Eua Senf

Gästeautoren: Warum bin ich eigentlich Borusse? - Teil 2

20.06.2001, 13:00 Uhr von:  Gastautor

Unter diesem Motto lässt Schwatzgelb.de seine Leser zu Wort kommen (Der Auslöser dieser Aktion ist hier zu lesen). Aus den eingesandten Zuschriften, möchten wir hier auszugsweise einige veröffentlichen. Gleichzeitig bitten wir die Gast-Autoren um Entschuldigung, dass es mit der Veröffentlichung etwas länger als geplant gedauert hat! Viel Spaß beim lesen...

Artikel 5: Warum bin ich eigentlich Borusse?

Die BVB-Fans im Jahr 1997

Auch ich habe mir einmal in aller Ruhe diese Frage gestellt: Warum, um Himmels willen, bin ich eigentlich Borusse? Ich, der immerhin ca. 250 km von Dortmund entfernt lebt und eigentlich von lauter Fischköpfen, Seppels und ab und an noch von ein paar HSV'ern umgeben bin?

Ich glaube, alles begann im Jahre 1989, als ich - damals 14 jährig - vor dem elterlichen Fernseher saß und mir das Halbfinale im DFB Pokal zwischen Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart begeistert anschaute. Und auch wenn es nur über das Medium "Fernsehen" war, bekam ich mit, welche Stimmung dort auf den Tribünen dieses Stadions herrschte. Ich weiß noch heute, als ZDF-Reporter Günter-Peter Plog (heute Pressechef von Eintracht Frankfurt /Die Red.) hoffte, das es friedlich bleiben möge als er sah, das die Fans auf der Südtribüne sich der Zäune bemächtigt hatten.

Seitdem habe ich versucht, im Rahmen meiner Möglichkeiten und angesichts der Entfernung nach Dortmund (250 km), soviel über den BVB zu erfahren wie irgend möglich. Nach Karten braucht man hier (leider) gar nicht erst zu fragen, da es als "außenstehender" doch sehr schwer war, für irgendwelche beliebigen Spiele ein begehrtes Ticket zu bekommen, ließ mein erstes BVB Spiel doch noch eine Zeit lang - und zwar bis zur Saison 1998/1999 - auf sich warten (auch auf Grund diverser persönlicher/beruflicher Gründe). Der BVB besiegte seinerzeit den VfL Wolfsburg obligatorisch mit 2:1.

Auch wenn ich mich allein auf den Weg nach Dortmund gemacht hatte, war ich doch sofort fasziniert von dieser unbeschreiblichen Atmosphäre und dem ganzen drum herum beim BVB, so daß ich mich spontan entschloß, jetzt doch öfter vorbeizuschauen. Also mußte ich, um nicht wieder den Weg in die Westfalenmetropole allein antreten zu müssen, notgedrungen mit den "Fischköppen" meine nächste Dortmund-Reise auf mich nehmen (als kleine Entschädigung war es mir doch immerhin noch gelungen, das businterne Tippturnier zu gewinnen, und noch den Pott abzuräumen!) Am beeindruckensten blieb mir jedoch das Leverkusen Spiel aus der gleichen Saison in Erinnerung (Flutlicht und ein Spiel, das den Zuschauer voll und ganz mitriss, auch dank diverser Schiedsrichterentscheidungen). Negativer Höhepunkt meiner leider spärlich gesäten Spielbesuche war das Auswärtsspiel im "Zugstadion" Bremen, als einige wenige ...hmm...ja Bekloppte meinten, sich mit den Ordnungskräften anlegen zu müssen.

