Zenit besiegen!
„Endlich wieder ein Flutlichtspiel“ möchte man schreiben und sich gleichzeitig auf das Spiel in der CL freuen. Nun, die Vorfreude tendiert eher gegen Null.
Unter normalen
Umständen hätte ich schon vor ein paar Wochen meine Reisen nach
Rom, Brügge und Sankt-Petersburg geplant. In der letzten Woche hätte
ich endlich nach einer schönen Nachtfahrt im Zug von München die
italienische Hauptstadt besucht. Leider ist uns allen ein Virus
dazwischengekommen, die dafür sorgt, dass wir nicht nur die
Auswärtsspiele nicht sehen können, sondern auch die Heimspiele
nicht besuchen dürfen.
Bei den ersten
zwei Spielen in der Bundesliga waren ca. 10.000 Fans im Stadion. Da
die Infektionszahlen erneut stark ansteigen, waren am letzten
Wochenende nur 299 Fußballfans im Westfalenstadion und das war schon
sehr komisch. Wenn man an einem Spieltag von der Möllerbrücke zur
Strobelallee geht, sieht man ganz viele Fans, jede(r) in der Stadt
weiß ganz genau, dass ein Spiel bevorsteht. Dieses Mal war es auf
den Wegen und vor dem Stadion komplett leer, auf der Tribüne musste
man die ganze Zeit mit Maske sitzen und durfte nicht stehen. Für den
Mittwoch sieht es wohl so aus, dass wir, genauso wie im Mai und Juni,
ohne Fans spielen müssen. Man kann natürlich darüber diskutieren,
ob es sinnvoll ist, alle Leute auszuschließen. An den ersten zwei
Heimspieltagen fühlte ich mich im und vor dem Stadion sehr sicher,
weil man nur wenig Kontakt zu den Anderen hatte und die Züge wohl
relativ leer waren, weil viele zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit dem
Auto angereist sind. Andererseits würde es jetzt wohl auch falsche
Signale setzen, wenn man mit 10.000 Fans im Tempel wäre. Man muss
sich noch ein paar Monate etwas zurückhalten, um dann in vier, sechs
oder zehn Monaten wieder dabei sein zu können. Deswegen wäre es
absolut nachvollziehbar, wenn wir am Mittwoch gegen den russischen
Meister vor den leeren Rängen spielen würden.
Eigentlich könnten wir uns über unsere CL-Gruppe nicht beschweren. Mit Brügge und Lazio aus den Töpfen drei und vier hat man sicherlich keine Topteams bekommen und mit dem Los aus Topf eins hatten wir wohl am meisten Glück, weil Zenit unter den sieben möglichen Gegnern wohl am schwächsten ist. Hat es aber wirklich was zu sagen? Unser erstes Spiel in der CL war schon ziemlich schlecht. Wenn wir uns so präsentieren wie in Rom, werden wir kaum ein Spiel in dieser Gruppe gewinnen. Immerhin spielte der BVB im Derby am Samstag schon deutlich besser und so ein Derbysieg könnte die Leitung der Mannschafft in den kommenden Spielen beflügeln.
Am Mittwoch spielen wir gegen den sechsmaligen russischen Meister. Die letzte Begegnung gegen Zenit war im Winter 2014, als wir im Achtelfinale auf die Mannschaft trafen. Damals hatten wir im ersten Spiel in Sankt-Petersburg 4:2 gewonnen und konnten uns leisten, im Rückspiel 1:2 zu verlieren. Damals spielte bei Zenit ein gewisser Axel Witsel, der jetzt evtl. gegen seinen ehemaligen Verein spielen darf. Sankt-Petersburg ist sehr souverän russischer Meister geworden und nach einer zweieinhalbwöchigen Pause ganz gut in die Saison gestartet, aber die letzten Spiele waren eher nicht so erfolgreich.
Man hat die Tabellenführung an Spartak Moskau (wo übrigens Domenico Tedesco der Trainer ist) verloren und das erste Spiel in der CL ebenfalls verloren. In einigen russischen Medien wird die Transferpolitik des Vereins kritisiert, weil man sich kaum verstärkt habe. Nun werden sogar die Gerüchte gestreut, dass der Trainer der Mannschaft, Sergej Semak, entlassen werden soll und dass man sogar schon mit Pochetinno verhandeln würde. Einerseits könnten diese Gerüchte für weitere Unruhen im Verein sorgen (dieses Verhalten erinnert etwas an den Gazprom-Bruder aus Deutschland), andererseits werden die Spieler noch mehr zeigen wollen, dass man mit dem Trainer zufrieden ist und sich noch mehr Mühe geben.
Wie man den heutigen Kader der Mannschaft einschätzen kann, hört man am besten in unserem Podcast mit Artjom.
Wenn unserer BVB eine bessere Leistung als in Rom liefert, konzentriert spielt und keine unnötigen Fehler macht, wird man den ersten Sieg in der CL feiern. Вперёд Дортмунд! (Auf geht es, Dortmund!)