Die gelbe Tonne: Höhen und Tiefen
Heiko Herrlich, der Mann der die Gemüter bewegt. Außer unserem geliebten Jens zwischen den Pfosten gibt es wohl keinen Spieler des aktuellen BVB-Kaders, der die Fans so spaltet. Da wir bei schwatzgelb.de uns dazu entschlossen habe, seinen durch zahlreiche Tore, aber vor allem durch vergebene Torchancen, erlangten Kultstatus zu würdigen, bleibt es uns überlassen, an dieser Stelle regelmäßig ein Lanze für ihn zu brechen, wenn die ganze Welt mal wieder auf ihn einhaut. Nun, so sei es.
Seit dem letzten Bericht über Heikos Erlebnisse hat sich einiges in Dortmund getan. Nicht nur, dass von einem Wechsel Heikos zu Bayer Leverkusen oder gar zum AC Mailand nicht die Spur einer Rede mehr ist. Nicht nur, dass die Borussia Dortmund GmbH & Co. KgaA inzwischen an der Börse gehandelt wird. Nein, auch die Anfangseuphorie der beginnenden Sammer-Ära weicht langsam dem ernüchternden Alltag. Wobei der zuletzt mäßige sportliche Erfolg natürlich in erster Linie mit dem Fehlen eines Mannes zusammenhing: Heiko Herrlich!
Nachdem er bereits beim Heimspiel gegen die blauen Ratten toremäßig leer ausging, kam es für Heiko knüppeldick. Bekanntermaßen war ja seine verletzungsfreie Vorbereitung der Garant für seine Bombenform. Pustekuchen. So fehlte der einzig wahre Torschützenkönig beim Auswärtsspiel gegen die "SG Lizenzbetrug" offiziell wegen einer Grippe. Nichts ungewöhnliches. Schließlich ist Heiko, wie Kollege BoKa so treffend feststellte, der einzige Mensch, der ungefähr sechzehn Mal im Jahr von einer Angina heimgesucht wird. Wie schwatzgelb.de jedoch aus sicherer Quelle erfuhr, handelte es sich bei Heikos Erkrankung keineswegs um eine harmlose Grippe. Vielmehr soll sich unser Held eine unangenehme Nebenhöhlen-Vereiterung eingefangen haben, die eine stationäre Behandlung in den Städtischen Kliniken erforderte.
Die vorherigen Sorgen um seine kurzen Durchhänger waren Makulatur. Wie würde Heiko, bekannt feinfühlig in bezug auf seine Gesundheit, diese dicke Sache verpacken? Würde es ihm gelingen, im Anschluss den Lauf des Saisonbeginns wieder aufzunehmen? Zunächst wurde er durch Fredi Bobic würdig vertreten. Dieser ließ sich in Frankfurt so gut anschießen, dass ein 1:1 errungen werden konnte. Doch in der Folgezeit gab es über den Dortmunder Sturm nichts mehr zu berichten. Gegen den SC Freiburg musste Libero Heinrich ran, um nach ungefähr 46 vergebenen Torchancen den Dortmunder Sieg perfekt zu machen. In Leverkusen ging die gesamte Mannschaft gar leer aus, nachdem man es nicht schaffte, "am Tag, als die Bombe platzte" die eigentlich angeschlagene Werkself zu besiegen, sondern sang- und klanglos mit 0:2 unterging. Heiko blieben hierbei, nach überstandener Krankheit, Kurzeinsätze, in denen er sich nicht wirksam einbringen konnte. Es wurde wieder einmal klar, dass er kein Joker ist. Um wirklich einen Treffer der gelben Tonne zu garantieren, muss es schon ein Einsatz von Anfang an sein!
Diesen gab es dann im Heimspiel gegen die Pfälzer Bauern, welche, ähnlich wie Leverkusen, einen Trainerwechsel hinter sich hatten. Ihr Aufschwung der letzten Spiele war so deutlich, dass sie mit der ersten Torchance gleich einen Treffer erzielten und in der Folgezeit Beton anrührten. Dortmund rannte dagegen an, erarbeitete sich einige gute Möglichkeiten und kam durch Evanilson zum Ausgleich. Leider hätte der BVB zu diesem Zeitpunkt bereits führen müssen. Dass dem nicht so war, lag in erster Linie an der einmal mehr kläglichen Vergabe hochkarätiger Chancen.
Und, so leid es mir tut, gerade unser Heiko tat sich darin besonders hervor. So gab es im gesamten Spielverlauf nicht weniger als fünf (!) gute Einschussmöglichkeiten für ihn. Dem Fass die Krone setzte er dabei in der 46. Minute auf, als er, obwohl kaum möglich, einen abgeklatschten Ball von FCK-Keeper Koch aus kurzer Distanz über die Latte schoss. Da es sich bekanntlich rächt, wenn man es selbst versäumt, die Buden zu machen, kam es, wie es kommen musste: In der 88. Minute schloss ausgerechnet Marco "ich hau mich als Auswechselspieler auch mal mit Barbarez" Reich einen FCK-Konter zum entscheidenden 2:1 ab. - Der Buhmann für die Mehrheit der Dortmunder Fans war ausgemacht. Nicht etwa Dede, der durch sein katastrophales Abspiel den Konter erst ermöglichte, nicht Wörns, der tatenlos staunend hinter Reich herlief, nein, es war der herrliche Heiko, dem der Missmut galt. Die hämischen Kommentare, die mich erreichten, als ich, vom späten Tor geschockt, mein Trikot mit der Nummer 11 nach Hause trug, waren ein untrüglicher Gradmesser.
Danke, Heiko, wir von schwatzgelb.de wissen das zu schätzen! Wenn du so weitermachst, ist der Titel des Torschützenkönigs nur noch Formsache. Gar keine Frage. Und wer das Gegenteil behauptet, der wird von mir verklagt...