Des Teufels General
"Oder besser des Teufels Generalität! Ich will keinem nehmen, dass er in Dr. Gerd Niebaum und Michael Meier zwei Personen gefunden hat, welche er als verbannenswürdige Ganoven erkannt hat. Sie sind wohl als solche auch zu bezeichnen. Niebaum war der Mephisto, dessen General Meier war, aber waren wir nicht alle Ganoven und somit Generäle des Teufels, wenigstens die Soldateska von diese"?
Was haben wir noch im Stadion zu suchen, wo wir doch auch so sehr den Weg im Jubel mitgegangen sind, den man uns angeboten hat und den wir so Recht nicht ausschlagen mochten! Niebaum und Meier haben uns eine "Vision" präsentiert und daraus mehr und mehr eine Herrschaft entwickelt, in der sie beinahe ohne Kontrolle und Kritik alles machen konnten. Wir haben sie zu dem gemacht, was sie am Ende waren. Seltsamerweise findet sich fast keiner mehr, der seinerzeit zu den "Machern" gehörte, sondern es gibt nur noch Verführte, denen man mit falschen Karten etwas vorspielte.
Wo sind all jene, die Marcio Amoroso besangen, obwohl schon zum damaligen Zeitpunkt klar war, dass dieser aberwitzige Millionen kostete und durch Bilanzierungstricks überhaupt nur noch verpflichtet werden konnte. "Eskapadisches" Verhalten legte er auch in jener Meistersaison an den Tag. Nur der Zeitpunkt war nicht gut, um solch einen Spieler in die Wüste zu wünschen - "Amoroso, Amoroso, keiner spielt so schön" - Unter solch sicherlich hochtalentierten Spielern wie dieser Herr aus Brasilien, haben heute noch Spieler wie D. Buckley zu leiden, weil die Messlatte in einem allgemeinen Größenwahn und schlichtweg unfinanzierbar einfach viel zu hoch gelegt wurde und wohl noch immer liegt.
Unsere mächtigen Geschäftsführer, führten wo es nur ging. Und wir ließen sie führen, haben ihnen Applaus dafür gespendet, wenn nicht sogar eher Jubelstürme serviert?
Vergessen die Lehre, die man so im Detail und zitierfähig nicht zu kennen braucht, um ihre einfache Aussagekraft zu verstehen: "Die Menschen bezahlen die Vermehrung ihrer Macht mit der Entfremdung von dem, worüber sie die Macht ausüben. (?) In der Verwandlung enthüllt sich das Wesen der Dinge immer als dasselbe, als Substrat von Herrschaft." (Horkheimer/Adorno)
Es war zwangsläufig so, dass Niebaum und Meier im eigenen Turmbau zu Babel stürzen mussten. Dummerweise hatten wir ihnen den gesamten BVB inzwischen anvertraut. Gehört hat er ihnen NIE, wir haben ihnen diesen Verein gegeben und gesagt "Ihr seid toll, ihr macht das schon!"
Die Härte der Aufklärung, die vor ca. einem Jahr über das BVB-Lager hereinbrach, zeigte nochmals dieses ganze System der Gefolgschaft, bis hin zur Selbstverleumdung! Wie lange hat es gedauert, bis in der großen "BVB-Familie" die Erkenntnis Fuß fasste, dass wohl so einiges dran sein müsse, an den Enthüllungen rund um den BVB? Sehr lange dauerte es! Niebaum wurde selbst, als er im "legendären" Doppelpass beim DSF den von "feindlichen Mächten" indoktrinierten Freddie Röckenhaus von der SZ wie ein sterbender Diktator angriff und in die Offensive ging, noch abgefeiert. Entsprechende Texte sind im Archiv des SG-Forums zu finden.
Die abschließende und wirkliche Härte der Lage wurde vielerorts und von Mann und Frau wohl erst durch die bekannte Offenbarungseid-Pressekonferenz von Michael Meier akzeptiert. Dabei waren zu diesem Zeitpunkt alle Fakten und das beinahe gesamte Ausmaß weitestgehend bekannt.
