Ultraszene Dortmund
Dass Fußballfans in der Presse oft schlecht dargestellt werden, ist nichts neues. Neu dagegen ist, dass immer mehr der Begriff Ultras verwendet wird. Das hat mich dazu angeregt, einmal etwas über die Ultraszene in Dortmund zu schreiben.
Wir Ultras haben in Deutschland und gerade in Dortmund keinen guten Ruf. Der Begriff „Ultra“ wird fälschlicherweise als rechtsradikal übersetzt, so dass die Ultras gleich in die rechte Ecke gestellt werden. Die eigentliche Übersetzung des Wortes ist „fanatisch“, und bedeutet, dass man alles für seine Mannschaft bzw. seinen Verein tut.
Die Ultras stammen aus den südeuropäischen Ländern, wo es sie bereits seit mehreren Jahrzehnten gibt. Aufgrund dieser Tradition und der damit verbundenen Mitgliederzahlen, die bis zu 15000 gehen, haben sie in Italien beispielsweise einen ganz anderen Einfluß auf den Verein, als bei uns in Deutschland.
Das Ziel der deutschen Ultras ist es, den Verfall der Fankultur zu stoppen, und südländische Stimmung in die deutschen Stadien zu zaubern. Dazu werden u.a. Choreographien durchgeführt, neue Lieder ausgedacht, Doppelhalter, Spruchbänder und Schwenkfahnen hergestellt, bengalische Feuer und Rauchpulver gezündet, wobei letzteres allerdings nicht legal ist. Des weiteren versuchen die Ultras auch die Kommerzialisierung in ihrem Sport zu stoppen, weswegen sie von der Vereinsführung des jeweiligen Vereins oft als Gegner angesehen werden. Dies bringt viele Hindernisse mit sich, und viele Ultras haben mittlerweile Stadionverbot, teilweise berechtigt (weil sie sich nicht an die geltenden Hausordnungen gehalten haben), teilweise aber auch ganz willkürlich.
Wie sieht nun die Ultraszene in Dortmund aus?
Nun ja, einige Leute bestreiten sogar, dass es in Dortmund überhaupt eine Ultra-Szene gibt. Im Gegensatz zu einigen sehr aktiven Szenen, wird in Dortmund eher selten was auf die Beine gestellt. Jeder kann sich an die Choreographie zum 90 jährigen Geburtstag beim Spiel gegen Hertha BSC in der letzten Saison erinnern. Diese Aktion ist neben einigen Auswärtschoreographien, zum Beispiel in Leverkusen (99/00), allerdings eher eine Ausnahme. Doppelhalter gibt es zwar auch immer wieder zu bewundern, und es wird auch „gezündelt“, aber dies sind meist keine wirklichen Aktionen, sondern nur unkoordinierte Einzelfälle.
Mehreren Meinungen zu folge, liegt die Schwäche unserer Szene daran, dass wir zu schlecht organisiert sind.
Es gibt zwar mehrere kleine Gruppe, aber keinen großen Zusammenschluß, der sich beispielsweise mit der Bremer Eastside messen könnte, dabei wäre das Potential sicher vorhanden. Auf 200 Leute könnte man es bei einer richtigen Organisation locker bringen. Hier möchte ich jetzt mal die Dortmunder Ultragruppierungen vorstellen:
Zum einen gibt es die Ambassadors. Sie sind am längsten dabei, und kaum einer kennt nicht ihre Fahne. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluß „älterer Fans“, der Altersdurchschnitt ist wesentlich höher, als bei den anderen Gruppierungen.
Seit November 99 existieren auch die Desperados Dortmund. Zu dieser Gruppe zählen sich momentan rund 20 Leute, welche zum Großteil noch zur Schule gehen, bzw. eine Lehre machen.
Ähnlich ist es bei den Rabauken Dortmund, die ebenfalls so um die 20 Mitglieder zählen, wovon viele auch auswärts oft dabei sind.
Was mit den Revier-Sups ist, weiß momentan wohl keiner so genau. Diese ebenfalls jüngeren Fans werden sich wohl demnächst anderen Gruppen anschließen, nachdem sie schon längere Zeit mit den Desperados kooperiert haben.
Desweiteren gibt es noch viele ultraorientierte Fans, die nicht oder in „normalen“ Fanclubs organisiert sind.
