Spielbericht Amateure

Wer nicht hören will, muss fühlen - BVB (A) 0:1

17.03.2002, 00:00 Uhr von:  Tommes
Dorfmop Lengerich
Dorfmop Lengerich

Eine unnötige Niederlage bezogen die Amateure von Borussia Dortmund am Sonntagnachmittag beim Tabellendrittletzten der Oberliga Westfalen in Lengerich mit 0:1. Durch diesen Punktverlust der Schwarzgelben und der gleichzeitigen Schlappe der Blauen (0:3 gegen Hordel) ist es jetzt in der Liga nochmal mächtig spannend geworden.

"Vom Potenzial her, müsstet Ihr den Lengerichern heute sechs Stück einschenken." Von dieser Einschätzung eines eingeborenen Zuschauers vor dem Spiel war der BVB heute Lichtjahre entfernt. Madouni, Demel und Odonkor die Leihgaben von den Profis blockierten wieder die Plätze verschiedener Spieler, die mehr oder weniger schlecht gelaunt auf der Bank Platz nahmen. Odonkor wurde eine Pause verschrieben und nicht mit nach Freiburg zum Bundesligaspiel mitgenommen. Alexander Kuschmann hütete wieder den Kasten des BVB. Michael Ratajczak machte einen etwas kränklichen Eindruck. Er klagte vor dem Spiel über Unwohlsein. Die Vorgaben waren also klar und drei Punkte Pflicht.

Spielszene
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Dass da aber noch ein Gegner war, der den Dortmunder das Leben so schwer wie möglich machen wollte, zeigten die Gastgeber bereits nach zwei Minuten eindrucksvoll. Nach einem langen Paß nach vorne, verliert Björn Mehnert als letzter Mann das Kopfballduell gegen Marcus Fischer. Der läßt den Dortmunder stehen und zieht alleine los in Richtung Alexander Kuschmann. Fischer umkurvt den BVB-Torwart und schießt das Leder zur Erleichterung der Gäste nur über den Kasten. Über dieses 1:0 hätte sich Dortmund nicht beschweren dürfen. Überhaupt Marcus Fischer. Nachdem Karayildiz (Drehschuss) und Thorwart (Weitschuss) in der vierten und in der elften Minute ungefährliche Möglichkeiten hatten, nahm Fischer nach dreizehn Minuten einen langen Paß nach Karayildiz´ Ballverlust auf und schockte den BVB abermals mit einem Distanzschuß, der aus 20 Metern nur knapp am Gehäuse vorbeipfiff.

Trainer Gessat zeigt Marcus Fischer, wo das Tor steht
Trainer Gessat zeigt Marcus Fischer, wo das Tor steht

Die Chancen der Dortmunder mehr als schwach. Kringe verzieht einen Ball aus großer Entfernung total (18.), Ahmed Karayildiz spielt den Ball nach einer Dede-Flanke rückpaßähnlich in die Arme von Lengerichs Keeper Potthoff (23.) und einen Querpaß im Strafraum den David Odonkor nur locker einschieben muss, versemmelt er, in dem er über dem Ball ein Luftloch schlägt. Der BVB eigentlich absolut Spielbeherrschend, kann vor dem Tor dem Betrachter schon leid tun. In der 45. Minute findet das Leder aber dann doch tatsächlich den Weg ins Lengericher Tor. Einen schönen Ball nimmt Bastian Pinske hart mit dem Kopf auf. Diesen Kopfstoß kriegt Keeper Potthoff nicht zu fassen und läßt ihn vor die Füße von Karayildiz fallen, der ohne Probleme einschießen kann. Leider sah das Gespann um Schiedsrichter Sebastian Moritz in dieser Situation eine Abseitssituation. Also kein Tor. Die Dortmunder Offiziellen fingen nach dieser Aktion noch eine total unnötige Diskussion mit den heimischen Zuschauern an. Die Leute, die am weitesten vom Geschehen wegstanden, wollten alles am Besten gesehen haben. Die Worte, die da hin und her geworfen wurden, kann man schon als peinlich bezeichnen.

Spielszene
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Sechs Minuten nach der Pause zappelte der Ball auch zu unrecht im Dortmunder Tor. Nach einer Ecke wurde Kuschmann behindert, die Aktion wegen Fouls abgepfiffen. In der 54. Minute wechselte Horst Köppel Ahmed Madouni aus. Der junge Franzose, letzte Woche noch vom Trainer gelobt, zelebrierte in der ersten Hälfte Standfußball vom "Feinsten". Köppel berichtete später, dass Madouni bereits zur Pause wegen Müdigkeit vom Platz wollte. Für Madouni kam Achenbach, der auch die nächste Dortmunder Chance besaß. Aber sein Schuß aus 20 Metern verspringt ihm, so daß der Ball auch weit am Tor vorbeischaut. (57.) Bastian Pinske versucht es dann auch einmal mit einem weiten Verzweiflungsschuß (60.) und eine Minute später köpft Florian Thorwart einen Ball in die Hände des Keepers.

