Auf geht's zur "Mission Titelverteidigung"!
Nach (viel zu) langer Pause, die nur zwischenzeitlich durch die WM kurzweiliger gestaltet werden konnte, rollt nun endlich auch in der Bundesliga wieder der Ball. Zu Ehren des Deutschen Meisters - Borussia Dortmund - fällt der Startschuss bereits beim einzigen Freitags-Spiel der Saison. Alle Augen schauen somit nach Dortmund, was sich hoffentlich auch während der Saison nicht wesentlich ändern wird...
Auf dem Weg zur erhofften Titelverteidigung muss sich der BVB dabei in einer "Liga der Sparsamkeit" durchsetzen. Während sich die Spirale der Transferausgaben in den letzten Jahren permanent nach oben drehte, sparten die meisten Klubs in diesem Sommer an allen Ecken und Enden. Vereine wie der VFB Stuttgart müssen sogar ohne sämtliche gestandene Neuzugänge auskommen. Die Kirch-Krise lässt grüßen...
Die Devise "Klotzen statt kleckern" galt überhaupt nur noch für die Großen der Liga. Während sich der Gelsenkirchener Vorortverein, der mit dem neuen Trainer Frank Neubarth offen von der Meisterschaft spricht, mit dem Ex-Bremer Frank Rost und dem dänischen Mittelfeldmotor Poulsen zwei vermeintliche Hochkaräter gönnte, versuchte der abermalige "Vize" Bayer Legokusen die schmerzhaften Abgänge der Mittelfeldstars Ballack und Ze Roberto mit Neuverpflichtungen in sämtlichen Mannschaftsteilen zu kompensieren. Nicht weniger als 25 Mio. Euro waren für diesen Kraftakt notwendig. Dabei präsentieren sie der Liga mit den hoch eingeschätzten Juan (für die Abwehr) und Franca (für den Sturm) zwei neue Brasilianer, die sicherlich noch für einige Furore sorgen werden. Nicht weniger gespannt warten die Fans auf die Entwicklung des "Enfants terrible" Jan Simak von Hannover 96. Fußballerisch unumstritten sorgte der lebensfrohe Tscheche außerhalb des Platzes für zahlreiche Eskapaden, die er sich bei einer Spitzenelf zweifellos nicht mehr erlauben darf. Darüber hinaus sicherte sich der Werksklub mit Balitsch, Preuß und Bierofka drei der größten deutschen Talente, die auf lange Sicht zu prägenden Figuren werden könnten. Trotz der vermeintlichen Schwächung durch den Konkurrenten aus München ist mit Calmunds Truppe auch in der kommenden Spielzeit zu rechnen.
Topfavorit bei sämtlichen Experten ist hingegen der FC Bayern. Und das völlig zu Recht: Mit den Neuverpflichtungen Ze Roberto, Michael Ballack und Sebastian Deisler machten sie aus einem ohnehin erstklassigen Kader den "besten Bayern-Kader aller Zeiten". So der O-Ton aus München. Neben beträchtlichen Ablösezahlungen flossen bei den Wechseln dieser neuen Top-Stars vor allem auch immens hohe Handgelder, wie nicht zuletzt der "dummerweise" an die Öffentlichkeit gelangte Überweisungsträger für Sebastian D. aus Lörrach der überaus interessierten Öffentlichkeit eindrucksvoll bewies. Ottmar Hitzfeld steht nach dem titellosen letzten Jahr unter gehörigem Zugzwang und hat am Saisonende ohne Meisterschale möglicherweise auch keinen Job mehr...
Weil ansonsten nahezu kollektiv gespart wurde, werden den Fans insgesamt nur wenige neue Stars präsentiert. Der "Mittelstand" konnte sich immerhin noch den ein oder anderen Hoffnungsträger aus dem Ausland gönnen. So darf man beispielsweise gespannt sein, was Bremens teuerster Neuzugang der Vereinsgeschichte zu leisten vermag. Angelos Charisteas (Aris Saloniki/3 Millionen Euro Ablöse) ist der Name des 22-jährigen Griechen, der unter anderem auf Empfehlung von Otto Rehhagel verpflichtet wurde. Noch weiter nördlich, beim HSV lotste Holger Hieronymus kurz vor seiner "Abschiebung" ebenfalls einen Millionen-Star in die Bundesliga: Cristian Ledesma (River Plate Buenos Aires/4 Millionen Euro Ablöse für nur 65 % der Transferrechte) ist der Name des Argentiniers, der mittelfristig zur Schaltzentrale im Mittelfeld werden soll. In Hannover wiederum sind sie äußerst hoffnungsfroh, mit Jiri Stajner (Slovan Liberec/3,1 Millionen Euro Ablöse) den spielstarken Jan Simak adäquat ersetzt zu haben. Noch hinkt der neue Tscheche zwar seiner Form noch hinterher, aber beispielsweise im UEFA-Pokal gegen den BVB konnte Jiri Stajner eindrucksvoll demonstrieren, welche Qualitäten er besitzt. In Kaiserslautern war man hingegen der festen Überzeugung mit Herve Nzelo-Lembi (FC Brügge/2,5 Millionen Euro Ablöse) einen Spitzenspieler in die Pfalz gelockt zu haben. Und das nach monatelangen Verhandlungen zu einem Schnäppchen-Preis. Die ersten Eindrücke konnten diese Annahmen noch nicht bestätigen, möglicherweise tritt er den Bewies nach einer längeren Zeit der Integration noch an...
