Die unbekannte Größe
Mit dem 2:0 Hinspielsieg unserer Borussia hat sich unsere Truppe eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel geschaffen. Kein Grund sich zurückzulehnen - Unser Gegner in der Qualifikation heißt Schachtjor Donezk, bezwang letztes Jahr Arsenal London zuhause mit 3:0 und sie hatten die Briten auch IN London an den Rand einer Niederlage gebracht. Aufgrund der relativen Unbekanntheit der ukrainischen Mannschaft wollen wir von schwatzgelb.de Euch das Team und den Klub näher vorstellen:
Donezk, die zweitgrößte Stadt der Ukraine (ca. 1,5 Mio. Einwohner), liegt im Südosten des Landes, ca. 800 km von der Hauptstadt Kiew entfernt, im "Donbass" (Donbecken), dem größten Kohlebergbaugebiet der Welt. Der Klub Schachtjor (übersetzt heißt es Kumpel) spielt in der Ukraine seit der Unabhängigkeit vor 10 Jahren hinter Dynamo Kiew immer an der Spitze mit. Die größten Erfolge der Klubgeschichte sind 4 Pokalsiege in der UdSSR, 3 in der Ukraine sowie der letztjährige Einzug in die erste Gruppenphase der Champions-League. Das letzte Duell gegen ein deutsches Team fand 1980 im UEFA-Pokal gegen Eintracht Frankfurt statt, wobei sich die Hessen letztlich durchsetzen konnten.
In den letzten Jahren ist Schachtjor immer näher an den übermächtig scheinenden Rivalen aus der Hauptstadt (Dynamo-Präsident Gregori Surkis ist gleichzeitig Verbandspräsident und enger Vertrauter von Staatspräsident Leonid Kutschma; Dynamo-Trainer Valerie Lobanovski ist gleichzeitig Nationaltrainer) herangekommen, was sich alleine darin zeigt, dass Dynamo Schachtjor letzte Saison nicht besiegen konnte und auch das Duell in Kiew vor drei Wochen 2:2 ausging. Im letzten Jahr verpasste Schachtjor die Meisterschaft sogar nur um ganze drei Minuten (Dynamo schoss das 1:0 im letzten Saisonspiel erst in der 87. Min. und war damit einen(!) Punkt vor Schachtjor). Aber auch andere Teams wie Dnipro Dnipropetrowsk oder wie Schachtjors Stadtrivale Metalurgh Donezk sind wesentlich näher herangerückt. Dadurch, dass an der Spitze einiger Vereine (so auch in Donezk) reiche Industrielle, meist aus der Ölbranche, stehen, ist der ukrainische Fußball, der mit Abstand finanzkräftigste des gesamten ehemaligen Ostblocks. So wurde zum Beispiel der gerade mal 19-jährige nigerianische U-21 Nationalstürmer Julius Aghahowa für ca. 6 Mio. DM aus Tunesien verpflichtet. Dynamo Kiew bezahlte zu Beginn des Jahres 2000 gar 12 Mio. DM für den mittlerweile an Real Sociedad San Sebastian abgewanderten Georgi Demetradze.
Zur Mannschaft:
Seit Anfang der Saison 99/00 heißt der Trainer Victor Prokopenko. Er hat die Mannschaft, die in der Vorsaison mit 24 Punkten Abstand zweiter hinter Dynamo (damals allerdings auch noch mit Spielern wie Shevchenko, Rebrov und Luzhny) wurde, kontinuierlich verbessert. Seine jetzige Equipe ist sehr jung und hat gute Perspektiven. Besonders herauszuheben sind dabei folgende Spieler:
Andrej Vorobej (23):
Er ist der Star des Teams. Sogar einem Sergej Rebrov hat er mittlerweile die Position im Sturm der ukrainischen Nationalmannschaft (an der Seite, des alles überragenden Andrej Shevchenko) abgenommen. Er ist ein sehr beweglicher Stürmer mit guten technischen Fähigkeiten, der sich zudem oft zurückfallen lässt und dadurch auch seine Sturmpartner häufig mit wunderbaren Anspielen in Szene setzt. Von den vier gegen Lugano erzielten Toren, hat er zwei vorbereitet und eines selbst erzielt. Oftmals ist bei ihm allerdings auch zu beobachten, dass er nur äußerst ungern Defensivaufgaben übernimmt und stattdessen einfach vorne stehen bleibt.
