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Tatort Bundesliga - der 27. Spieltag Ave, Bundesliga - die Totgeweihten grüßen Dich!

18.03.2002, 00:00 Uhr von:  Jan
Tatort Bundesliga - der 27. Spieltag Ave, Bundesliga - die Totgeweihten grüßen Dich!
Tatort Bundesliga

Daumen hoch - Daumen runter, so wurde das früher gehandhabt. Das Volk forderte und der Kaiser beugte sich. Ein Hexenkessel, in dem man schnell den Überblick verlieren konnte. Zugeben, damals war es einfacher über Sieger und Verlierer zu entscheiden. Gewonnen hatte der, der am Ende noch stand. Heute, mehr als 2000 Jahre später, hält diese Form des Wettstreites wieder ihren Einzug in die Arenen des Landes. Die altbewehrte Säbelzange von hinten, das majestätische Nachtreten auf einem am Boden liegenden erlegten Feind und das immer wieder gern praktizierte grätschen in Höhe des männlichen Fortpflanzungsorgan, was ja, wie von Ober-Cäsar Eugen Striegel bestätigt, lediglich ein Angriff auf die Bälle, ähh den Ball ist. Der Geist des Zirkus Maximus - Willkommen in der Bundesliga!

Häuptling Brehmix vertraut auf die Tretertaktik gegen die Heerscharen des Kaisers Franz
Häuptling Brehmix vertraut auf die Tretertaktik gegen die Heerscharen des Kaisers Franz

Besonders ein Verein hat es ihm angetan. Tief im Südwesten, irgendwo zwischen den fußballerischen Garnisonslagern des Ruhrpotts und des Schwabenlandes liegt ein kleines Dorf, das immer noch erbitterten Widerstand leistet. Nein, nicht gegen die Römer, die sind schon lange fort, sondern gegen die rot-blauen Heerscharen des Kaisers Franz. Einmal im Jahr kommt es zur Schlacht auf dem Betzenberg, der vermeintlich letzten großen Festung des deutschen Fußballs. Die kleinen, unbeugsamen Teufelchen vertrauten dabei in der Vergangenheit immer auf ihren Mannschaftsarzt, intern auch Druide genannt, der einen feinen Trank braute der den Teufelchen zu riesen Kräften verhalf. Dumm nur, das bald ein Abgesandter aus dem fernen Frankfurt kam und diese geheimnisvolle Substanz mitnahm und obendrein auch noch verbot sie jemals wieder zu brauen geschweige denn sie zu verabreichen. Hinter diesem Vorfall vermutete der stolze Häuptling der Lauterer Brehmix einen Komplott des bayrischen Weltvereins, der sowieso an allem Schuld war und ist. Eine andere Taktik musste nun herhalten, doch welche würde den gewünschten Effekt erzielen? Treten lautete die Parole und so waren wir am Samstag nun doch fast wieder im alten Rom...

Basler gegen Bayern

Einer war wohl von der Atmosphäre besonders angestachelt. Der Spaßmacher der Fußball-Republik, der letzte Pausenclown der Bundesliga - Mario Basler. Jeder ruhende Ball gehörte ihm, ob aus 20 oder aus 40 Metern, immer wurde seinerseits konsequent aufs Tor geballert. Mitspieler? Was ist das. Passen? Das sagt mir nichts. Fußballweisheiten? Interessiert mich nicht. Das hätte ihn aber lieber interessieren sollen. Eine z.B. besagt: Der gefoulte Spieler schießt nicht selbst. Doch genau das tat er. Schnell das Pokerface aufgesetzt, lässiger Anlauf, locker geschossen und wenige Sekunden später verzweifelt das Gesicht in den Händen vergraben, so erlebte Basler die 12. Minute, die doch eigentlich seine werden sollte. Lizarazu hatte ihn im rechten Strafraum Eck gelegt und Schiri Koop deutete sofort auf den Punkt. Fortan spielten sich von den Medien bezeichnete "Jagdszenen" ab, die wahrscheinlich nur das Lauterer Publikum und natürlich Sport-Bild-Bazi Raimund Hinko aufgeilten, aber der überfährt wahrscheinlich auch gerne kleine Kinder. In der sonntäglichen Diskussionsrunde "Doppelpass" versuchte er rüde Fouls á la Ratinho als "internationale Härte" abzutun und attestierte Koop eine gute Leistung, nicht ohne noch mal auf seinem Busenfreund Hartmut Strampe einzuprügeln. Vielleicht sollte Hinko seine sadistische Ader lieber in einem Domina-Studio ausleben als sie im Fußball-Propaganda-Blatt Nummer 1 zu Papier zu bringen.

