Saisonanalyse und Rückblick
Groß war sie ja, die Euphorie nach dem Derbysieg, fast 50000 Dauerkarten und einer wirklich guten Vorbereitung. Die darauf folgende Saison lässt sich leistungsmäßig allerdings nur als katastrophal bezeichnen. Schon das erste Spiel gegen Duisburg sollte die Schwächen des BVB schonungslos offen legen.
Das Verhalten bei Standards ist eine Katastrophe. Es fehlt an kopfballstarken Spielern, die einen hohen Ball einfach raus aus dem Strafraum köpfen. Statt dessen bekommen wir viele Tore nach Standards. Dies ist aber durch entsprechendes Training definitiv behebbar, gerade im Abstiegskampf trainieren viele Mannschaften Standards bis zum Erbrechen.
Zudem verschläft die Mannschaft in schöner Regelmäßigkeit die erste Viertelstunde und läuft einem Rückstand hinterher. Erreicht der Trainer die Mannschaft nicht? Vor einer solchen Kulisse so zu pennen ist mir unerklärlich. Dies wäre der zweite Punkt, den ich Thomas Doll ankreiden würde.
Der nächste Punkt, der wieder an die Adresse von Thomas Doll geht, sind die ständigen Aufstellungs- und Taktikänderungen. Es mag ja schön und gut sein, mehr als nur ein Spielsystem zu beherrschen. Aber mir scheint es, bei uns gibt es überhaupt keins, das funktioniert. Das Problem bei uns ist eindeutig die Defensive. Hier mangelt es sowohl an Qualität, als auch an einem funktionierenden Defensivsystem. Mannschaften wie Rostock und Cottbus haben wohl definitiv schlechtere Abwehrspieler, aber sie haben ein (zumindest teilweise) funktionierendes System. Das fehlt bei uns leider völlig.
Auch habe ich das Gefühl, als das es allen (!) Abwehrspielern an Selbstbewusstsein fehlt. Wer einen Fehler macht ist für immer weg (Brzenska), andere dürfen mehrfach patzen und bleiben drin, obwohl sie vorher schon fast abgeschrieben waren (Amedick). Warum das so ist, wird für immer Dolls Geheimnis bleiben.
In unserem Mittelfeld wechseln sich Licht und Schatten beständig ab. So kann man Giovanni Federico als exemplarisch für die Saison nehmen. Großen Spielen folgen viele Spiele, welche absolut nur als „Kreisklasse" bezeichnet werden können. Die Entdeckung der Saison ist für mich Tina, zudem hat mich auch Buckley positiv überrascht.
Unser Sturm ist wohl neben dem Bremer Sturm und dem Sturm der Bayern der Beste der Liga. Sowohl Frei, als auch Petric treffen regelmäßig. Ob sie jedoch zusammenpassen, steht auf einem anderen Stern. Das würde ich aber nach der nächsten Vorbereitung entscheiden wollen, wenn sowohl Frei, als auch Petric wieder fit sind.
Kommen wir nun zur Einschätzung der Saisonleistung von Thomas Doll. Ich finde es erschreckend, dass sich dieses Jahr kein junger Spieler weiter entwickelt hat. Brzenska, Amedick, Kruska, keiner hat einen Schritt nach Vorn gemacht. Mir fehlt hier aber nicht Bert van Maarwijk, mir fehlt Dick „Cookie" Voorn. Besonders David Odonkor hat von Cookie unheimlich profitiert, Odonkors Flanken kamen zum Ende hin deutlich besser. Laut Aussage von Cookie hat dieser nach Trainingsschluss noch immer mit den Youngsters Zusatzübungen gemacht. Über Doll und sein Team hat das noch keiner gesagt. Über Lars Ricken möchte ich hier kaum ein Wort verlieren, die Zeit für Heiligsprechungen ist vorbei und da Ricken sowohl unter van Maarwijk als auch unter Röber keine Schnitte gesehen hat ist es durchaus okay gewesen, ihn aus dem Kader zu werfen. 97 hin oder her, die aktuelle Leistung rechtfertigte es allemal.
Schlimm wiegt bei Doll das Fehlen von Taktik und Spielsystemen. Mit einem festen System kann ich meine Mannschaft stark machen. Doll schaffte dies überhaupt nicht. Daher dürfte es für ihn (gerade jetzt, nachdem Klopp in Mainz wohl gehen wird) wohl das Ende seiner Laufbahn in Dortmund gewesen sein
Die Arbeit von Michael Zorc würde ich als „durchwachsen" einstufen. Guten Einkäufen wie Tinga, Petric, Frei, Federico, stehen Flops wie Kovac entgegen. Gut gefällt mir, dass Transfers schnell und diskret abgewickelt werden (Felipe Santana, Rukavina). Zorc würde ich behalten wollen, am liebsten wäre es mir aber, er würde ein Jahr zum Würstchen-Uli nach München in die Lehre gehen. Auch das Abwinken bei Rohzenal war richtig, man muss Spieler nicht um jeden Preis holen, sollte aber einen besseren „Plan B" in der Schublade haben.
Aki Watzke würde ich deutlich weniger kritisch sehen, als die meisten hier. Er macht solide Arbeit im finanziellen Bereich, hat mit Evonik einen tollen Sponsor an Land gezogen. Kritisch ist seine Öffentlichkeitsarbeit zu sehen. Watzke gehört nicht in Sendungen wie den Doppelpass, das ist Aufgabe von Michael Zorc. Auch was mit Bert van Maarwijk abgelaufen ist, war einfach nur unprofessionell und dies hatte Bert nicht verdient. Auch die weitere Außendarstellung ist eine Katastrophe. Das ist ein Gebiet, wo ein Fachmann installiert werden muss, damit sich Watzke heraushalten kann! Christian Wörns hat Recht, wenn er die Transparenz des Vereins anprangert. Das ganze Verhalten der Führung im Lehmann-Transfer war ein gutes Beispiel. Einfach immer „Kein Kommentar" bis die Sache fix ist - fertig.
(Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein: Dieser Text ist noch vor dem Trainerwechsel entstanden.)
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