Spielszene
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Dann wieder eine Fischer-Gala. 65. Minute, Zweikampf im Strafraum der Dortmunder. Fischer fällt und die Lengericher fordern einen Strafstoß. Hätte der Schiedsrichter in dieser Situation auf den Punkt gezeigt, wären die Proteste der Dortmunder wohl recht gering ausgefallen. So ließ er aber weiterspielen. Doch Fischer legte nach. Im nächsten Angriff schnappte er sich den Ball vernaschte über links zwei Dortmunder und zog ab ins lange Eck vorbei an Alexander Kuschmann. 1:0 für die Truppe von Coach Jürgen Gessat und lange Gesichter beim BVB. Köppel reagiert. Er bringt Michael Kügler für den nur körperlich anwesenden Emanuel Krontiris (69.) und Francis Bugri für Guy Demel (73.). Der BVB packt die Brechstange aus, aber alle Bemühungen sind umsonst. Die größte Möglichkeit wirft man zehn Minuten vor Schluß weg. Nach einem direkten Freistoß, der im Strafraum in der Mauer hängen bleibt, kommt Michael Kügler ran. Potthoff wehrt den Ball ab, den Nachschuß pariert er dann auch noch. Alles weitere bis zum Schlußpfiff war Zahnlos und nicht der Erwähnung wert.

Spielszene
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Nach dem Schlußpfiff war die Freude in Lengerich natürlich groß. Marcus Fischer, der am Montag ein Schriftstück als Vertragsamateur beim VFL Bochum für die nächste Saison unterschrieben hat, bedankte sich dafür, dass ihn Lengerich aus seinem laufenden Vertrag entließ, mit diesem wichtigen Tor. Die Stimmung bei den Dortmunder dagegen natürlich am Boden. Co-Trainer Preuß sank nach dem Schlußpfiff entäuscht auf die Bank und auch einige Spieler haderten mit ihren Leistungen.

Stimmen zum Spiel:

Florian Kringe: "Wenn wir so weiterspielen, sind wir blöd genug uns noch die Meisterschaft zu verspielen. Das haben wir uns alles selbst zu zuschreiben." Dann schickte er noch ein paar Worte in Richtung einiger Kollegen: "Wenn man den Anspruch hat bei den Profis zu spielen, muss man sich hier bei den Amateuren den Arsch aufreissen. Man muss zeigen, dass man zurecht da oben spielen will und das war heute nicht immer zu sehen.

Spielszene
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Kringe sprach das wohl derzeit größte Problem in der Truppe an. Köppel führte vor dem Spiel mit Francis Bugri ein längeres Gespräch. Von seiner Körperhaltung und Mimik her, hatte man aber nicht das Gefühl, dass er seinem Coach so genau zugehört hat.

Horst Köppel fand dann im Gespräch mit schwatzgelb.de ungewöhnlich klare Worte: "Wenn man so ein Spiel sieht, mit dem man die Möglichkeit hat sich vorne abzusetzen, dann ärgert man sich doppelt. Das ist aber das, was man immer sagt, aber dann hören sie halt nicht zu. Es sind dann zu viele Spieler da, diejenigen, die nicht spielen sind beleidigt und sorgen dann für Mißstimmung. Das müssen sie aber alle lernen, wenn sie den Anspruch haben oben mitspielen zu wollen und das haben ja einige, dann muss man lernen zurück zu stecken und diejenigen die Spielen, müssen sich zerreissen und zeigen, dass sie das Spiel gewinnen wollen. Aber so kann man keine Spiele gewinnen. Die Leute, die von oben kommen will ich jetzt hier nicht verdammen, aber dann erwartet man von den Spielern halt mehr. Das müssen wir alles abstellen, sonst schaffen wir das tatsächlich nicht. Vielleicht war das zum richtigen Zeitpunkt ein Warnschuss vor den Bug, aber sowas darf nicht mehr passieren. Wir fahren als verdienter Verlierer nach Hause!"

Spielszene
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Der in den letzten Wochen so hochgelobte David Odonkor wirkte in der letzten halben Stunde des Spiels ziemlich platt. Mit der Ruhepause, die ihm Sammer geben wollte, war er anscheinend überfordert. Kraft für 90 Minuten zeigte er heute auf keinen Fall.

Jürgen Gessat (Trainer Lengerich): "Ich kann mit dem Ergebnis sehr gut leben (Gelächter bei der Pressekonferenz). Wir haben uns das 1:0 aufgrund der spielerischen Disziplin und der kämpferischen Einstellung verdient, auch wenn wir fußballerisch eigentlich nicht mithalten können. Wir haben mit viel Glück und Geschick das Ergebnis über die Zeit gerettet."

Dortmund verloren und die Blauen auch. Klammheimlich hat sich nun ein Dritter im Bunde unter die beiden Favoriten gemogelt. Der FC Eintracht Rheine steht nun nach dem Heimsieg gegen Oestrich auf Platz zwei hinter Borussia Dortmund. Punktgleich zwar, aber der BVB hat das deutlich bessere Torverhältnis und noch ein Spiel Rückstand. Die nächste Aufgabe für die Köppel-Truppe wartet bereits am kommenden Samstag (!) in der Roten Erde. Gegner ist dann um 15 Uhr der SV Hövelhof, den man im Hinspiel mit 7:2 vernaschen konnte.

Vier Tage später, am Mittwoch steigt dann das Lokalderby gegen die Blauen. Anpfiff in der Roten Erde ist um 19 Uhr!

Statistik:

BVB: Kuschmann, Mehnert, Madouni (Achenbach 54.),Thorwart, Demel (Bugri 73.), Kringe, Pinske, Krontiris (Kügler 69.),Dede, Karayildiz, Odonkor

Gelbe Karte: Demel (50.)

Tore: 1:0 Fischer (65.)

Schiedsrichter: Sebastian Moritz, Bielefeld (gut!)

Zuschauer: 250

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