Fanbericht aus dem Ausland: AS Roma - FC Bologna
Roms "Curva Sud" gilt weithin als eine der derzeit besten Kurven in ganz Europa. In der Osterzeit hatte ich das Vergnügen, an dem Spektakel teilzunehmen und möchte Euch einen Bericht über die Erlebnisse nicht vorenthalten...
Dass in Rom zur Osterzeit das Drumherum eines Fußballspiels absolut erstklassig ist, bedarf sicherlich keiner besonderen Erwähnung. Viel verwunderlicher war es für mich festzustellen, wie groß die Zahl der Fußballtouristen beim AS Rom tatsächlich ist. Sicherlich füllen die Römer ihr schönes Olympiastadion im Stadtderby oder bei anderen Highlights ohne große Schwierigkeiten selbst. Im eher unwichtigen Spiel gegen den FC Bologna bedurfte es aber ganz offensichtlich der Mithilfe vieler, vieler Touristen, um das Stadion mit einer würdigen Zuschauerzahl zu besetzen. In erster Linie waren es natürlich asiatische Fußballfans(?), die nebenbei auch die Fanartikelstände so sehr plünderten, dass selbst die Verkäufer anstatt die ellenlange Rechnung zu erstellen, lieber alles verschenkt hätten...
Doch zurück zum Hauptsächlichen: Anders als in der Bundesliga, erfolgte vor dem Spiel keinerlei Dauer-Berieselung durch Werbung oder sonstiges. Welche Wohltat! Während sich die "Curva Sud" sehr früh füllte, folgten die Sitzplatzkartenbesitzer, dieses mal doch vergleichbar mit Deutschland, erst ganz kurz vor dem Spielbeginn.
Ungewöhnlich für den deutschen Fußball-Fan ist es auch, dass sich die Spieler in Italien nicht auf dem Platz, sondern in den Katakomben des Stadions aufwärmen. Wahrscheinlich ist vor allem auch damit zu erklären, dass vor dem Spielbeginn noch keine bzw. kaum Anfeuerungsrufe zu vernehmen waren. Als wenige Minuten vor Spielbeginn die Hymne des AS Rom erklang (wie auch immer diese heißen mag...), erhoben sich ausnahmslos alle Roma-Fans, um sie lauthals mitzugrölen und den obligatorischen Schal in die Luft zu strecken. Ein schönes Bild, verbunden mit einer unglaublichen Lautstärke.
Die Leistung des Gästeblocks lässt sich vorab sehr schnell zusammenfassen: Außer sehr vereinzelten Anfeuerungsrufen war von den "Tifosi" des FC Bologna (etwa 1.500) rein gar nichts zu vernehmen. Fast wären sie gänzlich in Vergessenheit geraten, hätten sie nicht kurz vor Spielschluss nochmals auf sich aufmerksam gemacht. Auch hier nicht durch guten oder lautstarken Support, sondern dadurch, dass sie die nächstgelegenen Roma-Fans ordentlich bepöbelten und dabei auch Pyrotechnik in deren Richtung abfeuerten.
Die "Curva Sud" dagegen legte ungeheuer laut los. Die Liste der Anfeuerungsgesänge schien dabei allerdings nicht gerade unerschöpflich. Schon Mitte der ersten Halbzeit hatten sich nahezu alle Gesänge wiederholt. Viele Melodien waren bekannt, einige längere allerdings waren wohl "Roma-spezifische". Vor dem Spiel durfte natürlich auch der Einsatz jeder Menge Pyro-Technik nicht fehlen. Vorsorglich wurden dafür die Tartanbahnen von den Ordnungskräften befeuchtet... Eine Choreographie gab es leider nicht zu bestaunen, dafür zahlreiche Spruchbänder, die zu einem großen Teil gegen Bologna gerichtet waren.
Das Spiel der Roma begann nur äußerst schleppend und erstaunlicherweise ließ damit einhergehend auch der Support immer mehr nach. Gerade Batistuta, der mal wieder einen ganz schwachen Tag erwischt hatte, zog den Unmut der Fans auf sich. Schnell wurden seine Aktionen mit einem Raunen und leicht zu vernehmenden Pfiffen begleitet, was an hiesige Verhältnisse (Bobic) erinnerte. Was allerdings beeindruckend und anders war: Batistuta wurde nicht vollends von den Fans verunsichert, sondern plötzlich stand das ganze Stadion und ein eigens für ihn gedichtetes, sehr kreatives Lied wurde von allen lautstark gesungen! Lag es vielleicht auch daran, dass der Argentinier das 1:0 durch Montella dann doch mustergültig vorbereitete? Emerson jedenfalls legte schnell noch einen zweiten Treffer nach und die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt. Der Support beschränkte sich nicht mehr nur auf die "Curva Sud" und somit war auch die Lautstärke beachtlich.
Nach der Halbzeit erzielte Emerson mit einem wunderschönen Tor das 3:0, was die endgültige Entscheidung bedeutete. Von nun an leistete die "Curva Sud" nur noch eine Art "Pflichtsupport". Wenn bei manchen Roma-Songs das sitzende Publikum wieder miteinstimmte, entstand jedoch nochmals eine beeindruckende Atmosphäre. Ansonsten hätte in der Endphase trotz der 3:0-Führung der Roma auch eine eher durchschnittliche Südtribüne mithalten können. Der 1:3-Anschlusstreffer für Bologna (durch Cruz) änderte nichts mehr daran, dass die AS-Spieler (allen voran Montella und Emerson) mit Applaus in die Kabine verabschiedet wurden...
Insgesamt war dieses Spiel ein tolles Erlebnis, wozu aber nicht ausschließlich der Support, sondern auch die schönen Tore sowie das wunderbare Stadion beitrugen. Phasenweise konnte man deutlich erkennen, warum die "Curva Sud" derzeit einen so guten Ruf genießt. Zeitweise wiederum entstanden Durchhänger, die deutlich zeigten, dass auch in Rom nicht alles Gold ist, was glänzt...