JETZT GEHT?S LOOOOS!
Langsam aber sicher steigt bundesweit die Vorfreude ins unermessliche. Die Vorfreude auf die 39. Bundesligasaison, eine Saison der Superlative. Nicht weniger als 330.000 Dauerkarten konnten die 18 Vereine an ihre Anhänger verkaufen. Noch beeindruckender ist aber vor allem folgender Rekord: 290 (!) Millionen Mark investierten die Vereine in neue Stars.
Insbesondere bei der Aufstockung der Abteilung „Attacke“ wurde kräftig geklotzt, indem knappe 50 % (135 Mio. DM) der Ablösegelder für neue Torjäger berappt wurden. Entscheidenden Anteil an dieser für Bundesligaverhältnisse exorbitanten Zahl hatte der BVB, dem mit den Verpflichtungen von Amoroso und Koller gleich zwei kostspielige Überraschungscoups gelangen. Gewiss kann man aber sagen, dass auch andere Vereine Meier & Co. in Nichts nachstanden.
Der Branchenführer
Da wäre zum Beispiel die Berliner Hertha, die mit 30 Mio. DM klotzte wie noch nie zuvor und zudem mit Stefan Beinlich, der nach langer Verletzungspause zurückkehrt, einen äußerst wichtigen „Neuzugang“ aus dem eigenen Reihen begrüßen darf. Und die Berliner Transferoffensive scheint sich ausgezahlt zu haben. Schon beim souveränen Erfolg im Liga-Pokal deutete sich die geballte Offensivkraft an. Allem voran der Brasilianer Marcelinho, Wanderer zwischen Mittelfeld und Sturm, beeindruckte mit seinen zahlreichen Stärken (Schusskraft, ausgefeilte Technik, Ausdauer und Übersicht) und mit einer für Brasilianer geradezu ungewohnten Mannschaftsdienlichkeit.
Es wächst also etwas heran in Berlin. Und aufgrund der fehlenden Doppelbelastung durch die Champions-League kann man die Hertha gewiss zum Kreis der Meisterschaftsfavoriten zählen. Einzig die nur von Denis Lapaczinski verstärkte Abwehr könnte etwas zu knapp besetzt sein, wie auch Gabor Kiraly zuletzt für den ein oder anderen Schnitzer gut war...
Bayer Leverkusen, das mit Christoph Daum den „Abo-Zweiten“ der letzten Jahre stellte, verzichtete in diesem Sommer auf den Einkauf großer Stars. Stattdessen setzt man dort nun seine Hoffnungen in den neuen, richtigen Trainer. Zudem wurde mit dem ehemaligen Hamburger Butt nach langen Jahren wieder ein brauchbarer Torhüter geholt. Dazu verstärkte man sich punktuell mit Bastürk und Sebescen und schließlich erwartet man einen zusätzlichen Schub durch das endgültige Auftauen der Wintereinkäufe Lucio (um den der AS Rom und Lazio heftig buhlten), Placente (der stark mit Real und Barca flirtete) und vor allem Berbatov, den vielversprechenden Nachwuchsstürmer aus Bulgarien. Die Ansätze um den Bayern auf den Pelz zu rücken, sind auch beim Werks-Klub noch immer vorhanden. Es bleibt allerdings abzuwarten wie sich Toppmöller, der erstmals einen „großen“ Klub trainieren darf, zurechtfindet und wie sehr sich „Schnösel“ Ballack, der wohl seine letzte Saison im Westen spielt, noch reinhängt...
Auch unser aller „Meister der Herzen“, der schnuckelige Vortortverein aus Gelsenkirchen rechnet sich aus, ein gewichtiges Wort bei der Vergabe der Meisterschale mitzureden. Mit der gleichen Begeisterung wie im letzten Jahr und dem (zugegebenermaßen) respekteinflößenden Sturm, der mit Heißsporn Agali sinnvoll ergänzt wurde, ist den Blauen auch durchaus eine gute Rolle zuzutrauen. Zumal auch Jörg Böhme und Gerald Asamoah, die Aufsteiger des letzten Jahres, alles daransetzen werden, das zur Teilnahme an der WM 2002 berechtigende Ticket (bei Rudi Völler) einzulösen.
