Erzählung vom Scheitern
Wir bitten um Vergebung. Seit Wochen tobt nun schon eine Komödie der Extraklasse bei unserem Erzrivalen in der hässlichsten Stadt Deutschlands, und an dieser Stelle sind wir noch mit keiner einzigen Silbe auf die Geschehnisse im Herner Westen eingegangen. Entgegen der allgemeinen Vermutung liegt das jedoch keineswegs daran, dass wir vor lauter Schenkelklopfen nicht mehr zum Schreiben kommen. Die Wahrheit ist ungleich dramatischer: Wir wissen einfach nicht mehr weiter.
Schon mehrfach haben wir in den vergangenen Wochen versucht, uns zur Lage in Gelsenkirchen zu äußern. Voll boshafter Absichten wollten wir uns auslassen über abgewirtschaftete Trainer, unfähige Manager und profilneurotische Offizielle. Wir wollten so lustige Geschichten erfinden wie „Schalke will Oliver Kahn als Manager" oder „Tönnies will bei Arsene Wenger anrufen", doch in diesem Jahr lassen uns die Blauen nicht einmal den Hauch einer Chance: Was immer wir an Bosheiten ersinnen mögen - immer wieder gelingt es ihnen, selbst die besten Witze noch zu toppen.
So bleibt uns lediglich die resignierende Bewunderung über das Ausmaß an Kreativität, mit dem uns die Herren Schnusenberg, Peters und Tönnies übertrumpfen. In neidvoller Anerkennung rekapitulieren wir darum die Geschenisse der letzten Wochen:
- Andreas Müller und Fred Rutten stellen dem Aufsichtsrat ihr Zukunftskonzept vor. Tönnies, Schnusi & Co. zeigen sich überzeugt. Andi und Fred dürfen ihre hervorragende Arbeit fortsetzen.
- Drei Wochen später (also wahnsinnig weit in der Zukunft) hat zumindest Müllers Konzept keine Zukunft mehr. Der Manager wird entlassen
- Unter anderem Bruchhagen, Magath, Sammer und Kahn sickern als Kandidaten für den Managerposten durch
- Tönnies trifft sich unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen und bei absoluter Geheimhaltung mit Oliver Kahn. Den anwesenden Kamerateams erklärt Tönnies, dass Schalke ein geiler Verein sei, bei dem viele Leute gerne anfangen würden.
- Bruchhagen, Magath und Sammer wollen nicht so gerne anfangen und sagen ab
- Man macht Rutten zur „lame duck", indem bekannt wird, dass er nur noch bis Saisonende bleiben soll
- Tönnies sinniert über Wenger als Nachfolger, noch kennt aber niemand dessen Telefonnummer
- Rutten darf doch sofort gehen
- Kahn sagt dem geilen Verein ab.
- Mulder und Büskens dürfen mal wieder Trainer werden
- Mulder und Büskens dürfen aber nur für eine kurze Zeit Trainer werden, weil man einen Trainer sucht, der sich für neun (!) Spiele auf die Bank setzt und danach dem richtigen, noch zu feuernden findenden, Trainer weicht.
- Im großen Finale wird alles gehandelt, dass bei Drei nicht auf den Bäumen ist: Rehhagel, Skibbe, Veh, Lattek, Bilic, Völler und und und...
- Montagmittag: Auch Slaven Bilic lehnt ein Engagement beim dauergeilen Klub überraschenderweise ab. Über den nächsten Kandidaten auf der Liste wird Clemens Tönnies die Öffentlichkeit jedoch schon sehr zeitnah informieren.
- Mittwochnachmittag: Mulder und Büskens dürfen doch noch ein paar Tage länger Trainer bleiben.
Um es mal ganz deutlich zu formulieren:
WUAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA.
Bitte, liebe Verantwortliche des FC Schalke 04: Jetzt nicht aufhören! Zugabe, mehr davon! Es ist einfach zu köstlich, Euch beim Selbst-Abwracken zuzuschauen.
Nie hätte man in Dortmund zu glauben gewagt, dass die wenig ruhmreichen Dortmunder Trainersuchen der letzten Jahre tatsächlich je auf so eindrucksvolle Art und Weise in den Schatten gestellt würden. Da ist man wahrlich geneigt, Abbitte zu leisten bei Hans-Joachim Watzke.
Also, liebes Blaukraut: Für der Kommödie zweiter Teil sind wir gerne bereit, Euch ein paar Stichworte für die Trainersuche an die Hand zu geben: Felipe Scolari, Alex Ferguson, José Mourinho, Berti Vogts und Thomas Doll. Und was die Suche nach einem Manager betrifft: Wir glauben, dass Olaf Thon seine Chance verdient hat. Sofern das bei Euch nicht so ganz auf Gegenliebe stößt, sind wir aber auch gern bereit, Euch mit einer bestimmten Kölner Rufnummer auszuhelfen.
Arne/Sascha, 01.04.2009