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Tatort Bundesliga - der 13. Spieltag: Bayer, nicht die Bayern geben den Takt an

19.11.2001, 00:00 Uhr von:  Wade Jens
Tatort Bundesliga - der 13. Spieltag: Bayer, nicht die Bayern geben den Takt an
Tatort Bundesliga

Erleichterung und Freude herrschte nach der Qualifikation Deutschlands zur WM 2002 im ganzen Land. Schönen Gruß auf diesen Weg an die Engländer, denen das weiterkommen der deutschen Kicker überhaupt nicht schmecken wollte. Nun können die Beckham´s und Owen´s schon mal wieder Elfmeter üben. 31 der 32 Endrunden-Teilnehmern für die Fußball-Weltmeisterschaft 2002 stehen somit fest.

Neben dem viermaligen Weltmeister Brasilien, sowie in den Relegationsspielen der Gruppenzweiten aus Europa, nehmen zusätzlich zum deutschen Team auch Slowenien, die Türkei und Belgien das WM-Ticket in Empfang, am Donnerstag kam Irland hinzu. Der letzte Teilnehmer wird in zwei Ausscheidungsspielen zwischen Uruguay und Australien ermittelt.

Das Teilnehmerfeld auf einen Blick: Titelverteidiger: Frankreich Gastgeber: Japan, Südkorea Afrika: Kamerun, Tunesien*, Südafrika, Nigeria, Senegal* Europa: Polen, Schweden, Spanien, England, Russland, Kroatien, Portugal, Dänemark, Italien, Slowenien*, Türkei, Belgien, Deutschland, Irland Südamerika: Argentinien, Ekuador*, Paraguay, Brasilien Asien: China*, Saudi-Arabien Concacaf: Costa Rica, USA, Mexiko (* = erstmals bei einer WM dabei).

Richten wir den Blick nach vorn - zur Endrunde, die mit dem Eröffnungsspiel am 31. Mai in Seoul beginnt und am 30. Juni mit dem Endspiel in Yokohama abgeschlossen wird.

Am 1. Dezember wird in Pusan/Südkorea ausgelost, wie sich bei der WM-Endrunde die 32 Teilnehmer auf die acht Gruppen aufteilen. Ob Deutschland zu den gesetzten Mannschaften gehören wird, entscheidet der Weltverband Fifa drei Tage vorher. Sicher ist bisher nur, dass Titelverteidiger Frankreich in der Gruppe in Südkorea spielt und die Mannschaften der beiden Ausrichter-Verbände Japan und Südkorea mindestens bis zum Halbfinale in ihren Ländern antreten.

Fußball statt Kaffee zum Frühstück?

Die Anstoßzeiten der Spiele liegen aufgrund des Zeitunterschiedes von sieben Stunden bei 8.30, 11.00 und 13.30 Uhr unserer Zeit. Der Pay-TV-Sender Premiere World überträgt alle 64 WM-Spiele live. ARD und ZDF dürfen für einen Kaufpreis von 250 Millionen Mark 25 Begegnungen live ausstrahlen, darunter die der deutschen Mannschaft. Bei Sat.1 laufen ab 21.15 Uhr Zusammenfassungen.

Das Programm der DFB-Auswahl bis zur Endrunde steht weitgehend. Bisher sind drei Länderspiele geplant: in Tel Aviv gegen Israel (13. Februar), in Rostock gegen die USA (27. März) und in Stuttgart gegen Österreich (17. April). Weitere Angebote liegen von Argentinien und Japan vor, beide Nationalteams möchten noch vor der WM zu einem Gastspiel nach Deutschland kommen. Die Argentinier möchten im März oder April spielen, möglicherweise wird noch mit einem der bereits festgelegten Gegner getauscht.

Nach Abschluss der Bundesliga-Saison am 4. Mai trifft sich der WM-Kader vier oder fünf Tage später zum Trainingslager, dass diesmal in Deutschland - eventuell in Herzogenaurach - stattfinden soll. Allerdings muss Rudi Völler in der Vorbereitungszeit mit möglichen Abstellungen für das DFB-Pokalfinale (11. Mai) und das Champions-League-Endspiel (15. Mai) rechnen.

Bayern München startet in eine neue Ära

Rekorde sammelt der FC Bayern München wie andere Leute Briefmarken und mit dem Schwung der letztjährigen Champions League-Triumph sind die Münchner auf dem Weg in eine neue Ära der Vereinsgeschichte. Die große Mehrheit des mit 88.000 Mitgliedern größten deutschen Sportvereins beauftragte auf der Jahreshauptversammlung den Vorstand, mit Wirkung zum 1. Januar 2002, mit der Umwandlung des Vereins in eine Aktiengesellschaft.

In der Saison 2000/2001 erwirtschaftete der FC Bayern einen Rekordumsatz von 338, 7 Millionen Mark und wies dabei einen Gewinn nach Steuern von 55,8 Millionen aus. Der Champions League-Triumph brachte dem Verein in der vergangenen Saison 91,5 Millionen Mark ein. 1999/2000 hatte der Umsatz 283 Millionen Mark und der Gewinn 17 Millionen Mark betragen. Der bisher höchste Gewinn lag bei 24 Millionen Mark.

Der zukünftige Vorstand der FC Bayern München Aktiengesellschaft (Karl-Heinz Rummenigge (bisher Vizepräsident), Uli Hoeneß und Karl Hopfner (bisher Geschäftsführer), sowie der Aussichtsrat (der bisherige Präsident Franz Beckenbauer und der für Finanzen zuständige Vize-Präsident Fritz Scherer) schlossen allerdings einen Börsengang in den nächsten fünf Jahren kategorisch aus. Was davon zu halten ist, wird die Zukunft zeigen. Zu oft wurde Fußball-Deutschland von den Bayern an der Nase herumgeführt.

