Bobic und Ikpeba: Altlasten beim BVB
Sind Fredi Bobic und Victor Ikpeba in vieler Hinsicht noch so verschieden, werden die beiden Angreifer dennoch durch zahlreiche Gemeinsamkeiten verbunden. So wurden beide einstmals vom Trainer-Neuling Michael Skibbe für damals rekordverdächtige Ablösesummen verpflichtet. Natürlich galten sie daraufhin als absolute Hoffnungsträger und sollten dem BVB zu neuen Höhenflügen verhelfen. Wie wir heute alle wissen, kam es leider ganz anders. Für beide!
Fredi Bobic – Ehemals Bestandteil des magischen Dreiecks, Torschützenkönig, deutscher Nationalspieler, 6.25 Mio. Euro Ablöse
Mit vielen Vorschusslorbeeren und gegen eine stattliche Ablösezahlung lotste der BVB Fredi Bobic nach Dortmund. Man erwartete vom impulsiven Schwaben aber nicht nur viele Tore, sondern auch, dass er als lautstarker Spieler eine Führungsrolle innerhalb der Mannschaft übernehmen sollte. Kein Spieler der Welt steigt jedoch ohne entsprechende Leistungen zum Leitwolf auf. Weil aber Fredi Bobic in der Anfangszeit national und international wie am Fließband traf, schien er mittelfristig alle an ihn gestellten Erwartungen erfüllen zu können. Schnell stoppte ihn aber eine Verletzung (Muskelfaserriss) und seitdem könnte man ihn beinahe in einem falschen Film wähnen. Nichts lief mehr so, wie es bei seiner Verpflichtung angedacht war...
Victor Ikpeba – Ehemals Bestandteil einer famos aufspielenden nigerianischen Nationalelf, Stürmerstar in Monaco, (mindestens!) 6 Mio. Euro Ablöse teuer
Selten stürzte sich in Dortmund die Medienschar so sehr auf einen einzigen Spieler, wie es nach der Verpflichtung Ikpebas der Fall war. Als absoluter Superstar wurde Ikpeba aus dem sonnigen Fürstentum Monaco verpflichtet und versetzte sofort die Presse wie auch die Fans in große Euphorie. Keiner wagte sein Scheitern auch nur anzudenken, zu groß schienen dafür seine Qualitäten. Leider lief es von Anfang an alles andere als rund. Der nigerianische Stürmerstar, dem schnell der Spitzname „Ikea“ verpasst wurde, wollte einfach nicht ins Tor treffen. Viel schlimmer aber: Rasch stellte sich heraus, dass er und seine Familie den einzigen wirklichen Schicksalsschlag außerhalb des Platzes erlitten. Kurz nach seiner Ankunft in Dortmund erlag seine Ehefrau einem schweren Krebsleiden und für den einstigen Super-Eagle brach eine Welt zusammen, konnte er schließlich unmöglich die beiden Kinder alleine in Dortmund lebend erziehen...
Betis Sevilla und die Bolton Wanderers – Gewiss keine Teams, die im europäischen Fußball den Takt angeben
Doch für Fredi Bobic und Victor Ikpeba sollten diese Mannschaften das Sprungbrett zurück auf die große Fußballbühne darstellen; dem BVB hingegen nahmen sie das lästige Ausfüllen zweier hochdotierter Gehaltsschecks zumindest zeitweise ab. Zeitweise, denn mit durchwachsenen Vorstellungen gelang es den ausgemusterten BVB-Angreifern nicht nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen. Während Fredi Bobic zumindest in der Endphase seines England-Engagements mit Toren zum Klassenerhalt seiner Elf beitrug, wurde Ikpeba größtenteils gar nicht erst in den Betis-Kader berufen. Kein Wunder, dass diese beiden hochdotierten Fußballer nun wieder beim BVB auf der Matte stehen. In Zeiten, wo finanziell europaweit der Gürtel wieder enger geschnallt werden muss, gehören sie zu den absoluten Ladenhütern. Logischerweise empfing man die ehemaligen Stürmerstars beim BVB nicht gerade mit offenen Armen, verfügt der BVB ohnehin über ausreichend erstklassige Stürmer. Gedanklich hatte man sie schon von der Gehaltsliste gestrichen...
Während Fredi Bobic immerhin die Chance erhält, sich im Training aufzudrängen und der Spieler selbst auch immer wieder propagiert, diese Möglichkeit nutzten zu wollen, wurde Victor Ikpeba von Matthias Sammer zur unerwünschten Person erklärt und für Vertragsgespräche mit einem möglichen neuen Arbeitgeber freigestellt. Bisher noch vollkommen ergebnislos. Die Aussichten, dass sich dieser Zustand kurzfristig ändern könnte, sind eher mau. Und die Auswirkungen auf den BVB-Kader nicht einmal so unerheblich. Nach Jürgen Kohlers Karriereende hätte der BVB-Abwehr ein erfahrener Abwehrspieler gut zu Gesicht gestanden. Insbesondere nach Christian Wörns’ erneuter Operation scheint es in diesem Bereich an Erfahrung und Routine zu fehlen. Neben dem erfolgreichen WM-Fahrer Christoph Metzelder (21) stehen lediglich Ahmed Madouni (21) und Florian Thorwart (20) zur Verfügung. Beide äußerst talentiert, allerdings auch vollkommen unerfahren.
"Nur um eine Ergänzung oder eine Alternative zu holen, ist der Ausfall zu kurz, wir müssen nicht unbedingt tätig werden." So Manager Michael Meier zu einer möglichen Neuverpflichtung für den Defensivbereich. Matthias Sammer indes sah dies anders und plädierte für die Verpflichtung eines weiteren Defensiv-Asses. Sein Wunsch wurde jedoch nicht erhört, denn wie Sportmanager Michael Zorc klarstellte, "gelten auch für den BVB wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten." Mit anderen Worten: So lange der BVB weiterhin Profis mit hohem Gehalt aber nur winzig kleinen Einsatzchancen beschäftigt, sind Aktivitäten auf dem Transfermarkt ausgeschlossen. Für die im Abwehrbereich notwendige Blutauffrischung müssen erst einmal die Altlasten an den Mann gebracht werden und das ist eben alles andere als einfach...