In der letzten Saison reichte es leider nicht zu einem persönlichen BVB-Besuch in der Bierstadt, aber in der kommenden Saison soll es häufigere Stadionbesuche meinerseits geben. Ansonsten besteht mein Borussendasein aus der Mitarbeit beim legendären Fanzine schwatzgelb.de sowie Dauerbesuchen auf diversen Internetseiten. Das ich natürlich sämtliche Radio-Livereportagen und Fernsehberichte über den BVB verfolge, versteht sich ja von selbst. Wobei es hier im Rückblick betrachtet natürlich auch den ein oder anderen unvergesslichen Moment für mich gab. Wenn ich allein nur daran denke, in welch ein beeindruckendes Bild die BVB Fans das Münchner Olympiastadion verwandelt hatten, fange ich an zu schwärmen. Oder die Radio-Livereportage als der BVB 1992/93, als wir die sichergeglaubte Meisterschaft noch vier Minuten vor Abpfiff wieder abgeben mussten. Oder die beiden Meisterschaften 1995/96 als eine halbe Million Schwatzgelbe die Stadt in eine einzige Party verwandelten. Und dann natürlich 1997, der Megatriumpf. Niemand hatte auch nur einen Pfennig auf den BVB gesetzt und sogar vor einer "Megaklatsche" gewarnt nur um am anderen Tag respektvoll zu gratulieren. Welch Genugtuung nach all den Sticheleien, der man in der BVB-Diaspora immer wieder ausgesetzt ist.

Ob das nun ausreicht, mich als "echter Borusse" bezeichnen zu dürfen oder nicht, sollen andere beurteilen, aber mein Fußballherz schlägt neben dem lokalen Kreisligisten nur für den BVB. Warum? Mein Kopf kann diese Frage nicht beantworten, mein Fußballherz hat mich zur Borussia geführt.

geschrieben von Karl-Heinz "Kalle" Arkenau


Artikel 6: Ich bin Borusse wegen meinem Vater!

Tja, es ist wirklich eine komische Geschichte, wie ich zum Borussen wurde. Es hat wohl viel mit meinen Eltern zu tun, das es so wurde, wie es nun ist.

Der BVB in Bochum

Meine Eltern erzogen mich schon in früher Kindheit zum "Ba*ern-Hasser". Seit ich denken kann, hasse ich die Bazis. Ich war eigentlich kein Fan einer bestimmten Mannschaft, ich war nur immer gegen Ba*ern. Eigentlich, hätte ich der Meinung meines Vaters nach, Sch**ke Fan werden müssen, weil er überzeugter Anhänger der Blauen is. Aber irgendwie konnte ich mich für die Blauen nich begeistern. Den letzten Kick, niemals die Blauen zu bewundern, gab mir dann noch ein November Abend im Jahr ´93. Irgendwie hatte ich mich schon den ganzen Abend mit meinem Vater gezankt und meine Mutter war schon ganz aufgelöst (sie ist übrigens seit der Kindheit Mitglied im Berliner-Frank-Zander-Fanclub-zu-Spandau *ggg*). Ich kann mich an die genauen Einzelheiten nich mehr erinnern, aber ich habe mir damals, heulend unter der Bettdecke geschworen, niemals Scheisse Fan zu werden. Also wusste ich schon mal von was ich alles nicht Fan sein wollte.

Und dann kam der 21. Spieltag der Saison ´93-´94 und eine sehr wichtiges Spiel für meinen Vater stand bevor. Den ganzen Vormittag rannte er durchs Haus und konnte keine Ruhe finden. Ich fragte ihn, wer denn heute spielen würde und er antwortete mir, das "wir heute die Säcke aus Lüdenscheid platt machen würden und das der S*4 wieder kommen würde, dass das nur eine kurze Schwächeperiode sei" usw. Ich wunderte mich, wer denn Lüdenscheid wäre und warum ich die den nicht kenne. Also fragte ich meinen Vater, der darauf antwortete, dass ich das als Sch**ker eigentlich wissen sollte, dass das die Pappnasen aus Dortmund sind. Ich antwortete ihm, daß ich kein Blauer bin und auch nie werden würde. Daraufhin entgegnete mein Vater, dass das seit Generationen so ist, das alle Schirmers Sch**ker sind. Dieses Gespräch endete wieder damit, dass ich mich heulend unter meine Bettdecke verzog und mein Hass immer tiefer keimte. Dann hörte ich, dass das Spiel 1:1 ausgegangen war und ich empfand Sympathien für die Mannschaft, die den Scheissern eins ausgewischt hatte. Und diese Mannschaft war Borussia Dortmund. Seither fieberte ich jeden Spieltag mit dem BVB und mit jedem Spieltag wurde ich stärker in Borussias Bann gezogen. Der BVB schloss die Saison als vierter ab und ich war sehr damit zufrieden. Allerdings waren die Seppelz Meister geworden, was mir überhaupt nicht schmeckte. Ich verständigte mich zur neuen Saison hin mit meinem Vater darauf während "ran" nicht von Borussia zu schwärmen und er seinerseits nicht von Scheisse. So ging es auch ziemlich gut, immer bis zum Kampf zwischen dem BVB und Sch**ke, wo wir bis heute schon Tage zuvor aneinander geraten. So kamen nun die Super-Saisons vom BVB und mein Vater wurde immer stiller. Wir einigten uns darauf über Ba*ern herzuziehen und so stärkte sich wieder mein Ba*ern-Hass gegenüber der Verachtung der Blauen. Immer mehr Klassenkumpelz sprangen auf den Borussia-Zug auf und feierten mit mir die zwei Meisterschaften und den Champions-League-Sieg.

