Auch der BVB II ist unter den Opfern eines äußerst brutalen Abstiegskampfes. Unser Spielbericht über einen magischen Moment und eine verdiente Niederlage.
Während in der Bundesliga die drei Mannschaften am Tabellenende geradezu verzweifelt darum betteln, in der kommenden Saison doch bitte eine Klasse tiefer spielen zu dürfen, hat der Existenzkampf in Liga 3 gerade eine ganz andere Dimension erreicht. „Die spielen wie ein Absteiger“ - Analysen gibt es ohnehin seit Wochen ab Platz 15 nicht mehr. An diesem Spieltag erreichte der Aufstand der Kellerkinder aber ein neues Level, denn „die da oben“ wurden allesamt (Dresden 0:1 in Halle, Regensburg 1:3 in Mannheim) wegrasiert.
Und so gab es für den Traditionsverein aus Duisburg beim Blick auf die Tabelle vor dem späten Sonntagsspiel gegen unsere Amateure gar keine Alternative zum Heimsieg, alles andere würde wohl jetzt schon den Abstieg bedeuten.
Angefeuert von 13.000 Zuschauern und beflügelt durch ein ansehnliches Pyro- Intro legte der MSV dann auch sofort offensiv los. Unterstützt allerdings von einer Dortmunder Elf, die nach den guten Leistungen der letzten Partien zunächst nur hinterher lief und überhaupt nicht ins Spiel fand. Das bestrafte der aggressive Gegner dann nach 12 Minuten auch recht schnell, Profi-Leihgabe Morey lässt sich viel zu leicht überlaufen, Semic lenkt den ersten Torschuss noch an den Pfosten, aber ein Duisburger staubt zum 1:0 ab. Fünf Minuten später dann die nächste kalte Dusche und wieder hat Morey seine Füße im Spiel (bzw. eher nicht), der seinem Gegenspieler zu viel Raum lässt, der zum 2:0 einschieben kann.
Was für die Amateure denkbar schlecht begann, wurde auch danach nicht gut. Dem Spiel nach vorne merkte man das Fehlen des verletzten Ole Pohlmann sehr deutlich an. Keine offensiven Ideen, keine Pässe in die Tiefe, Hettwer und Elongo-Yombo hingen in der Luft und die in der ganzen Liga gefürchteten Umschaltmomente der Amas fanden einfach nicht statt. Nach der Pause, mit Routinier Pfanne für den schwachen Morey, wurde Schwarzgelb dann zwar aktiver, aber wirklich ernst wurde es dennoch nicht im MSV- Strafraum. Anders die Konter der Duisburger: erst verhinderte die Latte das 0:3, dann vereitelt BVB- Keeper Lotka per Glanzparade ein „Tor des Monats“, als er den Ball aus dem Winkel kratzt. Umso überraschender dann quasi aus dem nichts der Anschlusstreffer per Kopf durch Innenverteidiger Papadopoulos (75.)
Nach der Freude über den Anschlusstreffer war ich mir plötzlich sicher, dass heute trotz schwacher Leistung für unsere Amateure doch noch was gehen könnte. Für kein Geld der Welt hätte ich in den nächsten Minuten nun MSV- Fan sein wollen. Auch wenn die Borussia offensiv gar nicht viel unternahm, wusste doch das ganze Stadion um das „Fear of Winning-Syndrom“ der Zebras, die schon so oft am Ende die Punkte her geschenkt hatten.
Und dann kam in der 90. Minute tatsächlich einer dieser magische Fußballmomente, die dazu da sind Hoffnungen zu zerstören, Herzen zu brechen oder einen ganzen Verein zum Untergang zu verdammen.
Rodney Elongo-Yombo nagelt den Ball aus 18 Metern an die Latte, die Kugel prallt an den Rücken von MSV- Torwart Müller und ganz Duisburg blickt für einen Augenblick in den absoluten Abgrund der vierten Liga. Auch für den Fußballgott in diesem Moment kein leichter Job, denn er muss im Bruchteil einer Sekunde ganz genau abwägen, wohin er den Ball nun lenken soll. Den Amateuren den Saisonpunkt Nr. 46 gönnen und damit auf der anderen Seite tatsächlich unendliches Leid heraufbeschwören? Er denkt kurz nach, aber da er in der Vorwoche in Unterhaching den Schwarzgelben schon sein Wohlwollen gezeigt hatte, lässt er den Keeper den Ball knapp vor der Torlinie festhalten. Kurz danach war Schluss und der Abstiegskampfskrimi darf in Duisburg fortgesetzt werden. Vier Punkte sind es allerdings noch bis zum rettenden Ufer, wo Arminia Bielefeld noch knapp über dem Strich steht.
Und die Ostwestfalen sind dann auch am kommenden Samstag (14.00 Uhr Rote Erde) der nächste Gegner der BVB- Amateure. Um den Aufstand der Kellerkinder einzudämmen, muss das Team dann aber gleich von Beginn an eine bessere Leistung abrufen als beim MSV.
Aufstellung
Lotka, Morey(46. Pfanne), Aidonis(60. Otuali), Papadopoulos, Semic(78. Tattermusch), Azhil, Roggow, (87. Pudel), Michel, Hettwer, Elongo-Yombo, Eberwein
Tore: 1:0 Esswein (12.), 2:0 Pledl (17.), 2:1 Papadopoulos (75.)
Zuschauer: 13.114
