Neues aus Block 11...äh...82!
Heute kommt unser beliebter Kommentar ausnahmsweise mal von unserem Berichterstatter aus Block 82. Der Ausbau 1999 hat diesen und seine Nachbarblöcke erschaffen. Die Blöcke sind neu und ich bin es auch und sitze gerne hier. Womit wir gleich an einem Punkt angelangt sind, der wirklich störend ist: ständig meinen alle Leute, man müsse hier stehen!? So ein Quatsch, dabei gibt es doch hier diese praktischen Klappsitze, warum sollte ich dann stehen? Außerdem spare ich mir doch das Geld für einen teuren Sitzplatz. Gut, in letzter Zeit kann man dort kaum noch sitzen, viel zu voll ist es geworden. Dann kommen Leute und stellen sich hinter einen, wo hier doch gerade mal 2 Stufen sind, eine Unverschämtheit.
Was aber noch schlimmer ist: in letzter Zeit kommen da immer mehr junge Leute hin, die so merkwürdige Fahnen mitbringen. Zweistockfahnen heißen die wohl!? Da steht allerlei komisches Zeug drauf. Meist in altdeutscher Schrift, sind bestimmt alles Nazis, genau wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die lese ich deswegen auch nicht (Bei Borussia habe ich auf der Homepage neulich auch etwas in altdeutscher Schrift bei der Vereins-Chronik gefunden, da habe ich gleich weggeklickt, sowas will ich gar nicht lesen). Und diese jungen Leute halten diese Dinger ständig hoch, so daß man dann nichts vom Spielfeld sehen kann. Ich habe mich schon – leider ohne Erfolg – beim gerade öffentlich ausgezeichneten Ordnungsdienst beschwert. Dann haben die noch eine riesige Fahne dabei, ein wahnsinnig großes Teil mit dem sie anderen Leuten ständig vor der Nase rumwedeln. Da hat ihnen der Ordner aber tüchtig Bescheid gegeben, sowas geht doch nicht, wir sind schließlich in einem Fußballstadion. Man stelle sich vor, in der Oper würde dauernd jemand seine Fahne schwenken. Sowas sollte Herr Blatter mal ansprechen, die Sache mit dem Bier finde ich nicht so schlimm (Anm. der Redaktion: FIFA-Präsident Joseph Blatter hat sich für ein „Bier-Verbot“ eingesetzt, da in der Oper ja auch kein Bier getrunken werde.).
Am Anfang war das mit den Jungs ja noch ganz lustig, da waren das nur ein paar, die hingen ihre Fahne (Fanclub Langendings oder so) auf und verteilten Flugblätter, auf denen aufgerufen wurde, die Mannschaft zu unterstützen. Das habe ich dann auch getan: bei „Heja BVB“ habe ich den Refrain lauter als sonst mitgesungen und bin auch lange stehen geblieben, ich nenne das Stimmungsstehen. Geklatscht habe ich dann auch noch hin und wieder, aber nur wenn die Aktion auf dem Platz das auch verdient hatte und sehenswert war. Hat zwar Spass gemacht, muss ich aber nicht jede Woche haben. Schließlich will ich mich amüsieren.
Und jetzt das: seit einigen Wochen kommen immer mehr junge Leute und bringen ihre Zweistockfahnen und eine große Fahne mit. Ich habe mal nachgesehen und konnte einige Schriftzüge der (vermutlich) Fanclubs sogar doch entziffern: Kamener Jungs, Desperados (machen die Werbung für ein Bier?), Der treue Süden, Klatschvieh’89, Langenfeld, Young Sups, Revier Sups, Ruhrpott Rambos, AwaySups Werdohl und noch ein paar, die ich leider nicht erkennen konnte.
Und die machen auch nur Stimmungsstehen, klettern ständig über die Klappsitze und bringen außerdem noch ein irre lautes Megaphon mit. Dann fangen die an, das vorzusingen, damit alle anderen mitmachen. Aber diese Lieder kenne ich gar nicht und bei „Hey Baby“ singen die nicht nur nicht mit, sondern singen „Das hat mit Fussball nichts zu tun!“. Wieso das denn nicht? Ist doch ein tolles Stimmungslied, da kann man prima aufstehen, klatschen und mitsingen. Man muß sich wenigstens keinen eigenen Text überlegen, oder genau aufpassen, was die anderen singen. „Hey Baby“ läuft schließlich überall, kennt also jeder. Aber diese Jungs machen es sich unnötig schwer, die singen Lieder mit richtig langen Texten und wollen einem einreden, daß das dann das Vereinslied sei. So ein Blödsinn, das Vereinslied ist „Heja BVB“, den Refrain kennt schließlich jeder. Und wenn es etwas anderes wäre, würde Nobby das doch auch mal spielen, oder nicht? Warum sollte ich denn auch noch andere Lieder lernen? Das wird mir dann irgendwann echt zuviel. Wenigstens trommeln die Trommler dann oft anständig dazwischen, dann machts denen keinen Spass mehr weiterzusingen, weil die Trommler geschickterweise einen anderen Takt anlegen.
