Raubende und Mordende Horden fallen in Mainz ein
So oder so ähnlich hätte die Überschrift eines Nachrufes über die Auswärtsfahrt nach Mainz wohl ausgesehen, wäre es nach einem gewissen Herrn Ebeling gegangen. Dass jegliche Befürchtungen umsonst waren, bewiesen die 1800-2000 BVB-Fans gestern Abend in Mainz. Rundum friedlich verlief das Vor-, Nach- und Fußballspiel. Bleibt zu hoffen, dass sich Herr Ebeling in Zukunft etwas zurückhält und es vermeidet Unwahrheiten in die Welt hinauszuposaunen.
Viel wurde im Vorfeld gemutmaßt, wie die bösen, bösen BVB-Fans wohl in Mainz empfangen würden. Da spekulierte man gar, dass jeder Bus aus Dortmund abgefangen und die Fans einzeln videografiert würden.
Das war auch Gesprächsthema im schwatzgelb.de-Bus, der sich um 12 Uhr von der Nordtribüne des Westfalenstadions in Richtung Mainz aufmachte.
Doch meistens kommt es anders als man denkt. Die Fan-Busse wurden zwar von Polizei-Motorrädern eskortiert. Damit wollte man aber anscheinend nur erreichen, dass die Fans ein bisschen mehr der Karnevalshochburg zu sehen bekommen. Weiträumig wurde das Stadion umfahren und die Fans durften vor dem Gästeblock unbehelligt aus ihren Bussen steigen.
Ein Polizist vor Ort erzählte uns, sämtliche Sicherheitskräfte seien in der Einsatzbesprechung darüber informiert worden, dass die Aussagen von Herrn Ebeling etwas übertrieben waren. Mit in diese Richtung zielte auch eine Richtigstellung seitens der Dortmunder Szenekundigen Beamten. Dementsprechend ruhig und freundlich verhielten sich die Mainzer Einsatzkräfte.
Der Leiter der Szenekundigen Beamten in Dortmund, Herr Gössing, äußerte sich nach dem Spiel in einem Interview mit den Ruhrnachrichten folgendermaßen: "Es waren 1800 bis 2000 BVB-Fans in Mainz. Sie haben sich ordentlich benommen. Es ist nicht zu Zwischenfällen gekommen. Das war aber auch nicht anders zu erwarten."
Der Mainzer Ordnungsdienst war leider etwas überfordert und legte ein unfreundliches Verhalten an den Tag. Des weiteren hatte wohl keiner der anwesenden Ordner einen Plan, was denn nun erlaubt, und was nicht erlaubt war. Erst nach langer Diskussion durften die "genehmigten" Schwenkfahnen in den Block. Leider eine fast alltägliche Situation vor den Gästeblöcken der Liga.
Wenn man es dann nach drei bis vier Kontrollen in den Gästeblock geschafft hatte, bot sich einem ein ungewohntes Bild. Der Gästeblock befindet sich an der Spielfeldseite und nicht, wie in anderen Stadien, irgendwo in der letzten Ecke. Doch es sollte nicht das letzte Ungewöhnliche bleiben.
Die nächste Überraschung gab es bei der Begrüßung der Gästefans. Der Gast wurde nicht etwa ausgepfiffen, sondern das ganze Stadion applaudierte. Hier fühlte man sich willkommen. Ein sonderbares Gefühl für einen Gästefan. Der Stadionsprecher kam zur Begrüßung direkt vor den Gästeblock und bedankte sich für den Besuch der vielen Dortmunder Fans. Im Anschluss durften wir unsere Mannschaftsaufstellung selbst hinausbrüllen - auswärts ein Novum. Ein Lob an die Mainzer. So behandelt man Gäste!
Die Mainzer Fans gaben vor dem Spiel so richtig Gas und zelebrierten diverse Karnevalslieder. Mit zugehaltenen Ohren war dies auch schön anzusehen. Mit dem Anpfiff schien aber jeglicher Elan aus der Südtribüne gewichen zu sein und es kam kaum noch etwas von den Heimfans.
Wir rockten den Gästeblock ganz gut und vor allem ausdauernd, was sich auch die Mannschaft zu Herzen nahm und ihrerseits ein gutes Spiel bot. Doch die zahlreichen vergebenen Chancen trieben uns an den Rande der Verzweiflung. Als unsere Elf es dann doch noch geschafft hatte, ein Tor zu erzielen, hatte der unterirdische Schiri Wack etwas dagegen und so mussten wir mit nur einem Punkt im Gepäck nach Hause fahren.
Nach dem Spiel gab's noch einmal einen fast schon anbiedernden Ausguss an Freundlichkeiten in Richtung Gästefans. "Tschüss mit üss", "Tschö mit ö" und "Grüßt mir Nobby Dickel" waren wohl die Highlights einer umfangreichen Verabschiedung der BVB-Fans. Vielleicht hatte der Stadionsprecher im Hinterkopf, dass er uns in Zukunft nicht mehr allzu oft wird begrüßen dürfen.
Eine Überraschung erwartete die mit dem Bus angereisten Fans dann vor dem Stadion: Die Busse waren weg. Auf Anfrage bei einem Polizeibeamten wurde uns erklärt, dass die in gewisser Entfernung geparkt seien. Ein viertelstündiger Fußmarsch war die Folge. An dieser Fehlorganisation könnten die Mainzer noch arbeiten.
Auf der Rückfahrt im schwatzgelb.de-Bus gab es noch Mettbrötchen im Überfluss und einen nicht enden wollenden Deutschen-NLM-Hitmix.
Wir wurden sehr nett in Mainz empfangen und auch die einheimischen Fans zeigten sich offen und gesprächig. Die Polizei war zwar überbesetzt aber in jeder Situation ruhig und freundlich. Im Großen und Ganzen kann man, vom Ordnungsdienst mal abgesehen, ein positives Fazit dieser Auswärtsfahrt ziehen.