Saison 1971/72: Der Absturz ins Bodenlose
Nach den ganzen Ab- und Zugängen ging es für den BVB nur um den Klassenerhalt. Aber am Ende stellte sich heraus, dass diese Jugendmannschaft in der obersten Liga einfach überfordert war. Und auch die Hoffnung, dass genug Vereine wegen des Bundesligaskandals mit einem Zwangsabstieg bestraft werden, bewahrheitete sich nicht. Am Ende stand der Absturz in die Regionalliga.
Um die Sommerpause zu überbrücken und um ein paar Mark zu verdienen, nahm der BVB an der Intertoto-Runde teil. In der ersten Runde empfang Borussia den polnischen Erstligaabsteiger Row Rybnik. Das Spiel ging mit 1-2 verloren. Eine Woche später klappte es durch einen Treffer von Ritschel mit einem 1-0-Sieg gegen Atvidaberg FF. Im ersten Auswärtsspiel musste Dortmund dann zu Wacker Innsbruck fahren und man verlor mit 2-3. Die Vorrunde wurde schließlich mit einer 0-2-Heimniederlage gegen den FC Aberdeen abgeschlossen.
Aufgrund anhaltender Kritik an seiner Einkaufspolitik und vor allem wegen Kommunikationsprobleme mit Trainer Witzler erklärte Spielausschussobmann Helmut „Jockel“ Bracht am 23.07. seinen Rücktritt. Er wollte gleichwertigen Ersatz besorgen, schaffte dies aber nicht. Trainer Witzler war deswegen zurecht sauer. Als der Druck zu groß wurde, trat er zurück.
Und auch im Intertoto-Cup sah es nicht gut aus. Nachdem der BVB bei Atvidaberg FF mit 5-2 verloren hatte, kassierte man auch bei Row Rybnik eine Niederlage (2-1). Das einzige Gute zu dieser Zeit war, dass Jürgen Schütz beim BVB bliebt. Vor dem abschließenden Intertoto-Cup-Spiel gab es noch ein Freundschaftsspiel beim VfL Werne, das der BVB mit 6-3 gewan. Das letzte Intertoto-Cup-Spiel zuhause gegen Wacker Insbruck konnten die Borussen ausgeglichen gestalten. Durch Tore von Weinkauff (2) und Hattenberger erreicht man ein 3-3. und belegt nur den letzten Platz in der Gruppe mit 3-9-Punkten und 10-15-Toren.
Dann begann endlich die Bundesligasaison. Leider auch gleich ernüchternd, denn man verlor nach guter Leistung mit 2-1 beim MSV Duisburg. Zwar ging man mit 1-0 in Führung, aber vier Minuten vor dem Ende erzielt Budde den Siegtreffer für die Zebras.
Eine Niederlage gab es auch vor dem Arbeitsgericht Dortmund. Willi Neuberger hat gegen seinen Vertrag geklagt, weil er nach seiner Auffassung nicht rechtens war. Das Gericht sah es ebenso und Neuberger konnte zu Werder wechseln. Zwar legte der BVB sofort Berufung ein, allerdings mit wenig Chancen auf Erfolg. Besser lief es auf dem Platz. Borussia konnte im Heimspiel gegen den Tabellenführer HSV ein 1-1-Unendschieden erreichen. Eine Pleite gab es für die Dortmunder beim Auswärtsspiel in Köln, welches die Schwarzgelben mit 1-2 verloren. Dank eines Hattrick von Jürgen Schütz konnte der BVB das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 3-1 gewinnen. Im Anschluss gab es das Duell BVB gegen Werder Bremen, dem neuen Verein von Willi Neuberger. Und Neuberger, der mit einem gellenden Pfeifkonzert empfangen wurde, erzielte auch einen Treffer bei der 1-5 Niederlage der Borussen. Es sei erwähnt, dass alle ehemaligen BVB-Spieler bei Werder einen guten Tag hatten. Auch die Reise nach Gelsenkirchen brachte keinen Erfolg. Dortmund verlor verdient mit 1-0. Endlich wieder einen Sieg gab es beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Dank eines Treffer von Köstler gewann die Not-Elf (es fehlten Weinkauff, Ritschel, Kurrat, Rieländer und Schütz) mit 1-0. Auswärts aber setzte sich die Negativserie vor. Bei Hertha BSC Berlin verloren die Borussen mit 1-2, zum vierten Mal auswärts mit einem Tor Unterschied. Die Hoffnung lag in den Heimspielen. Zwar ging der BVB zweimal gegen Braunschweig in Führung, aber die Eintracht erzielte jeweils kurz danach den Ausgleich. An Ende gab es ein unbefriedigendes 2-2.
