Wichtig iss auf'm Platz!
Nach einer traditionell durchwachsenen Vorbereitung versuchte manch eine Gazette vor dem Saisonstart Krisenstimmung beim BVB heraufzubeschwören. Viele Verletzte, große Nervosität und ein starker Gegner zum Auftakt, all das ließ nichts Gutes ahnen. Doch einmal mehr zeigte sich, dass gute wie schlechte Testspielergebnisse kaum eine Aussagekraft besitzen, sofern man sich zum Punktspielauftakt in entsprechender Form präsentiert...
Und das war beim BVB der Fall! Entgegen aller Befürchtungen wussten Sammer's Schützlinge über weite Strecken zu überzeugen, wenn auch die Punktausbeute nicht dementsprechend gestaltet werden konnte. Neben den verschenkten Punkten stachen zweifellos noch weitere Defizite ins Auge, aber insbesondere das sehenswerte Offensivspiel macht Hoffnung auf mehr. Über die (Mittelfeld-) Achse Rosicky, Kehl und Frings erzeugten die Dortmunder phasenweise unheimlich großen Druck. Anders als in früheren Spielzeiten nicht etwa mit planlos nach vorne geschlagenen Bällen, sondern mit einem durchdachten und sehenswerten Spielaufbau aus der Tiefe. Dabei verblüffte vor allem, wie sehr Neuzugang Torsten Frings schon von seinen Mitspielern gesucht wurde. Der ehemalige Bremer wiederum ließ eine tadellose Leistung folgen und bewies prompt, dass er dazu beitragen kann die Torgefährlichkeit aus dem Mittelfeld heraus zu erhöhen.
Das Mittelfeld war also zweifellos der dominierende Mannschaftsteil. Noch hoffnungsvoller stimmt dabei sogar, dass mit dem immer zuverlässigen Dede und dem (wieder) top-motivierten Lars Ricken noch zwei Kräfte fehlen, die für eine zusätzliche Belebung sorgen können. Insbesondere Dede's Rückkehr tut tatsächlich Not, denn im Spiel gegen die Berliner Hertha brachten Fernandez sowie Evanilson auf den Flügeln nur äußerst wenig Zustande.
Überraschend gut startete dafür Ewerthon in die neue Spielzeit. Nach einer durchwachsenen Vorbereitung, die auch noch durch eine Verletzungspause unterbrochen wurde, konnte man nicht allzu viel von ihm erwarten. Doch der kleine Wirbelwind aus Brasilien krönte seine gute Leistung mit einem Tor und war auch ansonsten ein ständiger Unruheherd für die Berliner Abwehr. Jan Koller, mannschaftsdienlich und mit einigen starken Szenen, und Otto Addo, körperlich noch mit deutlichen Defiziten, überzeugten nicht restlos. Man wartet also weiter gespannt auf Amoroso's Genesung...
Das größte Sorgenkind, so der Eindruck aus dem Auftaktspiel, ist die Abwehr. Dieser muss allerdings zu Gute gehalten werden, dass sie in einer Formation auflief, die so noch nie zusammenspielte und es vermutlich auch nicht wieder machen wird. Überzeugen konnten nur Jörg Heinrich und vor allem Christoph Metzelder. Die beiden südamerikanischen Außen hingegen boten zahlreiche Angriffsflächen. Die Rückkehr von Dede und Stefan Reuter lässt allerdings Hoffen. Und weil auch Christian Wörns' Comeback für die Frühphase der Saison terminiert ist, könnte auch die Abwehr mittelfristig wieder zum Bollwerk des vergangenen Jahres werden.
Trotz der aufgezählten Mängel überwog rein spielerisch beim Start das Positive. Nun folgt jedoch der schwere Gang nach Leverkusen. Nachdem bei der Saisonpremiere zwei Punkte "verschenkt" wurden, darf dort keine Niederlage folgen. Dann würden sich trotz des guten Auftakts diejenigen Medienvertreter, die vorab für eine Krisenstimmung sorgen wollten, bestätigt fühlen und sicherlich wiedermelden...