Tatort Bundesliga - der 16. Spieltag: Advent, Advent – der Baum der brennt
Lichter, Kerzen, warmer Schein. So manchem wird bei dem Duft von Glühwein und Lebkuchen vor dem prasselnden Kamin so richtig warm ums Herz. Doch so manchem Bundesligatrainer, läuft es zu dieser Zeit eher lauwarm die Beine runter. Während Juri Schlünz den Platz von Friedhelm Funkel auf der Rostocker Bank in Gladbach übernahm, hatte dieser sicherlich dieses Wochenende ausgiebig Zeit mit einer Axt bewaffnet in den Wald zu schlendern, um sich einen schönen Weihnachtsbaum zu schlagen. Ob es in den nächsten Tagen und Wochen weitere Trainer gibt, die unter dem Baum neben der Krippe, anstatt einem tollen Präsent ein Anmeldeformular fürs Arbeitsamt vorfinden werden, bleibt abzuwarten. Sorgen machen könnten sich da einige.
Fohlenkolik
Der Mythos kehrt zurück und verabschiedet sich sofort wieder. Mensch Meyer! Die Gladbacher haben in dieser Saison zu Hause schon den Deutschen Meister, den Champions League-Sieger und den Weltpokalsieger geschlagen. Eine grandiose Bilanz. Schade nur, da es sich hierbei in jedem Fall nur um die Bayern handelt.
Die Gladbacher haben am ersten Spieltag gegen den FC Hollywood gewinnen können und haben seit dem zu Hause keinen Dreier mehr verbucht. Auch an diesem Wochenende gingen die Gladbacher leer aus und das DSF reibt sich schon mal voller Vorfreude die Hände, dass die kleine Borussia bald wieder „Mittendrin statt nur dabei“ ist. Bereits nach dreizehn Minuten lagen die Gastgeber durch einen „Sonntagsschuss am Samstagnachmittag“ zurück und verloren vier Minuten später Steffen Korell wegen einer Notbremse und darauffolgender roter Karte.
Der Todesstoß ereilte sie durch einen herausgeschundenen Strafstoss, den die Rostocker zwar an den Pfosten setzten, den aber Arvidsson im Nachschuss in die Maschen kloppte. Die Anzahl der vergebenen Chancen auf Gladbacher Seite, stürzen die Fans der Borussia in tiefe Täler der Trauer
Freude dagegen bei Interimsmythos Juri Schlünz. Der Teilzeit-Feuerwehrmann hat von den vier Begegnungen, in denen er bei Hansa Rostock den Platz auf der Bank für einen neuen Trainer warmgehalten hat, drei Stück gewinnen können. Auf die Frage eines Journalisten, wie er denn die Spieler motivieren konnte, sagte er lapidar, dass er der Mannschaft erzählt hat, sie solle daran denken, dass der neue Trainer vielleicht schon auf der Tribüne sitzt und sie beobachtet. Auf der Tribüne in Gladbach wurde unter anderem Bernd Krauss gesichtet. Aber der hat ja mal nach seiner harten Bauchlandung in Dortmund (ach, was heißt Bauchlandung, der hat sich so auf den Arsch gesetzt, dass er jetzt noch alle vier Wochen zur Hornhautentfernung gehen muss) behauptet, niemals mehr eine Truppe während der Saison zu übernehmen. Warten wir es ab.
Weckerleuten im Puff
Wenn die Mannschaft nicht gerade mit Kreativität strotzt, greifen die Fans schon mal in die Trickkiste. Da die Paulianer zumeist Ihre Gegentreffer in den Anfängen der Begegnungen kassierten, wollten die Fans zu Beginn des Spieles Ihre Mannschaft mit mitgebrachten Weckern aus dem Schlaf reißen. Gebracht hat es nichts. Mit mickrigen sieben Pünktchen in 16 Spielen wandelt der FC St. Pauli auf den Pfaden von Tasmania Berlin. Ein Rekord für die Ewigkeit gedacht, kommt bedrohlich ins Wanken. Bereits jetzt trennen die Hamburger sechs
Punkte vom rettenden Ufer. Aber Dietmar Demuth muss sich nicht so sehr Gedanken um seinen Job machen, da der Verein wohl nicht das Geld dafür hat, den Trainer auszutauschen. Die Leistung gegen Bremen, gegen die man zuletzt vor 24 Jahren gewinnen konnte und damals Demuth selbst zwei Tore erzielte, war erschreckend und lässt für die Zukunft nicht rosig sehen.
Der SV Werder Bremen spielte locker sein Spiel herunter. Die Bremer, die zur Zeit einen Riesenlauf und bereits die Bayern, Leverkusen und Schalke besiegt haben, kamen zu keiner Zeit auch nur an den Rand einer brenzligen Situation. Sie wurden nie hektisch und beherrschten den Gegner nach Belieben. Auf jeden Fall wird das Spiel am nächsten Samstag gegen Borussia Dortmund ein echter Knaller. Während die Bremer zuhause sich erst einmal geschlagen geben mussten, hat auch der BVB auswärts erst ein einziges Mal keine Punkte geholt.