Zweieinhalb Monate vor der Richtungweisenden Jahreshauptversammlung hatte der FC Bayern bereits zehn Prozent seiner Anteile an den "strategischen Partner" adidas verkauft . Die „adidas“ Millionen (75 Millionen Euro) waren nötig, damit das größte Projekt der nächsten Jahre - der per Bürgerentscheid abgesegnete Sadion-Neubau in Fröttmaning - umgesetzt werden kann. Rund 400 Millionen Mark soll der neue Pracht-Bau die Münchner Vereine FC Bayern und TSV 1860 kosten. Borussia Dortmund plant ebenfalls die dritte Ausbaustufe des Westfalenstadion und scheint auf der Suche nach einem finanzkräftigen Partner mit einer alten Bekannten wieder zusammenzufinden. Sportartikelausrüster Nike, lange auch im Gespräch als möglicher Geldgeber eines Münchener Stadionneu- oder ausbau, sucht ebenfalls nach dem „adidas“ Deal in München nach einem Partner mit „Perspektive“ und so erinnerte man sich wohl an die schönen gemeinsamen Zeiten in den 90er Jahren. Mit Grausen denken wir dabei an diverse Farbkombinationen der BVB-Trikots, die uns lange Zeit den Namen „Leuchtkäfer“ einbrachten.

Südeuropäische Finanzkrise?

Wenig positives dagegen zur Zeit aus Italien, dem Mutterland des Transfer-Wahnsinns. Sportlich stehen die italienischen Vereine – nach einer schlechten letzten Saison – in Champions-League und UEFA-Cup gut da, doch zu welchem Preis?

Der Aufsichtsrat des italienischen Ex-Meisters Lazio Rom hat nun eine starke Kürzung der Gehälter seiner Spieler ab der nächsten Saison beschlossen. Der Klub des römischen Umlands (Lazio) wird dafür in der nächsten Saison maximal 150 Millionen Mark ausgeben können und dürfen, was einer Kürzung von 30 Prozent im Vergleich zur Vorsaison entspricht. Lazio Rom war 1999 der erste Klub, der in Italien an die Börse ging und zählt heute zu den wirtschaftlich am stärksten belasteten Vereinen der Serie A und hat mit einem Defizit von über 100 Millionen Mark zu kämpfen. Den italienischen Ligakonkurrenten geht es kaum besser. Kein Verein der Serie A konnte am 30. Juni 2001 schwarzen Zahlen vorweisen.

Lazio plant Verkäufe und Gehaltseinsparungen

Lazio legt nun einen Sparplans vor, an dem sich auch andere Klubchefs der Serie A orientieren wollen. Mit diesem Plan versucht Lazio-Präsident Sergio Cagnotti ab der nächsten Saison maximal 25 Spieler unter Vertrag zu nehmen. Dies bedeutet allerdings, daß einige seiner hochbezahlten Kicker verkauft werden müssen. „Lieber heute sparen, als in Zukunft drastischere Sanierungsmaßnahmen ergreifen zu müssen!“, begründet Cragnotti seinen Entschluß.

AC Florenz vor dem Aus? – Spieler setzen Ultimatum!

Existenziell bedroht ist die Zukunft des italienischen Erstligisten AC Florenz. Die Banken haben überraschend den erhofften Kredit nicht gewährt, mit dem der Verein die Gehälter der Spieler zahlen wollte. Nun droht Kapitän Angelo Di Livio (1997 im CL-Finale noch für Juve am Ball) der Klubführung: „Diesmal werden wir uns nicht mehr mit leeren Versprechungen begnügen. Wir werden nur dann auf unsere Initiative verzichten, wenn wir Garantien über die neuen Besitzer des Klubs erhalten werden. Der AC ist mit den Zahlungen schon seit Monaten im Rückstand und hat nun 20 Tage Zeit, um die ausstehende Summe zu begleichen.“ Andernfalls würden die Spieler die Auflösung ihres Vertrages beantragen, was ihnen ermöglichen könnte, sich ablösefrei einen anderen Verein zu suchen. Die zweite Lösung für die Spieler wäre, sich an ein Gericht zu wenden. Der Klub aus der Toskana könnte dann verurteilt werden, die Gehälter zu zahlen. Sollte das Geld nicht vorhanden sein, müßte der Fußballverband für den Klub des Medientycoons Vittorio Cecchi Gori aufkommen.

Doch zurück zu Lazio und dem finanziellen Wahnsinn: Von welchen Starspielern könnte sich Cragnotti im Rahmen seines Sanierungsprogramms trennen? In erster Linie wohl von den Top-Verdienern und Stars, die noch Geld bringen, also der argentinischen Stürmer Hernan Crespo, sowie Verteidiger Alessandro Nesta. Der spanische Rekordmeister Real Madrid soll bereits 250 Millionen Mark für das Weltklasse-Duo geboten haben.

Real Madrid trotzt Steuerschulden?

Was allerdings mal wieder für die gewagte Finanzpolitik der chronisch verschuldeten Königlichen aus Madrid sprechen würde. Derzeit stehen sie wieder einmal an der Spitze einer unangenehmen Tabelle. Hier sollen die Steuerprüfer eine Steuerschuld von 70 Millionen Mark ausgemacht haben. Dahinter stehen der FC Valencia mit 60 und der FC Barcelona mit 50 Millionen Mark. Wenn die Finanzämter mit der Eintreibung der ausstehenden Steuern Ernst machen, muss die Hälfte der Vereine in der Primera Division aufgelöst werden, behauptet die Zeitung El Pais. Nach Steuerprüfungen, die die Finanzämter bei 18 Klubs der ersten und zweiten Liga vorgenommen haben, schulden die Vereine dem Fiskus über 410 Millionen Mark für die Jahre 1996 bis 1999.