Und dann 1998 war es soweit. Nach 5 (!) langen Jahren des Wartens, wurde es mir ermöglicht nach Dortmund "reisen" (ja, für mich is das ne Reise *lol*). Ich war überglücklich, als ich mit meiner Mutter in Dortmund eintraf und das Westfalenstadion real vor mir sah. Wir gingen zum Spiel BVB gegen Legokusen. Ich saß auf der West, Block 26, Reihe 12, Platz 6.

Das war glaub ich mein schönstes Erlebnis im Leben. Es war einfach überwältigend an dieser Atmosphäre teilhaben zu können. Und wegen all diesen Dingen, bin ich Borusse durch und durch. Und ich möchte jenem Mann dafür danken, der mich zudem gemacht hat, was ich heute bin: Mein Vater!! *g*

P.S. Wenn hier einige Daten und Zusammenhänge nicht mehr so ganz stimmen sollten, bitte ich das zu entschuldigen. Es ist alles schon sehr lange her (mein halbes Leben ;-)

geschrieben von Jan


Artikel 7: Ein entzückender Bursche !!!

Früher war alles besser. Vor allem die Jugendlichen. Die haben nach der Schule den Ranzen zuhause abgestellt und sind wieder raus auf die Straße gegangen. Da wurde gebolzt bis die Sonne unterging. Deutschland hatte massenhaft Straßenfußballer und wurde Welt- und Europameister. Aber heute ? Habe lange keine Jungs mehr mit einem Fußball auf der Straße gesehen. Entweder die haben ein Skateboard oder einen Basketball unterm Arm.

Letzte Woche in einem Dortmunder Sportgeschäft: Ich steh an der Kasse und will gerade einen Baseballhandschuh bezahlen (ein Geschenk für meinen Bruder), da kommt mir ein Familien Streit zu Ohren. "Ich will ein Trikot haben", krakelt ein Knirps. Ich dreh mich um und seh den jungen Mann mit seiner Frau Mama diskutieren - vor einem Kleiderständer mit Trikots vom FC Scheiße 04 und der Nationalmannschaft !! Der spinnt wohl, dachte ich mir und war froh, als ich die Antwort der Mama hörte: "Kommt gar nicht in Frage. Die sind zu teuer. Und außerdem hast du schon eins." "Ich will ein neues", motzte der kleine Spinner. Wer hatte da wohl bei der Erziehung versagt und aus dem armen Kerl keinen "BVB Fan" werden lassen. Der Herr Papa, der desinteressiert hässliche Sonnenbrillen anprobiert ? Oder die Mama mit dem engen Portemonnaie ? So ein Jammer, dachte ich, ein Zehnjähriger, der in Dortmund mit einem Scheiße 04 Trikot rumlaufen will - das hätte es früher nicht gegeben.

"Mal sehen was die Dinger kosten", sagte die Mama und griff sich ein Blaues Scheiße 04 Leibchen.

geschrieben von chris-goes-bvb


Artikel 8: 1:4 gegen Stuttgart ´91 trotzdem geil!

BVB-Fans im Westfalenstadion

Meine erste Erfahrung mit dem BVB war eigentlich negativ,doch trotzdem mein Grund Nummer 1 für diesen Verein. Ich war 1991 mit meinem Vater (selber BVB Fan) das erste Mal im Westfalenstadion. Wir spielten gegen den VfB Stuttgart.


