270 Minuten bis zur Ewigkeit!?
Die Meisterschaft scheint abgehakt und Borussia ist „nur“ im UEFA-Cup-Finale. Gemerkt hat das offensichtlich kaum jemand. Denn als der BVB vor nicht ganz zwei Wochen durch ein tolles 4:0 gegen Slovan Liberec ins Halbfinale einzog, war das Stadion nicht einmal annähernd ausverkauft.
Nun gastiert der große AC Mailand – müsste sich da nicht doch noch Euphorie wecken lassen? Warum nur geben wir uns der Illusion hin, der UEFA-Cup sei nichts mehr wert und die „Pilze-Liga“ das einzig wahre? Der UEFA-Cup ist immer noch ein sehr, sehr interessanter Wettbewerb, und mit Inter und dem AC Mailand stehen zwei ganz große Namen im Halbfinale. Doch auch Borussia ist international kein unbeschriebenes Blatt. Ein Triumph in diesem Wettbewerb würde den BVB zu einem der richtig großen Klubs machen. Denn bislang hat nur eine Handvoll Vereine alle drei europäischen Titel gewinnen können. Dazu gehören etwa der FC Bayern oder aber auch Real Madrid. Nach dem 1966 gewonnenen und inzwischen abgeschafften Europapokal der Pokalsieger und dem Sieg im Landesmeister-Wettbewerb (damals waren es ja noch die Landesmeister) 1997, fehlt noch UEFA-Cup in der Trophäensammlung.
Der Gast aus Mailand hat in der zweiten Hälfte der 90-er Jahre nicht mehr an die großen Triumphe der Vorjahre anknüpfen können. Die Ära der van Basten, Gullit und Rijkaard war zu Ende, und deren Nachfolger enttäuschten allzu häufig. Das letzte internationale Finale erreichte der AC 1995, als er gegen Ajax Amsterdam verlor.
Seither konnte Milan zwar noch zweimal italienischer Meister werden, aber international gab es nichts mehr zu holen. Präsident und Klubeigner Silvio Berlusconi – im Nebenberuf auch noch italienischer Regierungschef und Außenminister – wechselte in diesen Jahren die Trainer immer wieder aus. Nach Erfolgstrainer Sacchi kam Fabio Capello, der immerhin italienischer Meister und Europapokalsieger 1994 wurde. Er wechselte dann zu Real Madrid, als er von Milan und vor allem von Berlusconi die Nase voll hatte. Auf Capello folgten diverse Trainer. Prominentester darunter war Cesare Maldini, der auch später noch italienischer Nationaltrainer wurde.
Mit Alberto Zaccheroni schien dann alles besser zu werden. Er kam vom Provinz- und Überraschungsklub Udinese Calcio und brachte Spieler wie Oliver Bierhoff mit in die Lombardei. Milan stellte sein Spielsystem um und wurde auf Anhieb italienischer Meister. Doch Zaccheroni musste im dritten Jahr gehen, die Erfolge wiederholten sich nicht. Zur neuen Saison wurde dann der Türke Fatih Terim verpflichtet, der mit Galatasaray 2000 noch UEFA-Pokalsieger wurde. Doch nach einigen Wochen wurde auch er entlassen, und seither regiert Trainer Carlo Ancelotti. Für Milan ging es in dieser Saison rauf und runter: Mit der Meisterschaft hat der Klub nichts mehr zu tun, und selbst die Qualifikation für die Champions League ist noch mindestens einen Punkt und einige Spieltage entfernt. Übrigens hat auch der AC Mailand den UEFA-Cup noch nie gewinnen können.
Die Mannschaft des AC Milan ist eine Ansammlung italienischer und internationaler Stars. Der bekannteste unter ihnen dürfte zweifellos der Ukrainer Sergej Shevtchenko sein, der angeblich vor einem Wechsel zu Real Madrid steht. Im Tor steht mit dem Ex-Florentiner Toldo der aktuelle Nationaltorhüter der Squadra Azzurra. Die Abwehr wird aus so erfahrenen Spielern wie Paulo Maldini und Costacurta, der aber verletzungsbedingt fehlen wird, gebildet. Das Mittelfeld hat nicht mehr die einstige Klasse, ist aber trotzdem noch überdurchschnittlich besetzt. Zentraler Spieler im System ist der Portugiese Rui Costa, auf den Außenbahnen sind der Brasilianer Serginho und der Rumäne Cosmin Contra, der Michael Skibbe einstmals nicht gut genug schien, ständige Gefahrenherde. Ausnahmekönner sind natürlich die Spitzen Shevtchenko und Inzaghi.
Aus Italien dürften nicht sehr viele Fans anreisen, mit einigen Hundert ist aber dennoch zu rechnen. Dazu werden sicherlich einige „deutsche Italiener“ kommen, für die der AC Milan eine Bedeutung hat. Anders als bei Gastspielen türkischer Mannschaften ist hier nicht damit zu rechnen, daß in Deutschland lebende Anhänger anderer Klubs den AC Milan als Vertreter ihres Heimatlandes unterstützen werden.
„THE UNITY“ hat in Zusammenarbeit mit dem Verein eine Aktion geplant, mehr wird an dieser Stelle nicht verraten. Das kann natürlich nur ein Baustein für eine würdige Halbfinal-Atmosphäre sein. Wichtig ist vielmehr, dass wir alle tüchtig unsere Stimmen ölen und dafür sorgen, dass Borussia ins Finale einzieht – Euphorie ist endlich mal wieder angesagt!