Meister Borussia, aber welche Spieler waren auch meisterlich? - Teil 1
Eine ausgesprochen lange Saison liegt nun endgültig hinter uns. Wie üblich folgt jetzt die Zeit der Abrechnungen. Und dabei sollte trotz der großen Erfolge eine kritische Hinterfragung der gebotenen Leistungen nicht vergessen werden. Beendete man diese Spielzeit zwar außerordentlich erfolgreich, war dennoch nicht alles Gold, was glänzte. Schwatzgelb.de wagt den Rückblick...
Der BVB hatte 2001/02 ein verdammt gutes Jahr. In fast jedem Bereich konnten Superlativen aufgezeigt werden. Zum zweiten Mal hintereinander wurden unsere Kicker beste Auswärtsmannschaft und bereiteten so den mitgereisten Supportern feuchtfröhliche Fahrten! Mit stolzen 21 Siegen feierte Borussia am Ende als Meister eben so viel wie der Werksclub – so viele wie nie zuvor in der Dortmunder Bundesligageschichte. Im Gegenzug wurden mit nur 6 Niederlagen die Wenigsten kassiert. Nach Bayerns Nationaltorhüter Oliver Kahn (25) verzeichnete BVB-Hüter Jens Lehmann mit nur 33 Einschlägen in den Schwatzgelben Maschen die zweitniedrigsten Gegentreffer und stellte damit den bisherigen Dortmunder Vereinsrekord aus dem Meisterjahr 1994/95 ein. Das der BVB im heimischen Westfalenstadion nie mehr als 2 Gegentore zuließ, bestätigt ebenfalls zurückgekehrte Klasse.
Folge 1: Die Torhüter
Jens Lehmann:
Hinter dem Dortmunder Torhüter liegt einmal mehr eine bewegende Spielzeit. Und das nicht ausschließlich wegen der sportlichen Erfolge. Wie fast immer gab es auch in diesem Jahr den "doppelten Lehmann". Der Sportler spielte eine Saison auf konstant hohem Niveau und leistete sich dabei kaum einen Aussetzer. Schwächere Partien, wie beispielsweise in Mailand, stellten die absolute Ausnahme dar. Hingegen rettete er dem BVB (wie etwa in Wolfsburg) mit Glanztaten auch ungeheuer wichtige Punkte.
Leider zeigte er im Saisonverlauf aber auch sein zweites Gesicht, als gelegentlich überdrehender Heißsporn. Konnte man ihm seine "kleinen" Fehltritte in den Auswärtsspielen von München (gegen Elber) und Neverkusen (gegen Kirsten) noch nachsehen, so verspielte er mit dem üblen Tritt gegen den Freiburger Coulibaly prompt wieder viele der gerade gewonnenen Sympathien. Von daher blieb ihm auch nichts anderes übrig, als zähneknirschend seine vierwöchige Sperre zu akzeptieren und zudem seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag zu setzen, den er nun viel weniger diktieren konnte, als es ihm lieb war. Fast schon vergessen sind die Ereignisse, die sich vor der Saison zutrugen: Bei einem Freundschaftsspiel in Neheim geriet der bis dato wenig geliebte BVB- Zerberus zum wiederholten Male mit den eigenen Fans aneinander. Unter diesen Umständen schien eine weitere Zusammenarbeit bereits sehr fragwürdig. Eine offene Aussprache ohne Ressentiments mit den betreffenden Fans verbesserte das Verhältnis jedoch schlagartig. Von der neuen (und bis dahin ungewohnten) Rückendeckung beflügelt, spielte Jens Lehmann ganz stark, bis er sich mit dem zur Genüge diskutierten Ausraster selber erneut wieder ins „falsche Rampenlicht“ katapultierte. Nun darf man aber gewiss annehmen, dass er aus diesem folgenschweren Fehler gelernt hat und insofern gibt es berechtigte Hoffnung, im nächsten Jahr an dieser Stelle lediglich den „Sportler“ Jens Lehmann bewerten zu müssen...
Philipp Laux:
Unter normalen Umständen wäre die Bewertung des Dortmunder Ersatztorhüters nicht allzu ausführlich ausgefallen. Wie hätte sie auch, aber der angesprochene Fehltritt von Lehmann, alias „Mr. unkalkulierbares Risiko“ ermöglicht jedoch eine etwas umfangreichere Bewertung der Fähigkeiten unseres Ersatzkeepers. Dieser erhielt in der Hinrunde nur eine einzige Bewährungschance, als er auf dem Gladbacher Bökelberg frühzeitig für den verletzten Lehmann eingewechselt wurde. Nach einem Platzverweis für Rosicky geriet der BVB dort unter starken Druck und vor allem Laux' Glanzparaden war es zu verdanken, dass man den Platz letztlich doch als Sieger verlassen konnte. Philipp Laux gab somit ein rundum positives Bild ab und zeigte hier einmal mehr, dass auf ihn Verlass ist.
Einen weniger guten Eindruck hinterließ der Schlussmann allerdings dann bei seinen vier Rückrundeneinsätzen über die volle Distanz. Natürlich machte sich dabei vor allem die fehlende Spielpraxis bemerkbar, aber letztlich konnte er die Sicherheit eines Jens Lehmann nie in seine Hintermannschaft bringen. Gerade fußballerisch taten sich große Defizite auf und bei der bitteren 3:2-Niederlage in Stuttgart offenbarte er – vom Stellen einer Freistoßmauer mal ganz abgesehen – sowohl auf der Linie, als auch beim Hinauslaufen die ein oder andere Schwäche. Dass er aber trotz dieser nicht sonderlich geglückten Auftritte ein erstligatauglicher Keeper ist, konnte er vorher genügend in Bundesligaspielen - vor allem für Ulm - unter Beweis stellen. Nun tritt zwar für ihn der ambitionierte Roman Weidenfeller seine Nachfolge an, doch bisher hat Laux noch keinen neuen Arbeitgeber finden können. Das ist vielleicht nicht zuletzt auch auf seine etwas unglücklichen Rückrunden-Auftritte zurückzuführen. Letztlich aber wird er sicherlich den geplanten Wechsel mit Perspektive realisieren können und somit wünscht ihm schwatzgelb.de auf seinem weiteren Weg viel Erfolg!