Andererseits kann die für viele Spieler im Vizemeister-Kader ungewohnte Doppelbelastung zu einer Bedrohung werden. Zündstoff liefern zudem die spannenden Zweikämpfe zwischen Asamoah und Vermant und vor allem der zwischen Kampfschwein Möller und Heulsuse Wilmots. Die von den Blau-Weißen Machern durch das neue Stadion erhoffte Euphorie ist dagegen hoffentlich spätestens dann verflogen, wenn sich der Rollrasen zum ersten Mal unter dem Tribünendach aufhängt...
Und sonst?
Aber auch abgesehen von den Titelanwärtern machen viele andere Vereine, Neuzugänge und offene Fragen die bevorstehende Spielzeit zu einer Saison der Superlative.
Wie verkraften beispielsweise Finkes Jungspunde, allen voran die ehemaligen Dortmunder But und Tanko, die Doppelbelastung durch den Europapokal? Und hat sich Argusauge Finke mit Fabian Gerber den nächsten Rohdiamanten geangelt?
Das größte Pulverfass befindet sich derzeit aber zweifelsohne in Kaiserslautern. Dort gab man sich mit der „Weltmeisterposse“ um Teamchef Brehme und Spielmacher Djorkaeff wirklich allergrößte Mühe das arg große Sommerloch bestmöglich zu füllen! Danke dafür und nun warten wir alle bloß brav bis es zum endgültigen Knall kommt. Immerhin gelang es dem Chaos-Vorstand, der mit Atze Friedrich adäquat vertreten wird, mit Knavs und Lincoln zwei überdurchschnittliche Spieler in die Bundesliga zu holen.
Ein neues Sternchen könnte auch Wolfsburgs Neuer, der Bulgare Petrov, werden. An diesem bekundete im Frühjahr auch der BVB Interesse... Mal sehen, ob er es mit dem ehemaligen Leverkusener Ponte, einem großen Egoisten, der in seiner alten Mannschaft nahezu verstoßen wurde, zu einer ligaweit gefürchteten Angriffsreihe bringen kann.
Gefürchtet war auch Marco Reich in Kaiserslautern. Zuletzt allerdings nur von seinen Trainern. Nun holte Lienen ihn für die vereinsinterne Rekordablöse von 6 Mio. DM zum 1. FC Köln. Falls er dort nun endlich vor allem seine fußballerischen Qualitäten ausspielen kann, ist auch dem Vorjahresaufsteiger die eine oder andere Überraschung zuzutrauen.
Beim HSV, wo auch schon Spieler von der Meisterschaft sprachen, darf man vor allem auf Rückkehrer Albertz und den derzeit noch verletzten Barbarez gespannt sein. Können diese beiden den internationalen Fußball in die schmucke und Tradition nur so versprühende AOL-Arena zurückbringen?
Und die Kleinen?
Aber selbst die sogenannten Kleinen versprechen wieder viel Spannung. Ganz besonders natürlich Cottbus mit seiner Zauberglatze Miriuta. Kann uns der Rumäne in diesem Jahr wieder mit seinen präzisen Freistößen und Pässen begeistern und Cottbus auch ein zweites Mal zum Klassenerhalt führen?
