BVB gewinnt verdient gegen überforderte Hertha - "Dortmund ist viel schöner als Berlin!"
Der BVB ist wieder da! Nach drei Niederlagen in Folge fertigte die Elf von Matthias Sammer den Tabellenführer von der Spree mit 2:0 (1:0) ab. Die Berliner blieben über die komplette Spielzeit den Nachweis ihrer Klasse schuldig und wurden von einer engagiert zu Werke gehenden Dortmunder Mannschaft zu Recht besiegt. Der BVB ist in dieser Verfassung durchaus in der Lage, wieder in obere Tabellenregionen vorzustoßen und zeigte sich von der herben Schlappe in München gut erholt.
Die Vorzeichen standen günstig: In einer von schwatzgelb.de initiierten Flugblattaktion wurden alle Fans auf der Südtribüne aufgefordert, endlich wieder die "alte" Stimmung aufleben zu lassen. Auch, wenn der Auftritt der "Hey Baby"-Boys gefeiert und nicht, wie weiland Jürgen Drews, weggepfiffen wurde, war im Stadion einen positive Grundstimmung zu erkennen. Das Publikum hatte erkannt, dass ein dreifacher Punktgewinn mehr als wichtig und nur durch bedingungslose Unterstützung möglich war. Auch Event-Clown Nobby D. trug seinen Teil dazu bei, indem er sich beim Einlaufen der Teams nur auf das Abspielen von "Heja BVB" beschränkte.
Personell musste Matthias Sammer improvisieren. Kurzfristig fielen Heiko Herrlich (Gleichgewichtsstörungen) und Christian Wörns (Grippe) aus. Dafür begannen Victor Ikpeba und Jürgen Kohler. Dortmund trat in gewohnter 3-4-3 Heimtaktik an, wobei Christoph Metzelder diesmal die Position des gesperrten Abwehrchefs Jörg Heinrich ausfüllte. Das "letzte Aufgebot" begann furios und sorgte dafür, dass die Borussen-Fans unter den 61.000 Zuschauern schnell etwas zu feiern hatten. In der dritten Minute führt Stevic einen Freistoß ca. 25 m vor dem Tor einen Freistoß aus, der in der Mauer der Berliner hängen bleibt. Der Ball wird schnell nach linksaußen auf Ricken weitergespielt, dieser fackelt nicht lange und hämmert seinen Linksschuss unhaltbar in den rechten Torwinkel!
Erinnerungen an den letzten Samstag wurden wach, als Heiko Herrlich bereits in der zweiten Spielminute in des Gegners Tor traf. Das Ende der Geschichte ist ja leider bekannt. Ganz anders am gestrigen Abend. Der BVB erarbeitet sich klare Feldvorteile und kommt immer wieder zu hochkarätigen Chancen. Nach einer Stevic-Ecke rutscht Jürgen Kohler in den Ball und verfehlt das Tor nur knapp (12.). In der 24. Minute setzt Billy-Reina alles daran, seinen Ruf als Chancentod zu bestätigen: Zuerst haut er nach Evanilson-Pass über den Ball, in der Folgeaktion geht er alleine auf das Hertha-Tor zu und scheitert im direkten Duell am glänzend parierenden Kiraly. In der 31. Minute vollendet Michael Hartmann einen der wenigen Hertha-Entlastungsangriffe, sein Weitschuss geht jedoch deutlich über das Dortmunder Tor. Victor Ikpeba bleibt die letzte nennenswerte Aktion vor der Halbzeit vorbehalten, sein Kopfball aus ca. fünf Metern ist jedoch kein Problem für den Hertha-Schlussmann. Freundlicher Applaus begleitet beide Teams in die Kabine, lediglich die wieder einmal mangelnde Chancenauswertung gab Anlass zur Besorgnis.
Nach der Halbzeit ist es weiterhin die Dortmunder Mannschaft, die den Ton angibt. Deutlich überlegen forcieren sie das Pressing und stören den Gegner früh. Die Berliner kommen ein ums andere Mal einen Schritt zu spät gegen eine bissige, aber keinesfalls übermotivierte, Borussen-Elf. In der 65. Minute scheinen die Bemühungen endlich von Erfolg gekrönt: Kiraly kann einen Stevic-Freistoß nur wegfausten, Addo scheitert im Nachschuss ebenfalls und Ikpeba trifft endlich in die Maschen. Kollektiver Freudentaumel im Tempel. Aufgrund einer Abseitsstellung wird das Tor jedoch nicht vom Gespann um Schiedsrichter Meyer gegeben. So schafft es der Mann in schwarz, die nach der Halbzeit etwas stille Südtribüne, zum Leben zu erwecken. Borussia wird nach vorne gepeitscht, das erste Mal seit längerer Zeit kommt wieder richtige Atmosphäre auf. Und in der 73. Minute werden Spieler und Fans erlöst: Nachdem Billy Reina kurz zuvor noch kläglich scheiterte, macht er jetzt alles richtig. Nach Zuspiel von Stevic setzt er sich auf der halblinken Position durch und haut den Ball im kurzen Winkel unter die Latte, von wo er, am verdutzten Kiraly vorbei, hinter die Linie springt.
Welch ein Tor! Das Spiel ist jetzt gelaufen, der BVB verteidigt seine Feldvorteile und schaukelt den Vorsprung über die Zeit. Kurz vor Schluss muss Kiraly noch einmal retten, als ein von Dardai abgefälschter Schuss gefährlich auf ihn zu kommt.
Fazit: Eine in allen Bereichen überlegene Dortmunder Mannschaft siegt verdient. Der Sieg hätte bei konsequenterer Chancenausnutzung durchaus noch höher ausfallen können. Die größten Aktivposten besaß der BVB in Lars Ricken, der einmal mehr andeutete, dass er durchaus in der Lage ist, die Gestalterrolle im offensiven Mittelfeld auszufüllen, und Christoph Metzelder, der sich als Abwehrchef oftmals in den Spielaufbau mit einschaltete, seine Defensivaufgaben jedoch keinesfalls vernachlässigte. Auch die Hereinnahme von Miroslav Stevic zahlte sich aus, der nicht nur durch seine überraschend guten Standartsituationen überzeugte, sondern auch die "Drecksarbeit" im Mittelfeld erledigte. Hertha dagegen enttäuschte. Nicht wenige der Zuschauer fragten sich, wie es diese Mannschaft an die Tabellenspitze geschafft hatte. Zwischen Heim- und Auswärtsleistungen klafft eine erhebliche Lücke. Insbesondere die Offensiv-Abteilung mit Beinlich, Deisler und Alves war kaum zu sehen. Lediglich Michael Preetz war bei den wenige Hertha-Angriffen präsent.
Statistik:
Dortmund: Lehmann (3) - Kohler (3), Metzelder (2), Nijhuis (3,5) - Dede (3,5), Stevic (3), Ricken (2), Evanilson (3) - Reina (3,5), Ikpeba (3,5), Addo (4,5) - eingewechselt: 80. Tanko ( - ) für Ikpeba, 90. Nerlinger ( - ) für Reina
Tore: 1:0 Ricken (3.), 2:0 Reina (73.)
Schiedsrichter: Florian Meyer (Braunschweig), Note 4,5, pfiff ohne erkennbare Linie. Ließ einerseits vieles durchgehen, schritt dann aber bei Kleinigkeiten ein. Bei der fragwürdigen Abseitsentscheidung nach Ikpebas Tor lag er jedoch richtig.
Zuschauer: 61.000