Bei einer Reise ins Mutterland des Fußball machte der BVB zwei Freundschaftsspiele. Gegen den FC Aberdeen verlor man knapp mit 1-0 und gegen Oldsham Athletic gab es ein 0-0. Beim Bundesligaspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen gab es endlich ein kleines Erfolgserlebnis. Endlich mal wieder auswärts einen Punkt. Dank Rieländer, der 5 Sekunden vor Schluss traf, erreichen die Dortmunder in Oberhausen ein 1-1. Dies setzten die Borussen gleich gegen die Gladbacher Borussen fort und spielten zuhause 0-0. In Lautern dann kam der BVB ganz schön unter die Räder. Nach einem Zwischenstand zur Halbzeit von 0-0 gewann der FCK noch mit 6-0. Dazu kam, dass in der 70. Minute Bücker die Rote Karte sah. Ein „Geisterspiel“ gab es dann beim Heimspiel gegen Arminia Bielefeld. Die Ostwestfalen, deren Abstieg wegen des Bundesligaskandals praktisch schon feststand, verloren mit 1-0. Die Niederlage beim VfL Bochum (2-4) war keine Überraschung. Denn nach der Verletzung von Henke, saß nur noch Ersatztorwart Bertram auf der Bank. Zu allem Überfluss kassierte Köstler in der 85. Minute eine rote Karte. Die Verletzungsmisere spitzte sich weiter zu, zwischenzeitig gab es acht Spieler, die ausfielen. Somit ging es dann mit dem allerletzten Aufgebot nach Stuttgart zum VfB. Leider zeigte der BVB keine bundesligareife Vorstellung und verlor klar mit 0-4. Selbst bei den Freundschaftsspielen konnte der BVB nicht gewinnen. Beim TuS Eving-Lindenhorst gab es ein 1-1 und beim Bremerhaven 93 ein 3-3.
Bei der Generalversammlung des BVB ersetzt der 3. Vorsitzende Herbert Sandmann den bisherigen Spielausschussobmann Helmut Bracht. Drei Tage später gab es schließlich den absoluten Tiefpunkt für die Borussen, beim FC Bayern kassieren die Borussen die bislang höchste Bundesliganiederlage. Am Ende heißt es 11-1. Trainer Witzler dazu: „13 Jahre bin ich jetzt Trainer, aber so eine Katastrophe habe ich noch nie erlebt.“ In der 1. Runde des DFB-Pokal müssen die Borussen zum Regionalliga Süd-Tabellenführer Kickers Offenbach reisen. Dank eines Eigentor des Offenbacher Meyer rettet der BVB ein 1-1 und kann auf das Wiederholungsspiel setzen. Die Dortmunder feierten dieses Ergebnis nach den letzten Niederlagen wie einen Sieg. Beim letzten Bundesligaspiel im Jahr 1971 kommt der BVB nicht über ein 1-1 beim Tabellenletzten Hannover 96 heraus. Die Hinrunde beenden die Borussen auf Platz 15 mit 11-23-Punkte und 17-43-Tore. Auch im DFB-Pokal muss der BVB die Segel streichen. Das Heimspiel gegen den Regionalligisten Kickers Offenbach verloren die Dortmunder klar mit 0-3. Der BVB war dem Angriffswirbel der Offenbacher hilflos ausgeliefert und die Oberhausener führten die Dortmunder vor. Um die Pleite komplett zu machen, verlieren die Borussen ein Freundschaftsspiel gegen Rot-Weiß Essen klar mit 1-4. Nach dem Spiel mehren sich die Gerüchte, dass Trainer Witzler entlassen werden soll. Am 20.12. werden die Spieler in den Urlaub geschickt (bis zum 02.01.1972). Ein Tag später steht fest, dass Witzler seinen Hut nehmen darf. Nachfolger wird der Ex-Sch*lker Herbert Burdenski.
