Spielbericht Jugend

Olé, wir fahr'n in "Puff" nach Sigma Olmütz!

26.07.2005, 00:00 Uhr von:  Jakob
Olé, wir fahr'n in "Puff" nach Sigma Olmütz!
Der Gästeblock in Olmütz

"hätten wir doch getan, was wir auf der Hinfahrt lautstark verkündeten. Denn im "Andruv Stadion Olomuc" bot sich nichts aber auch gar nichts, was insgesamt 30 Stunden Busfahrt gerechtfertigt hätte. Zu sehen gab es dort ein Spiel unseres Teams, das - betrachtet man es positiv - als grässlich zu bezeichnen ist und randalierende "Fans", die nach dem Spiel ihren Frust über das Ausscheiden am Stadion ausließen. Auf bald, Europa. Wir werden dich vermissen!

0:00 zeigte die Uhr an, als wir an Board des schwatzgelb.de-Busses den Dortmunder Busbahnhof am frühen Samstagmorgen gen Olmütz verließen. An Board hatte man uns auf 13 Stunden Fahrtzeit vorbereitet, doch der Weg in den Osten sollte steinig werden. Nach drei Stunden Fahrtzeit standen wir erstmal für eine Stunde im Stau, nachdem die Autobahn wohl gesperrt worden war. Der Stimmung im Bus tat dies allerdings keinen Abbruch, und das obwohl sich (fast) alle mit dem Alkohol zurückhielten, denn es sollte ein harter Tag werden.

An der tschechischen Grenze angekommen, kostete uns ein ungültiger Reisepass und die daraus entstehende genaue Kontrolle mehr als eine Stunde. Die Wartezeit wurde mit Toilettengang und Geldwechseln überbrückt. Aber langsam wurde die Zeit knapp, wollten wir doch noch ein wenig der angeblich sehenswerten Stadt Olmütz besichtigen.

Um kurz vor 16 Uhr erreichten wir dann die Stadt und nach einigem Suchen auch das wirklich schmucke Stadion mit einer sehr steilen Heimtribüne. Etwas abseits des Stadions lag der völlig unbewachte Parkplatz für die Busse der deutschen Fans. In kleinen Gruppen schlenderten wir in Richtung Innenstadt, um noch einen Happen zu essen und ein bisschen Kultur mitzunehmen.

Tschechien ist sehr günstig und beim Mittagsmahl in einem vornehmeren Restaurant im Ortskern ließen wir es uns für 6 Euro pro Person so richtig gut gehen. Gut gesättigt zogen wir zurück zum Stadion, wo wir Zeugen einiger Auseinandersetzungen zwischen Tschechen und Dortmundern wurden. Vor dem Stadion waren einige Bierstände samt Biergarten errichtet worden und dort marschierte dann mit etwas Verspätung auch die Polizei auf, um weitere Ausschreitungen zu verhindern. Als wir knapp eine Stunde vor Spielbeginn den Gästeblock betraten, war dieser schon gut gefüllt und die Stimmung feuchtfröhlich. Bierpreise unter 70 Cent und der Ausschank von Amaretto-Cola taten ihr übriges. Die Stunde bis zum Anpfiff aalten wir uns in der Sonne.

Interessanterweise hing über dem Stadion nicht die deutsche Flagge neben der tschechischen und der UEFA-Fahne, sondern die belgische. Zwar nahm man nach einer Intervention der Dortmunder Fans diese wieder weg, aber auf die deutsche Flagge wartete man umsonst. Vor dem Spiel wurde die Aufforderung "Siegma Dortmund, Verlierma Olmütz!" auf Tapete präsentiert und wir hofften, die Mannschaft würde es sich zu Herzen nehmen.

Da war der Wunsch der Vater der Gedanken
Als das Spiel losging zeigte der Dortmunder Anhang, dass die Partie zumindest stimmungsmäßig ein Heimspiel für die Schwatzgelben werden würde. Mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke wurde das Team angefeuert und die Geschlossenheit des Blocks war überragend. Von Seiten der Olmützen kam eigentlich kaum etwas, sieht man von den seltenen "Sigma, Sigma" -Rufen ab. Wir sangen das gesamte Spiel durch, bestand doch bis in die letzte Minute die Möglichkeit eines Weiterkommens. Die Mannschaft tat sich jedoch dermaßen schwer, dass im Verlauf der ersten Halbzeit schon der Glaube an ein Weiterkommen schwand. Olmütz hätte mit einem 2-0 in die Halbzeit gehen müssen, zeigte sich seinerseits aber ebenso abschlussschwach wie unsere Kicker.


So mussten wir die Gewissheit, nicht mehr europareif zu sein, bis in die 95.Minute vor uns herschieben, um letztendlich tief enttäuscht und ausgepowert auf unsere Sitze zu sinken. Die Enttäuschung nach dem Aus äußerte sich bei vielen im Block nun in völlig unnötigen Aggressionen. Einige wollten direkt den Block verlassen, um draußen noch ein paar tschechische Fans in die Finger zu bekommen, andere wiederum wollten das Stadion auseinander nehmen, was ihnen auch teilweise gelang. Im unteren Teil des Blocks vereitelten zum Glück einige Fans, dass die vor dem Block befindliche Plexiglasscheibe von den Randalierern zerstört werden konnte.

Die tschechische Polizei, die clevererweise keine Anforderung an unsere szenekundigen Beamten gesandt und auch anderweitig nicht um Unterstützung gebeten hatten, sahen sich nun einer aufgebrachten Masse unverhältnismäßig vieler gewaltbereiter Dortmunder gegenüber, die alles zerstörten, was ihnen in die Finger kam. Die Toiletten waren nach den Ausschreitungen nicht mehr als solche zu erkennen und auch das Netz, welches zur Sicherheit der Gästefans über den Block gespannt war, wurde eingerissen - ein völlig schwachsinniges Verhalten.

Nach einiger Zeit beruhigte sich die Lage etwas und viele BVB-Fans sangen plötzlich Lieder wie "Marmor, Stein und Eisen bricht..." und "Aber eins, aber eins, das bleibt bestehn...". Nach einer halben Stunde wurden die Busse direkt vor den Gästeausgang gelotst. Mit zwei Polizeiketten hielten die Beamten die Gäste von den Heimfans fern und man hatte das erste Mal an diesem Tag richtig reagiert. Ein Großteil der Beschädigungen hätte bei einem Einsatz deutscher Ordnungskräfte oder Unterstützung durch die deutsche Polizei verhindert werden können.

Nun konnten endlich auch die knapp 500 friedlichen Fans, die der Dinge im Gästekäfig sitzend geharrt hatten, das Stadion verlassen. Nach weiteren 20 Minuten setzten sich die Busse mit Polizeibegleitung in Bewegung und um kurz nach 22 Uhr verließen wir Olmütz gen Heimat. Viele Fans wussten nicht, wie sie jetzt auf das Ausscheiden und seine Art und Weise reagieren sollten. Einige waren traurig, weil die Seifenblase einer erfolgreich spielenden Mannschaft zerplatzt war, andere waren wütend und wollten am nächsten Tag bei der Saisoneröffnung ihre Meinung kundtun.

Gegen 3 Uhr, nach dem obligatorischen McStopp, schlummerte ein Großteil im Bus, während andere die letzten Alkoholreserven leerten, um das Erlebte zu vergessen. Gegen Mittag erreichten wir die Heimat, wo einige Mitfahrer direkt zur Saisoneröffnung gebracht wurden.

Das war sie also, die Europacup-Saison 2005/2006 für den BVB. Traurig, aber wahr.

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