BVB (A) zurück auf dem Boden der Tatsachen
Fast die gesamte Saison wurde die Konkurrenz der Oberliga Westfalen beherrscht, ja fast vorgeführt. Nach einem weiteren Punkteverlust beim schwachen 1:1 zu Hause gegen die 2. Mannschaft der SG Wattenscheid 09, muss man nun sogar die Tabellenführung an die ungeliebten Blauen abgeben, die damit die Hinrunde von ganz oben aus abschließen.
Nach dem verlorenen Spiel der letzten Woche gegen Eintracht Rheine änderte Horst Köppel die Mannschaft auf einigen Positionen. Für den am letzten Sonntag nicht einsatzbereiten Alexander Kuschmann setzte sich Michael Ratajczak wieder auf die Bank. Stinksauer nahm auf dieser auch Kurtulus Öztürk Platz, der seine Position für Guy Demel räumen musste. Wieder drin im Kader dagegen Florian Thorwart, der im letzten Spiel Ahmed Madouni weichen musste, der nicht im Kader war. Ein neues Gesicht tauchte auch auf.
David Odonkor, der 17 jährige U18-Nationalspieler, hatte unter der Woche mit den Amateuren des BVB mittrainiert und ergänzte den Kader, da die A-Jugend an diesem Wochenende spielfrei hatte.
„Auf geht’s Schwarzgelb!“ hallte es durch das weite, leere Rund der Roten Erde beim Anpfiff von Schiedsrichter Müller aus Würselen. Alexander Kuschmann war es, der seine Vorderleute damit in Stimmung bringen wollte. Die fingen auch schnell an dem Gegner zu zeigen, wer denn Herr des Hauses sein sollte. Bereits in der 3. Minute stand Bashiru Gambo, der zusammen mit Francis Bugri das Sturmduo bildete vor Torwart Butz, der den Schuss des Dortmunder Stürmers allerdings abwehren konnte. Erinnerungen an die früh verpasste Chance von Öztürk gegen Rheine wurden wach. Florian Kringe setzte sich schön in der Mitte durch, verstolperte aber leider den Abschluss, 11. Minute. Florians nächste Szene, war dann gleichzeitig auch die umstrittenste des Spieles. In der 16. Minute hielt er einfach mal wieder aus 20 Meter auf den Kasten der Gäste. Der Ball klatschte an die Unterkante der Latte, hinter die Linie und von da aus dem Tor wieder heraus. Ein blitzsauberes Wembleytor, das aber leider Schiedsrichter Müller nicht so sah. Mit einem 1:0 im Rücken wäre das Spiel des BVB wohl etwas befreiter geworden. So vergab man verkrampft Chance um Chance. In der 20. Minute stand mal wieder Gambo alleine vorm Tor und brachte den Ball nicht rein und Bugri haute einen schön zurückgelegten Ball aus 11 Meter hochgradig kompliziert über den Kasten. (24.)
Schiri Müller machte seine Sache in der ersten Halbzeit eigentlich recht gut. Nur zweimal lag er schwer daneben. Nach dem vorher nicht gegeben Tor, versagte er in der 35. Minute Francis Bugri einen fälligen Strafstoß. Torwart Butz war am Strafraumeck heraus geeilt und sprang vor dem BVB- Stürmer in einen Ball, um diesen abzufangen. Dabei riss er im Liegen die Beine hoch und brachte den über ihn hinweg laufenden zu Fall. Doch die Pfeife blieb stumm. Ein 2:0 hätte vielleicht, aber lassen wir das.....
Die letzte Chance des ersten Spielabschnittes hatte Abwehrspieler Matthias Abel, der nach einer Ecke nur das Knie an den Ball bekam und dieser mühelos vom Gästekeeper unschändlich gemacht werden konnte.
Borussia Dortmund war in der ersten Halbzeit in allen Belangen klar überlegen. Kämpferisch, spielerisch und technisch hatten die Bochumer Vorstädter kaum etwas zu melden. Der BVB vergab Unmengen an Chancen und so ging man auch mit dem enttäuschenden Spielstand von 0:0 in die Pause.
Unter der mageren Kulisse von 286 frierenden Zuschauern, hielten auch ein paar bekannte Gesichter durch. Die Liste der Gäste war diesmal überraschend lang. Neben Bundestrainer Michael Skibbe fanden sich auch Uwe Neuhaus, Reinhard Saftig, Klaus Steilmann, Hannes Bongartz, Dede und Ewerthon ein.
Kurz nach der zweiten Hälfte nahm Trainer Horst Köppel den enttäuschenden Guy Demel vom Platz. Dem Franzosen fehlt derzeit die komplette Bindung zum Spiel der Schwarzgelben. So lange er auch nur mit den Profis trainiert, wird er diese an die Mannschaft nicht bekommen. Für ihn kam Michael Kügler ins Team. Während der BVB sich für diesen Wechsel neu formierte, regierte bei den Vorderleuten von Alexander Kuschmann Konfusion. Björn Grallert nahm den Ball nach einem Missverständnis in der Abwehr auf und haute die Kugel zur überraschenden Wattenscheider Führung ins untere, rechte Eck. 54. Spielminute. Wie es immer so ist, die eine Mannschaft macht das Spiel, die andere macht das Tor.
