Spielbericht Amateure

Florian Kringe zersägt Fichte – BVB (A) 5:2

05.11.2001, 00:00 Uhr von: Tommes

Florian Kringe is back! Nachdem der 19 jährige in den letzten Partien in puncto Tore leer ausgegangen war, steuerte er im Spitzenspiel der Oberliga Westfalen gegen den VFB Fichte Bielefeld vier Treffer zum 5:2 (4:2) Sieg der Borussia Dortmund Amateure bei. Aber nicht nur er verdiente sich gute Noten.

Überraschung vor Spielbeginn. Gestern Abend klingelte bei Trainer Horst Köppel das Telefon. Stallorder von oben: Ahmed Madouni braucht Spielpraxis und soll „bitte“ in diesem Spiel eingesetzt werden. Anscheinend ist den Herren der Profiabteilung auch mal aufgefallen, dass sich der BVB eine erfolgreiche 2. Mannschaft hält.

Co-Trainer Neuhaus schaute sich sogar das ganze Spiel in voller Länge an.

Enttäuscht musste Deniz Sahin auf der Bank Platz nehmen, der in den letzten Wochen zusammen mit Matthias Abel und Florian Thorwart hinten immer gut die Kartoffeln aus dem Feuer geholt hatte. Aber so ist das halt, nicht immer wird Leistung belohnt. Ebenso zur Verfügung stand Köppel Francis Bugri und Guy Demel.

Der Gast aus Bielefeld ist die bisherige Überraschung der Saison. Als Aufsteiger stand man bislang hinter dem BVB und den Blauen auf Rang 3 mit lediglich sechs Punkten Rückstand. Trainer Mario Ermisch zeigte sich auch vor dem Spiel sehr zuversichtlich: „Schauen wir mal was geht.“

Zu Anfang ging für die Gäste nicht so viel. Für den BVB ging es schnurstracks in Richtung Tor des Bielefelder Keepers Bergenthal. In der 11. Minute feierte Ahmed Madouni einen perfekten Einstand. Er kann nicht nur Tore verhindern, sondern auch welche erzielen. Nach einer Ecke von Kurtulus Öztürk nickte er die Kugel an den linken Pfosten, von dem aus der Ball durch die Arme des Keepers ins Tor rauschte. 1:0 für den BVB. Keine 60 Sekunden später, nutzte zum ersten Mal an diesem Nachmittag Florian Kringe eine Freistoßflanke von der linken Seite und köpfte den Ball ins lange Eck der Ostwestfalen. 2:0, 12. Minute.

Wiederum nur eine Minute später hatte Bastian Pinske, der in einem Konter von Kringe schön in Szene gesetzt wurde, den bereits dritten Treffer auf dem Fuss, scheiterte aber alleine von Torwart Bergenthal. Besser machte es dann in der 18. Minute Florian Kringe. Nach einer starken Szene von Mehnert, der in der Mitte mehrere Bielefelder überlistete und dann in den Strafraum auf den alleinstehenden Kringe legte, hielt der einfach aufs Tor und versenkte abermals, diesmal rechts unten den Ball im Kasten der Gäste. 3:0 nach 18 Minuten. Alles schien gelaufen, nur über die Höhe des Ergebnis wurde noch spekuliert. Von Bielefeld war bis dahin nicht wirklich viel gefährliches zu sehen. Alexander Kuschmann rettete in der 21. Minute vor einem herannahenden Stürmer, in dem er den Ball über das Dach der Tribüne in Richtung Westfalenstadion donnerte. Viel hatte er sonst nicht zu tun, war aber wenn er gefordert war, immer auf seinem Posten.

Aufgeben wollten sich die Gäste aber noch nicht und unterbrachen den Torrausch des BVB in der 31. Minute durch einen Abstauber vom Schrecken eines jeden Stadionsprechers bei der Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung, Pierre Nguindjell jäh mit dem 3:1 Anschlusstreffer.

In der 36. Minute setzte sich mal wieder Kurtulus Öztürk auf Aussen schön durch und spielte fast von der Auslinie den Ball in den Rückraum auf, wer sollte es auch anderes sein, Florian Kringe, der mit einem Drehschuss aus zwanzig Metern seinen dritten Treffer markierte. Mit dem 4:1 war also der alte Abstand wieder hergestellt. Kurz vor der Pause muss es wohl Schiedsrichter Florian Kötter etwas langweilig gewesen sein und er entschied auf Strafstoß für die Bielefelder. Warum, wieso und weshalb wussten wahrscheinlich selbst die Bevorteilten in dieser Situation nicht. Angeblich sollte ein Stürmer im Strafraum der Dortmunder zu Fall gebracht worden sein. Die VFBler verkürzten durch Nguindjell auf 2:4, Köppel tobte an der Seitenlinie und Schiri Kötter wurde trotz einer 4:2 Führung von den Zuschauern mit Buhrufen in die Kabine begleitet. Florian Kötter war nicht nur in dieser Szene schlechtester Mann auf dem Platz.

