Spieler, die der BVB nicht mehr brauchte, wollte oder halten konnte...
Ein typisches und nicht gerade seltenes Phänomen in der Bundesliga ist folgendes: Spieler X ist bei Verein Y chancenlos und besitzt keinerlei Perspektive mehr, der Durchbruch in der Bundesliga rückt in weite Ferne. Doch mit einem Wechsel zu Verein Z wird alles anders und der Spieler X kann seinem alten Arbeitgeber Y verspätet seine wahren Qualitäten präsentieren.
Lars Müller (25) ist solch ein Spieler, der bei seiner ersten Station in der Bundesliga sicherlich nicht den erhofften Erfolg hatte. In seinem Fall davon zu sprechen, dass sein Talent verkannt worden sei, wäre ohne Frage maßlos übertrieben. Lars Müller war schlicht und einfach zur falschen Zeit beim BVB. "Damals", in der Saison 1995/96, war er schließlich gerade einmal 20 Jahre jung. Viel entscheidender aber war, dass mit Stephane Chapuisat, Kalle Riedle, Heiko Herrlich oder Ruben Sosa Stürmer der Extraklasse in den Reihen von Borussia Dortmund standen. Mit den Shootingstars Lars Ricken und Ibrahim Tanko, die im Vorjahr als legendärer Baby-Sturm den Titel gewonnen hatten, schienen sogar schon die nächsten zwei Sterne am Dortmunder Fußballhimmel aufzugehen. Zu guter letzt bestand für den damaligen Trainer Ottmar Hitzfeld aufgrund der großen Dortmunder Erfolge gar keine Veranlassung auf einen Spieler zu bauen, der "bloß" bei den eigenen Amateuren für sich werben konnte.
Immerhin waren ihm sechs Kurzeinsätze in der ersten Bundesliga vergönnt, ehe der von der Hammer Spielvereinigung gekommene Stürmer den BVB in Richtung des Erstligaabsteigers KFC Uerdingen verließ. Von 1996 bis 1999 bestritt er mit dem KFC drei vollkommen unscheinbare Spielzeiten in der zweiten Bundesliga. Am Ende dieser Episode stand für den Krefelder Klub der Abstieg in die Regionalliga, während Lars Müller mit dem Wechsel zu Alemannia Aachen zweitklassig blieb. Am Aachener Tivoli konnte er in der Folge wieder für etwas mehr Aufsehen sorgen, was auf das größere Fan-Potential und Medien-Interesse zurückzuführen sein dürfte. In Aachen entwickelte er sich zudem immer stärker vom Stürmer zum Mittelfeldspieler, vornehmlich für die linke Außenbahn. Endgültig als Stammspieler etablieren konnte er sich aber auch bei seiner dritten Station als Profi nicht.
Ganz einfach: Indem er von der aller ersten Trainingseinheit mit all seinem Engagement alles daran setzte, für seinen Einsatz in der Stammelf zu werben. Und das gelang ihm so eindrucksvoll, dass er den Polen tatsächlich schon zum Bundesligaauftakt in Dortmund auf die Bank verwies. So schloss sich für Lars Müller ausgerechnet im Westfalenstadion - trotz der 0:2-Niederlage gegen den BVB - der Kreis. Dieser Zustand hat sich bis heute noch nicht geändert, weil der einstige Dortmunder dem spielerisch eindeutig überlegenen Krzynowek ein Plus an Mannschaftsdienlichkeit und Defensivstärke entgegensetzt. Wie er beispielsweise gegen den SC Freiburg mit starken Flanken bewies, hat er frühere Stürmer aber auch das Offensivspiel nicht verlernt...
Lars Müller - In Dortmund ohne Chance, nun dennoch auf dem Weg zu einem soliden Erstligaspieler!