Überhaupt dieser Unsinn, sie wollten die Mannschaft unterstützen, das hört die doch unten gar nicht, wenn das nur diese 250 Leute machen. Können sie sich also eigentlich sparen.
Am Freitag haben die dann
sogar die Frechheit besessen, „Und
schon wieder keine Stimmung BVB“ zu singen. Pah, ich habe doch die ganze
Zeit gestanden und ab und an geklatscht, haben die anderen doch auch gemacht.
Aber zur Halbzeit haben wir es den Millionarios
mal gezeigt, da wurden die tüchtig ausgepfiffen, die waren ja sooooo schlecht.
Dann klatsche ich auch nicht, sehe ich gar nicht ein, die sollen erst mal
Leistung bringen, bevor ich wieder klatsche oder gar „Hey Baby“ singe. Nicht mit mir, so schön sind die auch nicht.
Die Jungs über mir haben es dann noch weiter getrieben, die sangen dann – nachdem im Block 13 richtigerweise gefordert wurde: „Wir wollen Euch kämpfen sehen!“ – sogar: „Wir wollen Euch singen hören!“ Ohne Leistung kein Gesang, so sehe ich das. Und mein Nachbar Edgar, der geht immerhin schon seit den 70´ern zum BVB (ich bin ja aber auch schon seit 6 Jahren dabei) sagt immer: „Ich gehe immerhin schon seit 1975 zum BVB und habe ganz andere Zeiten mitgemacht, da habe ich es nicht nötig, mir von diesen jungen Bengeln sagen zu lassen, ich würde mein Team nicht unterstützen. Solange da nur die Millionäre rumlaufen, will ich erst mal Leistung sehen, bevor ich was mache!“ Richtig so Edgar, wir sind schließlich die Fans, haben bezahlt und wollen unterhalten werden. Wo kommen wir denn dahin, wenn wir von uns aus was machen würden? Dann ginge ja alles drunter und drüber im Stadion.
Aber die alten Stimmungsblöcke 12 und 13 haben es dann allen gezeigt, da haben
sich erstmal eine Menge Leute umgedreht und waren mächtig sauer, daß die da
oben meinen, plötzlich Stimmung machen zu wollen und dann ging´s los: 17
Minuten Dauergesang „Olé, jetzt kommt
der BVB!“ Da haben die dann aber Augen gemacht. Aber die Millionäre
auf dem Rasen haben gar nichts gezeigt, also haben wir wieder aufgehört (ein
paar Minuten habe ich auch mitgemacht). Der Sohn vom Edgar steht mit seinen 12
Jahren nun auch schon seit 2 Jahren in Block 13, das hätte ich dem Kleinen gar
nicht zugetraut, daß er sich zu den ganzen harten
Fans stellen würde. Aber er meinte, daß da viele in seinem Alter wären,
die die „Mörder-Stimmung“
anheizen. Ganz schön mutig der Kleine, da kann er auch zu Recht mit protzen.
Man lauscht ja schon voller Ehrfurcht,
wenn es Leute gibt, die sich da reintrauen. Der Edgar steht da schon länger
nicht mehr, er sei zu alt, meint er. Er sitzt mit seiner Kutte
jetzt schon länger auf dem Oberrang der Westtribüne „und feiert da“, sagt er stolz. Er hat mir mal alle Aufnäher
gezeigt und erklärt, was die gekostet haben (danach streicht er dann über
seinen Bierbauch und erklärt mir, daß
der auch nicht billig war). Wenn der mir dann von früher erzählt (und ein
wenig prahlt), lausche ich immer ganz andächtig. Früher hatten alle auf der Südtribüne
(früher habe ich immer Südkurve gesagt, weil dieser nette Herr vom Stadion-TV
das auch immer sagte) Kutten an und jeder der keine hatte, bekam echt Probleme
im Ansehen. Aber das scheint ja vorbei zu sein. „Ein
paar sehe ich zwar noch, aber die sterben aus“, meint Edgar. „Weil das nur die Alten hatten“, sagt er, „die Jungen hätten doch gar keine Ahnung.“ Naja, da flunkert er
schon ein wenig. Meine Frau glaubt ja, der trägt die Kutte nur noch, weil er
glaubt, damit andere schocken zu können. Sie sagt, sowas erinnere immer noch an
den typischen Extrem-Fußballfan,
auch wenn Edgar sonst nicht mehr viel damit zu tun hat.
