Die BVB-Jahreshauptversammlung 2000
Der BVB hatte also wieder einmal zur JHV geladen und zwar zum ersten Mal als Ex-Verein, schließlich sind wir jetzt eine GmbH & Co. KG a.A., ob man das nun will oder nicht. Zunächst war ich sehr verwundert, wie wenige von den knapp 11.000 Mitgliedern anwesend waren: ganze 863 waren da.
Die Veranstaltung begann wie immer mit dem Gedenken an die verstorbenen Vereinsmitglieder. Danach begann die Ehrung der Mitglieder, die seit 25, 50, 60 und 70 Jahren im Verein sind. Daran schloss sich die Verabschiedung des langjährigen Vorstandsmitgliedes und Schatzmeisters Jürgen Freundlieb an. Der neue Schatzmeister wurde wenig später als Altborusse enttarnt (er ist Mitglied seit 1979) und wurde somit ohne Gegenstimmen gewählt, gleiches gilt für Vizepräsident Ernst G. Breer, während Niebaum 5 Gegenstimmen bekam.
Unser Doktorchen hielt dann eine seiner bekannten Reden und verwies auf die positiven Ergebnisse der vergangenen Saison: „Die Enttäuschung für unsere Fans war gewaltig, der ihnen zugemutete Leidensdruck enorm; denn 1999/2000 war die schwierigste Saison seit 85/86 mit der sagenumwobenen Relegation. Die überragende Solidarität, die unsere Anhänger und Freunde in der Phase, als es um alles ging, nach außen hin dokumentiert haben, dieser überwältigende große Konsens hat Signale gesetzt." Vergessen hat er dabei natürlich die schlimmsten Auswüchse der letzten Saison beim Spiel gegen Ulm und die Ergebnisse, nämlich die zunehmende Entfremdung zwischen Profis und Fans.
So waren auch vergangenen Samstag wieder unsinnige Gesänge wie „Wir wollen Euch kämpfen sehen.“ zu hören. Viel lieber hätten wir „Wir wollen Euch spielen sehen.“ singen sollen, denn gekämpft wurde durchaus. Zwar gab er in einem Nebensatz zu, selbst Fehler gemacht zu haben, aber er verwies darauf, daß diese Fehler alle gemacht hätten.
Darüber hinaus betonte Niebaum nochmals, daß man die letzte Saison als Startschuß in eine neue, positive Borussenzukunft sehen solle. Er betonte, daß der BVB „Kommerz mit Herz“ betreiben wolle. Gehört dazu auch, daß Aktien in Papierform nur für ca. 120,- DM, also zum mehr als 6fachen des derzeitigen Börsenwertes, erhältlich sind? Gehört dazu auch, daß Spieler nach dem Training nach Hause flüchten und die wartenden Fans (zumeist die jüngsten) einfach stehen lassen? Gehört dazu die Dauerberieselung im Stadion? Oder „Simply the Best“? Diese Fragen hätten sicherlich einige gerne gestellt, leider wurde der zuletzt von vielen Mitgliedern gern genutzte Punkt „Aussprache“ nur kurz von Niebaum erwähnt. Jedoch bekam niemand das so richtig mit, da sich auf der „Bühne“ einiges ereignete und plötzlich wurde dann die JHV mit dem Absingen des traditionellen Borussenliedes beendet. Ich konnte, neben meinem eigenen, einige erstaunte Gesichter erkennen, die wohl gerne etwas zum besten gegeben hätten. Wir hatten das Gefühl, daß Kritik weiterhin nicht erwünscht ist, Stimm- und Klatschvieh dagegen sehr.