Diese Beträge kommen schlicht daher, daß die Behörden die Steuergesetze enger auslegen als die Vereine. Dabei geht es zum Beispiel darum, daß die Vereine einen Teil der Gehälter in Form von Honoraren zahlen. Dadurch werden die Spieler quasi wie freischaffende Künstler bezahlt, weil für deren Tätigkeit relativ niedrige Steuersätze fällig werden. Die Steuerschulden bedrohen vor allem die Existenz der kleineren Vereine, weil diese als Aktiengesellschaften nach der Gesetzgebung nur begrenzt rote Zahlen schreiben dürfen. Für Real und Barca gilt dies nicht, da sie keine Aktiengesellschaften sind. Auch die baskischen Vereine Athletic Bilbao, Real Sociedad San Sebastian und Deportivo Alaves sind nicht betroffen. Sie unterstehen nicht den spanischen, sondern den baskischen Steuerbehörden.

Es wird Zeit, daß die UEFA hier endlich verbindliche, für alle in Europa geltende, Richtlinien und Regelungen schafft. Sportlicher Erfolg und kleine Vereine, die finanziell vernünftig wirtschaften, dürfen nicht länger an die Wand gedrückt werden.

In der Bundesliga ist von all diesem finanziellen Gebaren nichts zu spüren, das sportliche steht klar im Vordergrund. Zumal wir jetzt einen neuen Tabellenführer begrüßen.

Leverkusen stürmt über Köln an die Tabellenspitze

All Leverkusener Are Bastards
© stadionwelt.de

Bayer Leverkusen hat Titelverteidiger Bayern München als Tabellenführer in der Fußball-Bundesliga abgelöst. Ein glückliches 2:1 (0:0) beim Abstiegskandidaten 1. FC Köln bedeutet für die Werkself weiterhin eine weiße Weste in der Bundesliga sowie den ersten Sieg in Köln seit 15 Jahren. Leverkusen ist nach dem Sieg im Müngersdorfer Stadion endgültig ein Titelanwärter - eine Mannschaft mit Siegermentalität.

Toppmöller bemühte sich um Bodenhaftung: „Geschafft sei noch gar nichts. Wir haben drei Punkte geholt und wollen weiter guten Fußball spielen." Das würde auch Ewald Lienen gerne vom 1.FC Köln sagen, doch den Domstädtern genügte auch die wohl bisher mit Abstand beste Saisonleistung nicht, um die siebte Niederlage in Folge zu verhindern. Nach der FC-Führung durch Markus Kurth (59.) auf Vorarbeit des endlich einmal überzeugenden Marco Reich besiegelten ein Abstauber von „Köln Alptraum“ Ulf Kirsten (63.) und ein Traumtor von Nationalspieler Oliver Neuville (72.) Kölns siebte Niederlage. Ein Sieg gegen St.Pauli dürfte damit nun Pflicht sein.

Die Gelb-Roten Karte gegen Jens Keller (54.) brachte die Kölner wohl um ein mögliches Erfolgserlebnis. „Ich will nichts kommentieren, nichts zum Schiedsrichter sagen, aber wir haben bei Schalke 04 und gegen Leverkusen jeweils einen Spieler durch Platzverweis verloren. Es mag jeder selbst beurteilen, ob das gerechtfertigt war." kochte Lienen.

Vor dem Auftakt in der Champions-League-Zwischenrunde am Mittwoch bei Juventus Turin gelang es Leverkusen wieder einmal ein 0:1 noch in einen Sieg umzuwandeln.

Köln: Sieg auf den Rängen, Niederlage auf dem Rasen
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Für Bayer war wohl entscheidend, das nach dem 4:1 über die Ukraine, die Nationalspieler nicht so müde waren, wie von den Kölnern erhofft. Toppmöller: "Solche Spiele zu gewinnen, kann entscheidend sein. Das habe ich der Mannschaft gesagt. Ich wollte gerade diese drei Punkte." Toppmöller hat seine Hausaufgaben gemacht und legt nach: „Ich rede nicht vom Titel, ich rede von gutem Fußball, den wir spielen wollen. Und ich habe die Vision, die Mannschaft im oberen Drittel Europas zu etablieren. Es war immer mein Traum, eine Mannschaft von Weltformat aufzubauen, die Chance habe ich bei Bayer. Ich will dahin kommen, wo die Bayern heute sind."

Ernüchternd wieder einmal das „Fan“interesse aus Leverkusen. Ganze 3.500 Werksangehörige hatten sich auf den Weg nach Köln gemacht, über 1.000 Karten der 4.500 den Leverkusenern zustehenden, wurden zurückgeschickt. Dafür nebelte ein Teil dieser wenigen Fans das Stadion tüchtig ein und erschwerten die Sicht auf die großflächigen Block-Transparente der Kölner. Die „Wilde Horde“ aus Köln hatte sich für den rheinischen Rivalen einiges einfallen lassen und grüßte mit einem freundlichen „A.L.A.B.“ (Abwandlung des scheinbar modernen A.C.A.B. = All Cops Are Bastards, hier also Leverkusener statt Cops). Farbenfroh dagegen die großen Transparente, auf denen das Kölner Symbol „Tünn“ die römischen Legionäre in Schach hält. Sieg auf den Rängen, Niederlage auf dem Rasen. Keine Frage, was am Ende wichtiger ist.

Ganz anders die sportliche Situation bei den Kölnern. Lienen gibt sich aber weiter kämpferisch: „Ich arbeite für das Spiel in St. Pauli. Wenn wir immer so gespielt hätten wie in Schalke und gegen Leverkusen, wären wir nicht auf Rang 16. Ich sehe einen Aufwärtstrend. Wenn wir auf dem Niveau weiterspielen, werden wir im Kampf gegen den Abstieg bestehen." Die gezeigte Leistung der Kölner läßt hoffen. Mit Timm kehrt zusätzlich ein Hoffnungsträger ins Team zurück. Die Mannschaft hat aufopferungsvoll gekämpft und auch spielerisch überzeugt. Trotzdem bleibt bei allen Treueschwüren abzuwarten, was passiert, wenn Köln das Spiel gegen St.Pauli verlieren sollte.