Wieder sehr forsch nach dem Spiel: Uli Hoeneß
Wieder sehr forsch nach dem Spiel: Uli Hoeneß

Nach dem Spiel dann das gewohnte Prozedere. Die Lauterer schmollten und die Bayern tönten, besonders in Person von Uli Hoeneß. Wie "wilde Tiere" hätten sich die heimischen Fans benommen und "das Umfeld habe das alles noch zusätzlich angestachelt" keifte er in die Mikrofone, während ihn im Hintergrund noch einige Lauterer Fans mit Liebesbekundungen überhäuften. Der Teamchef der roten Teufel Andi Brehme, der sich vor Nervosität im Spiel sogar einen Finger blutig genagt hatte, widersprach diesen Vorwürfen sofort. Sein Team habe doch lediglich sich gewehrt, kommentierte er die rüden Vorkommnisse auf dem Platz. Doch auch abseits des Grüns ging es noch heiß her. Torsten Fink, einer der für die erregten Gemüter mit am wenigsten konnte, wurde vor dem Mannschaftsbus von einem Lauterer Fan mit Bier übergossen. Ja is' den heut schon Meisterfeier...?

Falko Götz - Der Messias von der Spree

Man könnte es als Lauf bezeichnen was Hertha momentan durchmacht. Letzte Woche den HSV mit 6:0 vom Platz gefegt und nun auch leicht und locker die Bremer weggeputzt. 45 Minuten flogen Gabor Kiraly die Bälle nur so um die Ohren und am Ende stand es 3:0 für die Hauptstädter. Was ist nur aus der alten Dame Hertha geworden? Ein ernstzunehmender Konkurrent im Meisterschaftsrennen? Anscheinend schon, wenn es nach Götz geht: "Mit diesem Kader kann man die Meisterschaft gewinnen. Wir wollen aber auf jeden Fall oben mitspielen und die Champions-League-Qualifikation schaffen" So sehen das auch die Berliner Fans, die vor dem Spiel ein paar alte Bettlaken aus ihren Schränken gekramt hatten und zum einen "Barca, Porto, Mailland" und zum anderen "Westerlo, Genf, Stavanger" und dazu noch die rhetorische Frage: "Sekt oder Selters" daraufgepinselt hatten. Berechtigt diese Frage, da die Hauptstädter nur noch 2 Punkte von dem Millionengeschäft Champions League trennen. In Berlin wird Götz nun als Heilsbringer gefeiert, der die Hertha wieder in die richtige Bahn bugsiert hat. "Mit psychologisch wichtigen Gesprächen", wie er immer gern betont. Man sieht ihm deutlich an, er genießt diesen Trubel um seine Person. Denn gegen Barca, Porto oder Mailland wird er nicht mehr auf der Bank sitzen, nicht einmal gegen Westerlo, Genf oder Stavanger...

Köln erwacht aus dem Koma

So pushed man seine Mannschaft bestimmt nicht...
So pushed man seine Mannschaft bestimmt nicht...

