Spielbericht Profis

Drei Punkte zu verschenken - Unnötige Niederlage gegen Lauterer Defensivkünstler

28.10.2000, 00:00 Uhr von:  Mick
Matthias Sammer
Matthias Sammer

Die zweite „Nullrunde“ in Folge führt dazu, dass Borussia Dortmund sich erst einmal aus der Spitzengruppe verabschieden muss. Gegen die sehr defensiv eingestellte Mannschaft des Neu-Teamchefs Andreas Brehme unterlag der BVB unglücklich mit 1:2, nachdem man es vorher mehrfach selbst in der Hand hatte, das Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden.

BVB-Trainer Matthias Sammer vertraute auf sein bewährtes 3-4-3 Heim-System. Nachdem Jürgen Kohler vor dem Spiel kurzfristig passen musste, wurde die Dreier-Abwehrkette um Organisator Heinrich durch Metzelder und Wörns ergänzt. Im Mittelfeld ersetzte Ricken den verletzten Oliseh und bildete, zusammen mit Micky Stevic, die Schaltzentrale. Flankiert wurde diese durch die brasilianische Flügelzange Dede / Evanilson. Im Sturm besetzte die „Gelbe Tonne“ Heiko Herrlich die vorderste Front, Reina und Addo die Flügel. Auffällig hierbei, dass Reina im Gegensatz zu früheren Zeiten, vornehmlich über die linke Seite kam, während sich Addo hauptsächlich rechts aufhielt.

Zu Beginn des Spiels tasten sich beide Mannschaften vorsichtig ab, der BVB hat leichte Feldvorteile. Diese dokumentieren sich durch die erste Ecke nach schon zwei Minuten, Metzelder kommt zum Kopfball, verfehlt das Tor jedoch deutlich. Nur wenig später setzt sich Ricken auf der halbrechten Seite, nach Kombination über Metzelder und Herrlich, konsequent durch, sein Schuss wird jedoch abgeblockt (8.). In der zwölften Minute dann der erste Lauterer Angriff. Adzic zieht von der rechten Seite in die Mitte, spielt Hristov an. Dieser tunnelt Heinrich am Fünf-Meter-Raum, schießt in die kurze Ecke. Lehmann bekommt den Ball an die rechte Hacke und lenkt ihn von dort, ebenfalls durch die Beine, ins Netz. Ein Schuss, ein Tor.

Zweikampf
Zweikampf

Kaiserslautern verlegt sich nun auf die Defensive, errichtet nach italienischem EM-Vorbild zwei Viererketten vor dem eigenen Strafraum. Dortmund läuft dagegen an. Ricken wird von Strasser am Lauterer 16-Meter-Raum gefoult. Stevic legt den Freistoß auf Evanilson ab, dessen Hammer geht links am Tor vorbei (20.). Der BVB drängt weiter, die Aktionen verlaufen jedoch meist im dichten Lauterer-Abwehr-Sand. In der 33. Minute setzt sich Reina in seiner besten Aktion auf der rechten Seite durch, Koch verpasst und Heiko Herrlich haut aus drei Metern über den Ball. In der 39. Minute ist es dann Reina, der nach Heinrich-Flanke von links aus der Drehung in die Wolken drischt. Fazit zur Halbzeit: Dortmund überlegen, erarbeitet sich aber nur wenig zwingende Chancen, die dann kosequent vergeben werden. Kaiserslautern steht in der Deckung kompakt und hat wenig Mühe, den Vorsprung zu verteidigen.