Man erinnere sich an die Mitgliederversammlung letztes Jahr. Da erdreistet sich jemand, eine Nachfrage an Herrn Meier zu stellen, wie es denn zu der enormen Verschuldung des Vereins käme. Die Reaktionen waren unverständlich und der Nachfrager wurde nicht nur etwa von Herrn Meier abgebügelt, nein, fast die versammelte Mitgliedschaft sah sich dazu auch berufen, als hätte gerade jemand eben diesen "gezeigt": Seht her, soweit haben wir alles es kommen lassen!
Wo waren die Traditionen da? Wo waren sie in all den Jahren unter Gerd Niebaum? Haben er und Meier wirklich so geschickt gearbeitet, dass keiner merkte, dass ein Ausverkauf des BVB stattfindet, also all der Traditionen, die es um ihn herum gab? Was hatte dieses "Wenn wir wollen, kaufen wir euch auf!", dieses "wir werden das neue FC Bayern" noch mit Ruhrgebiets-Traditionen und dem zu tun, worum so viele jetzt plötzlich ringen, wo es schon lange um andere "Ambitionen" geht, nämlich um die Fehler zu reparieren und den BVB zu retten.
Ich habe sie nicht gesehen, in der Zahl, wie ich sie jetzt sehe. Die Traditionsbewahrer und Nostalgiker, die Retter der Fußballszene an sich - wo waren sie allesamt? Warum hat nicht mal einer es gewagt, sei es nur in einem Internet-Forum. Zu schreiben, dass es sich wohl für einen Vertreter des BVB als Ruhrgebietsverein nicht geziemt, in einer Vereinigung wie der dieser so genannten G14 zu sein, die maßgeblich daran mitgewirkt hat durch ihren Machteinfluss, dass der Fußball so wurde, wie er heute ist. Eine kommerzialisierte Geldmaschine, in der die Fans Mittel zu Zweck sind und nicht der Bestandteil des Sports an sich. Da war der BVB ganz vorne dabei, diese Schraube zu drehen, und wir haben die Resultate daraus nicht wirklich abgeschmettert.
Jetzt zu sagen, dass haben wir alles nicht gewusst und Niebaum und Meier einzig und allein den schwarzen Peter zuschieben zu wollen, dass ist schon eine komische Art von Selbstaufarbeitung. Ich finde wir sollten genau hinschauen, und zwar nicht per Abstimmung, sondern jeder für sich, was da so jahrelang abgelaufen ist. Das hilft uns, unsere missliche Lage zu verstehen und einen Ausweg in eine bessere Zukunft zu planen.
Man muss nicht befürworten, dass Niebaum und Meier weiterhin Gast des BVB sind. Sie waren sicherlich maßgeblich Schuld an alldem, was uns heute der BVB beschert.
Es gibt den "überlieferten" Satz eines hochrangigen Bankangestellten, den unserer Geschäftsführer Watzke vor einigen Wochen entgegnet bekam, als dieser auf "Besuch" in der Frankfurter Bankenszene war. Nachdem dieser Herrn Watzke fragte, wie es ihm den ginge und was es neues zu berichten gibt vom BVB, antwortete er: "Nun ja, wie soll man sich schon fühlen, wenn man auf der Intensivstation liegt und es nur langsam Bergauf geht?", woraufhin er die Antwort bekam: "Aber Herr Watzke, sie sind doch nicht auf der Intensivstation, dies ist das Vorzimmer zur Pathologie..:" Es gibt keinen Tonbandmitschnitt davon, aber es scheint eine zwar flapsige, jedoch durchaus treffende Aussage zu sein.
Der Leichnam des BVB wird zerfleddert, damit ein "anderer" weiterleben kann. Zum Zerfleddern gehört von mir aus auch, dass man nur so die Todesursache endgültig wird klären können - wahrscheinlich: Verfettetes Herz, nach jahrelanger zu ungesunder Ernährung.
Und es gehört dazu, dass man die gesunden Organe entnimmt?
Das Herz, wozu von mir aus auch beispielsweise ein Stadionname gehörte, ist nun mal tot. Und das schmerzt am meisten. Die unvergleichbare Fanszene, die es einstmals gab beim BVB in all ihren Facetten, wurde Recht willenlos "der Veränderung" preisgegeben. Es waren seinerzeit gegen den SSV Ulm nicht nur merchandisingverseuchte Kinder, die ihre eigene Mannschaft aufs Korn nahmen. Der weiteren Beispiele gibt es wohl viele, wenn man sich erinnern will.