Die wahren Fans wissen ja das Ergebnis: 1:4. Wir saßen auf der Westtribühne und waren beeindruckt von der Süd, wie die trotzdem einmalig gefeiert, gejubelt und abgegangen ist. Es war einmalig!!! Das Ergebniss war natürlich nicht sehr positiv aber ich war von diesem Spiel elektrisiert. Ich lebe zwar seit ich fünf bin in Köln, aber mehr als Sympathie war für den dortigen Karnevalverein FC nicht da.

Es gab nur den BVB für mich. Nach einigen Spielen auf der West und Osttribühne (Ich weiß: Sitzplatzkanacke) habe ich mir zu meinem 18ten letztes Jahr eine Südtribühnendauerkarte gekauft. Diese Saison war mit einigen Ausnahmen (0:4 gegen FC Herne West 05, 1:2 gegen K´lautern, 1:2 gegen Bayer 06) super. Leider kann ich mir in den nächsten zwei, drei Jahren keine Dauerkarte erlauben (Ausbildung etc...), aber 5-6 Spiele werden dann doch drin sein. Naja. Wer übrigens einen Fanclub im Raum Köln kennt, kann mir bitte mailen.

geschrieben von Patrick


Artikel 09: Darum bin ich ein Dortmunder Jung!

Warum bin ich ein Borusse? Das ist eine gute Frage! Ich war in der 5. Klasse und bis dahin haßte ich den Fußball! Damals mit meinen Freunden musste ich immer ins Tor, weil ich 2 linke Füsse hatte! Jeder wollte Tore schießen, auch ich, und nicht verhindern! Als ich in die 5. Klasse kam, waren fast alle Dortmunder (ca. 2/3 von allen). Ich erinnere mich noch, als ich das erste Spiel von unserer Borussia im Fernsehen sah, spielten sie gegen Eintracht Frankfurt, und verloren 4:0!

Die BVB-Fans in Haching

Aber das interessierte mich nicht, die Mannschaft spielte trotz der Niederlage sehr gut! Von da an wurde auch ich ein Fan von Borussia Dortmund. Das erste Spiel, was ich Live sah, war FC Sch*lke 04 gegen den BVB im Packstadion. Ich kriegte die Karten zum Geburtstag von meinem Patenonkel. Dortmund gewann 2:1 durch das Tor in der 92. Minute durch Susi Zorc. Ich erinnere mich noch wie alle zitterten und dann, als der Ball im Tor war, sich alle enthusiastisch in den Armen lagen. Ich kannte die Leute alle nicht, die mich da umarmten, aber das war in diesem Moment auch egal! danach folgte ein 3:1 und ein 1:1 im Parkstadion für den BVB.

Das erste Heimspiel habe ich gegen den SC Freiburg gesehen. Lehmann sah in Rostock rot und so musste, bzw. konnte, Teddy de Beer ins Tor! Er machte ein super Spiel und hat sogar einen Elfmeter gehalten und hielt so den 2:1 Erfolg für die Borussia fest!

Das schlimmste Spiel, was ich sah, war letzte Saison gegen den SV Werder Bremen. Dortmund verlor 3:1. Das wäre nicht so schlimm gewesen, wenn nicht ein Freund von mir mit in der Südtribüne gestanden hätte (klar, er ist ein Bremer) und noch jedem Tor gejubelt hätte, als wäre er gerade Weltmeister geworden. Die halbe Südtribüne wollte ihn schlagen!! Und danach die ganzen Sprüche von ihm, wie z.B. in der Bahn nach Hause: "Was hat denn der BVB gemacht?" fragten die Leute und er schrie "3:1 verloren!!!"

Leider nimmt meine Ausbildung sehr viel Zeit in Anspruch, und ich bin sogar im Verein Torwart geworden, und so habe ich noch kaum Zeit mal ein Spiel Live in Dortmund zu sehen, aber ich bin und bleibe ein Dortmunder!!!

geschrieben von Sascha M.


Artikel 10: Zu Hause war immer was los!