Bei den vermeintlichen Abstiegskandidaten wurden zwar teilweise größere Veränderungen innerhalb der Mannschaften vollzogen, große Gelder aber wurden dabei freilich nicht bewegt. Und somit scheint das Feld, der gegen den Abstieg kickenden Teams groß und nicht genau bestimmbar. Einzig dem souveränen Aufsteiger Hannover 96 wird von allen Seiten bescheinigt, sich aufgrund der vorhandenen Klasse rasch aus dem Abstiegskampf verabschieden zu können. Bei den anderen beiden Erstliga-Rückkehrern, den Fahrstuhlmannschaften aus Bielefeld und Bochum, gehen die Meinungen der Experten auseinander. Die einen trauen den beiden Teams aufgrund der individuellen Klasse einiger Spieler eine gute Rolle zu, während andere nicht das nötige Mannschaftsgefüge erkennen können, das zum Klassenerhalt in der Bundesliga notwendig ist. Lassen wir uns überraschen, denn bekanntlich trifft es am Ende oftmals auch Mannschaften für die der Begriff "Abstiegskampf" vor dem Saisonstart nur ein Fremdwort war...
Viel entscheidender ist für uns alle ohnehin die Frage nach dem BVB...
Nach dem vielumjubelten, aber auch etwas überraschenden Gewinn der Meisterschaft wurde das Team nur äußerst punktuell verstärkt. Der namhafteste Neuzugang ist dabei ohne jede Frage Torsten Frings. Der Mittelfeldmotor wurde nach wochenlangen Verhandlungen für viel Geld von Werder Bremen (8.5 Mio. Euro Ablöse) zum BVB gelockt. Dort soll der bissige Mittelfeldakteur neben Tomas Rosicky und Sebastian Kehl als Dampfmacher im Mittelfeld auftreten. Aufgrund der bärenstarken letzten Saison und der positiven Eindrücke bei der WM darf er getrost als echte Verstärkung gelten. Roman Weidenfeller hingegen ist zu erst einmal ein Mann für die Bank. Als größtes Torwart-Talent seiner Altersklasse wird er aber fraglos in spätestens zwei Jahren Jens Lehmann im BVB-Tor beerben. Im Gegensatz zu Philipp Laux scheint der ehemalige Kaiserslauterer schon jetzt ein ernsthafter Konkurrenz für Jens Lehmann zu sein und setzt ihn somit gehörig unter Druck. Als dritten Neuzugang verpflichtete der BVB schließlich noch den Argentinier Juan Ramon Fernandez. Der vielseitige Mann für die Außenbahnen wurde von Chef-Scout Reinhard Saftig während seiner Argentinien-Reisen entdeckt und soll den Kader in der Breite verstärken. Evanilson, der vorher konkurrenzlos seinen Platz im rechten Mittelfeld innehatte, wird nun zu mehr Konstanz gezwungen. Andernfalls steht zukünftig der junge Argentinier bereit, der in der Vorbereitung gute Ansätze zeigte, aber bis zur endgültigen Akklimatisierung in der Bundesliga möglicherweise noch ein wenig Zeit benötigt.
Das Konzept des BVB ist somit klar: Man setzt auf das eingespielte, aber noch entwicklungsfähige Meisterteam. Vielversprechend, wäre da nicht diese schlimme Vorbereitung gewesen! Ständig erreichten Matthias Sammer neue Hiobsbotschaften, wobei vor allem die langfristigen Ausfälle der beiden Eckfeiler Marcio Amoroso und Christian Wörns schmerzen dürften. Zwar bietet der Kader genug Potential, um diese Ausfälle kurzfristig kompensieren zu können, doch langfristig geht dem BVB an diesen Spielern zu viel Qualität verloren. Ein guter Start und der verschärfte Konkurrenzkampf könnten diese Sorgen jedoch vergessen machen. Der Start wird, wie angesprochen, mit dem vorgezogenen Spiel gegen die Berliner Hertha gemacht.
Der erneute Liga-Pokal-Sieger präsentiert sich in guter Frühform und könnte zu einem Stolperstein für die Borussen und auch für alle anderen Favoriten werden. So stellen die Berliner mit Luizao, der vor Jahresfrist schon einmal mit dem BVB einig war, einen von zwei Weltmeistern in der Bundesliga. Gegen den BVB wird er aber vermutlich nicht von an Anfang an spielen. Doch auch so werden alle Augen nach Dortmund schauen und nach der verpatzten Generalprobe in Oberhausen eine hoffentlich gelungene Premiere erleben...