Mohamed Zidan - der Mann, an dem sich die Geister scheiden
Bereits die Umstände unter denen Mohamed Zidan vom Hamburger SV zum BVB wechselte, sorgten nicht gerade dafür, dass der als sensibel geltende Ägypter von den Dortmunder Fans mit offenen Armen empfangen wurde. Der Transfer platzte wie eine Bombe herein, als am Abend vor dem ersten Bundesligaspiel der vergangenen Bundesliga-Saison das Tauschgeschäft zwischen den Hamburgern und den Dortmundern an die Öffentlichkeit gelangte.
Dabei war es weniger (bzw. nicht nur) die Verpflichtung von Zidan, die für den Zündstoff sorgte, viel mehr machte es viele BVB-Anhänger geradezu sprachlos, dass dafür so kurz vor Saisonbeginn der beste Torschütze des Vorjahres, Mladen Petric (13 Saisontreffer in der Bundesliga), den BVB verließ. Zu schön war die Aussicht auf das - auf dem Papier - bärenstarke Sturmduo der beiden Ex-Basler Frei und Petric. Dazu sollte es also nie kommen.
Zidan seinerseits wurde auch nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Zwar bescherte er dem BVB finanziell einen guten Deal, indem die Hamburger zusätzlich zum Tauschgeschäft noch weitere 4,5 Mio. Euro für Petric ins Ruhrgebiet überwiesen. Doch zu schlecht war der Ruf, der ihm vorauseilte, zu schlecht seine Spielzeit bei den Hamburgern, wo er kein Bein auf den Boden bekam und lediglich zwei Saisontore erzielte. Zidan galt als sensibel, eigenbrötlerisch und als kaum in das Mannschaftsgefüge zu integrierender Spieler. In Bremen hatte er sich in zwei Versuchen nicht durchsetzen können. In Hamburg erwies er sich als durchaus teurer (5,8 Mio. Euro Ablöse) Flop. Nur in Mainz konnte er unter Jürgen Klopp bei seinen beiden Abstechern mit 22 Toren in 41 Spielen seine Bundesligatauglichkeit nachweisen. Dort war er allerdings der Fixpunkt des Mainzer Offensivspiels und hatte mit Jürgen Klopp einen Trainer, der als fast väterlicher Förderer galt. Einige Male fingen die Fernsehkameras Bilder ein, die zeigten, wie Trainer Klopp Torjäger Zidan eine „Extra-Streicheleinheit“ an der Seitenlinie zukommen ließ.
Was in der öffentlichen Wahrnehmung überwog, war jedoch die schlechte Zeit beim HSV samt der abfälligen Kommentare einiger Mitspieler, nicht zuletzt von Torhüter Frank Rost. Vor dem ersten Spiel im BVB-Dress war Zidan bei vielen Fans somit bereits ein gewisser Dorn im Auge.
Der erste große Tiefpunkt sollte ihn dann leider auch schnell ereilen. Am 4. Spieltag der letzten Saison stand das Derby gegen die Blauen an. Früh lag der BVB bereits mit 0:3 zurück und es sah nach einem schlimmen Heimdebakel für die Borussen aus. Zidan spielte bis zu seiner Auswechslung sicher nicht schlechter als der Rest der Mannschaft, dafür aber eigensinniger. Somit traf ihn bei seiner Auswechslung der Bannstrahl der überaus frustrierten Fans in Form eines gellenden Pfeifkonzerts. Für Zidan kam zudem mit Alex Frei der Spieler, der erneut zum Derbyhelden werden sollte und unter anderem das erlösende 3:3 per Elfmeter erzielte. Die Pfiffe gegen Zidan gerieten dadurch ein wenig in den Hintergrund. Nicht aber beim Spieler selbst. Diesem setzte die heftige Reaktion von den Rängen selbstverständlich arg zu. Vorerst erschien er auch nicht wieder in der Stammelf. Wirklich in Erscheinung trat er erst am 8. Spieltag gegen Werder Bremen, als er mit einem strammen Schuss das 3:3 erzielte und wenigstens einen Punkt in Bremen retten konnte.