Julius Aghahowa (19):
Wie schon erwähnt, ist er nigerianischer U-21 Nationalstürmer, der aber auch
schon im A-Nationalteam sporadisch zum Einsatz gekommen ist (Sunday Oliseh
sollte ihn von daher also kennen). Er passt sehr gut zu seinem Sturmpartner
Vorobej und bekam zuletzt in Lugano sogar den Vorzug vor Atelkin. Das allerdings
nur wegen einer insgesamt defensiveren Ausrichtung; in Donezk werden die drei
sehr wahrscheinlich gemeinsam auflaufen.
Sergej Atelkin (29):
Er ist in der Regel der Mann hinter den Spitzen und somit technisch sehr
beschlagen. Im Mai schoss er Schachtjor mit zwei Toren beinahe im Alleingang zum
Pokalsieg (2:1 n.V. gegen CSKA Kiew).
Alexej Bacharew:
Mit einer großen Schnelligkeit ist er ein Mann für beide Flügel, der auch
durch gute Flanken für viel Gefahr sorgen kann, wie es beispielsweise in beiden
Spielen gegen Lugano der Fall war.
Alexej Belik:
Auch wenn Alexej Belik bisher zumeist nur als Einwechselspieler zum Einsatz kam,
muss man ihn als großes Talent ebenfalls erwähnen. Alexej war letztes Jahr bei
der U-20 Europameisterschaft in Deutschland der überragende Mann in der
ukrainischen Mannschaft, die immerhin Vize-Europameister wurde.
Schwachstellen:
Eine Schwachstelle im Team ist ohne Frage die recht unerfahrene Verteidigung. Diese hat, wie Tomas Rosicky, der im letzten Jahr zwei Spiele mit Sparta Prag gegen Donezk absolvierte, richtig bemerkte, große Probleme bei direktem und schnellem Angriffsspiel des Gegners. Angesichts unserer famosen Angriffsleistung gegen Nürnberg, sollte der BVB also vor allem hier den Hebel ansetzen. Außerdem ist der Torwart Juri Wirt, wie "BVB-Spion" Reinhard Saftig einem ukrainischen Journalisten gegenüber bemerkte, unsicher in der Strafraumbeherrschung und beim Herauslaufen. Auf der Linie dagegen verfügt er über große Stärken.
Stärken:
Aber auch unter diesen Umständen wird unser Trainergespann gewarnt sein. Sie werden sicher auch die Champions-League-Spiele vom letzten Jahr gesehen haben, in denen Schachtjor immerhin Zuhause 3:0 gegen Arsenal gewann und die Gunners auch in London am Rande einer Niederlage hatte. Donezk führte dort 2:0 und bis zur 85. min. immer noch mit 2:1, ehe man letztlich mit 2:3 noch das Nachsehen hatte. Und die jetzige Mannschaft ist auf jeden Fall stärker einzuschätzen als die des letzten Jahres. Prokopenko lässt meist sehr offensiv spielen (in der letzten Saison erzielte Schachtjor 20(!) Tore mehr als Meister Dynamo Kiew); gegen stärker einzuschätzende Mannschaften bevorzugt er eine Kontertaktik, die sehr an Dynamo Kiews erfolgreichen Stil in der CL-Saison 98/99 erinnert. Die Mannschaft ist mit ihren schnellen Spitzen und Flügelspielern für dieses System sehr gut geeignet.
Fazit:
Schachtjor ist mit Sicherheit eine der stärksten Mannschaften Osteuropas und es wird auch nicht leicht, sie im Westfalenstadion zu schlagen. Ohne unser Offensivtrio Rosicky, Koller und Amoroso wären durchaus große Zweifel, ob uns denn die Qualifikation gelänge, angebracht. So aber kann der BVB den Spielen durchaus optimistisch entgegensehen.
Ein weiterer Vorteil könnte sicher auch die Tatsache, dass Donezk eine Sommerpause von nur zwei Wochen zwischen dem letzten und dem ersten Pflichtspiel hatte und die Mannschaft somit eigentlich schon seit Februar durchspielt, sein.
geschrieben von Sebi und Benni.