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Tatort Bundesliga - der 10. Spieltag 02/03: Zwischen "Generation Golf" und "Generation Ebay"

29.10.2002, 00:00 Uhr von:  Guido
Das Tatort Bundesliga - Logo
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Während Nationaltorhüter Oliver Kahn im heimischen Karlsruhe sein Handicap zeitgleich zum Spiel seiner Münchner Bayern auf dem Golfplatz verbesserte, wies Verfolger Dortmund den Tabellendritten Werder Bremen in die Schranken und verkürzte den Abstand auf den Rekordmeister auf nur noch 3 Punkte. Im Tabellenkeller hat sich nicht viel getan und die für wohl kurioseste Aktion abseits des Fußballplatzes sorgten an diesem Wochenende die Fans der Frankfurter Eintracht.

Eigentlich sollte es für einen amtierenden Deutschen Meister selbstverständlich sein, aber in einer Saison, in der der angeblich beste Bayernkader aller Zeiten schon unschlagbar schien, ist die Tatsache, dass das Rennen um die Salatschüssel wieder offen ist, eine nicht nur für BVB-Fans erfreuliche Wendung, die sich gleichwohl seit ein paar Wochen abzeichnete. Auch wenn er nicht ganz so auffällig spielt wie sein Nebenmann Tomas Rosicky, so ist er doch der Spieler des Tages: Thorsten Frings vom BVB. Was wurde alles geschrieben vorm Spiel gegen seinen Ex-Club Werder Bremen und wie hat er alle Beobachter in der zweiten Minute überrascht: Die Flanke von Evanilson nahm der Ex-Aachener volley per Seitfallzieher und brachte den BVB damit an der Weser auf die Siegerstrasse. Nicht nur aufgrund dieses Sieges, dürfte sich der Wechsel für Thorsten Frings gelohnt haben. Der BVB hat nicht nur seinen Verfolger Werder eindeutig die Grenzen aufgezeigt, sondern sein Verein bleibt in der Bundesliga auch weiterhin ungeschlagen.

Für bei weitem größere Unstimmigkeiten als das schwache 3:3 gegen Aufsteiger Hannover 96, hat derweil die Affäre Kahn in München gesucht. Der wegen Muskelfaserriss in seine Heimat Baden gereiste Nationalkeeper vergnügte sich auf dem Golfplatz, während sein Vertreter Wessels 3 Tore gegen einen Aufsteiger kassieren musste. Fast noch schlimmer: Abends vergnügte er sich mit seinem Bruder in einer Karlsruher Diskothek und ließ es dort bis morgens 5:30 ordentlich krachen. Sein Bruder wurde nach dem gemeinsamen Discobesuch angezeigt. Eine 21 Jahre alte Frau wirft ihm Beleidigung und Körperverletzung vor. Die Anzeige liegt der Staatsanwaltschaft Karlsruhe vor. Die Strafe des Vereins folgte auf dem Fuß, wenn gleich das öffentliche Abwatschen ausblieb. Hoeneß und Hitzfeld wissen es genau: Die Transferbemühungen in der Sommerpause waren zu offensiv ausgerichtet. Die Münchner verzichteten auf die Verstärkung in der Abwehr und grade deshalb können sie sich just jetzt keine Kritik an ihrem Torwarttitan erlauben. Die Torheiten eines Tormannes aus Narrenfreiheit - "Mir fällt nichts mehr ein," begegnete der Kaiser nach dem 3:3 allen Frager - Hoeneß und Rummenigge hatten sich zu dem Zeitpunkt bereits wortlos und kommentarlos davongeschlichen.

Oben dran bleibt auch der FC Schalke, dank eines Treffers von Sven Vermant in der 90. Minute. Bereits zum zweiten mal in dieser Saison. Die Nürnberger verloren bereits zum wiederholten male in den Schlußminuten Punkte. So steigt man am Ende der Saison ab. Begleitet werden könnten die Franken vom VfL Borussia Mönchengladbach. Die Niederrheiner verloren daheim gegen 1860 München und haben nur noch 2 Punkte Abstand auf einen Abstiegsrang. So "heimlich" wie sich die Borussia nach unten schleicht, so unheimlich dürfte dieses Szenario ein Jahr nach dem Wiederaufstieg am Bökelberg aufgenommen werden. Raus aus dem Keller ist auch der FC Energie Cottbus noch nicht, aber immerhin hat sich die Hereinnahme eines neuen Torhüters für Trainer Geyer als Glücksgriff erwiesen. Dank Andre Lenz spielten die Lausitzer zum ersten mal in dieser Saison zu 0, auch wenn viel Glück mit im Spiel war. Immerhin war das 0:0 im Daimler-Stadion ein kleiner Achtungserfolg für die Brandenburger.