Einmal war ich dieses Jahr auswärts (Bochum zählt nicht und nach Gelsenkirchen fahre ich nicht, da hört man immer schlimme Geschichten) dabei, in Freiburg, weil die Stadt so schön ist. Und da stand neben mir eine Gruppe dieser berüchtigten Kuttenfans, die haben die ganze Zeit mitgesungen, genau wie diese jungen Leute aus Block 82, die waren nämlich auch da. Ob die wohl öfter auswärts mitfahren? So was verrücktes. Edgar war ja in Wolfsburg (warum auch immer, da gibt’s doch nichts zu sehen), 6 Stunden Fahrt und dann spielen die so einen Scheiss, er war total sauer und hat die auch nicht angefeuert, sagt er. Aber rechts von ihm hätten wohl einige jüngere Kutten gestanden (hat er ganz verächtlich gesagt, die hätten nicht mal Blutflecken auf der Kutte, wobei die Blutflecken auf Edgars Kutte auch nur von ihm selbst kommen, als er mal betrunken seine Nase an einer Laterne eingerammt hat), die immer wieder sangen und immer hinter ihm noch ein paar ohne Kutten nur mit diesen komischen schwarz-gelb-gestreiften Schals, die sangen auch die ganze Zeit. Er meinte aber, daß das viel zu kompliziert war, wie soll man betrunken auch fremde Lieder erkennen. Eben, das ist verdammt schwer. Sollen die doch einfach mal „Shalalalala“ singen, das kann jeder und ist auch kreativer, als lange Lieder mit mehreren Strophen.
Zurück zu Freitag gegen den VfB
Stuttgart: dieses Mal standen da oben noch mehr als sonst, ich mußte schon
wieder eine Reihe weiter runter, aber mich kriegen die da nicht weg. Die tragen
nicht einmal Trikots und nur einen Schal!
Ich zeige immerhin, daß ich Borusse bin, trage an beiden Armen 4 Schals und habe mir noch einen um den Oberschenkel
gebunden, dazu noch einen um den Hals.
Von unseren Freunden aus Freiburg, Glasgow, Turin, 1860 München (die schimpfen aber in letzter Zeit immer) und St.Pauli (die finde ich viel besser als diesen alten Quatsch mit dem Hamburger SV) trage ich immer abwechselnd einen Schal. Zuhause habe ich übrigens noch einen Freundschaftsschal Bayern München – Borussia Dortmund aus dem Meisterjahr 1995, aber den trage ich nicht mehr, den Bayern gönne ich nichts mehr. So eine unfaire Mannschaft... Dann doch lieber die Schalker, die spielen tollen Fussball und Andreas Möller, mein Lieblingsfußballer, spielt da auch noch. Das darf man da oben in Block82 nicht laut sagen, die mögen die Schalker alle überhaupt nicht, noch viel weniger als die Bayern, warum auch immer. Die haben halt keine Ahnung, schließlich sind die Bayern unser großer Gegner, die Schalker sind doch auch aus dem Ruhrpott genau wie wir! Aber die reagieren da echt giftig drauf.
Auch wenn man nicht mitsingt, sagen die einem dauernd, man solle sein Team unterstützen. Wie schon gesagt: das hören die Spieler da unten eh nicht und ob die Millionäre das überhaupt interessiert? Ich bin in erster Linie Kunde der KGaA, besitze auch Aktien und bin kein Spieler oder sonstiger Teilnehmer am Spiel, soweit kommt´s noch!?
Ich bin mal gespannt, wie das
weitergehen soll. Wenn da noch mehr kommen, muss ich mir wohl doch einen anderen
Platz suchen, wäre schade, schließlich sieht man von da aus so toll, es ist
billig
und an den Bierstand gelangt man auch ziemlich schnell. Naja, die werden
schon aufgeben, wenn sie merken, daß eh keiner mitmachen will. Hoffe ich
zumindest. Und dann kommt auch „Hey
Baby“, „Hände zum Himmel“
und „Blau von den Bergen“ wieder,
gefiel mir eh besser als dieser altmodische Quatsch, man kann zuhören und muß
nicht selber singen. Fußball
ist modern
und keine altbackener Sport, wo man so alte Sachen singt wie „Wir halten fest und treu zusammen...“. Immer dieser Traditionsquatsch,
wenn ich schon sehe, daß die am Freitag Transparente dabei hatten, wo irgendwas
mit 1966 drauf stand und ganz viele
Namen. Ich war da noch nich ma auf der Welt! Was sollte das? Ein Transparent
haben die auch an mich weitergegeben, ich sollte das zum Anpfiff hochhalten. Das
habe ich dann aber nicht gemacht, ein paar andere auch nicht, hat dann wohl
nicht so gut geklappt für die Jungs. Was war 1966 überhaupt? Der BVB war doch
vor 1989 eine ganz kleine Nummer, oder? Ist doch erst 1976
aufgestiegen...kopfschüttel...