Spielbericht Amateure

Öfter mal was Neues!

08.10.2001, 00:00 Uhr von: Sebi

Nach den ersten zehn Saisonspielen der Dortmunder Amateure standen eine Niederlage und bereits neun Siege zu Buche. Im gestrigen Spiel gegen den SV Lippstadt 08 kam nun auch die erste Punkteteilung hinzu. Beachtliche 1.200 Zuschauer sahen eine ausgeglichene Partie, die letztlich mit einem 1:1-Unentschieden einen gerechten Ausgang fand.

Vor dem Spiel lautete die entscheidende Frage aus Dortmunder Sicht, ob die beeindruckende Siegesserie weitergehen oder ob nun langsam der Heißhunger auf weitere Erfolge ein wenig nachlassen sollte? Es hatte fast den Anschein als wäre letzteres der Fall gewesen. Über das gesamte Spiel präsentierten sich die Amateure nämlich unkonzentriert und unsicher; der letzte Biss schien ebenfalls zu fehlen.

So begann die Partie auch denkbar ungünstig: Bereits in der 9. Spielminute gingen die Ostwestfalen in Führung. Einen zielstrebigen Angriff der Lippstädter über die rechte Abwehrseite des BVB schloss Farke mit einem platziertem Schuss ins lange Eck erfolgreich ab. Kuschmann, der erneut den Vorzug vor Ratajczak erhielt, war dabei chancenlos. Überhaupt konnte der BVB in der ersten Viertelstunde kaum ins Spiel finden und Offensivaktionen blieben folglich Mangelware.

Freude fanden die etwa 40 BVB-Supporter somit auch nicht am Spiel ihrer Mannschaft, sondern einzig und allein beim sangeskräftigen Support. Sogar die sichtlich verdutzten Lippstädter schienen amüsiert, wenn auch kurze Zeit später vermutlich das gesamte Polizeiaufgebot Lippstadts im Stadion eintraf.

Ob durch die Fans angetrieben oder nicht, besaß der BVB in der 14. Minute seine ersten dicken Torchancen. Zuerst parierte SV-Keeper Linhoff einen gefährlichen Freistoß von Bugri glänzend. Nur wenige Sekunden später kommt der Ball erneut in den Lippstädter Sechzehnmeterraum und eher unverhofft taucht Goalgetter Casey frei vorm Tor auf. Sein Abschluss lässt allerdings zu wünschen übrig und den möglichen Ausgleich vergibt er somit kläglich.

In der Folge gelang es dem BVB das Heft mehr und mehr in die Hand zu nehmen. Weil aber Krontiris eher lustlos wirkte, Casey unglücklich spielte und auch Bugri keine Akzente setzen konnte, gerieten die Lippstädter nur äußerst selten ernsthaft in Gefahr. Meistens waren es Weitschussversuche mit denen die Borussen ihr Glück versuchten. Wirkliche Torgefahr konnte der BVB in der ersten Hälfte jedenfalls nur noch ein einziges Mal heraufbeschwören. In der 26. Minute hatten einige BVB-Fans nach einem Casey-Kopfball sogar schon den Torschrei auf den Lippen, doch der Ball landete nicht im Tor sondern nur im Außennetz. Vorausgegangen war ein schönes Solo von Öztürk, der anschließend Casey mit einer gut getimten Flanke bediente. Trotz der größeren Spielanteile gab es keine weiteren ernsthaften Gefahrenmomente für den Gastgeber, der sich andererseits selber kaum aus der Defensive befreien konnte. Einzig wenige Sekunden vor der Halbzeit schienen schon einige BVB-Akteure gedanklich in der Kabine und ermöglichten so den Lippstädtern zwei große Tormöglichkeiten, die jedoch Kuschmann in letzter Not vereiteln konnte. Es blieb bei der 1:0-Pausenführung der Gastgeber und dem BVB die Chance in der zweiten Hälfte wieder ins das Spiel zurückzufinden.

Mit einer symbolischen Geste, einem Spieler-Kreis, wollte der BVB die Aufholjagd einleiten. Doch auch im zweiten Spielabschnitt wussten die Dortmunder nicht zu Gefallen. Zwar befanden sie sich weiterhin überwiegend in Ballbesitz, aber Konstruktives sollte nur selten gelingen. Ganz anders der Gastgeber: Der kämpfte aufopferungsvoll und wirkte zu jeder Zeit spritziger als der BVB. Eine Veränderung trat erst mit einem Doppelwechsel ein: In der 59. Minute brachte Trainer Horst Köppel Kügler und Kringe für die bemühten aber glücklosen Öztürk und Pinske. Und diese Maßnahme zeigte sofort ihre Wirkung! Die beiden befanden sich nur eine Minute im Spiel als sie die BVB-Fans bereits jubeln ließen. Nach einer schönen Kügler-Hereingabe (sein erster Ballbesitz) von rechts schlug das scharfe Geschoss von Kringe (sein erster Ballkontakt) im Lippstädter Tor ein.