Zu einer ungewöhnlichen Aktion griff der stets finanziell klamme FC Union Berlin. Beim Internet-Auktionshaus Ebay versteigerten die Köpenicker einen sogenannten "Gänsehautplatz" zum Spiel gegen Eintracht Frankfurt. Im Originaltext klang das so: " Der 1. FC Union gibt Ihnen die Möglichkeit beim Zweitliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am Freitag, dem 15. November 2002 um 19.00 Uhr den Platz direkt neben Trainer und Spielern einzunehmen, die Pressekonferenz live im Pressezelt mitzuverfolgen und anschließend im VIP-Bereich mit einem Bierchen und einigen lukullischen Spezialitäten noch einmal mit den Spielern über das Spiel zu diskutieren. Einen Parkplatz für Ihren PKW stellen wir Ihnen selbstverständlich auch zur Verfügung."

Sechs Sekunden vor Ende der Auktion gelang dann jemanden der ganz große Coup, mit dem die Berliner gewiss nicht gerechnet hätten. Das Gebot in Höhe von 2 096,59 Euro für die Artikelnummer 1869371914 wurde nicht mehr überboten und erhielt den Zuschlag. Sieger: Manfred Adelmann, 45, Lagerarbeiter auf dem Flughafen Frankfurt/Main, stadtbekannter Fan von Eintracht Frankfurt, "der sich im Siegesrausch auch mal die Klamotten vom Leib reißt". Einen genaueren Eindruck vom Frankfurter Original vermittelt seine Homepage www.bertiadelmann.de Das Geld sammelten diverse Eintrachtfans im Vorfeld. "Hochkonspirativ" sei man vorgegangen und bis zuletzt habe man die Aktion geheim halten können. Die Freude in der Führungsetage der Unioner hielt sich in Grenzen "Das ist schon eine etwas schwierige Situation für uns", gab Pressechef Töffling am Sonntag zu, "wir wollen uns aber nicht als humorlos erweisen. Wenn sich dieser Frankfurter Anhänger an die Etikette hält und sich ordentlich verhält, dann ist die Sache okay." Mal gucken, ob auch bei einer Niederlage der Berliner auf der Union-Bank gejubelt werden darf.

Der zehnte Spieltag der Fußballbundesliga brachte auch die erste Spielabsage der Saison. Die Begegnung Kaiserslautern gegen den VfL Bochum wurde zum Leidwesen der bereits angereisten Bochumer 1,5 Stunden vorm Anpfiff vom Ordnungsdienst der Stadt Kaiserslautern abgesagt. Daß die ums Stadion herumstehenden Baukräne eine Gefahr für die Zuschauer darstellen können, mag sicherlich sein, warum jedoch eine solche Partie so kurzfristig abgesagt wird, bleibt ein Rätsel. Während in Wolfsburg beispielsweise gespielt wurde, und die Hansa aus Rostock die erste Auswärtsniederlage der Saison einstecken musste, so sorgte der Schiedsrichter der Partie FC Schüttorf 09 gegen VfV Hildesheim für eine sehr ungewöhnliche und ebenso falsch Regelauslegung. Wir zitieren aus dem Spielbericht: "Kay Wenschlag schlug einen Abstoß bis auf Höhe der Mittellinie, von wo der Ball durch eine kräftige Windböe aber wieder in Richtung Schüttorfer Tor geweht wurde, sodass 09-Torhüter Karsten Klose vor zwei Hildesheimer Angreifern eingreifen musste. Da kein Spieler der Gäste den Ball berührt hatte, entschied Schiedsrichter Kevin Oje aus Hamburg fünf Meter vor dem Schüttorfer Tor auf indirekten Freistoß für den VfV."

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