Cottbuser Pleite-Geyer
Bekannt ist, wenn es beim FC Energie Cottbus nicht läuft, holt Herr Geyer gerne die Peitsche raus. Aber was macht er, wenn es gar nicht läuft? Gut, der 1. FC Kaiserslautern ist in diesem Jahr sicherlich keine Kirmestruppe und das erste Tor beim 0:3 war unglücklich abgefälscht, bis dahin hatte Energie noch kräftig mitgehalten, aber so langsam wird es eng für die Lausitzer in der zweiten Saison im Oberhaus des deutschen Fussballs.
Die Aufstiegs- und die Zufallserfolgseuphorien bei den Fans sind verpufft. Die Ungeduld wächst und die Frage, wie lange Geyer noch ruhig in Cottbus arbeiten kann, könnte bald das sportliche Geschehen überschatten. Aber wie im Fall St. Pauli dürfte an den Finanzen ein solches Planspiel des Vorstandes den Trainer auszutauschen, scheitern. Geyer selbst wünscht sich zwei neue Spieler, die die Dinger vorne reinmachen können, gibt aber auch zu, dass dafür kein Geld vorhanden ist. Es müssen doch irgendwo ein paar kostenlose -iutas, -ovics, -czeks, -skis oder sonstige urdeutsche Talente für die Cottbuser bereit stehen.
Kein Bock auf Bundesliga?
Mensch FC Bayern, wir freuen uns ja, wenn Ihr in der Bundesliga keine Bäume ausreißt, aber so langsam machen wir uns ernsthaft Sorgen. Ist es die Doppelbelastung oder langweilt Ihr euch nur? Wolfsburg nicht Boca Juniors? Hitzfeld hol den Hammer raus, wir können das nicht mehr mit ansehen, wir halten das nicht aus! Da kommt man ja vor Freude nicht in den Schlaf.
Schick wenigstens doch mal den Uli vor, der uns weiß machen will, dass der FC Bayern besser in einer Europaliga aufgehoben ist, da der Rest der Bundesliga unter dem Niveau der Münchner ist. Dann wäre alles in etwa wieder in Ordnung und wir müssen nicht mit dicken Augenrändern und tiefen Lachfalten durch die Gegend laufen. Danke!
Am Dienstag seid Ihr ja zum Glück wieder enorm gefordert. Da geht es zum international hochangesehenen VFL Osnabrück im Pokal. Bitte versemmelt da nicht auch, sonst können wir von Lachanfällen geschüttelt sicherlich einige Zeit nicht mehr geradeaus laufen oder schmerzfrei aufs Klo gehen.
Ein Rinkes Ding
Ein ganz normaler Vorgang. Verein A gibt Spieler X an Verein B ab, da Spieler X für Verein A nicht die gewünschte Leistung gebracht hat und Verein B sich von Spieler X erhofft, dass er ihn in irgendeiner Form weiterbringen könnte. Nun ist es ja schon öfter vorgekommen, dass Spieler X dann für Verein B den Verein A geärgert hat. Das dies nicht passiert, dafür wollten die Verantwortlichen von Bayer Leverkusen (A) von Paulo Rink (X), der an Nürnberg (B) abgegeben wurde schon sorgen. Man setzte keinen eigenen Bewacher auf den Deutsch-Brasilianer an, sondern ließ schon bei der Vertragsunterzeichnung der beiden Vereine festschreiben, dass wenn Leverkusen auf Nürnberg trifft, Rink nicht für den FCN auflaufen darf. Ein Rinkes Ding der Leverkusener, denen der 1. FC Nürnberg trotzdem die Vertragssuppe versalzen wollte.
Cacau hiess der Mann mit dem schokoladigen Namen, der Bayer Leverkusen zweimal in arge Nöte brachte. Mit überirdischer Hilfe erzielt der Junge das 0:1 und das 1:2 für die Wölfe. Seinem Kollegen Kampa im Tor der Nürnberger ist es aber zu verdanken, dass die Leverkusener mit 4:2 doch die Oberhand behielten und der BVB nicht an der Werkself an die Tabellenspitze stürmen konnte. Kampa fing einen Ball sicher nach einer Ecke ab, blöderweise, als der schon hinter der Linie war. Ball in der Luft hinter der Linie bedeutet Tor, schade aber auch. Dann klatschte er einen weiteren Ball vor die Füße von Oliver Neuville, der sich bedankte und den Ball reinmachte.
Wer erfolgreich und schön spielt, der erhält auch Unterstützung von den Fans. Und was ein braver Profi ist, der bedankt sich auch bei den Fans für die erbrachten Leistungen. Das ist nicht überall der Fall. In Leverkusen hat man in dieser Saison auch ein Herz für die Fans. Nicht nur, dass die Anhänger, die in Turin den ersten Nebelausfall hinnehmen mussten auf Vereinskosten zur Wiederholungsansetzung per Flugzeug angekarrt wurden, auch kleine Gesten tun gut und sichern der Mannschaft auch weiterhin die Unterstützung. Auch da kann sich so mancher eine Scheibe von Leverkusen abschneiden.