Traurig ist, dass es zwischen den Fanschichten in Dortmund Vorurteile gibt, und man sich gegenseitig oft nicht gerade gerne mag. Den Ultras wird vorgeworfen, sie seien alle nur auf Randale aus, rechtsradikal und überhaupt asozial. Andererseits wird den Kutten und Normalos vorgeworfen, sie seien alles Modefans, was sicherlich auch zu einem Teil stimmt. Diese gegenseitige Arroganz läßt sich nicht gerade leicht beseitigen, wobei dies für eine gute Stimmung auf der Südtribüne doch sehr wichtig wäre. Ein starker Fanblock schließt ebenso wie eine gute Fanbewegung sämtliche Fanschichten ein.Leider besitzen die Ultras wie bereits angesprochen auch den Ruf, sich immer schlagen zu wollen und rechtsradikal zu sein. Es gibt sicherlich einige Ultras, die einer Konfrontation mit Gleichgesinnten nicht aus dem Weg gehen, und sie teilweise sogar suchen, dieses sollte man allerdings nicht pauschalisieren. Es ist ja auch nicht jeder Trikotträger ein Modefan, wie manchmal verlautet. Klar ist, das sich Hooligans mit Ultras vermischt haben, wobei es früher zwischen Kutten und Hools auch nicht immer klare Grenzen gab.
Den Vorwurf eine rechte Meinung zu vertreten, werden einige Ultras/Hools sicherlich nicht abstreiten, sie stehen offen dazu. Dies sind allerdings bei weitem nicht alle - nur fallen die unpolitischen wahrscheinlich weniger auf -, und wenn man sieht wie viele Trikotträger schwarz-weiß-rote Reichskriegsschals tragen, und wie viele Kutten ähnliche Aufnäher tragen, kann man diese politische Haltung nicht nur den Ultras vorwerfen.
Viele Ultras widmen sich auch dem Amateursupport. Sind die Zuschauerzahlen bei den Heimspielen sowieso recht dürr, schwankt auch der Supportblock oben rechts auf der Tribüne. Mal ist man mit über 30 Mann vertreten, dann finden sich das nächste mal nur knapp über 10 treue Fans ein, die ihre Mannschaft nicht nur durch ihre Anwesenheit, sondern auch akkustisch unterstützen wollen.
Viele Ultras widmen sich auch dem Amateursupport. Sind die Zuschauerzahlen bei den Heimspielen sowieso recht dürr, schwankt auch der Supportblock oben rechts auf der Tribüne. Mal ist man mit über 30 Mann vertreten, dann finden sich das nächste mal nur knapp über 10 treue Fans ein, die ihre Mannschaft nicht nur durch ihre Anwesenheit, sondern auch akkustisch unterstützen wollen. Die Zahl der Auswärtsfahrer bei den Amateurspielen liegt meist höher. Am entscheidenden Spieltag der letzten Saison war man in Wattenscheid mit ca. 100 Mann vertreten, während dieses Jahr zum Beispiel nach Verl oder Braunschweig nur 30 Fans ihrem Team folgten. Die Zuschauerzahlen sind natürlich auch davon abhängig, wo wann die Profis spielen.
Beim Verein, oder besser gesagt beim Vorstand, kommen die Ultras nicht gut an. Der Vorstand, nimmt generell immer weniger Rücksicht auf seine Fans, doch die Ultras scheinen für ihn regelrechte Feinde zu sein. Seit der Verpflichtung des unbeliebten Torwartes Jens Lehmann gibt es bei fast jedem Spiel Protestrufe zu hören, die der Vorstand unterbinden möchte. Ich möchte an dieser Stelle allerdings mal klar darstellen, dass die Abneigung gegenüber Lehmann nicht nur von Seiten der Ultras kommt, auch andere Fans buhen ihn aus.
Ich hoffe, ich konnte eventuelle Vorurteile der Leser zumindest etwas entkräften. Wenn ihr Kritik an diesem Artikel üben wollt, so etwas dazu sagen wollt, Informationen über Mitgliedschaften in einer der genannten Gruppen haben wollt, meldet euch doch einfach bei mir.
geschrieben von Jan Philipp Platenius (Pini)
Homepage: www.bvb-yellow-press.de
In der Rubrik „Eua Senf“ veröffentlichen wir in unregelmäßigen Abständen Texte, die uns von unseren Lesern zugesandt wurden.
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