Fünf Minuten später vergab Bugri, der vorne zusammen mit Gambo nicht wirklich etwas reißen konnte, die nächste Großchance. Nach einem Alleingang zog er alleine vor dem Torwart am Tor vorbei. Kringe, 62. Drehschuss drüber und Gambo, 66. links vorbei, machten es nicht besser. Auch Abel versuchte sein Glück, scheiterte aber in der 70. Minute.
Florian Kringe wollte, konnte aber nicht immer. Es schien, als würden ihm die Stürmer Bugri und Gambo im Wege stehen. Doch dann schaffte er es doch und erlöste den Dortmunder Anhang. In der 72. Minute zog er nach einem Zuspiel von Deniz Sahin im Strafraum aus elf Metern ab und erzielte das wichtige 1:1 für seine Mannschaft. Wieder einmal Florian Kringe muss es da heißen!
Kurz darauf wurde David Odonkor für Gambo eingewechselt und plötzlich war wirklich gefährlicher Zug im Angriffsspiel der Dortmunder. Die Wattenscheider waren wohl überrascht über den Jungen, der ihnen scheinbar völlig unbekannt war. Er selbst hatte vier Minuten nach seiner Einwechslung, die größte Dortmunder Chance der Restspielzeit auf dem Fuß. Von der rechten Seite sprintete er alleine los an Torwart Butz vorbei und spitzelte den Ball nur Zentimeter am langen, linken Pfosten vorbei. Was für ein Einstand nach Maß hätte dies für den jungen Odonkor bedeuten können.
Zittern aber dann noch mal bei den Dortmunder, als die Wattenscheider in der 85. und in der 90. Minute die fette Möglichkeit gehabt hätten, dem BVB ein noch empfindlicheres Endergebnis, als dieses 1:1 zuzufügen. Schiedsrichter Müller pfiff die Partie mit einer unverständlichen Nachspielzeit von sechs Minuten ab. Die Wattenscheider waren zufrieden, die Dortmunder bitter enttäuscht.
Zur Lage:
Der Name Conor Casey geistert wie ein Phantom durch die Betonpfeiler der Roten Erde. Egal wo man hinhört, ob bei Mannschaft, Trainer oder „Experten“, überall wird auf den Weggang von Casey hingewiesen. Aber was ist mit einem Francis Bugri? Er hat vorher auch gute Leistungen gebracht und läuft jetzt dieser hinterher. Der verletzte Krontiris fehlt auch sehr schmerzlich. Lichtblick könnte da vielleicht David Odonkor sein, aber er ist einfach noch zu jung, als dass man ihn jetzt in dieses, für ihn vielleicht noch zu kalte Wasser werfen könnte. Die Stimmung im Team, so wie einige aus Team selbst sagen ist gut, die Kraft ist auch noch ausreichend, wie Trainer Horst Köppel anmerkt. Aber doch fehlt der Lauf, den die Mannschaft früher gehabt hat. Da wurden dann auch mal Spiele mit Glück gewonnen, aber sie wurden wenigstens gewonnen. Ein großes Problem scheint die Reindiktierung von Profis in diese eingespielte Mannschaft zu sein. Ahmed Madouni hat, so wie es Florian Kügler anmerkt versucht sich zu integrieren. Er spricht mit der Mannschaft auf dem und außerhalb des Feldes. Er bemüht sich darum, obwohl es da noch Sprachproblemen gibt. Ganz anders leider Guy Demel, dem der Bezug zum Team fehlt. Er tut weniger bis gar nichts dazu, was natürlich umso schlimmer ist, wenn für ihn ein guter Spieler wie Öztürk auf der Bank versauert und es diesen vielleicht dazu verleiten könnte dem BVB den Rücken zu kehren.
Kurzes Interview mit dem Trainer zur derzeitigen Situation:
schwatzgelb.de: Wie kann man erklären, dass die Mannschaft zur Zeit die Leistungen der Saisonanfänge nicht erhalten kann?
Köppel: Eine richtige Erklärung gibt es nicht. Wir haben die Möglichkeiten verpasst öfter zu gewinnen und dabei sogar diverse Führungen verspielt. Ich habe immer gesagt, wir sind noch lange nicht durch. Das Pech, dass die Mannschaft jetzt hat, hat man hoffentlich nicht immer. Die Zeiten werden sich auch wieder ändern. Die Schalker haben jetzt einen Lauf und vielleicht dreht es sich ja mal wieder zu unseren Gunsten.
schwatzgelb.de: Fehlt vielleicht die Kraft auf dem hohen Anfangslevel weiterzuspielen.
Köppel: Nein, an der Kraft liegt es nicht. Wir haben heute und auch letzte Woche bei tiefen Böden gut kombiniert und die Spiele bestimmt. Es liegt am fehlenden Abschluss. Ich wette, wenn wir Casey gehabt hätten, der hätte in den letzten Spielen vier oder fünf Tore gemacht und dann wäre es auch anders gekommen und wir hätten ein paar Punkte mehr. Die anderen Spieler sind gefragt dies zu kompensieren, aber bislang ist dies noch nicht gelungen.
schwatzgelb.de: Zu den jetzigen Stürmern. Bugri und Gambo spielen glücklos.