Um 15 Uhr am 03.01.1972 lud Trainer Burdenski zum ersten Training in die Westfalenhalle. Das Training von Budde wurde von den Spielern begeistert aufgenommen. Spielausschuss-Obmann Sandmann meinte: „Der ‚Budde’ genießt unser aller Vertrauen. Wenn überhaupt einer, dann kann nur er unser Schiff wieder auf gute Fahrt bringen.“
Erstmals trug der BVB ein Hallenturnier aus. Insgesamt 9.000 Besucher sahen das Finale zwischen dem BVB und dem 1. FC Köln, das die Kölner mit 3-2 gewannen. Im Anschluss macht der BVB ein einwöchiges Trainingslager in der Sportschule Wedau. Manfred Ritschel sagte zum neuen Trainer: „So wohl habe ich mich bei einem Trainer noch nie gefühlt.“
So kam das erste Spiel im neuen Jahr. Gegen den ersatzgeschwächten MSV Duisburg setzte es eine überraschende Heimniederlage. Beim Stande von 2-2 und mit einem Spiel mehr auf dem Platz setzte der BVB alles auf einer Karte und verlor. Duisburg gewann mit 2-3 und schubste den BVB auf Platz 16. Endlich gab es danach den zweiten Auswärtspunkt im 9. Spiel. Beim HSV erreichte der BVB ein 0-0. Eigentlich sollte am 05.02. das Spiel gegen den FC Köln stattfinden, aber aufgrund des Stadionbaus neben der Roten Erde (dort entstand das Westfalenstadion, das für die WM 1974 gebaut wurde) wurde das Spiel abgesagt, weil man bei Grabarbeiten mehrere Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg gefunden hatte. Im Anschluss wurde auch auf dem Gelände der Roten Erde nach Blindgänger gegraben, allerdings ergebnislos. Um die Zeit bis zum nächsten Bundesligaspiel zu überbrücken, spielte der BVB beim FC St. Pauli und gewann mit 3-0. Leider zeigte Borussia Dortmund beim nächsten Spiel in Frankfurt eine ganz schwache Vorstellung, nur der eingewechselte Rieländer, der noch beide Tore für den BVB erzielte, konnte sich auszeichnen. Der Rest ließ sich mit 5-2 abschlachten. Auch beim nächsten Auswärtsspiel in Bremen kam kein zählbarer Erfolg rum. Zwar war der BVB verbessert und spielte sich Chancen heraus, aber am Ende verlor man, unter anderem durch zwei Treffer vom ehemaligen BVB-Spieler Weist, mit 3-1. Der BVB fand sich auf Platz 17 wieder und war in akuter Abstiegsgefahr.
Und es kam noch schlimmer. Eine Woche später kam der Reviernachbar aus Gelsenkirchen als Tabellenführer und fertigt den BVB im Derby mit 0-3 ab. Den ersten Treffer erzielten sie schon nach 20 Sekunden und spulten ihr Programm routiniert herunter. Nach dieser Niederlage ist der BVB Tabellenletzter. Auch in Düsseldorf gibt es keine Besserung. Die Fortuna gewann locker mit 4-1. Das war die Vierte Niederlage in Folge. Auf der Tribüne bemerkte Heini Kwiatkowsk: „Was ist aus diesem Verein geworden ? Jeder schiebt die Schuld auf den anderen, wobei jeder selbst genug Dreck am Stecken hat.“ Niederlage Nr. 5 folgte dann zuhause gegen die Hertha aus Berlin. Am Ende hieß es 1-2. Die Fans rebellierten und kritisierten zum einen Trainer Burdenski wegen angeblich falscher Auswechselung. Aber auch die Mannschaft selber spürte den Zorn der Fans. Jürgen Schütz erklärte im Anschluss: „Wir sind jetzt in einer echten Trotzreaktion und wollen den Zuschauern zeigen, dass wir auf sie nicht angewiesen sind.“ Hoffnung auf die Richtigkeit seiner Worte gab es 3 Tage später beim Heimspiel gegen Köln (0-0). Endlich ein Punktgewinn. Den möglichen Sieg verhinderte FC-Keeper Welz. Leider gab es am nächsten Spieltag wieder einen Dämpfer, als man bei der Braunschweiger Eintracht mit 0-2 verlor.