Mit dem Ausgleich kam endlich etwas mehr Schwung in das Dortmunder Spiel. Die Form der letzten Spiele konnte zwar dennoch zu keinem Zeitpunkt erreicht werden, aber die Ostwestfalen standen nun mächtig unter Druck und der BVB besaß Eckbälle beinahe im Minutentakt. Dabei strahlten sie auch die meiste Torgefahr aus. In der 64. Minute köpfte beispielsweise ein Lippstädter Spieler einen Eckball an das eigene Torgehäuse, während in der 66. Minute SV-Torwart Linhoff einen Abel-Kopfball glänzend abwehrte. Zum Ende hin flachte das Spiel erneut ab und auch die Einwechslung von Gambo (für Krontiris) konnte nichts mehr bewirken. In der 90. Spielminute hatten aber beide Mannschaften noch einmal die Gelegenheit das Spiel für sich zu entscheiden. Zuerst hob Farke einen Heber knapp über das Dortmunder Tor und wenige Sekunden vor dem Abpfiff setzte der starke und dynamische Kringe noch einen Freistoß an die Latte.

Enttäuschte Dortmunder nach Spielschluss

Aufgrund der tollen Einstellung des Gastgebers geht aber das Unentschieden trotz der Dortmunder Feldüberlegenheit vollkommen in Ordnung. Die SV-Spieler waren einfach „giftiger“, während die Amateure nicht an ihre Normalform anknüpfen konnten. Ohne die Doppeleinwechslung der 59. Minute hätte der BVB vermutlich sogar nicht einmal den einen Punkt mit nach Hause nehmen können. Am kommenden Sonntag bedarf es gegen den Tabellenletzten SF Oestrich-Iserlohn einer deutlichen Steigerung, um den Abstand zum VfB Fichte Bielefeld, der wieder auf vier Punkte herangekommen ist, zu wahren.

Die Stimmen des Tages:

Horst Köppel (BVB):

schwatzgelb.de: Wie schätzen sie die heute Begegnung ein, Herr Köppel?

Horst Köppel: Ich muss auf jeden Fall ein großes Kompliment an die Lippstädter machen, die sehr engagiert gespielt haben; gekämpft haben bis zum Umfallen. So geht letztendlich das Unentschieden in Ordnung.

schwatzgelb.de: Sind sie denn mit dem Punkt zufrieden?

Köppel: Nein, zufrieden bin ich sicherlich nicht! Wenn man aber den gesamten Spielverlauf betrachtet, dann muss ich mich wiederholen, und das Ergebnis als vollkommen gerecht bewerten.

schwatzgelb.de: Führen sie die im Gegensatz zu den letzten Spielen schwächere Leistung auch auf das Spiel vom Mittwoch und einem damit verbundenen Kräfteverlust zurück?

Köppel: Nein, an der Kraft lag es sicherlich nicht. Man hat ja auch gesehen, dass wir fast die gesamte zweite Hälfte auf ein Tor gespielt und bloß ein paar Konterchancen zugelassen haben.

schwatzgelb.de: Immerhin haben sie mit der Einwechslung von Kringe noch den richtigen Griff getätigt und einen Punkt gerettet...

Köppel: Kringe und Kügler! Kügler hat ja schließlich die Flanke gegeben, die dann von Florian verwertet wurde. Das ist aber Glück, reines Glück!

Mathias Abel (BVB):

schwatzgelb.de: Wie hast Du das Spiel gesehen? Woran lag es, dass es heute nicht drei Punkte geworden sind?

Abel: Die Lippstädter haben sehr gut gekämpft, sich dabei ziemlich massiv hinten reingestellt und auf Konter gespielt. Zudem haben wir sehr früh ein blödes Gegentor bekommen. Danach haben wir leider unsere Chancen nicht nutzen können und ein wenig unglücklich gespielt. Das ist aber alles keine Entschuldigung. Wir haben einfach schlecht gespielt und deswegen zwei Punkte gelassen.

Emmanuel Krontiris (BVB):

schwatzgelb.de: Was denkst über die heutige Leistung der BVB-Mannschaft?

Krontiris: Unsere Leistung war insgesamt sehr schwach. Torchancen hatten wir fast gar nicht und der Gegner war kämpferisch klar besser.

schwatzgelb.de: Immerhin ehrlich... Aber noch eine persönliche Frage: Rechnest Du Dir im weiteren Saisonverlauf möglicherweise noch Einsätze bei den Profis aus?

Krontiris: Ich hoffe schon, besitze aber auch Geduld und weiß, dass diese auch dringend notwenig sein wird. Schließlich kann ich nicht selbst meinen Einsatz einfordern! Ich werde einfach weiterhin bei den Amateuren meine Leistung bringen und sehen, was passiert...

schwatzgelb.de: Aufgrund Deines jungen Alters hast ja auch noch Zeit. Würdest Du gegebenenfalls auch langfristig auf Deine Chance warten?

Krontiris: Auf jeden Fall!