Die letzten Mohikaner
Nachdem sich Hertha und der SC Freiburg in der letzten Runde aus dem diesjährigen UEFA-Pokal verabschiedet haben, ist Borussia Dortmund noch als letzter deutscher Verein in diesem Wettbewerb vertreten. OSC Lille heißt der Gegner der Borussen, der hierzulande ausser bei selbsternannten Frankreichexperten wohl eher ein unbeschriebenes Blatt sein wird.
Im letzten Jahr war man das Überraschungsteam in Franreich. Als Aufsteiger in die erste Liga startete man gleich bis auf Platz 3 durch und qualifizierte sich sofort für die Champions-League. Platz 5 belegt der OSC Lille derzeit in der ersten französischen Liga. Die Generalprobe für das Spiel gegen den BVB glückte mit einem 1:0 Erfolg beim FC Nantes. In der Tabelle hat man sechs Punkte Rückstand auf einen dritten Platz. Zu Hause schwächelt der OSC in der Liga zur Zeit etwas. In den letzten fünf Spielen im Stade Stade Grimonprez-Jooris gab es keinen Dreier zu gewinnen. Das heisst aber nicht, dass auch Lille zu Hause zu unterschätzen wäre. So trotzte man im letzten Vorrundenspiel der CL-Saison der Mannschaft von Manchester United ein Unentschieden ab.
In der Königsklasse bestritt Lille seine Heimspiele im Stadion von Lens, da das Fassungsvermögen des eigenen Heims nicht unbedingt internationalen Standards entspricht. Lediglich 20800 Zuschauer fasst das Grimonprez-Jooris. Das dadurch entstandene Kartenproblem für die Fans des BVB ist wohl mittlerweile hinlänglich bekannt. So werden wohl lediglich etwas 800 Fans (plus/minus eine nicht zu nennende Dunkelziffer) der Borussia Ihre Mannschaft vor Ort unterstützen können. Da die Anhänger aus Dortmund aber Ihre besten Auftritte immer auswärts haben, dürfte diese Zahl kein Hindernis für einen drchweg tollen Support sein.
Die Zeit der großen Erfolge liegt für Lille schon lange zurück. Zwischen 1946 und 1955 gewann man sieben nationale titel. Danach sah man den Verein dort nie mehr auf einem Siegerpodest. Einen aktuellen Nationalspieler findet man in Lille auch vergeblich. Ohne echten Star versuchen die Verantwortlichen eine erfolgreiche Truppe zu schmieden. Zu erwähnen wären die Spieler Bruno Cheyrou (Mittelfeld, 23 Jahre), Dagui Bakari (Stürmer, 27) und der Australier Mile Sterjovski (Stürmer, 22 Jahre) die zusammen 18 der insgesamt 29 Treffer in der Liga erzielt haben.
Auch wenn man die Mannschaft bei uns nicht kennt, sollte man nicht in den Glauben verfallen, dass dies ein Spaziergang für die Dortmunder wird. Auch beim BVB selbst ist an vorsichtig. "Lille ist ein schwerer Gegner, denn der französische Fußball ist von hoher Qualität", warnt Gerd Niebaum vor der Stärke des Gegners, machte aber aus seiner Erwartungshaltung keinen Hehl. "Mein Wunsch ist es, noch in dieser laufenden Saison mein 100. Europapokal- Spiel als Präsident von Borussia Dortmund zu erleben. Bisher sind es 97." Auch Michael Zorc will von einer Rolle Lilles als "Underdog" nichts wissen: "Das ist ein starker Gegner. Immerhin hat Lille mit Parma und Florenz zwei renommierte italienische Clubs aus der Champions League und dem UEFA-Cup geworfen."
Sollte es für den BVB ein Erwachen in der nächsten Runde geben, dürfte wohl der nächste Trip nach Frankreich geplant sein. Der FC Lyon wäre dann wohl der nächste Gegner, der es in dieser Runde mit Slovan Liberec zu tun hat. Aber zunächst muss die Borussia erst mal den ersten vor dem zweiten Schritt tun.
Die weiteren Begegnungen im Uefa-Cup:
AC Mailand - Roda Kerkrade,
PSV Eindhoven - Leeds United,
Olympique Lyon - Slovan Liberec,
Hapoel Tel Aviv - AC Parma
Inter Mailand - AEK Athen.