Gladbachs Rückkehr in die erste Liga bringt uns neben dem sympathischen Sprücheklopfer Hans Meyer vor allem das Prestigeduell BVB gegen BMG zurück. Und selbst Sensationsaufsteiger St. Pauli ist mit seinen verrückten Fans eine große Bereicherung für die Liga. Insbesondere die ständigen Auswärtsfahrer werden sich schon jetzt die Hände reiben... Und auch wenn der Klassenerhalt kaum machbar scheint, konnte man zwei vielversprechende Neuzugänge an den Hamburger Kiez locken. Da wäre zum einen Rekordmann Ugur Inceman (2,75 Mio. DM) aus Aachen und zudem noch Yakabu Adamu aus Wattenscheid, an dem auch der BVB interessiert war. Sie könnten wie viele andere neue Gesichter in der Bundesliga noch von sich Reden machen...
Und Schwatzgelb?
All das sind aber für uns Schwatzgelbe letztlich nur Nebenschauplätze. Was uns wirklich mit Vorfreude und großer Spannung erfüllt, ist nach wir vor der BVB. Nach dem dritten Platz im Vorjahr soll es nun noch mehr sein. National wie international...
Dafür scheute man, zumindest was den Angriff angeht, keine Mühen und verpflichtete mit Amoroso und Koller zwei internationale Topstars, die den gegnerischen Abwehrspielern das Fürchten lehren sollen. In der Defensive setzte Matthias Sammer auf zwei talentierte Nachwuchsspieler aus Frankreich (Madouni und Demel), die mittelfristig zusammen mit Christoph Metzelder in die Fußstapfen von Jürgen Kohler und Christian Wörns treten sollen. Das Mittelfeld scheint für die BVB-Verantwortlichen seit der Verpflichtung von Tomas Rosicky stark genug, sodass trotz des Abgangs von Christian Nerlinger kein Neuer für diesen Bereich geholt wurde.
Und diese BVB-Mannschaft ist nicht nur für Borussen-Fans, sondern auch für viele Experten ein absolut ernstzunehmender Gegner im Kampf um die Meisterschale. Auch wir von Schwatzgelb.de sind davon überzeugt, dass der BVB bei einem optimalen Saisonverlauf den großen Wurf landen kann. So werden wir Schwatzgelben auch versuchen, eine Saison, die ungeheuer spannend zu werden verspricht, bestmöglich und umfassend zu begleiten. Schließlich haben wir mit Rosicky, Amoroso und Koller zudem noch drei Spieler in den eigenen Reihen, die zu den absoluten Topstars der Liga werden könnten.
Fest steht aber leider auch, dass all das kein Selbstläufer werden wird. Genug nicht zu unterschätzende Gefahren, wie die Doppelbelastung durch den Europapokal oder die große Konkurrenzsituation im Sturm, lauern bedrohlich. Zudem könnte ein längerer Ausfall von Tomas Rosicky bei aller Qualität, die dieser Kader zweifelsohne besitzt, nicht aufgefangen werden. Auch die Abwehrformation wirkt weiterhin leider nicht so sicher, als dass sie Einen in Sicherheit wiegen könnte. Zudem scheint der Kader in diesem Bereich sehr knapp zugeschnitten.
Und schließlich ist da noch das verwöhnte Dortmunder Publikum, welches zuletzt zu schnell pfiff, wenn es nicht wie gewünscht lief. Nach den erneuten Millioneninvestitionen ist nicht anzunehmen, dass sich in dieser Hinsicht viel ändern wird. Dabei wäre eine bedingungslose Unterstützung der Mannschaft gerade in diesem erfolgsversprechenden Jahr mehr als wichtig. Zur Mannschaft zählt im übrigen auch Torhüter Jens Lehmann, der zuletzt wieder vermehrt Schmährufe gegen seine Person ertragen musste. Sicherlich keine optimalen Voraussetzungen um gut und erfolgreich zu spielen. Aber wer will da schon treffende Prognosen abgeben? Das alles zeigt: Es gibt ohnehin mehr als genug Hindernisse während des Saisonverlaufs. Zumindest Mannschaft, Trainer und Fans sollten sich als eine Einheit präsentieren, um dann vielleicht gemeinsam einen der begehrten Titel feiern zu können...