Ich weiß leider nicht mehr wie jung ich war (ca.10 Jahre), und an jedem Samstag Abend wurde in einem kleinen südhessischen Ort "Sportschau" zelebriert (die Mutter wurde ausgesperrt). Mit meinem Vater der heimlicher Bäh!-Fan ist, meinem Bruder damals Darmstadt 98, und mir gings da zur Sache. Und da sah ich sie (zu meiner Schande muss ich gestehen - die schönen gelben Trikot's), und von da an war ich BVB-Fan. Meine Familie belächelte mich: "Was hast denn du mit Dortmund zu tun!" "Frankfurt ist doch viel näher!" Sie konnten mich nicht aufhalten, seither schlägt mein Herz für den BVB. Den CL-Sieg erlebte ich mit frischen Kreuzbandriss in der ortsansässigen Kneipe (mit FCBäh-Wirt), nach dem Treffer von Ricken, lag ich einem Wildfremden in den Armen und weinte wie ein kleines Kind. Das ist meine unspektakuläre Geschichte, die mich mit dem BVB zusammenführte!

geschrieben von Andrea


Artikel 11: Warum ich Borusse bin?

Die Südtribüne, auch Gelbe Wand genannt.

Die Frage haben sich mit Sicherheit schon viele von uns gestellt. Ich versuche die Ursache wie und warum ich mit dem wohl schönsten Virus der Welt infiziert worden bin in dem nun folgendem Text zu erzählen. Wie ich Borusse wurde ist gar nicht mal so eine lange Geschichte. Aber trotzdem war es ein (vielleicht auch der) wichtigste Tag meines Lebens. Die wohl einflussreichste Person in meinem Leben als Borussenfan ist mein Opa. Er machte mich zu dem was ich jetzt bin. Er war 1966 bei dem großen Europapokal Endspiel dabei und erlebte auch sonst Höhen und Tiefen des Vereins mit. Eines seiner schönsten Erlebnisse wie er mir gerne schildert war nach der gewonnen Meisterschaft 1956 als er aus dem Zug stieg und es tönte aus den Lautsprechern des Hauptbahnhofs: Hier ist Gleis 11-Stadt des neuen Deutschen Meisters Borussia Dortmund - wobei ihm die Tränen kamen. Ob er mir am Anfang die Regeln beibrachte oder andere Sachen erklärte die man als Fan einfach wissen muss wie z.B. die Meinung zu unserem durchaus gehasstem Nachbar Schlacke 05. Durch dieses Urgestein als Fan lernte ich einfach den Fußball lieben.

Es war an einem ganz normalen Wochentag und obwohl es keine Fotos oder Berichte meiner Verwandten davon gibt kann ich mich noch ganz genau an den Wortwechsel erinnern. Ich war 6 Jahre und die Saison 93` neigte sich dem Ende zu. Mein Opa holte mich vom Kindergarten ab und ich fragte ihn was ist eigentlich Fußball (weil andere Kinder im Kindergarten davon sprachen)? Mein Opa antwortete nur, er sei Borussiafan und wenn ich wollte dann würde er mir mehr über den Sport erklären. Kaum zuhause nahm mich mein Opa auf seinen Schoß und erzählte mir mit seinen Erlebnissen und Fotos was es heißt, ein Borusse zu sein. Ich zögerte nicht lange bis ich fragte ob ich auch ein Borusse werden darf. Das war wahrscheinlich einer der glücklichsten Momente im Leben meines Opas.

Ich kann mich zwar nicht mehr genau an den Wortwechsel erinnern, weiß aber das ich erstmals viele seiner Bücher mit ihm durchsah wobei er mir oft die einzelnen Spielerpersönlichkeiten und Erlebnisse seinerseits als Fan schilderte. Das erste mal in Dortmund war ich dann mit 7 auf dem Friedensplatz bei dem legendären Meisterschaftsfinish gegen den HSV. Ich kann mich noch gut erinnern. Auch 95 war ich wieder da immer öfter zu immer unbedeutenderen Spielen bis ich eine SÜD-Dauerkarte bekam - natürlich von meinem Opa.

Es war also nicht mehr lange hin, bis ich mein erstes Spiel im Westfalenstadion miterleben durfte. Der BVB gewann dieses Spiel mit 2:0 - und ich hatte damals noch einen Sitzplatz weil ich für die Südtribüne "angeblich" zu klein war. Leider konnten wir damals nicht regelmäßig ins Stadion gehen da mein Opa beruflich nicht jedes zweite Wochenende frei hatte. Allerdings erlebte ich den bis dahin wohl schönsten Augenblick als BVB-Fan knappe zwei Jahre später als wir den Titel holten. Ich stand genau wie ein Jahr später auf dem Friedensplatz und feierte die Meisterschaft des BVB.

