Eine englische Sicht der Liga
Nach unserem Interview mit Schwatzgelb.com vor dem Hamburg-Spiel (das Wort mit "H" schmerzt, nach ihrem Abseitstreffer, der unseren Europa-League-Traum zerstörte), hat uns das Interesse und die vielen freundliche Kommentare erstaunt und erfreut. Neil, Justin, Robert und ich wissen jetzt noch mehr, welch großer Fußballverein Borussia Dortmund wirklich ist.
schwatzgelb.de bat jetzt um ein paar Worte von uns, Euren Freunden in England. Es ist uns eine ausnehmend große Freude.
Fußballfan war ich schon immer, seitdem ich denken kann. In der Anfangszeit, weit vor der Premier League, wie wir sie jetzt kennen, war ich Arsenal-Fan. Damals gab es noch Freikarten für die nachwachsenden Fans. Nichts, von dem man in letzter Zeit hier gehört hätte. Doch mein Glauben an das Spiel auf höchstem Niveau wurde mit den exorbitant hohen Preisen und der mit der Preissteigerung einhergehenden sterilen Atmosphäre zerstört. So dass mein Verein dann Dover Athletics (www.doveratheltic.com), mein Heimatverein, wurde. Dort fand ich ein Haufen Freunden. Dover Atheltics ist ein reiner Amateurverein, fünf Klassen unter der EPL. Doch, und das erstaunt, ist es günstiger auf der ehrfürchtigen Südtribüne zu stehen, als sich ein Spiel von Dover anzuschauen. Kurz gefasst, der englische Fußball ist teuer, ob in der EPL oder fünf Klassen drunter, und das macht es für den Arbeiter nicht einfacher, sein Herz daran zu verlieren. Roy Keane, ehemaliger Manchester United-Kapitän, bezeichnete die Fans im Old Trafford einmal als „Prawn Sandwich Brigade" (Garnelen-Sandwich-Brigade). Und kritisierte damit eben auch, dass die Fans im Stadion einem Unternehmen folgen, ohne großes Interesse ihr Team zu unterstützen.
Die Bundesliga, die von den Fans ungemein profitiert, sollte ein Vorbild für die Premier League sein. Wir alle wissen, dass der wahre Supporter das Herzblut des Spiels sind. Besitzer, Manager, Spieler: Kommen und gehen! Doch Fan bleibt man ein ganzes Leben lange Auch vor diesem Hintergrund wird in England eifrig über die Preise diskutiert. Für Familien ist es nicht mehr möglich, ins Stadion zu gehen (der Durchschnittspreis einer Dauerkarte liegt bei ungefähr 520€). Und, so ist es nicht erstaunlich, dass nun auch die englische Presse (Times, Guardian, Independent) die Bundesliga als Vorbild ausgerufen hat. Dieses neue Interesse an der Bundesliga wird hoffentlich nicht zu höheren Preisen für Euch alle führen. Nachdem wir von den BVB-Fans immer wieder so viel Gastfreundschaft erfahren haben, bin ich der Erste, der den Verein, aber auch die Liga und das Land in höchsten Tönen lobt, wenn mal wieder die Frage aufkommt: „Wieso fährst Du eigentlich nach Deutschland, um Dir Deine Ration Erstliga-Fußball abzuholen?"
Genau damit hatte ich eigentlich bereits abgeschlossen, bis die Liebe zu den Schwarzgelben begann. Für mich stehen sie für all das, was Fußball bedeutet. Der kollektive Support und die manchmal schon bedingungslose Liebe zum Verein, das Durch-Dick-und-Dünn-Gehen. Mir fällt kein anderer Verein ein, der nachdem er in der letzten Minute doch noch aus den europäischen Rängen gefallen ist, eine Party auf die Beine stellt, die 80.000 Menschen anzieht. Und diese dann ihre Helden feiern. Der Geist dieser Fans ist unglaublich. Und die englische Übersetzung (und natürlich auch das Original) des nach den Siegen gesungenen Liedes faßt dies alles für mich so wunderbar zusammen.
Ballspiel-verein Borussia From Dortmund, We Follow You Wherever You Might Go, Even In Not So Good Times, We'll Always Follow, Borussia We're Here For You Forever, Shalalalalala, Shalalshalalala
Jetzt da die Saison beendet ist
(und was für eine Saison es gewesen ist) und auch wenn sie uns am Ende das Herz
brach, meinen größten Respekt an Kloppo und an die Jungs für diesen sechsten
Platz. Und natürlich dafür , dass sie vor dem blauen Abschaum gelandet sind.
Dessen Scheitern uns auch hier in England jeden Tag ein Lachen ins Gesicht
zaubert.
Haltet durch! Und ich freue mich auf den Tag im August wenn Neil, Justin, Robert und ich wieder ins Auto steigen. Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland. Voller Inbrunst unterstützen wir dann wieder den besten Klub der Welt: Den Ballspiel Verein Borussia aus Dortmund
Yours in football,
geschrieben von Matthew, Neil, Justin and Robert
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