Effenbergs 2. Saisonspiel – Bayerns 2. Saisonniederlage

Effes Comeback

Stefan Effenberg bestimmt bekanntlich selber wann er spielt und wann nicht. Der Spielmacher und Mannschaftskapitän der Bayern ließ nach 111Tage Pause im deutschen Blätterwald keinen Zweifel an seiner Rückkehr. So kam „Effe“ zu seinem 2. Einsatz in dieser Saison und der FC Bayern München zu seiner 2. Saisonniederlage. Nach 9 Siegen in Folge wurde im „Klassiker“ bei Werder Bremen mit 0:1 (0:1) auch zu allem Überdruss auch noch die Tabellenführung an Bayer Leverkusen abgeben.

Trainer Ottmar Hitzfeld musste nach dem Spiel angefressen feststellen, daß Stefan Effenberg zu früh kam, der FC Bayern aber häufig zu spät. Einer der seltenen taktischen Fehler Hitzfelds und so kostete diese Nachlässigkeit dem Rekordmeister in Bremen drei Punkte, die Tabellenführung und die Rekordserie von zehn Siegen in Folge. Doch Hitzfeld stellte sich in gewohnter Manier vor seinen Spielmacher, lobte Effenberg und stellte Richtung seiner Mannschaft fest: "Nur mit Routine geht es nicht, so kann man kein Spiel entscheiden.“ Mit der gezeigten Leistung dürfte es für die Münchener in der CL gegen Manchester schwer werden.

Effenberg sah nach mehr als dreimonatiger Verletzungspause gegen seinen direkten Gegenspieler Torsten Frings wenig Land. Hitzfeld reagierte und ließ „Effe“ in der 2. Halbzeit gleich in der Kabine. Doch seine Kollegen konnten auch ohne ihn in der zweiten Halbzeit keine Wende erzwingen.

Die Bremer zeigten sich in bester Spiellaune und nur ein wie schon gewohnt überragender Oliver Kahn verhinderte einen früheren Rückstand seiner Bayern. Erst beim berechtigten Foulelfmeter (Lizarazu an Frings) musste sich der Nationalkeeper geschlagen geben.

Frustbewältigung nennt man wohl das, was der Ukrainer Viktor Skripnik im mit 36.000 Zuschauern ausverkauften Weserstadion, zeigte. Sicher hatte er das WM-Qualifikationspiel gegen Deutschland am Mittwoch noch im Hinterkopf und so drosch er den entscheidenden Foulelfmeter in der 41. Minute in die Maschen. Außerdem ließ er seinen Gegenspieler Hasan Salihamidzic in der 1. Halbzeit so schlecht aussehen, dass dem Bosnier zur Halbzeitpause das gleiche Schicksal ereilte wie „Effe“ und er ebenfalls in der Kabine bleiben musste.

Skripnik wollte nur den "schwarze Mittwoch“ vergessen, berichtete der Ukrainer, der seit Wochen an der Weser einen zweiten Frühling erlebt und auch zu seinem Länderspieleinsatz gegen Deutschland kam. Neben dem ruhigen Ukrainer macht ein zweiter Bremer Spieler seit Wochen durch gute Leistungen auf sich aufmerksam. Sein Name: Thorsten Frings. Der Bremer hofft nach dem gewonnen Duell mit Effenberg nun wieder auf einen Anruf vom DFB, verdient hätte er es spätestens seit diesem Samstag .

Coach Thomas Schaaf dazu: "Torsten hat sich gut entwickelt und bringt immer öfter eine Top-Leistung. Er ist ein guter Junge, der ständig den Drang hat, sich verbessern zu wollen."

Frings ist ein absoluter BVB Kandidat

Frings gibt dieses Lob an die ganze Mannschaft weiter. Er sieht von dieser Motivation die gesamte Bremer Mannschaft erfasst, scheinbar übermächtige Gegner sind da nur eine zusätzliche Motivation. "Wir haben uns vorgenommen, in dieser Saison kein Heimspiel mehr zu verlieren. Da können wir auch gegen den FC Bayern keine Ausnahme machen.“

Keiner redet im Moment bei Bremen mehr über Pizzaro. Der ehemalige Bremer wurde bei seinem ersten Auftritt mit den Bayern im Weser-Stadion gnadenlos ausgepfiffen. Er konnte sich ebenso wenig in Szene setzen wie sein Sturmpartner Giovane Elber, der eine ungewohnt schwache Partie zeigte.

Bremen hat z.Z. ein anderes Thema, dass wohl langsam zur unendlichen Geschichte zu werden droht: - Andreas „Herzi“ Herzog, der schmollt und sich abgeschoben fühlt bei den Bremern. Doch die sportliche Leitung der Bremer bleibt der eingeschlagenen Linie treu. Alte Zöpfe werden abgeschnitten (Rost, Eilts) und verlassen den Verein (Bode) und junge Spieler schließen effektiv die Lücken (Listessch, Borowski).

Arbeitssieg verlängert Herthas Erfolgsserie

Vierter Siege in Folge und Hertha BSC hat seine Aufholjagd in der Fußball-Bundesliga fortgesetzt. Schwer erarbeitet, aber am Ende verdient, besiegte die Röbertruppe 2:0 (1:0) den VfL Wolfsburg und holten damit daheim sogar den fünften "Dreier" nacheinander.