Die BVB-Fans im Jahr 1997

Und der glücklichste Moment meines Lebens war als ich 97' neben dem Sofa lag und geweint habe vor Freude, daß wir da sind und ich es miterlebe. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt schon daran geglaubt das die Schwatzgelben bereits zwei Jahre später in dem bedeutendem Finale Europas stehen würden. Dieses unvergessliche Ereignis für jeden Borussen konnte ich damals leider nur am Fernseher verfolgen was meiner Vorfreude, Stimmung und Nachfeier allerdings keine Probleme bereitete. Ich hatte an diesem Tag selber noch ein Auswärtsspiel in Oberhausen, von dem mein Opa mich aber eher Abholte damit ich auch die ganze Palette an Vorberichten mit anschauen konnte. Als das Spiel begann saßen wir alle drei (mit meinem Opa und mir schaute auch meine Oma das Finale mit die BVB-Fan ist aber auch den MSV mag) vor dem Fernseher und verfolgtem angespannt den Spielverlauf. Als ich nach dem ersten Tor von Kalle Riedle schon kleine Freudentränen in den Augen hatte konnte ich nicht glauben wie sich das Spiel weiter entwickelte. Ich weiß noch ganz genau wie mein Opa in der 91. Spielminute aufstand und auf meine Frage warum er nicht sitzen bleibt antwortete: "Ich kann nicht mehr sitzen, Robin ich glaube wir packen das. Das gibt es nicht". Als das Spiel kurz darauf endete erlebten wir Freudentränen von uns allen drei, wie wir sie nicht einmal bei den Meisterschaften zuvor hatten. Wie sich alles die Jahre darauf entwickelte brauche ich hier wohl nicht mehr zu erwähnen. Von den großen Erfolgen war die Mannschaft satt und hatte auch durch den damals zwar angebrachten aber nicht nötigen Trainerwechsel den Biss und die sonst so auszeichnende Motivation verloren. Aber was ein echter Borusse ist der geht weiter ins Stadion und feuert in guten wie in schlechten Zeiten den Verein unabhängig von den Leistungen der Mannschaft an. Am Ende muss ich noch erwähnen das ich noch heute mit meinem Opa auf der Südtribüne stehe und wir natürlich auch eine Dauerkarte haben (Block 12). Was wäre der BVB ohne seine Fans. Sie haben ihn geprägt, haben ihn nie im Stich gelassen. Und das wichtigste - sie werden immer zu ihm stehen. Wenn auch die immer größer werdende Kommerzialisierung des Sports den BVB nicht ausgelassen hat was einigen unserer Fans (ich dazugehörig) nicht immer gefallen hat muss man im Endeffekt sagen - Stillstand ist der Tod und wir können sicher gehen, dass unsere Borussia diesen Tod nicht erleiden wird.

geschrieben von Robin



Dazu wieder das Zitat aus Javier Marias Buch "Alle unseren früheren Schlachten": Wenn dieses Spiel keine dramatische Qualität mehr besitzt, bleibt nichts von ihm übrig. Wenn Niederlage oder Sieg in einem Spiel nicht als entscheidende Angelegenheit erlebt werden, mit Drehbuch oder Geschichte, mit einer Auflösung oder einer abschließenden Katastrophe, die Auswirkungen auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hat, auf die Würde und die Ehrbarkeit und natürlich auf das Gesicht, mit dem man am nächsten Tag aufwacht, dann können wir ebensogut auf Distanz gehen und uns ganz behaglich und gelassen die Mannschaften der anderen im Fernsehen ansehen (sehr bald würden wir uns von einem so langweiligen Programm wieder verabschieden). Der Fußball ist der Zirkus unserer Tage, aber zugleich auch das Theater. Er muß Gefühle, Furcht, Zittern, tiefe Betrübnis oder Euphorie hervorrufen.

In Stuttgart war in der letzten Saison außerdem auf einem Transparent zu lesen:

Fußball ist das Spiel, BORUSSIA seine Seele

Mehr braucht es eigentlich nicht.


Schreib auch DU uns, warum Du Borusse geworden bist! Schreib uns von Deinen Reisen und Erfahrungen aus Deinem schwatzgelben Erfahrungen. Schreib.... ===>> HIER

Fußball ist das Spiel, BORUSSIA seine Seele
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