Im weiteren Saisonverlauf sollte er weitere sechs Bundesligatore erzielen. Fünf davon brachten dem BVB wichtige Punkte ein, unter anderem den beim Derby im Feindesland, wo er für das 1:1 zuständig war. Lediglich sein Tor zum 6:0 gegen Bielefeld war letztlich ohne Bedeutung. Meist kam er von der Bank und traf als Joker. In die Stammelf schaffte er es in der Rückrunde ebenso wenig wie in die Herzen der BVB-Fans. Trotz seiner, gemessen an der Einsatzzeit, ordentlichen Trefferquote war vielen seine teilweise eigensinnige Spielweise weiter der besagte Dorn im Auge.
Sicherlich beschwor er durch seine Spielweise einige unnötige Ballverluste herauf, andrerseits führten genau diese Dribblings aber auch zu wichtigen Toren wie eben beim Derby oder auch in Frankfurt.
Noch viel stärkeren Unmut zog er sich zu Beginn dieser Spielzeit zu, als er innerhalb kurzer Zeit gleich drei ebenso eigensinnige wie unnötige Aktionen hatte. In Weiden grätschte er dem besser postierten Rangelov den Ball vor der Nase weg. Immerhin aber auch ins gegnerische Tor. Gegen Köln verpasste er es, das entscheidende 2:0 zu besorgen. Hätte er am ersten Spieltag aus aussichtsreicher Position getroffen, wäre vermutlich nicht mehr großartig über diese Szene diskutiert worden. So kritisierten viele, dass er nicht ebenso gut postierten Mitspielern den Ball zuschob. Die „Krönung“ einer Kette von unglücklichen Aktionen erfolgte schließlich in Hamburg, wo er beim Spielstand von 1:4 ebenso unnötig wie eigensinnig das Dribbling suchte, sich verzettelte und das fast sichere Tor zum 2:4 herschenkte, indem er nicht zu seinen mitgelaufenen Mitspielern querpasste.
Nicht nur bei den Fans hatte er somit viel Kredit verspielt, auch Jürgen Klopp gewährte ihm im darauf folgenden Heimspiel gegen Stuttgart keine Spielzeit. Etwas überraschend kehrte er dann jedoch beim Frankfurt-Spiel in die Startelf zurück und konnte das Vertrauen mit einem Tor und einer ordentlichen Leistung rechtfertigen. Danach verteidigte er den Platz im Sturm und verdrängte den vorher bei Jürgen Klopp immer gesetzten Nelson Valdez auf die Bank.
Im Pokal traf er gegen Karlsruhe zum wichtigen 1:0, ging in den anderen Spielen aber leer aus, wobei die Leistungen beim Derby und auch in Gladbach durchaus ordentlich waren. Anders als zu Saisonbeginn verzichtete er nun weitestgehend auf seine eigensinnigen Einlagen und offenbarte zuletzt sogar viel Spielverständnis. Gerade auch in Gladbach, wo er sich des Öfteren tief zurückfallen ließ und gescheite Aktionen im Spielaufbau hatte. Die regen Diskussionen mit auseinander gehenden Meinungen im Anschluss zeigten jedoch, dass der Spieler Zidan nach wie vor sehr unterschiedlich und durchaus kritisch gesehen wird.
Dass er ein schwieriger und nicht ins Mannschaftsgefüge zu integrierender Spieler ist, hat sich jedenfalls nicht bestätigt. Im Gegenteil, außerhalb des Platzes hat er sich in Dortmund nichts zu Schulde kommen lassen. Man hat das Gefühl, dass er sich beim BVB sogar sehr wohl fühlt. Selbst, wenn er über Wochen nicht zur Startelf zählte, war kein Murren von ihm zu vernehmen. Hoffentlich kann er nun in Form von stabilen Leistungen und Toren dafür sorgen, dass das Murren der Zuschauer, wenn er am Ball ist, auf Dauer ebenfalls verstummt…
geschrieben von Sebi
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