Effektive Magerkost
Man benötigt nicht immer einen „Feinkostladen“ um satt zu werden. „Wir sind gut, aber nicht sehr gut.“ So das Fazit von Matthias Sammer. Des weiteren bekommt er als Preis einen Ring Fleischwurst für den Satz des Jahres: „Glanz ist Schnullibulli, wir müssen Siegermentalität zeigen“, Nach sechs Siegen zu Hause am Stück schielt man doch jetzt tatsächlich nach ganz oben in der Tabelle. Da war man ja auch am Samstag Nachmittag für ganze drei Minuten. Dortmund führte und Leverkusen hatte ziemliche Probleme mit Nürnberg und so grüßte der BVB von ganz oben.
Lars Ricken sorgte mal wieder dafür, dass der BVB vorne die Punkte gewann und Jens Lehmann ist es zu verdanken, dass man sie hinten nicht wieder verschenkte. Die Hamburger Fans verhöhnten Lehmann während des Spieles mit Sprechchören („Ohne Lehmann fahr´n wir zur WM“), aber Jens konnte dies sicherlich mit Leichtigkeit abschütteln, zumal im aktuellen Kader des HSV noch nicht einmal ein deutscher WM-Kandidat zu finden ist. Bald wird sich niemand mehr an dieses Spiel erinnern. Na ja, Christoph Metzelder schon, nachdem er von dem ehemaligen BVB-„Liebling“ Sergej Barbarez dessen Hand ins Gesicht bekommen hat und sich dabei das Nasenbein brach.
Die 67500 gewöhnten sich dann auch recht schnell daran, dass auch diesmal der BVB nicht mit Hurra-Fussball die Massen begeistern konnte. Ob man sich denn auch so schnell an den neuen, kommenden Namen des geliebten Stadions gewöhnen wird? Westfalenstade-on soll das Kind nun heißen. Ein uns allen mittlerweile gut bekanntes Internet-Fanzine hatte diesen wohlgehüteten Namen aufgedeckt und somit für etwas Wirbel in der Presselandschaft gesorgt. Diese Mischung aus Tradition und Kommerz könnte aber trotzdem noch zum Drahtseilakt für die Offiziellen des Vereines werden. Wird es Proteste der Fans geben oder wird man es einfach ignorieren, dass das Wohnzimmer der Dortmunder von einem Energiekonzern eingenommen und umbenannt wird? Dass der Borussia da einige Mark für zufliegen werden ist klar, nur ob man sich mit Geld alles erkaufen kann, so auch die Fans, das steht auf einem anderen Blatt.
Die Nullen vom Sonntag
Ob Rudi Assauer seinen Schachzug, sich Poulsen vom FC Kopenhagen unter den Weihnachtsbaum zu legen, nach stundenlangem Nachhilfeunterricht beim Zocken des Managerspieles, dessen Cover sein Gesicht mit Blumentopf ziert ausgedacht hat? Man weiß es nicht. Aber auf jeden Fall hat er die Fanlandschaft in Dortmund schon etwas erschüttert. Nachdem die BVB-Fans sich von dem Schock erholt hatten, kam natürlich sofort das erste Pfeifen im Walde bzw. Miesmachen des Transfers. Als dann auch noch die Ablösesumme von 25 Mio. in den Raum geworfen wurde und Michael Zorc nicht müde wurde zu sagen, dass der Preis zu hoch gewesen und der BVB deshalb ausgestiegen sei, stand für die Fans der Schwarzgelben fest, dass es gut war Poulsen nicht geholt zu haben, weil zu teuer, zu schlecht und wer nach Schalke geht hat sowieso einen an der Bratpfanne. Wer nun recht hat, ob der BVB sich zum dumm angestellt hat oder die Schalker über den Tisch gezogen wurden, dass wird man erst herausfinden können, wenn der Junge hier in der Bundesliga ein paar mal oder öfter gegen den Ball getreten hat.
Das Ergebnis von 0:0 zwischen Schalke und der Hertha feierten die Gäste aus Berlin als Punktgewinn, aber eigentlich haben beide Mannschaften nur für den SV Werder Bremen gespielt.
Auch der SC Freiburg kühlte seine Euro-Wunden mit einem torlosen Remis gegen die Geisböcke. „Spiele werden in der Abwehr gewonnen“ hörte man da Trainer Lienen in die Mikrofone der Presse sagen. Nur wenn man vorne keine schießt, kommen auch keine Siege zustande.
Den Sinn oder Unsinn von Sonntagsspielen an einem torlosen Ergebnis festzumachen ist der falsche Weg. Aber die 300 km Regelung des DFB hat ja an diesem Wochenende ja mal wieder deftig gegriffen. Die Kölner in Freiburg und die Berliner im Vogelkäfig. Fanfreundlich, Europokal hin- oder her, ist etwas anderes!