Köppel: Ja, aber sie haben sich beide bemüht. Gambo war später müde, deshalb habe ich ihn ausgetauscht. Man kann den beiden, wie auch dem Rest der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Es läuft halt nicht so. Die Dinger, die wir sonst mit Leichtigkeit reingemacht haben, gehen im Moment nicht rein.
schwatzgelb.de: Hätte eine frühere Einwechslung von Odonkor nicht mehr Schub gebracht?
Köppel: Das weiß man vorher nicht. Gambo und Bugri waren nicht schlecht, wenn einer von den beiden schlecht gewesen wäre, hätte ich Odonkor vielleicht früher gebracht.
schwatzgelb.de: Wie sieht Ihre Aufgabe für die Mannschaft jetzt in der kommenden Woche aus?
Köppel: Es ist schwierig. Die Spieler, die hinten anstehen sind enttäuscht. Da muss man mit den Leuten reden. Wir haben aber nächste Woche ein Pokalspiel, wo wir die Spieler mit Profistatus nicht einsetzen dürfen. Da wird einiges durcheinander gewirbelt. Vielleicht bekommen zusätzlich andere eine Pause und dann werden wir sehen, wie sich die Leute, die jetzt nur auf der Bank sitzen, sich verkaufen werden.
Weitere Stimmen zum Spiel:
Co-Trainer Hoffmann, Wattenscheid:
Die Marschroute, die vorher ausgeben wurde, wurde von unserer Mannschaft sehr gut umgesetzt. Uns ist des öfteren bei den Chancen des BVB das Herz in die Hose gerutscht, somit sind wir mit dem Ergebnis zufrieden.
Michael Kügler:
Als nächste Aufgabe steht für die Jungs der Landesligist Neuruhrort im Westfalenpokal auf dem Programm. Auch mit der angekündigten „B-Mannschaft“ muss dieser Gegner zu schlagen sein. Das nächste Heimspiel bestreitet die Mannschaft am Sonntag, den 2. November. Gegner ist dann um 14.30 Uhr der Nachbar aus Lünen. Dann wird wohl auch wieder mehr Leben im Gefrierschrank Rote Erde zu verzeichnen sein.
Statistik:
BVB: Kuschmann, Abel, Thorwart, Sahin, Mehnert, Kringe, Demel (54. Kügler), Pinske, Achenbach, Bugri, Gambo (74. Odonkor)
Schiedsrichter: Michael Müller, Würselen – zwei dicke Patzer in der ersten Hälfte
Zuschauer: 286
Ergebnisse von Sonntag 18.11.2001
P. Lengerich | - | E. Rheine | 2 | : | 4 |
F. Bielefeld | - | Lüner SV | 3 | : | 1 |
Hüls | - | Hordel | 0 | : | 2 |
Bochum A | - | Stadtlohn | 1 | : | 3 |
Oestrich-I. | - | Dülmen | 3 | : | 0 |
Lippstadt | - | Sch*lke 05 A | 0 | : | 1 |
Gütersloh | - | Hassel | 0 | : | 1 |
Hövelhof | - | Herne | 0 | : | 1 |
B. Dortmund A | - | Wattensch. 2 | 1 | : | 1 |
Tabelle
1 | Sch*lke 05 A | 17 | 44 | : | 19 | 38 |
2 | B. Dortmund A | 17 | 49 | : | 20 | 37 |
3 | F. Bielefeld | 17 | 31 | : | 24 | 33 |
4 | E. Rheine | 17 | 22 | : | 22 | 30 |
5 | Herne | 17 | 20 | : | 16 | 29 |
6 | Bochum A | 17 | 30 | : | 20 | 27 |
7 | Hüls | 17 | 29 | : | 20 | 24 |
8 | Stadtlohn | 17 | 25 | : | 24 | 24 |
9 | Gütersloh | 17 | 29 | : | 30 | 24 |
10 | Hassel | 17 | 16 | : | 14 | 23 |
11 | Lüner SV | 17 | 23 | : | 24 | 20 |
12 | Lippstadt | 17 | 19 | : | 25 | 20 |
13 | Dülmen | 17 | 20 | : | 27 | 19 |
14 | Wattensch. 2 | 17 | 28 | : | 35 | 17 |
15 | P. Lengerich | 17 | 26 | : | 41 | 16 |
16 | Hordel | 17 | 24 | : | 33 | 15 |
17 | Hövelhof | 17 | 14 | : | 34 | 11 |
18 | Oestrich-I. | 17 | 16 | : | 37 | 11 |
Die nächsten Spiele am 2.12.2001
Hövelhof | - | P. Lengerich |
Gütersloh | - | Herne |
Lippstadt | - | Hassel |
Oestrich-I. | - | Schalke 04 A |
Bochum A | - | Dülmen |
Hüls | - | Stadtlohn |
F. Bielefeld | - | Hordel |
B. Dortmund A | - | Lüner SV |
Wattensch. 2 | - | E. Rheine |