Endlich wieder ein Sieg ! Vor 10.000 Zuschauern gibt es das Abstiegsduell BVB gegen Rot-Weiß Oberhausen. Durch Treffer von Theo Bücker und Jürgen Schütz gewinnen die Borussen mit 2-1 und feiern den ersten Sieg seit einem halben Jahr. Selten gab es eine schönere Niederlage als am 15.04.1972. Dortmund verlor klar bei den Gladbachern (7-1). Aber zur gleichen Zeit wurde bekannt, dass Bielefeld die Lizenz entzogen wird und auch Oberhausen wohl die Lizenz verlieren wird. Das würde bedeutet, dass der BVB auch als Tabellenletzter die Klasse erhalten würde. Schon plante man in Dortmund die nächste Saison. Am nächsten Spieltag kam Kaiserslautern in die Rote Erde. Durch zwei Treffer von „Charlie“ Schütz gewannen die Borussen mit 2-1. Damit beträgt der Rückstand auf Oberhausen nur noch drei Punkte. Einen Sieg feiern die Borussen auch bei einem Freundschaftsspiel beim SC Buer-Hassel (4-2).
Am 6.05.1972 kassierte der BVB gleich zwei Niederlagen. Zuerst gab es bei der Arminia aus Bielefeld eine 1-3-Niederlage. Anschließend wurde im Frankfurt beim DFB-Bundesgericht der Einspruch gegen den Lizenzentzug von Oberhausen verhandelt.
Überraschenderweise gaben die Richter Oberhausen Recht. Und aufgrund von 5 Punkten Rückstand war dies der fast sichere Abstieg der Borussen. Präsident Dr. Kliemt war völlig fassungslos: „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der DFB in eigenem Interesse diese Saison sportlich nicht werten kann. Es kann also keinen Meister und auch keinen Absteiger geben, weil das Spieljahr 1971/72 irregulär verlaufen ist.“ Hoffnung machte man sich in Dortmund nur noch, dass man die Bundesliga auf 20 Verein aufstockt. Der BVB stellte diesen Antrag auf einer außerordentlichen DFB-Bundestag.
Wenigstens bei Freundschaftsspielen kann der BVB auswärts noch gewinnen. Beim FC Dahl gewannen die Borussen klar mit 17-0. Im Heimspiel gegen Bochum erreichen die Borussen nur ein 1-1, außerdem fliegt in der 15. Minute Dieter Weinkauff vom Platz. Dann kam der 03.06.1972. Nach einer mäßigen Leistung verloren die Borussen klar mit 2-0 beim VfB Stuttgart. Aufgrund der Punkte stand nun fest, dass der BVB erstmals aus der Bundesliga absteigen würde, 6 Jahre nach dem größten Trumpf in der Vereinsgeschichte. Trauer machte sich breit um den Borsigplatz.
Vor den letzten beiden Spieltagen trat der BVB zu drei Freundschafsspielen auswärts an. Gegen Arminia Marten (4-0), Alemannia 97 Dortmund (2-0) und eine Bundeswehr-Auswahl (5-1) aus Essen gab es drei Siege. Im letzten Bundesligaheimspiel kam der FC Bayern mit sechs frischgebackenen Europameistern und gewannen das Spiel durch ein Tor von Franz Krauthausen mit 0-1. Am 28.06.1972 fuhr der BVB zu seinem letzten Bundesligaspiel nach Hannover. Und in diesem letzten Spiel schafften die Borussen den ersten Auswärtssieg mit 3-2. Zwei Treffer erzielte Jürgen Wilhelm. Die ernüchternde Abschlussbilanz waren 20-48-Punkte und 34-83-Tore. Die meisten Einsätze verbuchte Branko Rasovic mit 33 Spielen und die meisten Treffer, nämlich fast ein Drittel, erzielte Jürgen Schütz. Am Ende war man auf Platz 17, Vorletzter und damit abgestiegen in die Regionalliga West.
Als am 07.07. der DFB endgültig bestätigte, dass Oberhausen die Lizenz behält, war alles entschieden, der BVB war nach 36 Jahren Erstklassigkeit abgestiegen. In Dortmund trug man Trauer. Der zweite Vorsitzende des BVB Udo Remmert meinte: „Es ist schon eine besondere Tragik, wenn Westdeutschlands erfolgreichster Verein der Nachkriegszeit ins Gras beißen muss.“ Und Präsident Dr. Kliemt sagte: „Dieses Urteil beweist, dass der DFB dem ganzen Skandal nicht gewachsen ist“.