Nach der Pause erscheint eine Dortmunder Mannschaft voller Tatendrang auf dem Rasen. Schon im ersten Angriff setzt sich Ricken in einer feinen Einzelleistung auf der linken Seite durch, zieht in die Mitte und schießt aus zwölf Metern. Koch kann nur abklatschen, der Ball fällt Herrlich vor die Füße und dieser schießt völlig freistehend über das Tor (46.). Dortmund drängt weiter auf den Ausgleich. Nachdem in 55. Minute erneut Ricken abgeblockt wurde, setzt Addo nur eine Minute später schulmäßig zum Kopfball an. Dieser kann von Koch nur mit Mühe über die Latte gelenkt werden. In der 57. Minute verlässt Billy Reina den Platz und weicht für Emanuel Krontiris, der im zarten Alter von 17 Jahren sein Bundesligadebüt feiert.

Spielszene
Spielszene

Der BVB lässt nicht locker, schnürt die Lauterer nun in deren Hälfte ein. In der 63. Minute sind die Bemühungen dann endlich von Erfolg gekrönt. Evanilson zieht von der rechten Seite in die Mitte, verlädt die Lauterer Abwehr und schießt aus 11m unhaltbar in die linke untere Ecke. Der Jubel beim Brasilianer kennt nach seinem ersten Tor im Westfalenstadion keine Grenzen. Nun ist der Knoten beim BVB endgültig geplatzt, genau wie auf der Südtribüne, die nun zum ersten (und einzigen) Mal vernehmbar anfeuert. Beim BVB folgt Chance auf Chance, doch Dede und Krontiris vergeben (65. und 68.). Auch Herrlich setzt sich wieder in Szene, der Ball springt ihm jedoch nach Flanke von rechts zu weit weg, so dass Koch gerade noch klären kann (78.). In der 83. Minute steht Heinrich völlig frei vor dem Lauterer Tor, sein Kopfball geht jedoch links vorbei. Anders als gegen den FC Freiburg war es ihm nicht vergönnt, das Siegtor zu erzielen.

Diese Ehre gebührte heute nur einem und der trug das falsche Trikot. In der 88. Minute wird nach Dortmunder Ecke aus dem FCK-Strafraum geklärt, der Ball auf Marco Reich geschlagen. Dieser setzt zu einem 60-Meter-Sprint an, Wörns läuft staunend hinterher und greift nicht mehr ein. Platzierter Schuss in die rechte untere Ecke, 1:2 für Kaiserslautern. Der Rest des Spiels ist schnell erzählt: Der BVB versucht, das Unmögliche noch möglich zu machen, die Chancen von Addo und Krontiris werden jedoch nicht genutzt.

Fazit:

Der Torschuss
Der Torschuss

Ein überlegener BVB verschenkt aufgrund eigener Unzulänglichkeiten ein sicheres Spiel gegen eine defensiv stabile, aber keinesfalls starke Mannschaft aus Kaiserslautern. Diese verlegte sich nach dem frühen Führungstreffer aufs Kontern, tat nicht mehr als nötig und wurde dafür letztendlich belohnt. Beim BVB zeigte Lars Ricken einen erfreulichen Aufwärtstrend und deutete an, dass er in der Lage ist, die Rolle des Spielgestalters beim BVB auszufüllen. Er forderte die Bälle, war lauffreudig, zweikampfstark und endlich wieder antrittsschnell mit Zug zum Tor. Erfreulich außerdem das Debüt von Krontiris, der keinerlei Respekt zeigte und so mittelfristig zu einer echten Alternative werden kann. Großer Verlierer auf Dortmunder Seite war eindeutig Heiko Herrlich, der das Spiel heute alleine hätte entscheiden können.

Statistik

Dortmund: Lehmann (4); Wörns (4,5), Heinrich (3), Metzelder (3,5); Evanilson (3), Stevic (3,5), Ricken (2), Dede (3,5); Addo (3,5), Herrlich (5), Reina (4,5) - eingewechselt: 57. Krontiris (3,5) für Reina, 89. Nijhuis (-) für Wörns

Tore: 0:1 Hristov (12.), 1:1 Evanilson (63.), 1:2 Reich (88.)

Schiedsrichter: Alfons Berg (Konz), Note 2,5; pfiff konsequent, ohne kleinlich zu sein.

Zuschauer: 62.000

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