Für gewöhnlich ist es üblich den traditionell gern gesehen Trikottausch nach dem Spiel zu praktizieren. Der eine fragt den anderen und schnell wechseln zwei schweißdurchtränkte Textilfetzen ihren Besitzer. In Müngersdorf hatte man am Samstag den Eindruck, dass eben dieser Akt Verbrüderung unter Fußballprofis schon in der Halbzeit stattgefunden hatte. Die Gäste aus Rostock dominierten die erste Halbzeit nach Belieben. Arvidson sorgte nach 6 Minuten für die Führung und ließ sich auch nicht lange bitten seinem geschassten Ex-Trainer noch vor der Pause einen weiteren Treffer einzuschenken. Die Kölner Fans ließen derweil ihrem Unmut freien Lauf. Transparente wie "Unsere Liebe zum FC hält ewig, wie der Hass auf euch" oder "Ihr habt die Bundesliga nicht verdient" zierten das aufgestaute Bild der Wut, wie zwei Plastikfigürchen eine Hochzeitstorte. Seltsam nur, das gerade die Fans, die zuvor noch eifrig ihre Finger zum pfeifen in den Mund gesteckt hatten, nun die waren, die am lautesten jubelten. Wie verwandelt kam der FC aus der Kabine und der Kapitän der Geißböcke erzielte mit einem Volleyschuss kurz nach Wiederanpfiff den Anschlusstreffer. Nach dem 4:2 Kantersieg, dem ersten seit 4 Monaten, haben sich nun alle wieder lieb in Köln. "Wir müssen nicht nach einem Sieg in Euphorie ausbrechen. Wer die nächsten drei Gegner sieht, der weiß, dass es nicht die einfachsten Spiele sind. Daher geht es darum, sich mit Anstand von dem Publikum zu verabschieden", so Kölns Kapitän Lottner. Von welchem Publikum? Von denen, die, die ganze Zeit pfeifen und die Spieler beschimpfen oder von denen, die nach dem 4:2 anfangen zu jubeln? Die Rostocker hingegen verstanden die Welt nicht mehr. An dem fragwürdigen Platzverweis von Torwart Pieckenhagen wollten sie die Niederlage nicht fest machen. Vielmehr sorgte das kopflose Auftreten nach der Pause für Unverständnis: "Wir gehen in Führung, spielen sicher und gehen optimistisch in die Halbzeit. Aber schon nach dem ersten Gegentreffer wurden wir kopflos. Ich wäre noch mit einem Punkt zufrieden gewesen. Dann haben wir noch zwei Tore bekommen, das ist sehr bitter für uns" kommentierte Trainer Armin Veh die Partie. Nur noch 4 Punkte Vorsprung haben sie auf den 15. Platz. Alles läuft wieder auf einen harten Abstiegskampf hinaus und der sollte doch gerade dieses Jahr verhindert werden...

Nervensache

Wieder einmal macht er sich zum Buh-Mann
Wieder einmal macht er sich zum Buh-Mann

Eigentlich lief alles super für den BVB. 5:1 gewonnen, zum ersten mal seit einer Ewigkeit einen Rückstand noch in einen Sieg umgebogen und Bayern und Kaiserslautern hatten sich auch noch gegenseitig die Punkte geklaut. Wäre da nicht diese Szenen von Jens Lehmann in der 20. Minute gewesen. Vollkommen überflüssig trat er nach, nachdem ihn Coulibaly hart attackiert hatte. Der Aufschrei im von Kirch verseuchten Propaganda-Sender Premiere-World war groß. Selbst von Ausschluss aus der Nationalmannschaft war die Rede.

PW-Experte an diesem Tag war, es konnte gar nicht besser passen, Intimhaar-Frisur Toppmöller. "Es ist unentschuldbar einen Gegenspieler ohne Ball zu treten. Das gehört bestraft und da gibt's auch keine Entschuldigung dafür" polterte er mit aufgesetzter Oberlehrer-Miene, während der Premiere Mann im Studio betroffen mit dem Kopf nickte. Doch da bekanntlich auch das "Premierelose" Volk munter mit der Kirch Meinung gefüttert werden muss, haute auch "ran" noch mal richtig drauf. Sofort wurde Schiedsrichter Lehrwart Eugen Striegel vor das Mikrofon gezerrt, in der Hoffnung ihm eine klare Aussage nach einer mehrwöchigen Sperre entlocken zu können. Doch das eben dieser Eugen Striegel ein Meister im Ausweichen ist, beweist er Woche für Woche im "Aktuellen Sport Studio" und so schob er die Verantwortung munter zum DFB Kontrollausschuss weiter. Sebastian Kehl versuchte anschließend noch zu retten was zu retten ist und schob diesen erneuten Aussetzer unseres Schlussmannes auf seine extreme Motivation, dier er in jedem Spiel hat. So kann man es auch ausdrücken. Fest steht, dass diese Aktion dem Image des Vereins schadet. Und das muss, egal wie der DFB reagiert, vom BVB bestraft werden. Noch dicker kommt's aber für die Freiburger. Seit Wochen durchgereicht findet sich der Breisgauer Verein mit dem Ökö-Image nun auf einem Abstiegsplatz wieder. Die Spieler, ja sogar der Manager läuft weg - Finkes über lange Zeit aufgebaute Gerüst scheint in sich zusammenzustürzen. "Mitleid brauchen wir nicht" gibt sich Finke noch immer kämpferisch. Da hat er ja auch vollkommen Recht. Punkte wären viel wichtiger, denn sonst ist wohl Schluss, mit dem knuddeligen Freiburgern, die das schon lange nicht mehr sind.