Sechs Pflichtspielsiege in Serie sollen nun für die anstehenden schweren Wochen das nötige Selbstvertrauen geben. In den folgenden Wochen wird sich für die Berliner zeigen, was diese Miniserie wert ist. Schon in der kommenden Woche reisen sie in der dritten UEFA-Cup-Runde zu Servette Genf, dann folgen bis zum 15. Dezember die Partien gegen Hansa Rostock, Rot-Weiß Erfurt im Pokal, Bayern München, das Rückspiel gegen Genf, Schalke 04 und Bayer Leverkusen.

Gerade mentale Stärke ist in den "englischen Wochen" also gefragt. "Man muss mit breiter Brust auftreten, dann machen einem die Belastungen nicht so viel aus", erklärte Hertha-Manager Dieter Hoeneß. Prunkstück der Berliner ist die Abwehr. "Hinten stehen wir derzeit gut und kompakt. Das ist eine Basis." so Hoeneß. Nur zwei Gegentreffer in den vergangenen sechs Partien unterstreichen seine Aussage.

Zudem profitierten die Berliner von Wolfsburger Geschenken. Zunächst sorgte Hans Sarpei (21.) mit einem Eigentor für Herthas Führung, anschließend erhielt VfL-Regisseur Dietmar Kühbauer wegen einer Tätlichkeit gegen Rene Tretschok die Rote Karte (41.) und machte damit Wolfsburgs Überzahl nach "Gelb-Rot" für den Berliner Rob Maas schnell wieder zunichte: "Das war wohl die entscheidende Situation. Unverzeihlich. Da kann ich nur den Kopf schütteln", zürnte VfL-Trainer Wolfgang Wolf. Und das wo er den gleichen Kühbauer in der Woche zuvor nach einer Trainingsrangelei noch lobte, da sei endlich mal Feuer drin gewesen. „Ich bin überrascht, wußte gar nicht, daß meine Spieler so etwas können.“ Freute er sich da noch über Kühbauers Agressivität gegen Robson Ponte.

Tatsächlich war Hertha nach dem Feldverweis für Maas kurzfristig ins Schwimmen geraten. "Zum Glück gab es den Platzverweis", bewertete denn auch Röber die Wiederherstellung des personellen Gleichgewichts sehr hoch.

Dennoch folgte nach der Pause die stärkste Phase der Gäste, die aber in Strafraumnähe erschreckend schwach blieben. "Wir haben unsere Chancen kläglich vergeben", meckerte Wolf. Die logische Konsequenz war Herthas entscheidendes 2:0 durch den kurz zuvor eingewechselten Bart Goor (81.), der seine große Woche krönte: "Erst mit Belgien für die WM qualifiziert, dann hat meine Frau unseren Sohn Senne zur Welt gebracht und jetzt auch noch ein Tor. Es läuft immer besser."

VfB gewinnt im Derby das Duell der „Rasselbanden“

Stuttgarter Stadion
© rohr-on-tour.de

Der VfB Stuttgart hat mit einem 3:0 (1:0)-Sieg vor 34.000 Zuschauern gegen den SC Freiburg seine Vormacht im Duell der Schwaben gegen die „Gelbfüßler“ gewahrt. Im 15. Bundesliga-Derby sorgten Silvio Meißner mit seinem ersten Bundesligatreffer (4.), der gerade eingewechselte Christian Tiffert nach Doppelpass mit Krassimir Balakow (75.) und Jochen Seitz mit Fernschuss (90.) für den vierten Stuttgarter Heimsieg in Folge. Freiburg wartet damit nun seit sieben Jahren auf einen Sieg in Stuttgart.

Volker Finke war nach dem Spiel sichtlich angefressen und hatte für die misslungene Uefa-Cup-Generalprobe kein Verständnis. "Einigen Spielern fehlten Frische, Fitness und Engagement", meinte der Trainer des SC Freiburg fünf Tage vor dem Europacup-Spiel gegen Feyenoord Rotterdam (Donnerstag, 20.30 Uhr, live in der ARD): "Sollten die Spieler heute Kraft gespart haben, dann müssten sie gegen die Niederländer geradezu explodieren." Torhüter Richard Golz wurde da noch fiel deutlicher: „So beschissen wie heute haben wir selten gespielt. Alles, was man besser machen kann, hat Stuttgart besser gemacht.“

Finke ließ das fehlen des gesperrten Nationalspielers Sebastian Kehl nicht als Entschuldigung gelten "Wir haben den VfB in den ersten Minuten fahrlässig stark spielen lassen", erklärte Finke. Auch das wegen Abseits nicht gegebene Tor von Adel Sellimi (62.) hätte der Partie nach Finkes Meinung keine Wende gebracht. Freiburg hatte über die gesamte Spieldauer keine einzige Chance, die Stuttgarts Torhüter Timo Hildebrand und seine Abwehr in Gefahr hätte bringen können. Eine Tatsache, die VfB-Präsident Manfred Haas allerdings nicht als Schwäche des Gegners auslegt: "Wir haben eine Hintermannschaft, die spielt sensationell."

Die jungen „Wilden“ aus Stuttgart bleiben weiterhin zuhause ohne Niederlage. Ihr frisches Spiel macht Spaß und lässt die Fans der Schwaben schon von mehr als nur einen sichern Tabellenplatz träumen. Voller Euphorie und Farbenpracht waren die Stuttgarter Fans ins Spiel gegangen und hatten ihrem Team die Richtung aufgezeigt.