Diese verfetteten Jahre, die sehr ungesund waren, haben aber alle zu verantworten, auch wir. Den Exodus, dass man nicht rechtzeitig zum Arzt ging, als Schmerzen auftraten und eine Kur beantragte oder mal ein EKG machen ließ, dass haben Niebaum und Meier zu verantworten, weil sie die Aufsicht führenden Ärzte waren, die immer neuen Champagner anschleppten, um das inzwischen hoffnungslos zum Alkoholiker des Erfolges geworden "Volk" damit weiter abzufüllen.
Also, wir sollten es uns nicht so einfach machen. Vor allem gibt es inzwischen eine "Post-Niebaum-Ära" und die verlangt uns genug ab, als dass wir uns um solcherlei Dinge kümmern sollten, ob diese Herren noch im Stadion präsent sind.
Wie gesagt, streng genommen dürfte auch ich nicht mehr ins Stadion gehen, weil ich nicht die Chuzpe hatte, beispielsweise auf einer Mitgliederversammlung etwas zu sagen, obwohl ich dies schon gerne 1997 getan hätte. Noch zu jung war ich, besoffen vom "größten Erfolg der Vereinsgeschichte" und von alldem was um den BVB herum geschah? Ich ließ mich, plump gesagt, kaufen! Und ich förderte den Plutokraten Niebaum in seiner Art, ich huldigte seinen Entscheidungen, ich nahm alles in vollen Zügen mit, bis hin nach Rotterdam, wo diese ?kranke? Reise nach ca. 10 Jahren wohl ihr Ende fand?
Da werde ich mich jedenfalls hüten, und Bösewichter identifizieren, wo es doch so viele gab - große und kleine, keine Frage, aber "böse" waren wohl die meisten, was den Verkauf von Traditionen etc. und das Hinnehmen davon betraf. Man könnte, wenn man sich die Mühe machen wollte, eine Klageschrift aufstellen, deren Inhalt wohl viele erschüttern würde und aus der resultierend so manche "im Gefängnis" landen müssten. Es bleibt die Lehre, dass jede Rechnung, die man eröffnet hat, auch bezahlt werden muss! Wir, die Fans und Anhänger des BVB haben nun die Pflicht, diese Rechnung zu begleichen, so schmerzlich es auch sein wird.
Das Fazit könnte lauten, dass natürlich kein normaler Fan oder ein ordinäres Vereinsmitglied in der Lage war die gesamte Lage des BVB zu überschauen. Von keinem dieser Personen konnte man verlangen, dass er Bilanzen attestiert und sich in komplizierten Finanzmodellen auskennen würde. Darum geht es bei solch einer Klageschrift nicht. Diese Schuldfragen dürften eindeutig den ehemaligen Geschäftsführern und ihren Vasallen zuzuordnen sein. Die "Grundidee" jedoch, dass all dieser De-Traditionalisierungs- und nur noch pseudotraditionalistische Wahn, der uns seit Mitte der 90er Jahre als BVB "auszeichnete", wohl auf einem guten Nährboden gedeihen konnte. Dieser Weg war solange gut, wie er bei uns zu enormen Erfolgen führte. Diese Grundhaltung schimmert heute noch an allen Ecken und Enden beim BVB durch.
Vor dem "Betrug", auch wenn es juristisch solch einer wohl nicht wahr, vor dem Missbrauch von Vertrauen, waren wir nicht zu schützen. So was kann, so muss man es wohl sehen, passieren. Das wir aber lange Zeit nie den Hals voll bekommen haben und bis zur letzten Stunde des "Niebaumschen" BVB-Konstrukts viele noch hinter diesem Gebilde in bedingungsloser Ergebenheit versammelt waren, dass lässt schon die Frage zu, inwieweit Schuldfragen hier zu verteilen sind.
Dass nicht jeder gleichstark an diesen Auswüchsen beteiligt war und es auch schon vor Jahren Mahner und scharfe Kritiker am Weg des BVB gab soll dabei nicht untergehen. Diese "Widerstandskämpfer" standen zu lange auf einem hoffnungslos verlorenen Posten und sie haben heute hohen Respekt verdient, den ich ihnen mit diesem Beitrag nicht verwehren will.
Dass aber plötzlich so viele vermeintlich zu diesem Personenkreis gehören will, dass kann man nicht akzeptieren und so ist es nicht gewesen.
Geschrieben von Phil
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