Bayer hat das "n" gefunden

Big Brother hat schon lange ausgedient. Das vermeintlich demokratische Verfahren Rausschmeißens zog schon aber der 2. Staffel nicht mehr. Doch irgendwie ist BB noch immer allgegenwärtig, vor allem durch den vermeintlichen Leverkusener "B-Sturm" Berbatov und Brdaric. Die alten, die etablierten, sie sitzen jetzt auf der Bank. Die Bank, die vor wenigen Wochen, laut Toppmöller, nicht konkurrenzfähig war. Doch seit gegen Juve das mit den BB-Sturm klappte, ist Rotation in, bei den Leverkusenern. Das kleine Stück was ihn angeblich noch zu den Bayern fehlte, das haben sie anscheinend jetzt gefunden. Nicht nur die erste Elf kann überzeugen, sondern auch das zweite Glied springt in die Bresche. "Wir haben Stuttgart überhaupt keine Torgelegenheit zugelassen und deshalb bin ich als Trainer hochzufrieden" bilanzierte Toppmöller. Doch was passiert im nächsten Spiel? Schon jetzt machten Neuville, Kirsten und Co keinen sonderlich zufriedenen Eindruck auf der Bank. Da ist auf lange Zeit gesehen Konflikt Potential drin, denn die "jungen Wilden" werden sich nach den gezeigten Leistungen wohl auch nicht ohne zu murren wieder auf die Bank setzen. Zudem sitzt Leverkusen auch noch der BVB gefährlich im Nacken. Big Brother is watching you!

Brennpunkt Cottbus

Er war der Matchwinner mit 2 Toren: Cottbus Topic
Er war der Matchwinner mit 2 Toren: Cottbus Topic

Viel hatte man sich von diesem Spiel nicht erhofft. Als Kellerduell oder 6-Punkte Spiel in den Medien angepriesen verblüffte das auf dem Rasen gezeigte wohl alle. Vor dem Spiel hatten sich die Verantwortlichen von Energie erst mal auf das schlimmste eingestellt. Nach dem freundlichen Empfang der Paulianer im Hinspiel mit netten Plakaten wie "Unser bester Freier - Ede Geyer" war in Deutschlands hübschester Stadt ein Polizeiaufgebot, wie sie es seit dem letzten Besuch von Erich Honecker wohl nicht mehr erlebt hatte. Sogar ein Hubschrauber kreiste über dem Stadion der "Freundschaft". Doch zur Verwunderung aller blieb es sowohl unter den Fans als auch unter den Akteuren auf dem Rasen sehr ruhig. Szenen wie ihn Kaiserslautern, die man sowieso eher hier erwartet hatte, blieben aus. Die Kiez-Kicker, die unter der Woche das Maul noch sehr weit aufgerissen hatten und munter in die Sat1 Kameras gegrinst hatten, schlichen nach dem Spiel und mit der Gewissheit die wohl letzte Chance vergeben zu haben mit gesenkten Köpfen vom Platz. Cottbus hat nun schon das vierte Spiel hintereinander gewonnen und sieht mit einem relativ leichtem Restprogramm dem Ziel Klassenerhalt in der Lausitz optimistisch entgegen.

Die Mutter aller Spiele - Real gegen Barca

Bei dieser Begegnung sei hier mal ein kleiner Blick über den Tellerrang gestattet. 105.000 Zuschauer im ausverkauften Nou Camp zu Barcelona waren eine berechtigte Kulisse für dieses ewige Duell. Wieder wurde das Spiel für politische Themen benutzt und wiederholt der Platz gestürmt und die politische Meinung Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten und im Stadion präsentiert. Das Spiel selbst konnte die Erwartungen nicht halten, denn ein mageres 1:1 hatten sich die Zuschauer nicht gewünscht. Zur tragischen Figur dabei geriet der Torwart der Madrilenen Cesar der einen durchaus haltbaren Fernschuss von Xavi äußerst unglücklich ins eigenen Netzt ablenkte. Durch dieses Remis werden sich wahrscheinlich beide Vereine bestätigt sehen, noch mehr investieren zu müssen, um endlich das Maximum zu erreichen. Dumm nur, dass man nur einmal sein Trainingsgelände verkaufen kann...

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