Lautern „Go West“

Eins vorweg, Taribo West, neben seiner Fußballkunst bekannt dafür, dass er den schlechtesten Friseur der Welt zum Freund hat, wusste mit seiner neuen Haarpracht die „Teufel“ an Betzenberg zu erfreuen. Taribo West spielte teuflisch gut, auch wenn er die eine oder andere Aktion zu lässig anging und Brehme dem Herzinfarkt nahe brachte. Der neue Slogan in Kaiserslautern dürfte aber wohl so in Zukunft „Go West“ lauten. Auch Malz, der erst jetzt sein Debüt für die Pfälzer feiern konnte, wusste zu überzeugen. Der Betzenberg ist wieder eine Festung. Der 1. FC Kaiserslautern holte mit seinem Sieg über Aufsteiger FC St. Pauli 5:1 (2:1) den sechsten Sieg im siebten Heimspiel. Die „Kietzkicker“ bleiben auswärts weiterhin sieglos und übernehmen nun die Rote Laterne am Tabellenende.

Bei noch ausstehenden drei Heimspielen in diesem Jahr werden die Pfälzer wohl noch ein Wörtchen oben mitreden. Schon am nächsten Spieltag in Dortmund wird sich zeigen, wer von den beiden Mannschaften am Spitzenduo dranbleibt. Alle Vorzeichen für ein Spitzenspiel stehen somit auf Grün.

Allerdings waren die Hamburger ein äußerst schwacher Gegner und keine Standortbestimmung für den FCK. Selbst der von Torwart Tihomir Bulat gehaltene Foulelfmeter von Harry Koch (24.) und die eigene Führung durch den Brasilianer Marcao (30.) konnte die Hamburger nicht vor der deutlichen Niederlage bewahren. Lautern genügte vor 39.289 Zuschauern eine durchschnittliche Leistung, um das Spiel durch das Doppelpack vom starken Miroslav Klose (60. und 78.), sowie den Treffern von Vratislav Lokvenc (40.), Harry Koch (45.), und Lincoln (71.) zu entscheiden.

Wie so oft in dieser Saison, brachen bei den Hanseaten nach Gegnerführung alle Dämme. Auch der neuverpflichtete Norweger Morten Berre konnte bei den Hamburgern keine Impulse setzen. Nur Rahn und Marcao konnten überzeugen. Jetzt erwartet den FC St.Pauli in der nächsten Woche gegen den 1. FC Köln ein echtes Endspiel.

Zu allem Überfluß muss der Aufsteiger gegen den FC auf den Nigerianer Yakubu Adamu verzichten. Der Abwehrspieler erlitt bei einem Zusammenprall mit Lauterns brasilianischem Spielmacher Lincoln einen Schien- und Wadenbeinbruch und fällt somit wohl für diese Saison aus. Lincoln zeigte sich sichtlich geschockt, entschuldigte sich bei den Hamburgern in der Kabine und besuchte Adamu im Krankenhaus.

Dortmund auswärts eine Macht

Borussia Dortmund bleibt auswärts weiter eine Macht und setzt die Jagd auf das Spitzenduo der Fußball-Bundesliga fort. Nach einer mäßigen Vorstellung gewann der BVB bei 1860 München trotzdem verdient 3:1 (0:0) und feierte damit bereits den fünften Sieg in den vergangenen sechs Spielen.

Trainer Matthias Sammer war nicht unzufrieden. "Ich habe schon großartige Spiele gesehen, die wir nicht gewonnen haben." Wörns meinte nach dem sechsten Auswärtssieg: „Wir gewinnen, und wir können sogar noch zulegen.“ Und der nach 3 Monaten zurückgekehrte Jörg Heinrich zeigte sich noch selbstbewußter: "Wir wollen die Mannschaften da vorne unter Druck setzen und weiter rankommen. Ich bin schon einmal mit Borussia Meister geworden und würde es gerne noch einmal. Am besten schon diese Saison.“

In der 8. Minute war für Stefan Reuter, nach einem Zusammenprall mit Didier Dhedeene, die Partie bereits beendet. Beide bluteten stark am Kopf, der BVB-Kapitän musste sofort ausgewechselt werden und wurde durch Stevic ersetzt, der an alter Wirkungsstätte stark spielte. Zur Halbzeit blieb dann auch der bis dahin starke Dhedeene in der Kabine. In der 60. Minute folgte ihm dann auch noch 1860-Kapitän Marco Kurz (Sprunggelenksverletzung). Damit war die Ordnung in der Münchener Abwehr vollends dahin, Dortmund nutze die sich bietenden Möglichkeiten konsequent.

Der Sieg in München ging ok, auch wenn man einräumen muss, dass die Tore durch den Gegner begünstigt waren. Beim 1:0 (61.) köpfte Torben Hoffmann eine Flanke von Miroslav Stevic ohne Not Ewerthon vor die Füße, der den Ball sehenswert unter Kontrolle brachte und zur Führung einschoß. Beim 2:0 (70.) nach einer Ecke von Stevic war Torhüter Simon Jentzsch nicht im Bilde. Jan Koller löste sich schön von seinem Gegenspieler und konnte unbedrängt einköpfen. Und nach dem Gegentreffer durch Thomas Häßler (78.) brachte Marcio Amoroso mit seinem 7. Saisontreffer (81.) per Foulelfmeter den Sieg unter Dach und Fach.

Dieser (berechtigte) Foulelfmeter brachte den "Löwen"-Trainer Peter Pacult noch bei der Pressekonferenz in Rage. Erst sei ein Foul an Erik Mykland von Schiedsrichter Torsten Koop nicht geahndet worden, dann sei der Referee auf eine "Schwalbe" von Ewerthon hereingefallen, giftete der Österreicher. Pacult sah so nach dem Anschlusstreffer durch Häßler für die verbleibenden zwölf Minuten noch einen mögliche Chance das Spiel zu drehen. Sammer wollte das nicht kommentarlos stehen lassen, um einer Möglichen Diskussion in der Presse gegenzuwirken. „Die Borussia sei auch schon "beschissen" worden,“ so Sammer, zumal Schiri Koop ein klares Foul im gegnerischen 16er an Sörensen nicht ahndete.

