Spitzenduell an der Weser!
Wenn am Samstag-Nachmittag Werder Bremen und Borussia Dortmund gegeneinander antreten, findet im Weserstadion das Spitzenduell dieses Spieltags statt. Wer hätte das aber vor Saisonbeginn für möglich gehalten? Den BVB hatte man nach den millionenschweren Investitionen schon eher auf der Rechnung, aber kaum einer traute der Überraschungsmannschaft der letzten Monate, dem SV Werder Bremen, eine solche Rolle zu.
Schon gar nicht, nachdem die Bremer mit Pizarro den Leistungsträger der vergangenen Saison nach München ziehen lassen mussten. Als Ersatzmann wurde vor Saisonbeginn sein Landsmann Roberto Enrique Silva auf Empfehlung Pizarros von Bella Esperanza verpflichtet. Der 1.90 m große Stürmer enttäuschte bisher jedoch auf der ganzen Linie und spielt in den Planungen von Trainer Schaaf kaum noch eine Rolle. Zu Leistungsträgern sind inzwischen ganz andere Spieler aufgestiegen.
Da wäre zum Beispiel Mittelfeldmotor Krisztian Lisztes (25). Der vom VFB Stuttgart verpflichtete Ungar zieht nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen erfolgreich die Fäden im Bremer Mittelfeld. Und zwar so erfolgreich, dass er das Bremer Denkmal "Andy" Herzog völlig in Vergessenheit geraten lässt. So wird der Österreicher, der eine Rückkehr in die Heimat anstrebt, gegen den BVB nicht einmal mehr für die Reservebank berücksichtigt. Ein weiterer Mittelfeldakteur, der sich zuletzt äußerst stark in den Vordergrund spielte, ist Torsten Frings. Seitdem ihn Trainer Schaf von der rechten Außenbahn ins zentrale Mittelfeld beorderte, scheint er regelrecht aufzublühen. Eine starke Leistung jagte in den letzten Wochen die andere und machte die Spitzenklubs der Liga auf ihn aufmerksam. Neben dem BVB und der Berliner Hertha auch Bayer Leverkusen, das sich die größten Aussichten auf seine Verpflichtung machen darf. Wichtige Rollen nehmen weiterhin Top-Torhüter Frank Rost, Abwehrstabilisator Frank Verlaat, Allrounder Marco Bode und auch der "Samba-Blitz" Ailton ein. Mit Talenten wie Tim Borowski, Ivica Banovic oder Ivan Klasnic in der Hinterhand, steht Werder scheinbar vor einer vielversprechenden Zukunft. Der Generationswechsel jedenfalls ist eingeleitet und auch größtenteils vollzogen.
Wer spricht in diesen Tagen schließlich noch von Dieter Eilts oder dem angesprochenen Herzog? Es bleibt nur noch - wie so oft bei SV Werder - die Frage, ob die Leistungsträger auch gehalten werden können. Fest steht schon der Weggang von Frank Rost (S04). Auch Marco Bode hat seinen Abschied in Richtung Ausland angekündigt; dazu die Spekulationen um Torsten Frings. All das ist aber Zukunftsmusik, zurück zum Spitzenduell am Samstag...
"Jede Serie geht einmal zu Ende..."
"Jede Serie geht einmal zu Ende..." Auf kaum eine Begegnung trifft diese Weisheit besser zu, als auf die, die am Samstag im Weser-Stadion über die Bühne gehen wird. Rekordverdächtige 24 Punkte holten beide Mannschaften aus den letzten neun Partien. Die letzten sechs Partien konnten beide Teams sogar in Folge gewinnen! Wessen Serie wird nun reißen? Oder reißen gar beide und die erfolgsverwöhnten Mannschaften müssen sich erstmals wieder mit einem einfachen Punktgewinn zufrieden geben? Für den BVB spricht die zuletzt unheimlich sichere Defensive, die bisher nur neun Gegentore zuließ. Für Werder spricht der Heimvorteil und das große Selbstvertrauen, nachdem man zuletzt die Top-Teams der Liga (Bayern, S04 und Bayer) in Serie schlug. Und das vollkommen zurecht.
Noch hat der BVB fünf Punkte Vorsprung und der hartnäckige Verfolger von der Weser scheint in sicherer Distanz. Mit einem Sieg der Bremer schmölze der Abstand allerdings auf zwei Punkte und selbst der Champions-League-Platz des BVB wäre wieder in arger Bedrängnis. Ein Erfolgserlebnis in Bremen wäre folglich um so wichtiger. Überraschend forsch wurde dieses auch von Coach Matthias Sammer eingefordert, der bis Weihnachten möglichst jegliche Punktverluste vermeiden will. Bitter sind dabei die wahrscheinlichen Ausfälle zweier Leistungsträger der letzten Wochen. Der sechsfache (!) Nasenbeinbruch, den sich Christoph Metzelder gegen den Hamburger SV zuzog, setzt den zuletzt formstarken Jungstar definitiv außer Gefecht. Unwahrscheinlich ist auch der Einsatz von Top-Torjäger Amoroso, der noch immer an den Nachwirkungen der Sprunggelenksverletzung aus dem Köln-Spiel laboriert. Fraglich ist weiterhin der Einsatz von Evanilson, den Innenbandbeschwerden plagen. Im Gegensatz dazu kann Werder auf den gesamten Kader zurückgreifen. Lediglich der kaum noch beachtete Bogdanovic muss mit Rückenproblemen passen.
Nichtsdestotrotz gilt es, das zweitletzte Mal vor Weihnachten alle Kräfte zu mobilisieren und den Bremern die größtmögliche Gegenwahr zu leisten. Was gäbe es Schöneres als schon zum Abschluss der Rückrunde die magischen 40 Punkte erreicht zu haben? Zu guter letzt geht es im Fernduell mit den ebenfalls formstarken Leverkusenern (in Berlin) um die Herbstmeisterschaft. Und auch wenn es bloß ein inoffizieller Titel sein sollte, stünde er dem BVB auf dem Weg zu alter Stärke sicherlich gut zu Gesicht...
So könnten sie spielen:
Lehmann - Evanilson, Kohler, Wörns, Dede - Reuter, Rosicky, Ricken - Ewerthon, Koller, Sörensen (Amoroso)