Warum ist der BVB abgestiegen? Die Gründe sind vielschichtig. Zum einen natürlich das Geld. Schon vor dem Sieg in Glasgow mussten Leistungsträger verkauft werden, weil man mit den Angeboten aus dem In- und Ausland nicht mithalten konnte. Zum Beispiel brach Trainer Multhaup (in der Saison 65/66 brachte er es auf ein Jahreseinkommen von 130.000 DM) die Zelte in Dortmund ab, weil die Kölner ihm mehr Geld bieten konnten. Auch gab es Spieler, die gerne nach Dortmund kommen wollten (z.B. Heynckes und Reimann), nur konnte man sich geldmäßig nicht einigen. Zum Beispiel hatte Willi Reimann den Vertrag schon unterschrieben, aber der BVB war nicht in der Lage, das Handgeld von 15.000 DM aufzutreiben. Ein weiterer Grund war das kleine Stadion. Die Rote Erde brachte halt nicht mehr Einnahmen für den Verein. Dazu kam die Risikolosigkeit der Dortmunder Vereinsführung, die keine richtigen Visionen hatte. Zum Beispiel führte Willi Steegmann den BVB nicht wie ein Fußballverein, sondern wie ein Betrieb nach kaufmännischen Regeln. Dies klappt vielleicht in einer Firma, aber bei einem Fußballverein verhält sich das anders. So sah der Präsident in der Ablösesumme oder dem Gehalt nur die Kosten. Dass dies Investitionen in den Spielbetrieb waren, die dann sportliche und auch finanzielle Rendite abwerfen, das sah man nicht. Und mit dieser konservativen Verpflichtungspolitik geriet der BVB in eine Abwärtsspirale: Je mehr der Erfolg ausblieb und je unattraktiver die Mannschaft wurde, desto mehr blieben auch die Zuschauer weg und es verengte sich der finanzielle Spielraum des Vereins. Irgendwann konnte man dies nicht mehr korrigieren, weil das Geld fehlte. Also musste man die besten Spieler verkaufen und minimierte die sportliche Substanz. Hätte man nach dem Trumpf in Glasgow eine offensive Verpflichtungspolitik gewählt, wäre der Verein nicht abgestiegen. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte der BVB ein großen Renommee und eine große Anziehungskraft auf gute Spieler. Außerdem waren die Kassen einigermaßen in Ordnung. Doch die Chance wurde vertan. Der ehemalige BVB-Präsident wurde mal gefragt, was er damals anders gemacht hätte: „Nach dem Europapokalsieg 1966 hätte ich mit Seeler, Beckenbauer und Overath verhandelt.“
Ein weiteres Problem war die Stadt selber. Da es in Dortmund durch die Krise in der Stahl- und Kohleindustrie kaum Kapital vorhanden war, gab es auch keinen, der Geld in den Verein pumpte. Ein weiteres Problem war die Überbelastung des ehrenamtlichen Vorstandes. Da sich mittlerweile das Tagesgeschäft verändert hatte, konnte man nicht immer so reagieren, wie es nötig wäre. Man sah aber auch nicht ein, dass ein hauptamtlicher Manager, wie ihn z.B. Bayern und Gladbach hatten, nötig war. Es war auch satzungsmäßig nicht vorgesehen. Eine Geschichte am Rande: Helmut Bracht wollte Erich Beer zum BVB holen. Man traf sich in einem Essener Hotel. Alles war unterschriftsreif, aber dann war der Schatzmeister nicht erreichbar. In München und Gladbach wäre dies genauso undenkbar gewesen wie der peinliche Neuberger-Abgang.
Ein weiterer Fehler war die nicht intensiv durchgeführte Nachwuchsarbeit. Gerade während finanzieller Engpässe, hätte der BVB seine Bemühungen hier intensivieren müssen (siehe Gladbach). Aber so konnte Borussia bald nicht mehr mit dem Reviernachbar Sch*lke konkurrieren und Jugendnationalspieler wie Sobieray, Scheer und Rüßmann gingen schließlich lieber nach Blau-Weiß, wo sie dann Leistungsträger wurden.
Es fehlte einfach die Professionalität, die es damals im Ruhrgebiet nicht gab. Und je professioneller der Fußball wurde, desto weiter geriet der stolze BVB ins Hintertreffen. Das war am Ende der Abstieg.