Zulegen müssen die Borussen nun vor allem im eigenen Westfalenstadion. Auswärts holte Dortmund bereits 18 Zähler, zuhause gerade mal nur 10. Am nächsten Sonntag um 18 Uhr hat der BVB die Chance an der Punkteausbeute im Westfalenstadion zu arbeiten. Mit Kaiserslautern empfängt Borussia den aktuellen Tabellendritten. Gerade rechtzeitig sind die Betze-Buben fit für den Gipfel...ob uns das aber behagt, in der Außenseiterrolle zu sein? Alles spricht gegen Dortmund, Sonntagspiel, Heimschwäche, ohne Rosicky - alles Nachteile, die Fragen werden uns spätestens nächsten Sonntag beantwortet! Auswärts tut sich der BVB einfach leichter, weil sie nicht unbedingt das Spiel machen müssen, besonders dann, wenn Tomas Rosicky (Muskelfaserriss) ersetzt werden muss, wie jetzt gegen 1860 München.

Alles wie gehabt bei den "Löwen", vier Spiele, drei Niederlagen, schon die vierte Pleite im Olympiastadion. Dazu kommen immer mehr Verletzte. Im Angriff fehlten die etatmäßigen Stürmer Agostino, Max und Schroth sowie Neuzugang Davor Suker, in der Abwehr herrscht akuter Notstand. Trainer Pacult glaubt die „Löwen“ trotzdem auf einem guten Weg. Der Österreicher sollte nur aufpassen, dass der Weg nicht geradewegs Richtung Abstiegsplätze führt. Immerhin sind die Hirarchien wieder geradegerückt: 1860 - Bayern Endstand 1:5, 1860 –Leverkusen Endstand 1:4 und 1860 - BVB Endstand1:3

Jara Effekt in Hamburg bereits verpufft?

Alles schon mal dagewesen bei den Hanseaten. Hamburg spielte in der AOL Arena schwach und zeigte in der fünften Partie unter Kurt Jara eine Leistung die auch schon unter Frank Pagelsdorf nicht schlimmer war. Schalke kam trotz der desolaten Leistung des HSV am Samstag nicht über ein 0:0 hinaus. Somit blieben die Hamburger auch im zehnten Spiel in Folge gegen den Lieblingsgegner aus dem Revier ungeschlagen.

Nichts ist geblieben vom "Kurt-Jara-Effekt" nach den zwei Auftaktsiegen unter dem Österreicher. Der ersten Euphorie scheint endgültig wieder tiefe Verunsicherung gefolgt zu sein. Die Heimniederlage gegen Hansa Rostock war bitter, die Niederlage bei Bayern München sicher nicht unerwartet. Doch belastet es wohl vor allem die Mannschaft, auch nach dem Spiel gegen Schalke, erneut ohne Torerfolg dazustehen. Jara sieht zu Recht noch viel Arbeit auf sich und die Spieler zukommen.

Während die Hamburger das Publikum gegen sich aufbrachten, war es auf Schalker Seite vor allem mal wieder Manager Rudi Assauer, der nach dem Spiel den Journalisten in die Blöcke diktierte: „Mit diesem Unentschieden kann ich nicht leben." Angesichts ihrer spielerischen Überlegenheit habe seine Mannschaft heute zwei wichtige Auswärtspunkte im Kampf um die Teilnahme am internationalen Geschäft geradezu verschenkten. Achtung Schalker Spieler! Da liegt Ärger in der Luft.

Zum vierten Mal reisen damit auch die Schalker ohne Torerfolg in der Fremde zurück. Ein Pfostenschuss, ein Abseitstor von Andreas Möller (51.), zweimal auf der Linie gerettet und dreimal am starken HSV-Schlussmann Martin Pieckenhagen gescheitert. So warten die Königsblauen weiter auf ihren zweiten Auswärtssieg.

Am Ende versuchten dann auch die HSV-Profis und Trainer Jara sich am Gegner stark zu reden. Schalke sei ja schließlich nicht irgendwer und man habe immerhin kein Gegentor kassiert. Den Fans hatten aber angesichts der mangelhaften Offensivbemühungen Ihrer Mannschaft die Nase gehörig voll. Das Pfeifkonzert nach Schlusspfiff war so laut, dass die HSV-Profis den Gang vor die Nordkurve auf halbem Wege wieder abbrachen. "Die Zuschauer, die uns das erste Mal gesehen haben, kommen wahrscheinlich nicht wieder", meinte HSV-Stürmer Erik Meijer vielsagend. Damit mag er wohl Recht behalten.

Erhoffte personelle Verstärkung wird es beim HSV in naher Zukunft auch wohl nicht geben. Die Rückkehr von Thomas Gravesen ist kein Thema mehr, die geforderte Ablöse von rund 15 Millionen Mark kann sich der HSV nicht leisten, zumal er auch nicht dem Anforderungsprofil „Kreativspieler im offensiven Mittelfeld gesucht“ entspricht.

Jara verstärkt also erst einmal die Defensive und verkauft das "zu Null" als Erfolg: „Wir haben immerhin schon 18 Gegentore kassiert, da tut es gut, zu Null zu spielen." Die Zeit des angriffsorientierten „Hurra-Fußballs“ in Hamburg ist also vorbei. Hamburg steht wieder einmal im Umbruch und hinkt seinen eigenen Erwartungen hinterher. Hoffnungsträger wie Jörg Albertz sind im Moment nicht mehr als Mitläufer.

Energie-Präsidium vertraut Manager Stabach

Das Präsidium von Fußball-Bundesligist FC Energie Cottbus hat seinem bei der Staatsanwaltschaft Cottbus unter dem Verdacht der Veruntreuung stehenden Manager Klaus Stabach das Vertrauen ausgesprochen. Darüber hinaus ist der Vereinsanwalt beauftragt worden, gegen den Spielervermittler Ludwig Kolin eine Verleumdungsklage einzureichen. Die Sitzung war auf Forderung von Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt einberufen worden, nachdem im Haus von Stabach im Rahmen einer Ermittlung Bargeld in verschiedenen Währungen in Höhe von knapp 100.000 DEM gefunden worden war.