Vielleicht sollte er sich mal bei seinem Bruder Sebastian, der das BVB-Spiel in der letzten Woche gegen Hüls gepfiffen hatte und dabei eine deutlich bessere Figur abgab, Nachhilfestunden holen. Aber auf jeden Fall sollte er sich schleunigst von seinem Assistenten, der die Seite der Trainerbank „betreute“ trennen, da der sich in unverschämter Art und Weise des öfteren mit der Dortmunder Trainerbank anlegte, wo es gar nichts zu lamentieren gab. Vielleicht wollte er ja nur mal dem erfahrenen Trainer Köppel zeigen, dass er vor ihm keinen Respekt hat.

Aber kleinere Scharmützel verbaler Art gab es auch während des Spieles zwischen den Trainern. Dazu aber ausführlich mehr am Ende des Berichtes.

Die besten Chancen des BVB in der 2. Hälfte: Guy Demel eine Minute nach der Pause mit einem Weitschuss übers Tor. Florian Kringe donnerte den Ball nach Zuspiel von Bugri gegen die Latte (52.), Kringe in der 54. aus 20 Metern Entfernung knapp vorbei. Es hätte schon gut und gerne höher stehen können. Der BVB drängte, doch auch die Bielefelder hatten in der zweiten Halbzeit mehr vom Spiel, aber scheiterten, wenn sie denn mal nach vorne kamen, immer an dem guten Alexander Kuschmann.

Den zählbaren Schlusspunkt der Partie setzte der Kringe Florian in der 89. Minute mit einem Foulelfmeter zum Endstand von 5:2. Sekunden danach hätte es beinahe nochmals geklingelt, aber Florian hatte wohl Mitleid mit den Gästen und zog den Ball übers Tor.

Unser lieber Ordnungsdienst hatte auch wieder seinen Auftritt:

Das Corpus Delikti und der unzähmbare Mob

Die mitgereisten, weiblichen Anhänger der Ostwestfalen fielen mit zunehmender Spieldauer durch mehr oder weniger wirre Schlachtrufe auf. Trotz der drohenden Niederlage waren sie guter Stimmung und setzten dies auch in Stimme um. Das war wohl den Hütern des BVB nicht ganz geheuer und unterwarfen die Damen näheren Betrachtungen und wurden tatsächlich fündig. Unter Einsatz ihrer Gesundheit näherten sich zwei Herren dem Mob und erbeuteten zwei leere Sektflaschen und vernichteten diese unverzüglich in den nächsten Papierkorb. Ob die Damen, die damit eindeutig als Kategorie S (S=Sekt) enttarnt wurden mit bundesweiten Stadionverboten rechnen müssen, bleibt noch abzuwarten.

Rund ging es dann in der Pressekonferenz. Nachdem Gästetrainer Ermisch Horst Köppel aufgrund seiner Aufgeregtheiten am Spielfeldrand empfahl, sich demnächst mit einem Smoking auf die Bank zu setzen, erwiderte Köppel seinem Gegenüber, dieser verstehe wohl recht wenig von Fussball. Freunde sind die beiden heute nicht mehr geworden.

Die emotionsfreien Aussagen zum Spiel:

Mario Ermisch (Bielefeld):
Ich bin überrascht gewesen über die Aufstellung der Dortmunder und sehe es als Kompliment an, wenn der BVB mit einer solchen Truppe, verstärkt mit vielen Profis gegen uns antritt. Das zeigt, das man uns ernst nimmt.

Horst Köppel:
Es ist gar nicht so einfach wie es aussieht, Spieler, die mit der Mannschaft selten zusammenspielen so zu integrieren. Madouni hat sehr gut gespielt, ebenso Demel, der seine beste Partie überhaupt bei uns abgeliefert hat. Ich bin froh über den Sieg, da wir damit Bielefeld als Konkurrenten etwas auf Distanz halten konnten.

Florian Kringe:
Schön, dass ich vier Tore gemacht habe, aber wichtiger ist, dass wir gewonnen haben. Wir wollen den Abstand zu den Verfolgern vergrößern und mit einem guten Polster in die Winterpause gehen. Fichte ist jetzt etwas abgeschüttelt und wir haben nur noch Schalke als direkten Konkurrenten.