. Magath zieht bedröppelt zur PK, wo er seine üblichen ironischen Sprüche, über die keiner lachen kann, loslässt.
26. Spieltag: Die TSG Hoffenheim versteht die Welt nicht mehr. Sie kämpfen verzweifelt um einen Platz in der Europa League. „Das habe ich mir alles etwas einfacher vorgestellt“, sagt Dietmar Hopp. „Das ging doch in den anderen Ligen total einfach.“ Die Spieler haben die Nase voll, melden sich ab und gründen eine Mannschaft im Bogenschießen. Tobias Weis ist der Kapitän: „Ich hab schon Bogenschießerfahrung im Urlaub sammeln können.“ Der Aufstieg in die Kreisliga A gelingt im ersten Jahr.
Tabellenführer ist der 1. FC Köln. Mladen Petric: „Poldi und ich im Sturm, das wär was. Ich sage es schon die ganze Saison, ich will zum FC.“
30.Spieltag: Felix Magath hat es nicht leicht auf Schalke. Die Fans sind stinksauer, weil die Mannschaft auf Platz 12 steht. „Der hat uns die Meisterschaft versprochen“, rufen sie und rütteln beim Training wie bescheuert am Zaun. Aus Protest ketten sich etwa 100 Schalkefans an die Zäune im alten Parkstadion an. Eine breite Öffentlichkeitswirkung erzielt diese Maßnahme nicht. Nach zwei Tagen ruft einer der Demonstranten per Handy kleinlaut bei der Polizei an. Sie hätten den Schlüssel für die Schlösser verloren. Ob jemand kommen könnte, um sie ab zu ketten.
34. Spieltag: Die Absteiger stehen schon vor dem Spieltag fest. Schalke 04 brach unter einem immer lustloser wirkenden Felix Magath total ein und auch die TSG Hoffenheim konnte den Aderlass von 22 Profis nicht verkraften. Beide Mannschaften steigen in die 2. Liga ab. Meister wird am Ende Borussia Dortmund mit einer Siegesserie von zehn Spielen hintereinander. Mladen Petric, mit dem HSV am Ende 8., will jetzt zum BVB: „Ich habe es schon am Anfang der Saison gesagt, ich kann mir eine Rückkehr gut vorstellen.“ „Ich nicht“, sagt Aki Watzke und stemmt die Meisterschale in die Höhe.
DvB, 27.07.2009