Zudem beschäftigte sich das Gremium mit der sportlich angespannten Situation der Lausitzer und genehmigte Investitionen in Höhe von 1,5 Mio DEM, um den Kader von Trainer Eduard Geyer aufzustocken. Als oberstes Ziel der kommenden Wochen deklarierte das Präsidium den Klassenerhalt in der Bundesliga. "Alle Kräfte im Verein sollen gebündelt werden, um bis zum Ende der Hinrunde eine Punktzahl zu erreichen, die den Klassenerhalt weiterhin möglich macht", teilte der Klub per Presserklärung mit.

Mit dem 0:0 in Mönchengladbach – eines der besseren 0:0 Spiele – begannen die Cottbuser mit dem Punkte sammeln. Dabei nutzten sie aber nicht mal die personelle Überlegenheit, nachdem Gladbachs Nielsen in Halbzeit eins zu Recht „rot“ gesehen hatte. Konterchancen in Hälfte eins hatten die Cottbuser nicht nutzen können, in Hälfte zwei tauchten sie dann ganz unter.

Die Gladbacher Fans machten ihrerseits wieder einmal den Unparteiischen als Schuldigen aus. Wie schon im Heimspiel gegen Borussia Dortmund sahen sie in ihm den einzig Schuldigen und hatten mit dem zu Unrecht nicht gegebenen Elfmeter nach Foul an Ulich (60. Minute) sogar ein Argument. Das Unvermögen des eigenen Sturms wird offensichtlich nicht bemängelt.

Fußball statt Funkel?

Diese Forderung der Rostocker Fans war nach den letzten Siegen gegen 1860 und beim HSV scheinbar wieder verschwunden. Doch schon die ernüchternde Heimniederlage gegen Werder Bremen sollte zeigen, wohin die Reise geht: nach unten. Und in Nürnberg trat die Hansa-Truppe den entgültigen Beweis an, daß es noch schlechter geht.

Da paßt es ins Bild, daß das Hansa-Präsidium laut Kicker-Informationen Co-Trainer Juri Schlünz den Cheftrainerposten bereits vor meheren Wochen angeboten hatte. Doch Schlünz habe abgelehnt und daher sei Funkel überhaupt noch im Amt. Das werden stürmische Wochen für Fußball-Verhinderer Funkel an der Ostsee. Seinen Zögling, den Stolperer aus Togo, Bachirou Salou, hatte Hansas Vorstand bereits beurlaubt, nachdem dieser öffentlich Kritik an eben diesem geäußert hatte. Er darf sich einen neuen Verein suchen, scheint aber keinen zu finden.

Umgekehrt der 1.FC Nürnberg: nach sieglosen Wochen endlich dieser wichtige Sieg gegen einen direkten Konkurenten. Kämpferisch und spielerisch zeigten sich die Clubberer in deutlich besserer Verfassung als die Hanseaten. Dazu zeigte Schnäppchen-Nachkauf Tommy Larsen ein gelungenes Debüt. Ausgerechnet die bereits als Flops verschrieenen Sanneh und Michalke waren dann am erlösenden 1:0 beteiligt, Sanneh bereitete vor, Michalke schloß ab.

„Pro 15:30“ geht weiter!

„Pro 15:30“ in Gladbach
© stoop.de

Die Fans zeigen wieder deutlich, daß sie die Nase voll von Sonntagsspielen und kurzfristigen Spielansetzungen haben. In vielen Stadien wurden zunächst kleinere Proteste durchgeführt, um darauf aufmerksam zu machen, daß DFB und DFL sich bislang gar nicht oder nur unzureichend an die Absprachen halten, die vor Saisonbeginn gemacht wurden. So sollten Sonntags nur Spiele stattfinden, in denen UEFA-Cup-Teilnehmer beteiligt sind, bzw. die beiden Vereine nicht mehr als 300 km auseinander liegen. Doch sowohl Gladbach – Cottbus, noch Nürnberg gegen Rostock erfüllten diese Voraussetzungen. Viele Fans fühlen sich immer weniger ernst genommen, gar veralbert von den mächtigen Fußballfunktionären. Hauptaktion fand im Karlsruher Wildpark statt, wo Unioner und KSC’er eine gemeinsame Aktion durchführten. Doch trotz großen Aufwands und Öffentlichkeitsarbeit seitens des KSC-Fanclubdachverband „Supporters Karlsruhe e.V.“ nahm die regionale und schon gar nicht überregionale Presse davon Notiz.

„Pro 15:30“ im St. Pauli-Block
© der-betze-brennt.de

Schlimmer trieb es da nur die BILD Hamburg, als sie das Transparent der Paulianer zwar erwähnte („Auswärtsfahrten sind kein Last-Minute-Urlaub", was auf die kurzfristige Terminisierung der Spieltage und an das nicht eingehaltene Versprechen der DFL aufmerksam machen sollte), aber sich dann zu der Behauptung verstieg, dies sei eine „klare Ansage an die Profis"! Guten Morgen, liebe Redakteure aus dem Hause Springer/Kirch, so geht es nicht.

Die Proteste werden nun sicherlich wieder anrollen und sollen auch ausgeweitet werden. So kann es nicht sein, daß alle Fußballfans in Deutschland weiter kriminalisiert werden und unter teilweise unwürdigen Verhältnissen in die Stadien geschleust werden (Gelsenkirchen, Leverkusen, Freiburg, Stuttgart). Fahnenverbote, Ordnerwillkür und die zunehmende Kommerzialisierung geraten zunehmend ins Visier vieler Fans.

„Pro 15:30“ im BVB-Block

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